Was ist der Ausgangspunkt geistigen Fortschritts? Über die Frage des geistigen Wachstums schreibt Mrs. Eddy auf Seite 91 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Laßt uns uns von der Annahme frei machen, daß der Mensch von Gott getrennt ist, und laßt uns nur dem göttlichen Prinzip gehorchen, das Leben und Liebe ist. Dies ist der große Ausgangspunkt für jedes wahre, geistige Wachtstum”. Zwei Dinge sind also für den geistigen Fortschritt wesentlich: erstens, die Einheit des Menschen mit Gott, sein Einssein mit dem göttlichen Prinzip, muß erkannt werden; zweitens, wir müssen dem göttlichen Prinzip — dem Leben und der Liebe — gehorsam sein.
Christus Jesus hatte diese Gesichtspunkte immer vor Augen. Seine Worte zeugen für die Tatsache. Er sagte: „Ich und der Vater sind eins” (Joh. 10, 30) und: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn” (Joh. 5,19). Jesus war sich seines Einsseins mit dem Vater vollkommen bewußt, auch war er sich bewußt, daß er als Folge dieses Einsseins Gott, das Leben und die Liebe, widerspiegelte. Und nicht nur das, sondern er war dem Leben und der Liebe auch darin gehorsam, daß er sein Verständnis auf die verschiedenen menschlichen Probleme, die sich ihm darboten, anwandte und sie dadurch löste. Aus den neutestamentlichen Berichten über sein Wirken geht klar hervor, daß der Meister in der Geistigkeit beständig fortschritt bis zu seiner Himmelfahrt, wo er sich vollständig über die Materialität erhob.
Wenn wir verstehen, daß der Mensch mit Gott eins ist, erkennen wir, daß es unsere Pflicht ist, den falschen materiellen Sinn des Selbst, der den Gegensatz unseres wirklichen geistigen Selbst bildet, zu überwinden, und daß nur Gehorsam gegen die Liebe und das Leben uns dazu befähigt. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 242): „Eigenliebe ist undurchsichtiger als ein fester Körper. Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, welches gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist”. Wie glänzend sie das Problem und die Art seiner Lösung darlegt! Wir werden in dem Verhältnis geistig fortschreiten, wie wir den Eigenwillen, die Selbstgerechtigkeit und die Eigenliebe durch unser Verständnis der göttlichen Liebe meistern.
Eine Eigenschaft, die für geistigen Fortschritt unerläßlich ist, die jeden Schritt des Weges nötig ist, ist Demut. Ohne Demut könnten wir nicht einmal einen Anfang machen, könnten wir nicht unser Einssein mit Gott wahrnehmen, könnten wir nicht dem göttlichen Prinzip gehorsam werden. Ohne Demut könnte das Lösungsmittel Liebe die Irrtümer Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe nicht auflösen. Demut ist eine Eigenschaft, die für die Aufrechterhaltung geistigen Fortschritts grundwesentlich ist.
Um unsern Fortschritt geistig zu sichern, müssen wir ferner tun, was der Meister tat: mit dem Vater in Gemeinschaft sein. Im Evangelium des Lukas (K. 6, 12) lesen wir: „Es begab sich aber zu der Zeit, daß er ging auf einen Berg, zu beten; und er blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott”. Wie sehr sich der große Lehrer für die Wahrheit und die Liebe heiligte! Der Christliche Wissenschafter weiß, wie nötig es ist, daß auch er sich übt, mit Gott allein, in innigster geistiger Gemeinschaft mit Ihm zu sein. Jesu Beispiel sollte uns darin ermutigen. Er „blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott”! Wahrlich, wir müssen desgleichen tun, wenn wir uns über die Materialität erheben wollen, die uns in der Gewalt zu halten sucht. Wir müssen unbeirrt bejahend, inbrünstig und beharrlich beten. Und wir müssen uns auch in unsere Lehrbücher — die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit und die anderen Schriften unserer Führerin — vertiefen, um eines beständigen Wachstums unseres Verständnisses Gottes und des geistigen Gesetzes, das das Weltall und den Menschen erhält, sicher zu sein. So werden wir unsern geistigen Fortschritt aufrecht erhalten und dementsprechend Herrschaft über die Materialität und das Böse gewinnen.
Der Christliche Wissenschafter ist verpflichtet, unaufhörlich zu beweisen, wo er geistig steht, ja, es wird von ihm gefordert, beständig höhere Beweise seiner Geistigkeit zu erbringen. „Jeder Tag fordert von uns höhere Beweise, nicht nur Bekenntnisse der christlichen Kraft”, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 233), und sie fährt fort: „Diese Beweise bestehen einzig in der Zerstörung von Sünde, Krankheit und Tod durch die Kraft des Geistes, und zwar in der Weise, wie Jesus sie zerstörte. Sehr bestimmte Beweise der Geistigkeit unseres Verständnisses! Es empfiehlt sich, daß wir diese an uns gerichtete Forderung der Christlichen Wissenschaft ernstlich erwägen. Bekenntnis genügt nicht. Daß wir Mitglieder einer christlich-wissenschaftlichen Kirche sind, genügt an sich nicht. Unser Verständnis der Christlichen Wissenschaft und die in unserer Geistigkeit ausgedrückte Christlichkeit unseres Lebens sollte in unserer Kraft, Krankheit zu heilen, Sünde zu überwinden und die Lüge Tod zu vernichten, bewiesen werden.
Indem wir unsere Geistigkeit in der soeben beschriebenen Weise, d.h. durch die Zerstörung irriger Annahmen jeder Art beweisen, helfen wir zwei Dinge tun — wir führen andere der Christlichen Wissenschaft zu, daß sie durch ihre Lehren gesegnet werden, und wir fördern die christlich-wissenschaftliche Bewegung, durch deren Tätigkeiten die heilende Wahrheit den Menschen gebracht wird. Wir sollten also die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung unseres geistigen Fortschritts sowohl für unsere eigene Erlösung als auch für diejenige der Welt stets vor Augen haben.
