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Recht verstandene Geduld

Aus der August 1939-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 242 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, welches gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist”. In diesem Satz definiert unsere Führerin das wahre Wesen der im Gehorsam gegen die Wahrheit geübten Geduld.

Wer sich mit der Christlichen Wissenschaft befaßt, erkennt bald den großen Wert der Geduld. In diesem Zusammenhang wird sich der wachsame Anhänger vor jeder sich einschleichenden Einflüsterung von Untätigkeit oder Teilnahmlosigkeit hüten. Er wird sich allen Versuchungen widersetzen, auf die Stimme des Irrtums zu hören, die eine solche Unwahrheit darbieten mag wie: „Was man nicht ändern kann, nimmt man geduldig an”. Eine solche irrige Einflüsterung ist für den Fortschritt nachteilig und kann, wenn sie nicht entschlossen vom Denken ferngehalten wird, zu Zweifel und Denkträgheit führen.

Die englischen Wörter für Geduld und Untätigkeit sind von demselben lateinischen Stammwort abgeleitet; tatsächlich sind aber die beiden Wörter in ihrer Bedeutung grundverschieden. Dennoch wird das Wort „Geduld” in seiner allgemeinen Anwendung nicht selten mit „Untätigkeit” verwechselt, was entschieden ein widerstandsloses Erdulden unharmonischer oder ungerechter Zustände bedeutet. Daher ist es klar, daß Untätigkeit in jeder Form keinen Teil an der Ausübung der Christlichen Wissenschaft haben kann.

Ein gelehrter Bibelausleger nennt Geduld „nicht bloß untätige Unterwerfung, sondern eher ausdauernde Tapferkeit, die den Anfechtungen Widerstand leistet, bis sie siegt”. Ein Standardwörterbuch gibt als wahre Bedeutung von Geduld die Definition „beständiger und ruhiger Fleiß im Verfolgen eines Ziels”. Solche Erklärungen stimmen gewiß mit der Lehre der Christlichen Wissenschaft überein.

Die Geduld dessen, der in Übereinstimmung mit der göttlichen Liebe arbeitet, wird nicht, ja kann nicht durch Zweifel oder Sorge gestört werden. Göttlich geleitete Arbeit zeitigt gesicherte Ergebnisse, und beharrliches Festhalten an der geistigen Wahrheit im Verein mit wachsamem Widerstand gegen mögliches Eindringen irriger Gedanken führt zu Beweis.

Unsere willige Zusammenarbeit mit den göttlichen Gesetzen ist unerläßlich. Jeder muß seine Arbeit tun; untätiges Warten führt zu keinem guten Ergebnis. Der Meister lehrte uns, daß wir bitten müssen, wenn wir empfangen wollen, suchen, wenn wir finden wollen, und anklopfen, wenn uns die Tür aufgetan werden soll. Im Evangelium des Johannes lesen wir, daß Jesus erklärte: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen”. Diese Verheißung bedingt, daß einer, der nach dem göttlichen Segen verlangt, sich darum bemüht.

Mrs. Eddy hat in ihren verschiedenen Schriften die allgegenwärtige und uns zur Verfügung stehende Tätigkeit des göttlichen Prinzips oder der göttlichen Liebe erklärt, die der Menschheit keine der Strafen auferlegt, die Ergebung oder geduldiges Ausharren fordern. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß es keinen unharmonischen Zustand gibt, den die Wahrheit nicht heilen kann, und daß es ferner keine für das sterbliche Gemüt erdenkliche Irrtumsform gibt, wofür nicht die richtige und wirksame Behandlung in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit zu finden ist.

Es kann natürlich Zeiten geben, wo der durch das langsame Verschwinden eines Irrtums verwirrte junge Anhänger sich fragt, wieviel Geduld er üben muß, wenn er Heilung sucht. Er wird verstehen lernen, daß die zur Vertreibung des Irrtums erforderliche Zeit durch das Maß seines Verständnisses bestimmt wird. Die Änderung unseres Denkens ist an keinen ausgedehnten Vorgang gebunden. Die göttliche Liebe, verständnisvoll angewandt, gibt uns alle nötige Weisheit und Kraft.

Die Kluft, die die Christliche Wissenschaft von träumerischer Teilnahmlosigkeit trennt, ist in allen Teilen der Schriften unserer Führerin klar ersichtlich. In vielen Stellen des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs sind nachdrückliche Ermahnungen zu finden, angesichts des Irrtums festzustehen und sich den Anschlägen anmaßender Gedankenbeeinflussung zu widersetzen. Folgende Erklärung aus Seite 421 in Wissenschaft und Gesundheit veranschaulicht Mrs. Eddys Ansicht über den Gegenstand: „Bestehe mit Nachdruck aus der großen, alles umfassenden Tatsache, daß Gott, Geist, alles ist, und daß außer Ihm kein anderer ist”. Wie klar unsere verehrte Führerin in diesem Satze ihre unnachgiebige Ablehnung untätigen Annehmens des Irrtums jeder Art enthüllt! In keinem von Mrs. Eddys Werken ist nicht einmal für vorübergehendes Dulden von etwas, was nicht göttlichen Ursprungs ist, oder für ergebenes Ertragen eines irrigen Zustandes eine Entschuldigung zu finden. Nachdrücklich auf etwas bestehen, ist sehr weit entfernt von teilnahm- und hilfloser Unterwerfung unter den Irrtum. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns klar die uns zu Gebote stehende göttliche Kraft und deren rechtmäßige Anwendung zur Abwehr der falschen Ansprüche des Bösen.

Der verlockende Mesmerismus der materiellen Welt ist für den menschlichen Sinn arglistig und stark, und aus diesem Grunde schärfte unser großer Beispielgeber Christus Jesus seinen Nachfolgern die Notwendigkeit beständigen Betens und Wachens ein. Jesu heilende Behandlung der Aussätzigen, der Blinden und der Lahmen bedurfte keiner Probezeit vor der Befreiung von ihren Gebrechen. In jedem Falle, wo der Bittende willig war, führte Jesu Erkenntnis des vollkommenen Menschen augenblicklich zu befriedigenden Ergebnissen. Wunderbare Inspiration geben uns die Berichte über die irdische Mission Christi Jesu, als er unter dem Volk umherging, das oft träge und langsam von Begriff war, und geduldig den Weg für den Beweis der heilenden und erneuernden Kraft der göttlichen Liebe bereitete.

Häufig bedürfen wir der Geduld beim Ausarbeiten unserer eigenen Probleme, und ebenso häufig oder noch häufiger in unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen, denen wir siebenzigmal siebenmal vergeben sollen. Bei aller unserer Heilarbeit ist die von Jesus geübte liebevolle, gütige und erbarmende Geduld unerläßlich. Wie beredt Mrs. Eddy diese große Wahrheit ausdrückt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 367): „Ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, welche lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht”!


Es ist besser, einen guten Gedanken an jemand auszusenden, der ihn nicht verdient, als ihn jemand vorzuenthalten, der ihn notwendig braucht.—

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