Wenn wir zum erstenmal von der Christlichen Wissenschaft hören und in der Tat auch, nachdem wir uns längere Zeit damit befaßt haben, machen wir fast allgemein den Fehler, daß wir uns von dem Verlangen, von unseren scheinbaren Leiden befreit zu werden, so völlig in Anspruch nehmen lassen, daß wir, wenn wir nicht durch unsern Mangel an geistigem Fortschritt aufgerüttelt werden, manchmal vergessen, daß wir uns vorgenommen haben, durch geistige Arbeit Wissenschafter zu werden, d. h. nicht nur wissenschaftliche Denker, sondern auch liebevolle Christliche Wissenschafter. Sind wir immer eingedenk, daß unser Meister Christus Jesus den wahren Christen ein für allemal kennzeichnete, als er sagte: „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt”?
Wie oft hat sich der Anhänger der Christlichen Wissenschaft seinen Weg himmelwärts dadurch unnötig erschwert, daß er weder diese Erklärung unseres Meisters noch die eindringliche Mahnung genügend beachtete, die uns unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 gibt, wo sie schreibt (S. 8): „Hassende oder lieblose Sterbliche sind weder Christen noch Wissenschafter”. Diese eindringlichen Worte unserer Führerin sollten jeden Christlichen Wissenschafter aufrütteln, seine Gedanken sorgfältiger zu prüfen. Nun wird sich kein Christlicher Wissenschafter wohlüberlegt vornehmen, jemand zu hassen, noch wird er vorsätzlich boshaftes Denken hegen; denn er weiß, daß solches Denken zu Unheil führen würde. Ist er aber immer eingedenk, daß liebloses Denken, beständig gehegt und nicht aus dem Bewußtsein entfernt, ohne Zweifel seine eigene Schwierigkeitenernte erzeugt? Wenn wir dies bedächten, wieviel wachsamer würden wir darauf sehen, daß unsere Gedanken immer bestimmt liebevoll sind!
Zweifellos haben wir alle gefunden, daß wir in diesem Punkte hin und wieder fehlen. Wenn der Christliche Wissenschafter aber findet, daß er der Liebe oder einer andern christlichen Eigenschaft ermangelt, sollte er sich nicht so sehr der Selbstverurteilung hingeben—denn über gemachten Fehlern brüten, hilft einem nie. Vielmehr sollte er das gewissenhafte, tätige Verlangen haben, die Wahrheit so klar zu erkennen, daß er nicht erfunden wird als einer, der gemachte Fehler wiederholt oder wieder Wind sät und Sturm erntet.
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