Reichliche Tätigkeit und nützliche Beschäftigung sind die natürlichen Rechte jedes Menschen. Sie sind ihm bestimmt zugesichert nach den Psalmworten: „Der Herr ist mein Erbgut und mein Becherteil; du sicherst mir mein Los”. Ein Wörterbuch definiert „Los” als „den Teil im Leben, der einem ohne sein Planen zukommt”. Die Fülle der göttlichen Liebe ist des Menschen Erbteil.
Durch die Christliche Wissenschaft erfahren wir, daß die sterblichen Annahmen Verhängnis, Zufall und sogenannte Umstände, worüber man keine Gewalt hat, nicht die geringste Macht über den wahren Denker haben, der lebt, was er weiß.
Wie wunderbar frei von Furcht und Ungewißheit junge Leute sein können, die durch die Christliche Wissenschaft befähigt werden zu erkennen, daß man sich nie um das zu sorgen braucht, was die Zukunft bringen wird, sondern nur vertrauensvoll und dankbar wissen muß, daß Gottes Güte und Liebe unbegrenzt sind, deren Kundwerdungen im Verhältnis zu unserer Bereitschaft, uns vom göttlichen Prinzip regieren zu lassen, in Erscheinung treten!
In menschlichen Angelegenheiten scheint es oft, daß die Gelegenheit und die Stellung eines Menschen größtenteils von der Anerkennung und dem Einfluß anderer abhängen. Wissenschaftlich gesprochen hängt seine wahre Stellung jedoch ganz vom Prinzip ab. In der Erkenntnis dieser Tatsache liegt das Geheimnis der Herrschaft nicht nur über die sterblichen Annahmen Ungerechtigkeit, Parteilichkeit und Begrenzung, sondern auch über das Gefühl des Grolls und der Enttäuschung, die solche Annahmen bringen. Je bälder einer seine völlige Abhängigkeit vom Prinzip zu begreifen beginnt, desto besser für ihn. Ungebührliche Besorgnis um das, was andere von einem denken, ist zu vermeiden. Geradeso wie wir es behutsam vermeiden müssen, uns von Furcht vor Tadelsucht berühren zu lassen, müssen wir uns vor Gefallen an persönlichem Lob hüten. Wir können für die Freundlichkeit und die selbstlose Anteilnahme anderer dankbar sein; aber das Verständnis unseres ewigen Einsseins mit Gott ist der einzig wirkliche Stab, auf den wir uns stützen können.
In „Miscellaneous Writings” (S. 154) schreibt Mrs. Eddy: „Gott wartet nur auf des Menschen Würdigkeit, das Mittel und Maß Seiner Gnade zu erhöhen”. Es ist also nicht eine Person oder ein äußerlicher materieller Umstand, sondern die unwürdigen Züge in unserem eigenen Denken sind es, die uns hindern können, die allgegenwärtige Gnade und Fülle der Liebe auszudrücken. Die kleinen Teufel oder Irrtümer, die auszutreiben sind, sind falsche mentale Zustände wie Selbstbedauern, Verzagtheit, Zweifel, Furcht, Neid, Undankbarkeit, Trägheit, Unzuverlässigkeit und Unachtsamkeit. Diese Irrtümer müssen gegen die Erkenntnis ausgetauscht werden, daß unser wahres Selbst Vertrauen, Mut, Freude, Dankbarkeit, Wachsamkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit ausdrückt.
Es kann sein, daß der gewünschte Beweis noch ausbleibt, nachdem man ernstlich gearbeitet hat, sein Denken zu verbessern. In diesem Falle tut man gut daran, sein Denken noch eingehender zu prüfen, um zu entdecken, ob nicht vielleicht persönliches Planen unsere Verwirklichung des Guten begrenzt und dadurch den wissenschaftlichen Beweis verhindert. Im Hinblick auf jeden Plan, der einem teuer ist—mag er noch so recht und wünschenswert scheinen—sollte man das Ergebnis der göttlichen Weisheit überlassen und aufrichtig sagen: „Herr, was willst du, daß ich tun soll?”
Eine junge Christliche Wissenschafterin hatte einen herrlichen Beweis, daß die unendlichen Mittel und Wege der Liebe zu leiten und zu regieren einem immer zu Gebote stehen, wenn persönliches Planen aufgegeben wird. Mehrere Jahre lang war sie fest überzeugt, daß eine besondere Stellung in einem gewissen entfernten Felde für ihr Glück und ihren Erfolg wesentlich sei; daher wartete sie auf die Entfaltung dieser Gelegenheit. So überzeugt war sie, daß dies ihr rechter Platz sei, und daß ihre eigene Gemeinde keine wünschenswerten Gelegenheiten biete, daß sie in ihrem Denken das Gute unbewußt auf einen Platz beschränkte. Ja, sie nahm gegen ihre Umgebung eine gewisse unduldsame Haltung an, und manchmal schlich sich die aufrührerische und ungeduldige Einflüsterung ein, daß sie hier gezwungen sei, wertvolle Zeit zu vergeuden, während sie anderswo etwas leisten könnte, was der Mühe wert wäre, wenn sich nur die Gelegenheit böte! Später erkannte sie jedoch die Notwendigkeit, „über wenigem getreu” zu sein und freudig ihr Möglichstes in der Gegenwart zu tun. Und durch ihr Verständnis und ihre Anwendung der Christlichen Wissenschaft widerstand sie der Versuchung zu Unzufriedenheit und Sehnsucht und drückte Dankbarkeit aus für die Tätigkeit und die Gelegenheit zu dienen, die sie schon hatte.
Eines Tages erwachte sie zur Wahrnehmung der Möglichkeiten, die sich gerade an dem Ort, der ihr bisher so unfruchtbar geschienen hatte, für das Gute boten. Zugleich erkannte sie ihre gottgegebene Fähigkeit, Wachstum und Fortschritt ohne Rücksicht auf materielle Umgebung zu bekunden. Dann wurde es immer klarer, daß der langgehegte Plan nicht einmal der beste war. Obgleich der nächste Schritt nicht sofort sichtbar war, war sie gern bereit, in der Gegenwart zu dienen, und sie war unerschütterlich überzeugt, daß sie recht geführt werden würde. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, daß ihre Umgebung sie einschränkte, und oft während des Tages erklärte sie im stillen: Alles ist in Ordnung im Himmelreich, und dort bin ich jetzt und immerdar!
In auffallend kurzer Zeit fand sie durch eine Anzeige im Christian Science Monitor eine glänzende und vollständig zusagende Geschäftsgelegenheit in ihrer Heimatstadt. Und nebenbei bemerkt erwies sich ihre frühere Tätigkeit als die beste Vorbereitung auf ihre neue Stellung.
In Gottes geistigem Weltall gibt es keine viereckigen Pflöcke in runden Löchern. Wenn wir in einer begrenzten und nicht zusagenden Umgebung zu sein scheinen, sollten wir uns weigern zu glauben, daß ein materieller Umstand oder Ort uns irgendwie von beständigem, erfolgreichem Wachstum und vom Fortschreiten „von einer Herrlichkeit zur andern” trennen kann. In einer gewissen Semesterschlußrede kam folgende Erklärung vor: „Ihr werdet nicht müßig am Markte stehen, wenn ihr an der rechten Idee von Gott, von euch und von euren Mitmenschen festhaltet”.
Junge Wissenschafter, die beständig in Übereinstimmung mit ihrem Verständnis leben, können gewiß beweisen, daß Gehorsam gegen Gott, der in rechtem Denken und Handeln zum Ausdruck kommt, rechte Beschäftigung, Glück und Erfolg bringt.
Wir können nicht zu hoch streben; aber wir müssen das rechte Normalmaß haben. Wir müssen wissen, daß kein Mensch hier und jetzt etwas Höheres für sich finden kann als den Willen Gottes. Und wenn er diesen tut und ihm jede Stunde gerecht wird, wird er erkennen, daß ein Tag auf dem Platze, wohin ihn Gott gestellt hat, einer Lebenszeit in der Stadt seiner Träume gleichkommt.—