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Glauben

Aus der Februar 1940-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ehrfurchtsvoll spricht Mary Baker Eddy in den Anfangsworten des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” vom Glauben. Sie beginnt das erste Kapitel mit den Worten Christi Jesu: „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich, und wirf dich ins Meer, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er saget, so wird’s ihm geschehen, was er saget”. Dann folgt die Darlegung ihrer großen Offenbarung, die sie mit der wunderbar einfachen Verkündigung beginnt: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind—ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe”.

Christlich-wissenschaftliche Behandlung schließt ein reines Vertrauen auf die Gegenwart und die Macht Gottes in sich. Menschlicher Wille und materielle Gesichtspunkte kommen nicht in Betracht. Sie verläßt sich nur auf geistige Kraft. Die Arbeit des Christlichen Wissenschafters besteht darin, daß er sein Denken von den Irrtümern und den Täuschungen befreit, die diesen geistigen Verlaß hindern möchten. Es wird von ihm gefordert, der Allmacht, auf die er sich verläßt, vorbehaltlos zu vertrauen. Und um dies zu tun, muß er auf der Hut sein und alles aufdecken, was seinen Glauben schwächen würde, und alles hegen, was ihn stärkt.

Der Christliche Wissenschafter hat die Offenbarung empfangen, daß Gott der Geist ist, und daß der Mensch, Gottes Gleichnis, geistig ist. Er weiß durch Vernunft und Offenbarung, daß das Leben Gott ist und daher endlos ist, und daß der geistige Mensch als Gottes Bild dieses göttliche und vollkommene Leben jetzt und immerdar ausdrückt. Die Christliche Wissenschaft zeigt ihm, daß die vermeintliche materielle Runde von Geburt, Leben und Tod keine wahre Schöpfung, sondern eine vergängliche Fälschung des Menschen Gottes und Seines Weltalls ist. Und mit diesem Wissen läßt sie ihn sein eigenes Bewußtsein in jenes geistige Verständnis umändern, das nur geistige Tatsachen als wirklich anerkennt und die Annahmen des fleischlichen Traums, daß Leben in der Materie enthalten sei, entsprechend überwindet.

Der Christliche Wissenschafter betet vom Standpunkte der Wirklichkeit aus. Die Grundlage seines Denkens ist die Allheit Gottes und die geistige Vollkommenheit des Gleichnisses Gottes, des wahren Menschen. Er ist bestrebt, die Nichtsheit von allem Materialismus zu beweisen, indem er ihn im Verhältnis zu der zunehmenden Reinheit und Klarheit seines geistigen Verständnisses aus seiner Erfahrung ausschließt. Wenn er hierin Fortschritt macht, ist es sehr natürlich, daß er geistige Tatsachen in größerem Umfange begreift, als er sie bis jetzt bewiesen hat. Aber wer oder was begrenzt den Beweis?

Es kann erwidert werden, daß das ganze mentale Gefüge des Glaubens, daß das Dasein materiell sei, der menschliche Gesamtglaube, daß das Böse Macht sei, in der gegenwärtigen Ausübung den Beweis der Allmacht des Geistes begrenzt. Der Christliche Wissenschafter muß diesem Hindernis in seiner eigenen Erfahrung und für diejenigen, denen er hilft, an dem Punkte seines eigenen Glaubens daran entgegentreten und es vernichten. An keinem andern mentalen Punkte kommt er mit den Anmaßungen des Bösen in tatsächliche Berührung. Das einzige, was er aufheben kann, wovon er sich befreien kann, wovon er sich heilen kann oder womit er sich überhaupt befassen kann, ist sein eigener Glaube an den allgemeinen Glauben, daß das Dasein materiell sei. Und diese persönliche Verantwortung für falsches Glauben oder rechtes Verstehen ist ihm in folgenden Worten im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch (S. 445) erklärt: „Du verdunkelst das göttliche Gesetz des Heilens und machst es nichtig, wenn du das Menschliche und das Göttliche auf ein und derselben Waage wiegst, oder wenn du die Allgegenwart und die Allmacht Gottes in irgendeiner Richtung des Gedankens begrenzt”.

Und so kann sich der Christliche Wissenschafter, selbst während er betet, fragen, wie sehr er wohl gleichzeitig in seinem eigenen falschen Glauben die Kraft der Erhörung seines Gebets in einer gewissen Richtung begrenzt. Er ist oft erstaunt über die Hemmung und die Begrenzung, die er in seinem eigenen Denken findet. Ja, sein Ringen mit den Mächten der Finsternis ist das Ringen mit seinem Glauben, daß es Sünde und Krankheit und allen Materialismus geben könne.

Erwartet der Christliche Wissenschafter, daß die Regierung Gottes reichlich und mächtig für ihn sorgt? Bringt er das Opfer falscher Annahme in seinem täglichen Leben, so daß sie es kann? Erwarten die Ausüber, daß ihre Gebete so geistig lebendig sind, daß augenblickliche Heilung stattfindet? Den Christlichen Wissenschaftern wird viel geholfen; sie leisten anderen große Hilfe. Schwierigkeiten fallen weg, Gesundheit tritt in Erscheinung, das Leben vieler wird geläutert und besseren Wegen angepaßt. Aber das wirksame Gebet, das überzeugend die Berge des Unglaubens versetzt und die Heilungsverheißungen erfüllt, worauf die christliche Welt wartet, kann nur durch die das wahre Gebet kennzeichnende begeisterte Erwartung betreffs der Allmacht kommen. Und was kann zu dieser berichtigenden heilenden Höhe führen? Mehr lebendiger Glaube an Gott!

Akademische Wahrnehmung der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ist nicht Glaube. Eine Kenntnis des Buchstabens, verstandesmäßiges Zugeben der Macht Gottes ist nicht Glaube. Das Auge des Glaubens kommt nur durch geistiges Verlangen, durch geistiges Verständnis. Die körperlichen Sinne, die nur den unsicheren Traum der Materialität sehen, nehmen nichts wahr, was Glauben an den Geist einflößen kann. Das ganze Gewebe der Sterblichkeit ist Zweifel und Unglaube. Die Substanz geistigen Verständnisses dagegen ist erleuchtetes Vertrauen auf die Harmonie und die Fortdauer der göttlichen Kraft. Hieraus folgt unvermeidlich, daß die unzerstörte materielle Annahme des Christlichen Wissenschafters keinen Teil am Glauben hat, sondern daß das geistige Verständnis, das er gewonnen hat, wahrer Glaube ist. Daher hängt die Stärke seines Glaubens davon ab, ob er denkt, daß seine unzerstörte Materialität sein eigenes Denken sei, oder ob er sein Recht auf die reine geistige Gesinnung, die sein wirkliches Selbst ist, behauptet.

Erleuchteter Glaube ist äußerstes Vertrauen auf Gott, vollständig, völlig erwartend. Ein solches Vertrauen übersteigt das, was man den altmodischen Glauben nennen könnte, der aus Mangel an Verständnis nicht weit genug geht. Der Glaube ist auch keine Gefühlsbewegung; denn diese ist menschliches Empfinden, das dem Wechsel unterworfen ist. Die Christliche Wissenschaft entwickelt den wahren Glauben, der auf geistiges Verständnis gegründet ist; den Glauben, der Gewißheit ist; den Glauben, der feststeht; den Glauben, der mit der Wissenschaft des Christentums zusammenwirkt.

Der Glaube stützt sich auf kein zerbrochenes Rohr. Gott, das göttliche Gemüt, erhält alles, was in Seiner Allheit inbegriffen ist, in Sicherheit. Die göttliche Ordnung hält den Menschen in ihrer grenzenlosen Unendlichkeit. Das göttliche Gemüt ist die Allgegenwart, die den Menschen umgibt, die Allmacht, die ihn behütet, die nie versagende Liebe, die ihn ewig erhält. Gott wirkt als Gesetz, Macht, Gegenwart, die alles wirkliche Sein in der unendlichen Ordnung erhalten. Und das wirkliche Sein—der geistige Mensch und das geistige Weltall—besteht wiederum zugleich mit Gott und hängt von dem Gesetz, der Macht und der Gegenwart ab, die die Sicherheit alles Daseins bilden. In dem Maße, wie das Sterbliche dem Göttlichen weicht, wird diese große Wahrheit jeden Tag kund.

Da der Anhänger der Christlichen Wissenschaft bestrebt ist, das göttliche Gemüt widerzuspiegeln, kann ohne Unehrerbietigkeit gesagt werden, daß er in seinem wahren Bewußtsein den Glauben widerspiegeln kann, den das göttliche Gemüt in sich selber hat. Selbstverständlich hat das göttliche Gemüt Vertrauen zu seiner eigenen unendlichen Güte, zu seiner eigenen Macht zu herrschen. Wenn der Christliche Wissenschafter daher das göttliche Gemüt sein Denken bilden und regieren läßt, spiegelt er göttliches Vertrauen wider. Kein Sterblicher bringt seinen Glauben selber hervor; die Sterblichkeit kann ihn nicht geben. Der Glaube hat seinen Ursprung in Gott selber. Der Glaube geht wie alles Gute aus der göttlichen Quelle hervor; und wer sich an die Widerspiegelung des göttlichen Gemüts hält, hält sich an die Beständigkeit eines widergespiegelten Glaubens, der ihm nicht versagt. Er vereinigt sein Denken mit der Intelligenz, der Weisheit und der Güte, die Gottes Eigenschaften sind, und die sich selber verständnisvoll vertrauen, weil sie göttlichen Ursprungs sind.

Der Glaube hat seine Feinde, der Annahme nach. Alle Materialität ist ein Feind des Glaubens, da ihre Einflüsterungen ihn zu schwächen pflegen. Der Glaube stellt sich nicht zufällig ein; er wird erstrebt, gepflegt, geübt, verteidigt. Man muß um seine Fortdauer ringen. Aber es ist nicht ein Ringen, daß ein Sterblicher Glauben hervorbringe, sondern daß die Sterblichkeit zurücktrete vor dem Licht der eintretenden Wahrheit, die ihre eigene Vertrauenswürdigkeit kennt. Wer geistig erleuchtet wird, lernt durch Widerspiegelung des göttlichen Gemüts demütig Glauben aufbieten und dadurch den Feind handhaben, ehe dieser ihn handhaben kann.

Die Jünger Christi Jesu sahen gewiß, daß ihnen Stärkung gegen die Zweifel not tat, die als ihr eigenes Denken erscheinen wollten, als sie „zu dem Herrn sprachen: Stärke uns den Glauben!” Von Thomas und Petrus ist berichtet, daß sie wankten. Vielleicht wurden alle Jünger zuweilen so bestürmt. Wie wir lesen, sagte Jesus zu Petrus, daß der Satanas seiner begehre und ihn sichten möchte wie den Weizen; aber daß er, Jesus, für ihn beten werde, daß sein Glaube nicht aufhöre. Der Christliche Wissenschafter mag zuweilen das Gefühl haben, als ob der Satan ihn so sichte. In einer solchen Stunde muß er sich an seinen Glauben an Gott klammern, darum beten, ihn vertiefen, darauf horchen, ihn vermehren, sich darauf verlassen. Mit solch tapferen Mitteln wird die Stimme des Bösen zum Schweigen gebracht. Und wenn er in seinem widergespiegelten Glauben andächtig feststeht, erfährt er viel von der lieblichen biblischen Verheißung: „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein”.

Der Christliche Wissenschafter, der sein Denken von den Feinden des Glaubens zu befreien sucht, tritt sowohl den grundlegenden als auch den persönlichen Befürchtungen, die alle Sterblichen bedrängen, mit Scharfblick und Mut entgegen. Die materielle sogenannte Mentalität ist selber Furcht. Sie hat keinen Erlöser in sich selber. Ihre eigene Art mit Hoffnungen und Besitztümern, die bestenfalls vorübergehend sind, setzt den Sterblichen suggestiven Unruhen aus. Solche Befürchtungen sind nicht besonders ihm eigen; sie sind die mentale Gewohnheit des Menschengeschlechts. Tritt man ihnen unumwunden mit der Tätigkeit geistigen Verständnisses entgegen, so dienen sie nur als Gelegenheit, den Glauben zu beleben. Das göttliche Gemüt fürchtet sich nicht. Aufgeweckter Glaube fürchtet sich nicht. Ist einer gesinnt, „wie Jesus Christus auch war”, so nimmt das Verständnis, das dem Willen des Vaters vertraut, von seinem Bewußtsein Besitz, und die sterblichen Befürchtungen schwinden dahin. Sie können in einem vom Glauben erleuchteten Leben nicht bestehen.

Furcht ist nicht Gemüt. Das göttliche Gemüt, Gott, das wahre Gemüt des Menschen, fürchtet sich nicht vor sich, ist nicht besorgt um sich noch um Gottes Menschen. In der Unendlichkeit des göttlichen Gemüts gibt es nichts zu fürchten, nichts, wovor man sich fürchten könnte. Der Christliche Wissenschafter kann sein Denken erziehen, indem er sich weigert, furchtsam zu denken. Täglich und stündlich kann er bei der geringsten Einflüsterung von Unruhe oder Besorgnis erklären, daß er sich nicht fürchtet. Er kann wissen, warum er sich nicht fürchtet, und er kann sich dessen emsig bewußt bleiben. Er kann sein Denken ändern, sei es in „einem Augenblick” oder durch treue Arbeit in der Wahrheit, bis eingebildete persönliche Befürchtungen oder elementare allgemeine Befürchtungen abnehmen und verschwinden. Und wenn er das göttliche Gemüt immer mehr widerspiegelt, wird er die Wahrheit der Worte in dem Gedicht unserer Führerin „Befriedigt” (Gedichte, S. 79) lieben und beweisen:

„Falsche Unruhen sind Feinde—die Wahrheit zerstört sie,
Wenn verstanden”.

Wenn man seinen Glauben an Gott verteidigt, ist es auch wichtig, mit der in der Welt verbreiteten Anmaßung gelehrter Gottesleugnung zu rechnen. Zweifel, der aus unserem eigenen Denken hervorzugehen oder dieses zu verfinstern scheinen konnte, kann leicht eine mentale Rückströmung von der absichtlich gepflegten Gottesleugnung unserer Zeit sein. In gewissem Maße scheint die Weltlage der geistigen Offenbarung sich widersetzender planmäßiger Materialismus oder Atheismus zu sein. Bei diesen allgemeinen Gesamtberichtigungen kann der Christliche Wissenschafter unerschütterlich feststehen. Geradeso wie nichts ihn veranlassen kann, am Einmaleins zu zweifeln, so steht die Zuverlässigkeit seines Gottes für ihn fest. Gottes geistige Regeln versagen ihm nicht, noch kann ihm der Widerstand der Welt den Blick für sie trüben oder ihn hindern, sie zu befolgen. Die geistige Wahrnehmung ist geweckt worden, und sein natürliches Denken ist daher nun von angeborenem Vertrauen erfüllt.

Der Erlöser kam nie zu jemand durch Zweifel. Das Christusbewußtsein kommt immer auf dem Wege des Vertrauens, der Erwartung des Guten. Auf diesem Wege sieht der Glaube immerwiederkehrende Sonnenaufgänge der Verheißung, neue Ausblicke auf Erfüllung. Die göttliche Liebe erleuchtet das demütige Herz mit Versicherungen ihrer eigenen Güte, ihrer eigenen Macht, ihres eigenen Schutzes. So wird einem das Vertrauen zur Gewohnheit.

Wer seinen Glauben mit dem durch die Christliche Wissenschaft verliehenen geistigen Verständnis stärkt, bittet Gott nicht mehr, daß Er ihn segne, sondern ist bestrebt, das zu sein und zu leben, was Gott segnet. Durch solche Vergeistigung des Denkens wird er in zunehmendem Maße vom Glauben erleuchtet, vom Glauben durchdrungen, wird sein Leben ein Zeugnis für das göttliche Vertrauen auf die göttliche Macht.

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