„Singet weiter: ‚Christ ist erstanden!‘ Trübsinn, störe
Nicht mehr den Frieden der lieblichen Einsamkeit der Seele!
Tiefe Verlassenheit, tränenvolle Töne weit entfernter Freude,
Verschwindet! Fröhliche Ostern erglühn in Dankbarkeit”.
So schildert Mary Baker Eddy in ihrem Gedicht „Ostermorgen” (Gedichte, S. 31) die mentale Haltung, die der Christliche Wissenschafter Ostern gegenüber einnimmt.
Der Gedanke an Ostern sollte einem immer einen Sinn der Dankbarkeit und der Freude bringen, der dadurch inspiriert wird, daß man wieder ehrfurchtsvoll über das Leben und das Werk des großen Wegweisers Christus Jesus und besonders über seinen Sieg über den Tod in seiner Auferstehung und über alle Materialität in seiner Himmelfahrt nachdenkt. Er sollte Dankbarkeit für Jesu wunderbare Beweise über das Böse durch sein Verständnis des Einsseins des Menschen mit Gott dem Vater entzünden. Er sollte Dankbarkeit dafür entzünden, daß Jesus bewies, daß das Leben unzerstörbar, unsterblich ist, damit sich die Menschen nicht mehr vor dem Tode fürchten. Die Himmelfahrt Jesu war der Höhepunkt einer herrlichen Laufbahn.
Die Evangelien berichten sehr wenig von Jesus aus der Zeit vor seinem dreijährigen Wirken; aber über diese kurze Zeit haben wir einen wunderbaren Bericht geistigen Vollbringens. Die Aufgabe, die sich der Meister im Gehorsam gegen das göttliche Gebot stellte, war sehr groß—nichts Geringeres als die Erlösung der Welt. Die Menschen mußten die Abscheulichkeit der Sünde und die Notwendigkeit der Buße gelehrt werden. Sie mußten die Macht der Reinheit und die Schönheit der Heiligkeit—der Selbstlosigkeit, der Selbstaufopferung und der Liebe—verstehen lernen. Sie mußten über ewige Dinge—über die Art Gottes als des Vaters des Menschen, über des Menschen Einssein mit Gott, über Gottes Sorge für Seine Schöpfung und über die Menschenbrüderschaft—unterwiesen werden. Was für ein reiches Vermächtnis an Erkenntnis grundlegender geistiger Wahrheit der Meister der Menschheit zu ihrer Erlösung hinterließ!
Jesus lehrte die Menschen Gottes zärtliches Verhältnis zu ihnen und was ihr Verhältnis zueinander sein sollte, indem er das, was er lehrte, beständig durch Gleichnisse und Wunder veranschaulichte. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn wird uns z.B. die unveränderliche Liebe Gottes und die Erlösung durch Seine Liebe gezeigt. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist geschildert, wie die Menschen einander und insbesondere den Notleidenden ihre Liebe auf praktische Art erzeigen sollten. Bei den Heilungen von Krankheit, die Jesus vollbrachte, bewies er die Macht des Verständnisses geistiger Wahrheit über die falschen Annahmen, die die Menschheit täuschen. Indem er für andere die Sünde überwand, bewies er die Unwirklichkeit des Bösen.
Während seiner ganzen Laufbahn veranschaulichte Jesus, was er lehrte. Er bewies den Weg des Lebens, indem er den Sterblichen zeigte, wie sie durch das Verständnis der geistigen Wahrheit tun könnten, was er tat: Krankheit heilen, Sünde überwinden und den Tod besiegen. Mrs. Eddy schreibt von ihm (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 25): „Jesus lehrte den Weg des Lebens durch Demonstration, damit wir verstehen können, wie dieses göttliche Prinzip die Kranken heilt, den Irrtum austreibt und über den Tod triumphiert”. Und es ist besonders klar, daß er bei allem, was er tat, von tiefer Liebe zur Menschheit getrieben war. Ja, es ist gewiß, daß er ohne diese Liebe hätte nicht vollbringen können, was er vollbrachte; denn sie stützte ihn in allen seinen Anfechtungen, selbst in den Stunden, als menschlicher Haß am bittersten war, und gab ihm die Kraft, durch sein liebreiches Denken sogar diejenigen zu segnen, die ihn verfolgten.
Die Christliche Wissenschaft wirst ein Helles Licht auf das ganze Lebenswerk Christi Jesu. Sie zeigt, daß alle seine Heilungen wissenschaftlich waren, weil sie auf das Verständnis der Wirklichkeit—auf Gott und Seine Schöpfung—gegründet waren. Er wußte, daß Gott das unendlich Gute ist, und daß das Böse unwirklich ist. Er wußte, daß Gott der Geist—der unendliche Geist—ist, und daß die Materie unwirklich ist. Grundlegende Wahrheiten wie diese waren es, die seine Heilungen stützten und wissenschaftlich machten. Und diese Wahrheiten sind es, die die Christliche Wissenschaft heute lehrt und dadurch die Menschen befähigt, in dem Maße ihres Verständnisses zu tun, was Jesus tat. Jede von dem Meister vollbrachte Heilung von Krankheit bewies die Unwirklichkeit der Materie und des materiellen Gesetzes und die Unwahrheit des materiellen Sinnes. Jede sündhafte Annahme, die er zerstörte, bewies die Unwirklichkeit des Bösen. Und jede Heilung von Krankheit oder Sünde, die die Christlichen Wissenschafter heute vollbringen, tut genau dasselbe—beweist die Unwirklichkeit der Materie und des Bösen.
Die Lehren Jesu und seine Beweise der Macht der Wahrheit über den Irrtum wurden von den Kirchen- und Staatsbehörden seiner Zeit falsch verstanden, und nach einem kurzen Verhör, das ein Hohn auf die Gerechtigkeit war, wurde er zwischen zwei Übeltätern gekreuzigt. Seine Feinde glaubten ihn zu töten, gaben ihm aber statt dessen die Gelegenheit, die Unzerstörbarkeit des Lebens zu beweisen; denn am dritten Tage nach seinem Begräbnis stand er durch sein Verständnis der Liebe als Sieger über den Haß aus dem Grabe auf. Im 10. Kapitel der Apostelgeschichte (K. 10, 38. 40), lesen wir, daß Petrus vor Kornelius sagte: „Gott hat diesen Jesus von Nazareth gesalbt mit dem heiligen Geist und Kraft; der umhergezogen ist und hat wohlgetan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm. ... Den hat Gott auferweckt am dritten Tage und ihn lassen offenbar werden”. Was für eine treffende Zusammenfassung dessen, was der Meister tat, und der Quelle der Kraft, die ihn inspirierte und auferweckte!
Christus Jesus siegte über die Todesannahme durch sein Verständnis ihrer Unwirklichkeit und bewies so die Unsterblichkeit des Menschen. Wie dieser Beweis der Macht der Wahrheit und der Liebe seinen Jüngern half! Nach der Kreuzigung und vor seiner Auferstehung waren sie in tiefster Verzweiflung gewesen; aber von dem Augenblick an, wo sie überzeugt waren, daß er aus dem Grabe auferstanden war, wurden sie als neue Menschen mutig bereit, in die Welt hinauszuziehen und das Evangelium, das er sie gelehrt hatte, zu predigen und das Heilungswerk fortzuführen, wie er ihnen geboten hatte. Das Kreuz wurde später ihr Sinnbild; denn es hatte ihm Gelegenheit geboten, die Unwirklichkeit des Todes und die Unzerstörbarkeit des Lebens zu beweisen. „Seine [Jesu] Anferstehung war auch ihre Auferstehung. Sie half ihnen, sich und andere aus geistiger Stumpfheit und aus dem blinden Glauben an Gott zu der Erkenntnis unendlicher Möglichkeiten zu erwecken” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 34).
Die Christlichen Wissenschafter sind unaussprechlich dankbar für das ganze Leben des geliebten Wegweisers, aber besonders für seinen schließlichen Sieg über den Tod und für seine Himmelfahrt. Sie sind auch dankbar, tief dankbar, daß ihnen die Christliche Wissenschaft sein Leben verständlich gemacht hat, indem sie zeigt, daß es vom Verständnis geistiger Wahrheit und vom Gehorsam gegen das geistige Gesetz regiert gewesen ist. Und ihr Herz ist voller Dankbarkeit, freudiger Dankbarkeit gegen die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, die Christi Jesu Lehren so vollkommen erläutert und seine Heilungswerke erklärt hat, so daß alle, die das ihnen zugrunde liegende göttliche Prinzip verstehen, ihm in dem Maße ihres Verständnisses folgen können.
