Für alle, die die Sache der Christlichen Wissenschaft fördern wollen, hat das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy die aufrüttelnde Erklärung (S. 570): „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen und fürchte niemals die Folgen”. Ferner lesen wir: „Diejenigen, welche reif sind für den Segen, den du mitteilst, werden Dank sagen”.
Wie man „einen Becher kalten Wassers in Christi Namen” geben kann, ist in der Geschichte von Jesu Heilung der Tochter des kanaanäischen Weibes im Evangelium des Matthäus lebendig beschrieben. Dieses Weib war eine Griechin. Der Ort der Handlung ist die Küstengegend von Tyrus und Sidon. Die handelnden Personen sind: der größte Charakter der Welt, Christus Jesus, mit Segnungen für alle; ein kanaanäisches Weib, eine nach dem Segen verlangende Heidin; die Jünger, die den Meister drängten, das Weib wegzuschicken; und die nicht anwesende junge Leidende, eine sogenannte unheilbar Besessene, die dringend eines Segens bedurfte.
Beim Hochgehen des Vorhangs schreit dieses kanaanäische Weib dem christlichen Ausüber von Judäa nach: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt”.
Was antwortete der Meister auf diese Mitleid erregende Bitte um einen Segen? Er war gekommen, andere zu segnen. Bot sich ihm hier nicht Gelegenheit? Wie ist dann die Erzählung im Evangelium: „Er antwortete ihr kein Wort” zu erklären? Schwieg der Meister, weil er ihren Glauben prüfen wollte, da er noch keinen Beweis ihrer Bereitschaft für seine Verleihung der heilenden Wahrheit hatte? Seine Botschaft war von dem Geist, von Gott. Was er darzubieten hatte, war die „köstliche Perle”. Sein Reich war das geistige Bewußtsein. War das Weib bereit, sich vom Materialismus abzuwenden? War sie für die köstliche Perle bereit? Mußte er nicht einen Beweis ihrer Empfangsbereitschaft haben?
Als der Sohn Davids, wie sie ihn nannte, als ein körperlicher Sterblicher, konnte er Gottes geistigen Segen gewiß nicht bringen. Daher „antwortete er ihr kein Wort”. Bedeutete sein Schweigen, daß er sie abwies? Seine Jünger legten es so aus und baten ihn: „Laß sie doch von dir”. Jesus mag überlegt haben, ob sie zu denen gehörte, die für den Segen bereit waren. Er wollte ihre Bitte um Hilfe weder annehmen noch zurückweisen, ehe er sie geprüft hatte. Er konnte das Geschenk der Wahrheit nicht verleihen, solange sie einen Segen von der Persönlichkeit erwartete. Er bekräftigte die Oberhoheit seiner Offenbarung: „Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel”. Sie bestand die Prüfung. Es verletzte sie nicht; denn sie fiel vor ihm nieder und sprach: „Herr, hilf mir!”
Aber er mußte wissen, daß sie um mehr als nur Brote und Fische bat. Daher prüfte er das Weib noch einmal, indem er, nach den Worten eines neuzeitlichen Übersetzers, sagte: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen”. Hierzu könnte ein Feind der Wahrheit sagen: „Wie grausam! Er ist in ihr Land gekommen, zu heilen; aber wenn eine betrübte Mutter um Hilfe bittet, verspottet und erniedrigt er sie, indem er sie mit einem Hund vergleicht”.
Aber die Wahrheit hatte ihr vorgeschwebt, und sie bestand die Prüfung, als sie sagte: „Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen”. Zu dieser Antwort bemerkte Dr. Joseph Parker, ein früherer beredter Pastor am City Temple in London: „Konnte eine Antwort je klüger, inbrünstiger und hoffnungsvoller sein? ... Nie kann eine erhabenere Antwort aus menschlichem Munde”.
Ihre Worte bewiesen, daß sie für den Segen tatsächlich bereit war. Sie zeugten von Demut — der offenen Tür für geistiges Wachstum, dem wesentlichen Erfordernis für Heilung in der Wahrheit. Ihre Worte zeigten ihre Selbstverleugnung, ihre Willigkeit, sich alles heißen zu lassen, wenn sie nur mit dem Meister ein Brosam von diesem Brot des Lebens teilen konnte. Sanftmut war ihr Paß zum himmlischen Reich. Ihr Denken ließ wahrlich Bereitschaft für einen geistigen Segen erkennen. Welch unbeschreibliche Freude aus Jesu Antwort spricht: „O Weib, dein Glaube ist groß! dir geschehe, wie du willst”!
„Wie du willst”! Welch zärtliches Mitgefühl! Welch grenzenlose Liebe! Was für ein heilendes Erbarmen in diesen wenigen Worten liegt! Einen herrlichen Höhepunkt erreicht der Schlußakt dieses Dramas in den einfachen Worten im Evangelium des Matthäus: „Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde”. Eine Tochter gesund gemacht, Geistesstörung geheilt, eine Besessene wiederhergestellt, eine sogenannte unheilvolle Krankheit als heilbar bewiesen, eine Heidin ins Haus Israel aufgenommen, das Christentum als universal bewiesen! Die Religion des Nazareners, die Sektengrenzen überwältigend, breitet sich aus, die Welt für Christus zu erobern.
Welch wichtige Lehren dieses Drama für den Jünger von heute enthält! Christliche Wissenschafter, die das Verlangen haben, Segnungsbedürftigen ihre herrliche Botschaft zu geben; glückliche Freunde, die so sehr danach verlangen, ihren Schatz mit lieben Gefährten zu teilen; Ausüber, die beruflich neue Hilfesuchende willkommen heißen; Kirchen, die im Begriffe sind, Bewerber um Mitgliedschaft aufzunehmen, machen oft ähnliche Erfahrungen.
In jedem Falle darf die Prüfung, die Jesus dem fremden Weibe auferlegte, nicht vergessen werden. Ist der eifrige Sucher für den großen Segen der Wahrheit bereit? Die Antwort ist wichtig, nicht nur für den Bewerber, sondern noch wichtiger für den Freund, den Ausüber, den Lehrer und unsere Sache.
Die Erfahrung zeigt, daß der Bewerber nur durch Herzensdemut und durch Willigkeit, sich über das materielle Selbst zu erheben, tauglich wird, die Christliche Wissenschaft zu empfangen. Weise Ausüber, Lehrer und Kirchen wissen, daß ein Leben, das dem Geben, nicht dem Nehmen, gewidmet ist, den Segen der Wahrheit empfängt. Wird einer, dessen Hauptverlangen ist zu nehmen, als Kirchenmitglied aufgenommen, so kann es vorkommen, daß er in Zeiten der Prüfung und der Anfechtung nicht feststeht. Wer an wahnsinnigem Ehrgeiz leidet und das Selbst an erste Stelle setzt, mag die Erfahrung häufiger Enttäuschungen und die Niederlagen bei Amtswahlen nicht mit Gleichmut hinnehmen. Wer die Sache am meisten und das Selbst am wenigsten liebt, gewinnt den Segen der Wahrheit.
Wahre Würdigung des Wertes der Christlichen Wissenschaft ist eine gute Vorbereitung für den Segen der Wahrheit. Bloße Mitgliedschaft in einer Kirche bedeutet nicht Freisein von den Problemen des Lebens. Je höher man sich in der Geistigkeit erhebt, desto größer ist das Vorrecht, die listigeren Irrtümer des Materialismus zu meistern und zu überwinden. Der wahre Christliche Wissenschafter betet nicht, daß ihm Probleme erspart bleiben mögen, sondern er betet, daß er in jedem Kampf in seinem Leben Sieger sein möge. Mrs. Eddy sagte oft zu ihrem Haushalt betreffs der Probleme, die sie gehandhabt und überwunden hatte: „Ich habe immer gewußt, daß der Sieg jetzt ebenso gewiß ist, wie er es in einem Jahrhundert sein wird”. Der Christliche Wissenschafter weiß, daß sich nur die in der Bibel und in der Christlichen Wissenschaft geoffenbarte Wahrheit lohnt, und er läßt sich durch nichts den Blick auf das Ziel schließlicher Vollkommenheit abwenden.
Jede Laxheit an Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift beraubt einen in entsprechendem Maße der Segnungen der Wahrheit. „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, kann nicht von der Bibel getrennt werden. In der Christlichen Wissenschaft ist Ungehorsam gegen die Zehn Gebote und gegen die Bergpredigt regelwidrig — sogar Treubruch. Mrs. Eddy schreibt, daß die Bibel ihr einziges Lehrbuch gewesen sei. Vernachlässigung der Bibel ist Untreue gegen ihre Offenbarung der Wahrheit. Eine standhafte Liebe zur Bibel kündigt unendliche Liebe zur Christlichen Wissenschaft an.
Die Erkenntnis, daß die Christliche Wissenschaft eine Offenbarung von Gott ist, befähigt einen, ihre Segnungen zu empfangen. Menschliche Meinung, sterblicher Glaube, Doktrin und Dogma verfinstern den Blick so, daß die Wahrheit nicht mehr als das Brot des Lebens verstanden wird. Da die Christliche Wissenschaft eine göttliche Verleihung ist, ist sie eine vollständige Offenbarung, die für die Erlösung der Welt genügt. Es ist keine weitere Offenbarung erforderlich. Gehorsam gegen die Lehre der Heiligen Schrift und des Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit wird jedes menschliche Problem lösen und das Himmelreich auf Erden aufrichten. Wer einen andern Welterlösungsplan verlangt, hat sich für unreif für die Segnungen der Wahrheit erklärt. Wer nicht den wahren Begriff von der Christlichen Wissenschaft hat, ist für Kirchenmitgliedschaft nicht reif.
Wer weiß, daß die Christliche Wissenschaft unserer Zeit durch die von Gott berufene Offenbarerin Mary Baker Eddy zuteil geworden ist, macht in der Wahrheit schnell Fortschritt. Er erkennt, daß „Christus Jesus und die Christliche Wissenschaft Seine beiden Zeugen” sind (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 347). Ein solcher Wissenschafter gewinnt Erleuchtung durch Vertiefen in die Lektionspredigten im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, das Bibelstellen und entsprechende Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit enthält. Wer die Offenbarerin versteht, liebt und verehrt, hat sich für Klassenunterricht und Kirchenmitgliedschaft vorbereitet. Unbeirrte Liebe zur Offenbarerin der Christlichen Wissenschaft öffnet die Tür für die Segnungen der Wahrheit.
Wer die Christliche Wissenschaft sucht, muß unbedingt verstehen, daß sie das Evangelium der Liebe ist, und muß auch unbedingt wissen, daß diese Religion nicht ohne Gesetz und Ordnung ist. Die Christliche Wissenschaft ist maßgebend. Sie ist das Gesetz Gottes und fordert Gehorsam so nachdrücklich wie die Gesetze Mose’s.
Die Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung ist Mary Baker Eddy. Das Handbuch Der Mutterkirche ist mit Vollmacht ausgestattet. Wer sich der christlich-wissenschaftlichen Bewegung anschließen will, sollte begreifen, daß jedes Mitglied das Handbuch unbedingt klar verstehen und vollständig befolgen muß. Dieses Befolgen der Satzungen bedeutet, daß jedes Mitglied täglich nicht bloß für sich, sondern für die ganze Menschheit beten soll; daß jeder seinen Nächsten wie sich selber liebe; daß nur die Bibel und die Schriften von Mrs. Eddy seine Lehrbücher beim Selbstunterricht in der Christlichen Wissenschaft sein sollen; daß jeder, dem es möglich ist, die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften beziehen soll; daß er in allem mäßig sei; daß er sich an die Glaubenssätze halte und besonders an das im letzten dieser Sätze enthaltene Gelöbnis, „anderen zu tun, was wir wollen, daß sie uns tun sollen, und barmherzig, gerecht und rein zu sein” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 497).
Als Jesus die bittende Mutter prüfte, zeigte es sich, daß sie hingebungsvoll und eifrig war. Sich der Wahrheit widmen, sich der von Mrs. Eddy gegründeten Kirche weihen, sich guter Werke befleißigen sind Tugenden, die der Segnungen würdig sind. Diese von den Mitgliedern bekundeten Eigenschaften bilden eine heilende Kirche, einen reichen Segen in der Gemeinde und eine auf geistiger Grundlage beruhende Einrichtung für Welterlösung.
Eine christlich-wissenschaftliche Kirche mit bewährten Anhängern, die größere Freude am Geben als am Nehmen finden; die ihre Dankbarkeit für Segnungen darin zeigen, daß sie sich der Lehre ihrer verehrten Führerin widmen, daß sie sich ihrer heiligen Sache weihen, daß sie ihre Vorschriften und Satzungen befolgen — eine solche Kirche mit Mitgliedern, die anwenden, was sie Predigen, wird „schlichten Suchern nach der Wahrheit”, wie unsere Führerin ermahnt, „einen Becher kalten Wassers in Christi Namen geben und nie die Folgen fürchten”. In ihren Gebeten um Wachstum im Verständnis, in ihrem Verlangen nach besserem und schnellerem Heilen, in ihrem ernsten Wunsche, daß die Zahl der Mitglieder wachse, werden sie die Stimme der Wahrheit sagen hören: „Dein Glaube ist groß! dir geschehe, wie du willst”.