Der Ausüber wird oft gefragt: „Was ist eine christlich-wissenschaftliche Behandlung?” Als Antwort auf diese Frage kann keine höhere Quelle angeführt werden als die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy. Das Forschen in diesen beiden Büchern enthüllt das Verfahren einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung, wodurch man ein gewisses Maß geistigen Verständnisses Gottes, des Menschen und der Beziehung des Menschen zu Gott erlangt.
Die Bibel enthält das geoffenbarte Wort Gottes. Die in ihr berichteten Heilungen einschließlich der Lehren und Heilungen Christi Jesu werden durch die Christliche Wissenschaft erklärt und erläutert. Die in Wissenschaft und Gesundheit enthaltenen geistigen Wahrheiten sind grundlegend und können von jedem aufrichtigen Schüler der Christlichen Wissenschaft bewiesen werden.
Wenn wir Jesu Heilungswerke betrachten, sehen wir, daß sie durch Gebet vollbracht wurden, welches das Denken so veränderte, daß materielle Annahmen durch die Wahrheit des wirklichen, geistigen Seins des Menschen verdrängt wurden. Es war jedoch kein inständiges Flehen zu Gott, zu heilen oder zu vergeben, sondern die klare, ruhige, überzeugende Verwirklichung der Gegenwart und Kraft Gottes. Dies heilte jede Erscheinungsform der Disharmonie.
Bei der Heilung des Weibes, das „krumm war und nicht wohl aufsehen konnte”, kam Zeit nicht in Betracht, wie ihre augenblickliche Wiederherstellung bewies. Wie ein Schüler, der eine Rechenaufgabe löst, einen Fehler augenblicklich erkennen und verbessern kann, so kann das Licht der Wahrheit in gleicher Weise die Schatten falschen Glaubens augenblicklich vertreiben. Als der Königische, der Jesus um die Heilung seines Sohnes bat, nach Hause kam, fand er, wie wir lesen, daß sein Sohn „um die siebente Stunde” geheilt worden war —„um die Stunde, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt”. Aus dieser Heilung ersehen wir, daß Entfernung keine Schranke für Gottes Wort ist. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 179): „Die Wissenschaft kann die von ihren Heilern abwesenden Kranken ebensogut heilen wie die anwesenden; denn Entfernung ist kein Hindernis für das Gemüt”.
Die Bibel lehrt, daß Gott die Liebe, der Geist, das Gemüt ist. Sie lehrt auch, daß Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis schuf. Das Bild der Liebe ist liebevoll; das Gleichnis des Geistes ist geistig; die Widerspiegelung des Gemüts ist göttlich mental.
Aus der Bibel erfahren wir, daß Gott alles machte, was gemacht ist; daß Seine Schöpfung „sehr gut” und vollständig ist. Daher kann der vollkommenen Schöpfung Gottes, dem Menschen und dem Weltall, nichts hinzugefügt oder von ihr weggenommen werden. In dieser vollkommenen Schöpfung gibt es nichts zu fürchten. Daher ist alles, was böse ist, wie Krankheit, Sünde, Armut u. dgl., nicht wirklich, sondern Trugvorstellung, weil Gott, der der einzige Schöpfer ist, sie nicht gemacht hat.
Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung besteht aus der Bejahung der Vollkommenheit des Menschen und der Verneinung des Zeugnisses der sogenannten materiellen Sinne betreffend die Unvollkommenheit; aus der Vergegenwärtigung, daß wegen der ewigen Vollkommenheit des Gemüts, Gottes, der Mensch, die geistige Idee des Gemüts, vollkommen ist und so wenig wie das Gemüt, in dem die Idee besteht, irren oder krank werden kann. Der Mensch ist die unzerstörbare Widerspiegelung des göttlichen Gemüts, und kein Krankheits- oder Sündenanspruch kann sich an die Widerspiegelung oder Idee des Gemüts heften.
Dies bringt einen andern Punkt zur Betrachtung, nämlich des Menschen Beziehung zu Gott. Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eins” und: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun”. Diese Worte erwecken uns einigermaßen zu der Verwandtschaft des Menschen mit Gott, der Gottessohnschaft des Menschen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 336): „Gott, das göttliche Prinzip des Menschen, und der Mensch als Gottes Gleichnis sind untrennbar, harmonisch und ewig”. Sie fügt hinzu: „Gott und der Mensch sind nicht ein und dasselbe, aber in der Ordnung der göttlichen Wissenschaft bestehen Gott und der Mensch zusammen und sind ewig. Gott ist das Eltern-Gemüt, und der Mensch ist Gottes geistiger Sprößling”. Wegen seines Einsseins mit Gott bekundet der wirkliche Mensch vollkommene Gesundheit, Freude, Frieden und Glück. Das Verständnis der unzerstörbaren Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, dem Prinzip und der Idee, verbannt den falschen Sinn persönlicher Verantwortung und gibt dafür die ruhige Versicherung, daß der durch geistiges Gesetz regierte Mensch immer und ewig alles Gute besitzt, das von der göttlichen Quelle kommt.
In der Ausübung der Christlichen Wissenschaft beweisen wir, daß das Böse keine Wesenheit, keinen Ort und keine Macht hat. Böse Annahmen bieten sich uns beständig unter der Maske einer Person, eines Orts, eines Zustandes oder Umstandes dar. Aber der wachsame Christliche Wissenschafter erkennt diese Anmaßungen als trügerische Einflüsterungen des sterblichen Gemüts, die so wenig Wirklichkeit haben wie die Luftspiegelung, die man in der Wüste sieht. Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung bringt das Licht der Wahrheit, ja sie ist das Licht der Wahrheit, das dem menschlichen Bewußtsein erscheint und die mesmerischen Annahmen des fleischlichen Sinnes vertreibt und zerstört.
Das Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben” muß im Denken des Ausübers über allem stehen. Er ist verpflichtet, aus seinem Bewußtsein allen Glauben an eine dem Guten entgegengesetzte Kraft auszuschließen. Dies gelingt ihm durch Vergegenwärtigung der Allmacht, der Allgegenwart und der Allwissenheit Gottes, des Lebens, der Wahrheit und der Liebe und der Machtlosigkeit, ja der Nichtsheit des Bösen.
Unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch (S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm dort erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese richtige Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”. So sehen wir in der Wissenschaft den Menschen nicht als sterblich, materiell und unharmonisch, wie der menschliche Glaube ihn darstellt, sondern so, wie Gott ihn schuf: geistig, rechtschaffen, gesund, glücklich, harmonisch und frei. Dieses geistige Verständnis ist es, was heilt.