Die meisten Leser, deren Aufmerksamkeit durch obige Überschrift gefesselt wird, werden sich jener sonderbar anregenden Erzählung „Durch den Spiegel” erinnern, die Lewis Carroll vor einem halben Jahrhundert oder noch früher geschrieben hat. Sie werden sich an das Gespräch darin zwischen Alice und der Weißen Königin erinnern, in dem Alice einwendet, daß man unmögliche Dinge nicht glauben könne, worauf die Königin sich rühmt, daß sie manchmal schon vor dem Frühstück nicht weniger als sechs unmögliche Dinge geglaubt habe.
Zweifellos hat mancher ohne besonderen Anspruch auf Gescheitheit die Königin in diesem Bemühen übertroffen; denn die Fähigkeit der Sterblichen, Unmögliches zu glauben, ist erstaunlich. Aus dieser unerklärlichen Verkehrtheit entstehen ihre Verwirrung, ihre Begrenzung, ja ihre Sterblichkeit. Welcher Sterbliche glaubt z.B. nicht an das Böse? Doch der reinen Intelligenz ist das Böse eine unmögliche Vorstellung. Das göttliche Gemüt, Gott, kann das Böse gewiß nicht erdenken oder sehen, noch kann der Mensch in Gottes Bild es kennen oder von ihm versucht werden. Das Ding ist in der Tat nicht vorhanden. Dies sind zugestandenermaßen kühne Behauptungen; aber die Wahrheit ist für ihre Vermessenheit allbekannt.
Hier versichert Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft in die Welt brachte, mit der sie kennzeichnenden durchdringenden Einsicht und ihrem ehernen Mut: „Um durch die Wissenschaft von der Sünde frei zu werden, muß man die Sünde jedes vermeintlichen Gemüts oder jeder vermeintlichen Wirklichkeit entkleiden und nie zugeben, daß die Sünde Intelligenz oder Macht, Schmerz oder Lust besitzen kann” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 339).
Dem Durchschnittsmenschen sind schon eine ganze Anzahl Formen des Bösen undenkbar. Er denkt nicht daran, ihnen zu frönen oder sie Freunden und Mitarbeitern beizumessen. Der ernste Christliche Wissenschafter macht es sich zur Aufgabe, das Böse in allen seinen Verzweigungen zu verwerfen. Es ist eines der unmöglichen Dinge, die er nicht glauben kann.
Nun sollten wir in der Lage sein, Krankheit siegreich herauszufordern, da Krankheit schließlich eine akute Form des Bösen ist und daher derselben Folgerichtigkeit und Wahrheit weichen muß, die das Böse zu den Unmöglichkeiten zählt. Tritt den Krankheitszeichen furchtlos entgegen! Verfolge sie zurück zu ihrem Ursprung! Mit einem bescheidenen Verständnis der Christlichen Wissenschaft gestärkt, wirst du entdecken, daß sie keinen Ursprung, keinen Anfang, keine Gegenwart haben. Hast du ihre Nichtsheit erkannt, so wirst du an ihrer Stelle Gesundheit und Herrschaft gewahr werden. Dann wirst du dich an Mrs. Eddys ermutigende Versicherung erinnern (Wissenschaft und Gesundheit, S. 419): „Weder die Krankheit selber noch Sünde noch Furcht hat die Kraft, Krankheit oder einen Rückfall zu verursachen”.
Die Menschen haben zu allen Zeiten viel nach der Ursache der Krankheit und dem Ursprung des Bösen geforscht—ein nutzloses und gefährliches Unternehmen, weil es von der Annahme ausgeht, daß diese Betrüger wirklich und dauernd seien. Es ist ganz natürlich, daß solche Forscher nach ihrem Forschen hilfloser und verwirrter sind als zuvor. Das Böse und Krankheit verdienen keine Erklärung; vielmehr verdienen sie wegerklärt zu werden, und die Christliche Wissenschaft tut es.
Leider glauben sehr viele, wie es die Gewohnheit der Königin war, immer noch an diese unmöglichen Zustände und kommen dadurch unter deren mesmerischen Einfluß, während das Anerkennen der Wahrheit, daß das Leben—das Leben jedes einzelnen—unüberwindlich und unauslöschbar ist, den Mesmerismus des Leidens und der Gebrechlichkeit vertreibt. Wer mehr von der göttlichen Tatkraft zu fühlen wünscht, sollte diese Tatsache erkennen oder noch besser, wissen. Die Christliche Wissenschaft bahnt den Weg zu diesem glücklichen Vollbringen.
Es gibt Leute, hoffentlich nicht viele oder einflußreiche, die glauben, daß der grausame Angriff, der gegenwärtig in der Welt im Gange ist, das Licht der Demokratie und des Christentums auslöschen könne. Sie möchten gern an ein unmögliches Ereignis glauben. Der Denkende schreckt vor solchen mentalen Bildern zurück. Er kann nicht glauben, daß das Werk der Jahrhunderte schließlich vernichtet werden kann. Er hält an der unerschütterlichen Überzeugung fest, daß der eine weise Gott ein solches eitles und klägliches Ergebnis nicht zuläßt.
Natürlich wünscht kein vernünftiger Mensch einen solchen traurigen Ausgang; aber in der Verwirrung und der Bedrängnis der Zeit bekunden die Leute manchmal so wenig Mut und Glauben und Unterscheidungskraft, daß sie fatalistischen Bedenken erliegen und gerade den Zustand, den sie befürchten, herbeiführen. Die Sache der Demokratien fordert von jedem Vertreter der Freiheit standhafte Unterstützung im Denken und Handeln. Vor hundert Jahren schrieb Arthur Clough:
Befürchtungen können Lügner sein;
Es kann sein, daß, in jenen Rauch gehüllt,
Deine Kameraden schon jetzt die Fliehenden verfolgen
Und nur deinetwegen das Feld nicht behaupten.
Gott wird die Zivilisation gewiß nicht verlassen, die zu bauen Er die Menschen ermutigt hat. Er wird Sein Volk, das ringt, sie aufrechtzuerhalten, nicht im Stiche lassen; „denn bei Gott ist kein Ding unmöglich”. Die Geschichte enthält viele Versuche, die Freiheit zu unterdrücken. Aber die Freiheit besteht und wird weiter bestehen; denn sie ist unauflöslich im Prinzip verankert. Sie kann nicht unterdrückt werden. Nein, der Verlust der Freiheit ist eine weitere unmögliche Vorstellung. Das göttliche Gemüt kann ihn nicht erdenken. Der Erleuchtete kann nicht den Untergang einer so wertvollen Ordnung befürchten. Er ist wachsam und entschlossen, das drohende Unheil abzuwenden. Völker, die aus Männern und Frauen mit solcher Entschlossenheit bestehen, besitzen eine unsichtbare Lebenskraft, die sie unbesiegbar macht.
Wir haben drei hervorragende unmögliche Annahmen betrachtet—Krankheit, das Böse, Niederlage in Gerechtigkeit. Welche weiteren beherbergen wir noch? Eine gelegentliche Selbstprüfung kann unvermutete Sinnwidrigkeiten ans Licht bringen. Zusammengenommen ergeben sie den Traum des sterblichen Daseins. Stelle eine nach der andern fest und rotte sie aus! Dann wird Sterblichkeit und Verzagtheit in Leben und Sieg verschlungen sein.
