„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?” Wie beharrlich aus den Tälern menschlicher Erfahrung dieser Schrei des Psalmisten von Herzen aufsteigt, auf denen Kummer, Armut, Entmutigung, Krankheit schwer lasten, und wie beruhigend die ermutigenden Worte beharrlich wiederkehren: „Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist”!
Der Psalmist muß weite Aussichten geistiger Wirklichkeiten geprüft haben, ehe er solche tiefgründigen Worte äußerte. Es ist, als ob er, von den Tiefen menschlicher Verzweiflung emporblickend, etwas von der ununterbrochenen Harmonie des ewigen Planes Gottes erblickt und in freudiger Anerkennung der Liebe und des Schutzes Gottes von der in ihm lebendigen Hoffnung gesungen hätte.
Wenn schon der Psalmist in Anerkennung Gottes als der Quelle seines Wohlergehens Dankbarkeit äußern konnte, mit wieviel größerer Gewißheit können dann diejenigen, die die vollere Offenbarung der von Mary Baker Eddy entdeckten und gegründeten Christlichen Wissenschaft haben, zu Gott emporblicken, wissend, daß sie sich nur „die Anwesenheit der Gesundheit und die Tatsache des harmonischen Seins” vergegenwärtigen müssen, „bis der Körper den normalen Zuständen der Gesundheit und der Harmonie entspricht”, da „Krankheit ein zeitlicher Traum ist”, wie Mrs. Eddy erklärt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 412).
Der Prophet Maleachi erblickte einen Schimmer dieser ewigen Wahrheit, als er erklärte: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln”. Und wie vollständig mit dem Kommen Christi Jesu das geistige Heilen als Begleiterscheinung der Gerechtigkeit—rechten Denkens—enthüllt wurde! Jesus zeigte durch, seinen Beweis der Macht des Guten über das Böse, daß er der Messias war, und er ermahnte seine Nachfolger, ähnliche Beweise der Kraft des geistigen Verständnisses im Heilen von Krankheit und Überwinden der Sünde zu erbringen.
Jesus verhieß das Kommen des Trösters; und Johannes spricht in der Offenbarung von einem Baum, dessen Blätter „zu der Gesundheit der Heiden dienten”. Dieser verheißene Tröster ist die Christliche Wissenschaft, die durch ihr Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit allen, die sich in ihre Lehren vertiefen und sie verstehen, Heilung bringt.
In der Bibel lesen wir vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung von Belohnungen rechten Denkens. Dauernde Gesundheit, die sich so natürlich bekundet wie das Leben, ist eine dieser Belohnungen, die allen, die durch geistiges Verständnis den Schleier materieller Annahmen durchdringen und die Wirklichkeiten des Gemüts erfassen, beständig zu Gebote stehen.
Daß Gesundheit geistig ist und immer zur Verfügung steht, wurde in Mrs. Eddys Erfahrung bewiesen. Sie blickte von einem scheinbar verhängnisvollen Schmerzenslager empor und erhob ihr Herz zu Gott. Durch Nachdenken über das heilende Wirken Jesu fand sie, was sie im Christian Science Journal (Juni 1887) „die verlorengegangene Saite der Wahrheit (Heilung wie vor alters)” nannte. Mrs. Eddys Entdeckung hat die Wissenschaft des geistigen Heilens, von der die Propheten einen tiefen Blick erhaschten, und die Christus Jesus völlig bewies, allen verfügbar gemacht. Seine unmittelbaren Nachfolger übten das geistige Heilen aus; aber diese Kunst ging später verloren und wurde erst wieder gewonnen, als sich Mrs. Eddy in geistigem Verständnis so nahe zu Gott erhob, daß sie der Welt die Wissenschaft des Heilens geben konnte. So können die Menschen nun beweisen, daß Gesundheit kein zufälliger Zustand eines körperlichen Leibs ist, der durch eine Drehung des Rades materieller Annahmen verlorengehen oder wiedergewonnen werden kann, sondern daß Gesundheit geistig ist und von dem Bild und Gleichnis des Geistes, dem Menschen, unaufhörlich ausgedrückt wird.
Kinder, die von frühester Jugend auf die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft gelehrt werden, nehmen Gesundheit einfach als ihr natürliches und unveräußerliches Recht an. Personen in reiferen Jahren finden es jedoch oft schwierig, sich ebenso zu Verhalten, ohne irrige Annahmen hinsichtlich sogenannter Gesundheitsgesetze bewußt zu verneinen und nichts aus ihnen zu machen und dann ihr Bewußtsein mit der Wahrheit zu erfüllen, daß der Mensch als der Ausdruck des allvollkommenen Vater-Mutter-Gottes vollkommen ist.
Solche Personen finden es nötig, durch wissenschaftliches Folgern einen Gedankenzustand zu erreichen, der die Grundtatsache der Gesundheit so uneingeschränkt beherbergt, wie die Kinder sie ohne weiteres ausdrücken. Sie mögen sich denken, daß im menschlichen Bewußtsein Disharmonie geradeso aufhört, wie in der Musik Mißklang aufhört, wenn er in Wohlklang aufgelöst wird. Und die Tatsache, daß der Idealmensch die Harmonie völliger Gesundheit bekundet, ist einleuchtend, wenn erkannt wird, daß die Disharmonie Krankheit unwirklich ist, weil sie keine Grundlage oder Existenz in der Wahrheit hat. Im unendlichen Gemüt, wo alles, was wirklich besteht, bekannt ist, und wo Krankheit unbekannt ist, findet die ganze Schöpfung ihre Quelle, und dort ist keine Quelle der Krankheit zu finden. Es ist klar, daß eine Annahme, die keine wirkliche Quelle hat, auch keine wirkliche Existenz hat.
Daher kann man sich vom Negativ grundloser Krankheit dem Positiv wirklicher Gesundheit zuwenden und sehen, daß Gesundheit als Zustand des allgegenwärtigen Gemüts weder vorenthalten noch ausgeteilt wird, sondern ein dauernder und reichlicher Besitz des Menschen ist. So ist Krankheit oder sogenannter Mangel an Gesundheit nie ein wahrer Zustand; denn Gott ist nie in diesem Zustand, und der Mensch kann nichts außerhalb des unendlichen All-in-Allem widerspiegeln.
Krankheit kann sich nur im fleischlichen Gemüt behaupten, das nur ein Name für die Reihe falscher Annahmen ist, die außerhalb des unendlichen Geistes zu bestehen beanspruchen. Eine solche unwahre mentale Mutmaßung kann die Annahme Krankheit nicht in einem Bewußtsein aufrichten, das gewahr wird, daß göttliche Gesundheit ewig und unvermeidlich alles durchdringt.
Eine Freundin erklärte einer jungen Frau, die an einer Krankheitsannahme litt, vorstehende Tatsache, nämlich, daß Gesundheit uranfänglich, geistig, ewig und unvermeidlich ist. Als die Leidende in einem Wörterbuch nachschlug und fand, daß „unausbleiblich” gleichbedeutend mit „unvermeidlich” ist, rief sie aus: „Dann muß ich ja gesund sein!” Sie war geheilt.
In Wissenschaft und Gesundheit (S. 319) schreibt Mrs. Eddy: „Wenn der Mensch an das göttliche Prinzip der Gesundheit glaubt und Gott geistig versteht, erhält ihn dies unter allen Umständen”. Solche Belehrungen sind Wegweiser auf dem Wege zur Gesundheit.
