Unsere menschliche Umgebung schließt viele Dinge in sich: Bäume, Gras, Blumen, Tiere, Gebäude und Maschinen, und von diesen gibt es viele Spielarten. Wenn man ein Christlicher Wissenschafter wird und verstehen lernt, daß das Gemüt das All ist, und daß das Gemüt und Seine Ideen die Wirklichkeit sind, erhebt sich natürlich die Frage, was die Erklärung dieser Dinge um uns her ist. Was ist ihre geistige Tatsache? In welcher Beziehung stehen sie zum Menschen?
Zuerst müssen wir sehen, daß zwischen den vergänglichen, materiellen Erscheinungen des sterblichen Gemüts — obgleich diese oft für den Augenblick nützlich und manchmal vorübergehend schön sind — und den dauernden Ideen des göttlichen Gemüts so wenig Beziehung besteht wie zwischen einem Fehler und der Tatsache, die er falsch darstellt. Ein falscher Dollar mag für einen wirklichen Dollar gehalten werden; aber er kann den Wert oder die Qualität des echten nicht repräsentieren. Außerdem sieht ein Fälscher den Dollar, den er fälscht; aber das sterbliche Gemüt sieht nie die geistigen Ideen, deren Gegenteile es hervorruft, und weiß nichts von ihnen.
Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 74): „Es gibt keine Brücke über die Kluft, die zwei so entgegengesetzte Zustände wie den geistigen oder unkörperlichen und den physischen oder körperlichen scheidet”. Es gibt keine Brücke über die Kluft zwischen Gottes Ideen und materiellen Begriffen. Der Grundirrtum, das sterbliche Gemüt, das alle seine Begriffe umfaßt, ist von sich, durch sich und für sich, und seine Begriffe weilen nur im Reich der Annahme.
Es ist jedoch kein Zufall, daß die größte Entwicklung nützlicher Erfindungen und die Riesenfortschritte in besseren Beförderungs- und Verkehrsweisen in der menschlichen Geschichte in der Zeit gekommen sind, die mit der Entdeckung und der wachsenden Tätigkeit der Christlichen Wissenschaft im menschlichen Bewußtsein zusammenfällt. Die Vorgänge des geistigen, wissenschaftlichen Denkens, das die von der Christlichen Wissenschaft verkündigte Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart des Gemüts anerkennt, haben im Befreien des sterblichen Denkens von einigen seiner selbstauferlegten Begrenzungen mächtig mitgewirkt. Aber die Fortschritte im menschlichen Denken sind nicht mit der geistigen Ordnung, in der Vollkommenheit auf immer gegenwärtig und natürlich ist, zu verwechseln.
Angesichts des großen Fortschritts in maschinentechnischer Entwicklung während der letzten 50 Jahre dürfen wir wohl über folgende Bemerkung Mary Baker Eddys, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, nachdenken: „Eine Mühle im Betrieb oder der Gang eines Wasserrads ist nur die Ableitung vom primitiven sterblichen Gemüt und dessen Fortsetzung” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 399). Da Maschinen materiell sind, sind sie im Grunde dem physischen Organismus oder dem Zellenaufbau von Baum und Blüte in dem Sinne verwandt, daß sie aus den Elementen des materiellen Gemüts entwickelt und gebildet sind. Sie sind keine geistigen Ideen Gottes, noch gleichen sie den Begriffen des Geistes, des Gemüts.
Der Unterschied zwischen den Ideen des Gemüts und den falschen Begriffen des sterblichen Gemüts wird nur dann klarer, wenn das individuelle Bewußtsein im Verständnis Gottes und des Menschen wächst. Die geistige Tatsache, auf die ein materieller Begriff hinweist, kann durch noch so viel menschliches Berechnen oder durch den Versuch, die Identitäten der Ideen Gottes durch menschliches Denken zu erkennen, nicht gefunden werden. Wie kann dann diese Tatsache gefunden werden?
Gott gibt jedem Menschen das Gemüt Christi, sein alleiniges wahres Bewußtsein; und dieses Bewußtsein schließt den wahren Sinn jeder geistigen Idee in sich. Hieraus folgt, daß wir durch Wachsen in Geistigkeit den in unserem gottgegebenen Bewußtsein schon vorhandenen geistigen Sinn und das geistige Verständnis von allem, was die materiellen Sinne sehen, finden werden. Ihre Wahrnehmung ist unserer Sohnschaft mit dem allwissenden Gemüt und unserer Widerspiegelung dieses Gemüts eigentümlich. Als Jesus sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen”, wies er sicher darauf hin, daß wir durch Trachten nach unserem gottgegebenen Bewußtsein den wahren Sinn aller Dinge darin finden werden.
Wir können die richtige Idee von dem, was der Mensch ist, nicht dadurch gewinnen, daß wir den sterblichen Menschen ansehen. Ebenso können wir die richtige Idee von dem, was die wahre Identität eines Vogels, einer Blume oder eines Hundes ist, nicht dadurch gewinnen, daß wir den menschlichen Begriff ansehen. Ja, es ist Zeitvergeudung, es auch nur zu versuchen.
Doch was für eine trübselige menschliche Erfahrung würden wir haben, wenn wir aus unserem menschlichen Bewußtsein allen Sinn der Bäume, der Blumen, das Grases, der Sträucher usw. entfernten! Dies hilft uns erkennen, wie in Wirklichkeit die geringeren Ideen für des Menschen Bewußtsein wesentlich und unzertrennlich davon sind. Wir werden aber mit ihren wahren Identitäten und ihrer Bedeutung in der Schöpfung in dem Verhältnis vertraut, wie unser Bewußtsein vergeistigt wird. Die wahre Idee von allem ist in dem Bewußtsein, das Gott dem Menschen gibt, und sie kann sonst nirgends gefunden werden. Hieraus folgt dann, daß das individuelle geistige Wachstum in uns die Tatsache hinsichtlich aller Dinge enthüllt, und daß nichts anderes es kann oder tut. Die Wirklichkeit muß von innen durch geistige Inspiration, Offenbarung und Entfaltung entdeckt werden, nicht von außen durch menschliches Berechnen oder durch die materiellen Sinne, die nichts außerhalb des Reichs der Materie erkennen.
Mrs. Eddy sagt in „Miscellaneous Writings” (S. 60): „Jede materielle Annahme weist auf die Existenz geistiger Wirklichkeit hin; und wenn die Sterblichen in geistigen Dingen unterrichtet sind, werden sie sehen, daß die materielle Annahme, in allen ihren Kundwerdungen umgekehrt, als Sinnbild und Vertreter köstlicher, ewiger und bereits vorhandener Wahrheiten erfunden wird”. Laßt uns hier zwei Punkte beachten: erstens, daß „jede materielle Annahme auf die Existenz geistiger Wirklichkeit hinweist”, zweitens, daß die geistigen Tatsachen, die die Umkehrung der materiellen Annahmen sind, gefunden werden, wenn, und nur wenn, die Sterblichen „in geistigen Dingen unterrichtet” werden.
Wir können uns kein geistiges Motorrad, Anschlagbrett oder Schlaginstrument vorstellen; aber wir können sicher sein, daß für jeden nützlichen Zweck, dem diese oder alle anderen menschlichen Begriffe in der menschlichen Ordnung dienen mögen, das Gemüt in der geistigen Ordnung die Kräfte und Ideen vorsieht, die den Zwecken des intelligenten Seins sogar angemessener dienen.
Auf die unüberbrückbare Kluft zwischen Gottes Ideen und menschlichen Begriffen und ihre Verschiedenartigkeit weist Mrs. Eddy auf Seite 514 in Wissenschaft und Gesundheit hin, wo sie schreibt: „In der bildlichen Übertragung vom göttlichen Gedanken auf den menschlichen sind Fleiß, Bereitschaft und Beharrlichkeit verglichen mit ‚dem Vieh auf den Bergen, da sie bei tausend gehen‘. Sie tragen die Last ernsten Entschlusses und halten mit dem höchsten Vorsatz Schritt”.
Den Christlichen Wissenschaftern hat ihre Führerin geraten, alles, was im Menschlichen nützlich und schön ist, zu schätzen, aber es nicht mit dem Göttlichen zu verwechseln. Sie schreibt (Miscellaneous Writings, S. 87): „Laßt uns in unserem unreifen Sinn der geistigen Dinge von den Schönheiten der Sinnenwelt sagen: ‚ich liebe eure Verheißung und werde dereinst die geistige Wirklichkeit und Substanz der Form, des Lichts und der Farbe dessen, was ich jetzt durch euch undeutlich wahrnehme, wissen; und dies wissend, werde ich befriedigt sein‘”. Wenn unser unreifer Sinn des Geistigen durch Forschen, Gebet und Beweis einem reiferen geistigen Sinn weicht, werden wir bewußt die geistige Tatsache betreffs jedes Gegenstandes in der großen Ideenfamilie des Gemüts gewahr.
Tennyson, sich sehnend, mehr von der Ursache aller Dinge zu wissen, schrieb:
Blume in dem Mauerspalt,
Ich pflücke dich aus dem Spalt,
Ich halte dich, Wurzel und alles, in meiner Hand.
Könnt’ ich doch, o Blümchen, verstehn,
Was du bist, Wurzel und alles, und alles in allem,
Ich würde wissen, was Gott und der Mensch ist.
Was die Identität der Blume ist, ist dem Gemüt, das ihr dauerndes Leben und ihre dauernde Substanz ist, schon bekannt. Diese Wahrheit gehört zu unserem wahren Bewußtsein als dem Ausdruck des Gemüts. In unserer Einheit mit dem Allwissenden ist unser Wissen der wahren Identität der Blume, des Grases, der Tiere und aller Dinge.
