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Glaube nicht an Glück oder Verhängnis!

Aus der September 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Durchschnittsmensch wird ohne Zweifel die Andeutung, daß er abergläubisch sei, verächtlich von sich weisen; ja, er wird dem Sinnspruch Ben Jonsons: „Lieber dumm als abergläubisch” lebhaft zustimmen. Aber wie listig der eine oder der andere Aberglaube dennoch in das Denken unachtsamer Sterblicher gelangen und es beeinflussen kann! Höre deinen Mitmenschen zu, wenn sie sich an ihre tägliche Arbeit begeben, und wie oft hörst du Erklärungen wie: „Ich wünsche dir Glück!”, „Du hast wahrlich viel Pech gehabt!” oder manchmal von Soldaten, Matrosen oder Fliegern: „Die Kugel galt nicht mir — diesmal!” Und wieviel man aus diesem „diesmal” herauslesen kann! Wenn der Leser dieser Zeilen das Wort „Aberglaube” nie in einem ungekürzten Wörterbuch nachgeschlagen hat, hat er sich eine außergewöhnliche Aufklärung entgehen lassen. Zuerst beachte, daß das Wort ursprünglich die Bedeutung von wahrsagen hatte; dann höre Websters einleitende Erklärung: „Eine vernunftwidrige, verwerfliche Gemütshaltung gegen das Übernatürliche, die Natur oder Gott, die aus Unwissenheit, vernunftloser Furcht ...‚ dem Glauben an Zauberei oder Zufall u. dgl. hervorgeht”.

Nun heben die in der Christlichen Wissenschaft gelehrten Wahrheiten den Wahrheitsucher sofort von der Ebene der Wahrscheinlichkeit, des Zufalls, des Schicksals und weiterer solcher unschöner Dinge zum Reich wissenschaftlicher, beweisbarer Wirklichkeit empor. Gibt es im Zusammenhang mit dem Einmaleins etwas Geheimnisvolles? Nur für den, der seine unveränderliche Regel nicht bewiesen hat. Klagt ein Schüler, dem nicht die rechte Lösung einer Rechenaufgabe gelingt, daß das Glück gegen ihn sei, und daß das Schicksal unerbittlich beschlossen habe, daß er es in der Mathematik zu nichts bringen wird? Ein solches oberflächliches Folgern würde natürlich undenkbar sein. Wie beim Gesetz der Mathematik so findet auch beim tatsächlichen Gesetz des Seins des Menschen Zufall oder Schicksal keine bleibende Stätte. Der weise Ralph Waldo Emerson sagte: „Oberflächliche Menschen glauben an Glück. ... Starke Menschen glauben an Ursache und Wirkung”. Und Mary Baker Eddy setzt den Standpunkt des Christlichen Wissenschafters mit folgenden ermutigenden, stärkenden Worten fest (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 313): „Jesus von Nazareth war der wissenschaftlichste Mensch, der je auf Erden gewandelt ist. Er tauchte unter die materielle Oberfläche der Dinge und fand die geistige Ursache”. Und etwas weiter unten fügt sie hinzu (S. 314): „Unser Meister erlangte die Lösung des Seins, indem er das Vorhandensein nur eines Gemüts ohne ein zweites oder gleiches bewies”.

Von der Voraussetzung ausgehend, daß Gott das Gemüt, die unendliche Intelligenz ist, die das unveränderliche göttliche Prinzip, die Liebe, ist, verliert der Wissenschafter vor allem einen unwissenden, abergläubischen Sinn der Gottheit. Er nähert sich im Gebet nicht mehr einem unbekannten Gott, dem es passen oder nicht passen mag, seine Kinder zu beglücken und zu segnen. Wer von denen, die als Kind unter der Leitung der scholastischen Theologie erzogen worden sind, erinnert sich nicht, wie ihm das Herz sank, wenn ein Gebet für die Kranken mit den Worten schloß: „Wenn es nicht Dein Wille ist, daß Dein Diener gesund werden soll, nimm ihn in Dein himmlisches Heim”. Natürlich war dies von einem Standpunkt aus ein geschicktes Gebet; denn man konnte in jedem Falle sagen, daß das Gebet erhört wurde; aber es ist überaus zweifelhaft, ob ein solches Gebet im Herzen des Leidenden viel Glauben, Hoffnung oder Mut weckte.

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