Die sterbliche Daseinsauffassung bringt einen beständig in peinlich überraschende und verwirrende Lagen. Entweder hat man Dinge, Freunde und Geld im Überfluß, oder es besteht ein so großer Mangel an Dingen, Freunden und Gelegenheit, daß es manchmal zu Selbstbedauern, Entmutigung und einem Gefühl des Verlassenseins führt. Das Gefühl des Verlusts und der Trennung läßt immer erkennen, daß man bloß von einer materiellen Auffassung des Lebens und der Beziehung aus folgert.
Da Mary Baker Eddy, eine tief gottesfürchtige Frau, das Bedürfnis der Menschheit erkannte, widmete sie ihr Leben der Aufgabe, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Im Jahr 1875 brachte sie dem menschlichen Denken Aufklärung, indem sie der Welt das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gab. Wer bei der heutigen Verwirrung in der Welt die rechten Antworten auf die vorliegenden Probleme finden möchte, dem ist dringend zu empfehlen, sich vorbehaltlos der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zuzuwenden. Hier kann man die wahre, geistige Erklärung des Lebens, des Menschen und des Weltalls — die Wissenschaft des Lebens — finden.
In der Bibel finden wir die unzweideutigen Erklärungen: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde”. „Alle Dinge sind durch dasselbe [Gottes Wort] gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben”. Mrs. Eddy schreibt in Beantwortung der Frage: „Was ist das Leben?” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468): „Das Leben ist das göttliche Prinzip, das Gemüt, die Seele, der Geist”. Sie schreibt ferner (Wissenschaft und Gesundheit, S. 522): „Die Wissenschaft erklärt ein von der Gottheit getrenntes Dasein für unmöglich”.
Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch sind für Gott sieben Namen angeführt. Ein Lehrsatz der Mathematik lautet: „Dinge, die demselben Ding gleich sind, sind auch einander gleich”. Dasselbe kann von den sieben Bezeichnungen für Gott gesagt werden. Sie sind sinnverwandt, werden abwechselnd gebraucht und erklären, wenn sie verstanden werden, vollständig, was Gott bedeutet.
In den Lehrbüchern, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, kann man selber entdecken, daß das Leben nicht begrenzt oder endlich ist, daß es ein Leben gibt, und daß das Leben Gott ist. Hier erfährt man nicht nur, daß der Mensch seinen Ursprung in Gott hat, sondern man sieht auch, daß Gottes Gesetz der Fortdauer des Guten in alle Ewigkeit für ihn sorgt.
Die Beziehung der Zahlen zum Prinzip des Rechnens veranschaulicht die Beziehung des Menschen zu seinem göttlichen Prinzip, dem Leben. Die Zahlen erzeugen sich nicht selber; eine Zahl kann auch nur durch ihre Beziehung zum Prinzip des Rechnens zu einer andern Zahl in Beziehung stehen. Die Zahl sieben z.B. bekommt ihren Wert als sieben durch ihre Beziehung zu ihrem Prinzip.
Bezüglich der Beziehung des Menschen zu Gott erklärt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476): „In der göttlichen Wissenschaft sind Gott und der wirkliche Mensch untrennbar als göttliches Prinzip und göttliche Idee”. In der Ordnung des göttlichen Seins erzeugt sich der Mensch nicht selber. Getrennt von Gott, der Quelle alles Lebens, hätte der Mensch kein Dasein, und Gott wäre unausgedrückt, was undenkbar ist.
Das göttliche Prinzip, Gott, ist der Ursprung des Menschen, und das Prinzip, das das Leben ist, verleiht seinem Ebenbild seine eigene Art, die Art des Guten. Daraus, daß der Schöpfer und Vater des Menschen und des Weltalls die Liebe ist, folgt, daß alle Menschen dasselbe Leben haben und in ihrem göttlichen Prinzip oder Sein ewig zueinander in Beziehung stehen.
Das Leben als Geist ist leicht faßlich, wenn man versteht, daß Gott das Gemüt ist. Dann ist es einem klar, daß der Mensch, der Sprößling des Gemüts, als Idee jederzeit an der Art des Gemüts teilnehmen muß. Da die Beziehung des Gemüts zu der Idee durch das geistige Gesetz schon feststeht, braucht man seine Beziehung zu Gott nicht zu ändern, ja, man kann sie nicht ändern; noch kann man seine Beziehung zum Menschen ändern. Aber man kann und sollte seine falsche Annahme betreffs menschlicher Verbindung ändern, um die geistige Tatsache der Beziehung in seiner Erfahrung immer mehr zu beweisen.
Menschliche Verbindungen bieten dem fortschrittlich Denkenden viele Probleme dar. Um einige anzuführen: Man kann glauben, daß man nicht mehr nötig sei, um den Familienkreis zusammenzuhalten; jemand kann das Gefühl haben, daß seine Geschäftsbegriffe veraltet seien. In einer Gemeinde kann die Neigung bestehen, die Ansichten eines Neukömmlings den Ansichten erprobter Arbeiter vorzuziehen. Dem Fremden kann es schwer fallen, in einer schon lange bestehenden und selbstzufriedenen Gruppe seinen Platz zu finden. Man kann der Ansicht sein, mit der Kirche, deren Mitglied man ist, die Fühlung verloren zu haben. Dem persönlichen Sinn kann es scheinen, daß gewisse Personen die Tätigkeit in der Ausschußarbeit hemmen. Zuweilen kann bei der Wahl von Sonntagsschularbeitern eine falsche Beurteilung zu herrschen scheinen. Gewisse Gebiete der kriegführenden Länder glauben, daß ihre Regierung ihnen eine besonders fühlbare Knappheit an Nahrungsmitteln und Benzin, an Brennstoffen und Arbeitskräften auferlege. Diese bösen Einflüsterungen unterbrechen das Fortbestehen rechten Denkens in einer Welt, die einem geistigeren Daseinszustand entgegengeht.
Im Buch Hiob ist berichtet: „Da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch”. Derselbe Widerstand, nur in einem neuen Gewand, bietet sich heute dar. Wo eine rechte Idee am Werk ist, stellt sich oft ihr verneinendes Gegenteil ein, das als unwirklich erkannt und überwunden werden muß.
Spaltung — unter Arbeitern in der Gemeinde, im Haushalt, im Geschäft, in der Schule, der Kirche und der Regierung — ist die Waffe des Feindes. Laßt uns nicht vergessen, daß Spaltung immer der Auflösung und Zersetzung vorausgeht! Der wachsame christlich-wissenschaftliche Arbeiter ruft sich oft ins Gedächtnis, daß es nur ein Gemüt gibt; daher gibt es keine materielle Intelligenz, noch einen persönlichen Vertreter materieller Intelligenz, um eine von Gott getrennte Macht geltend zu machen. Angreifende Gedankenbeeinflussung bietet sich, um einen Platz im menschlichen Denken zu finden, als eine Person, ein Ort oder ein Ding dar. Wenn unter Arbeitern auf bürgerlichen, militärischen, politischen oder religiösen Arbeitsgebieten Mißverständnis, Widerstand oder Hemmung zu herrschen scheint, ist es klar, daß zuerst diese Einflüsterungen anstatt Personen gehandhabt werden müssen. Unharmonische Zustände können auf keine andere Art überwunden werden.
Die Wahrheit, das genaue Gegenteil des Irrtums, ist immer mit der besonderen geistigen Tatsache gegenwärtig, die nötig ist, die materielle Fabel aufzuheben. Die Wahrheit betreffs Beziehung ist: das Gemüt und seine Ideen sind nie getrennt, ja, in der göttlichen Liebe sind alle durch geistiges Verständnis verbunden. In der Allgegenwart des Gemüts kann keine Trennung vorkommen. Im Bewußtsein der Immergegenwart der Liebe sind Zeit und Entfernung unbekannt; dort gibt es keine trennenden Meilen, keine Jahre unglücklichen Zusammenseins, keine Charakterfehler, keine Anlage zu unschönen Neigungen, keine Entfremdung und keine Spuren von Mißverständnis, um die Einheit des harmonischen Seins zu stören.
Der Mensch, die Idee des Gemüts, ist nie allein, nie vergessen oder verlassen. Als eine geistige Idee wird er in dem unbegrenzbaren Gemüt immer gestützt, getragen, ernährt, erhalten, aufrecht erhalten und befriedigt. Wer versucht ist, den Verlust oder die Abwesenheit eines lieben Angehörigen zu empfinden, sollte sich dem allumfassenden Prinzip, der Liebe, zuwenden. Das Leben ist tatsächlich immer freudig, wenn man sich tätig bewußt ist, daß die Liebe die unendliche Einheit des Seins ist.
Sind wir je im Zweifel? Fürchten wir je, daß wir nicht fähig sein werden, unsere geistig wissenschaftliche Einheit mit dem göttlichen Prinzip zu beweisen? Hegen wir, wenn wir erklären, daß zweimal zwei vier ist, gleichzeitig den Hintergedanken, daß es morgen, im nächsten Monat oder nächstes Jahr nicht vier sein könnte? Oder fürchten wir, daß diese Tatsache ihr Prinzip oder ihre Fähigkeit, von diesem Prinzip regiert zu werden, verlieren könnte? Daß zweimal zwei vier ist, ist eine selbstverständliche Tatsache, die durch ihr Prinzip feststeht und ewig fortbesteht. Der unendliche Gott und Seine Idee, das All in allem, bildet das einzige Leben, die einzige Substanz und Gegenwart, die es jetzt gibt oder je geben wird. Zeit ist kein Umstand im Bewußtsein des Seins. Des Menschen Sicherheit, Platz, Gesundheit, Friede und Fortdauer sind so unumstößlich wie das göttliche Prinzip selber.
Wie stellt man die gedanklichen Schritte zur Verwirklichung seiner geistigen und wissenschaftlichen Einheit mit Gott fest? Wie das Prinzip des Rechnens verlangt, daß man zusammenzählt und nicht abzieht, wenn man zusammenzuzählen hat, und vervielfacht, nicht teilt, wenn man zu vervielfachen hat, so verlangt das Beweisen des göttlichen Prinzips, daß man dem Guten, das man hat, dadurch Gutes hinzufügt, daß man Gott als das Leben täglich höher schätzt; daß man alle unerfreulichen Erfahrungen der Disharmonie und Enttäuschung abzieht; daß man sein Gottesverständnis durch fortwährendes Entwickeln des Guten vervielfacht, und daß man teilt, indem man zwischen materiellem Denken und geistigem Wissen die Scheidelinie zieht und sein Erkennen des Guten mit denen teilt, die es bereitwillig annehmen. Laßt uns, wenn wir bei dem göttlichen Prinzip Weisheit und Leitung suchen, nicht vergessen, daß das Prinzip immer die unendliche und wahre Liebe ist, die dem Bittenden unfehlbar und liebreich hilft!
Laßt uns zum Schluß beachten, daß im Reich des geistigen Seins Gottes Ideen, die von dem göttlichen Gemüt gebildet und an ihrem Platz erhalten werden, von diesem Gemüt oder voneinander ebensowenig je getrennt werden können, wie die Sonnenstrahlen von der Sonne und daher voneinander getrennt werden können! Da der Mensch den unendlichen Geist darstellt, drückt er allezeit alle Eigenschaften des göttlichen Gemüts aus. Die Eigenschaften Weisheit, Liebe und Reinheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die der einzelne im menschlichen Denken bekundet, und die die Harmonie und die Einheit ihres göttlichen Prinzips widerspiegeln, ermöglichen das Beweisen der Unzertrennlichkeit Gottes und des Menschen und der Unauflöslichkeit der hier und jetzt bestehenden wahren Beziehung.
Zu unserer Ermutigung haben wir immer die gütige, liebevolle Versicherung, die Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 384, 385) gibt:
„Sei geduldig, wartendes Herz:
Licht, die göttliche Liebe,
Ist hier und ist dein;
Du kannst dich daher nicht abtrennen.
Oh, Du hast mein Gebet erhört,
Und ich bin gesegnet!
Dies ist Dein erhabenes Versprechen:
Du hier und überall”.