Das Lehren Christi Jesu, wie es im Neuen Testament berichtet ist, war einfach, in keiner Weise kompliziert. Er pflegte Ideen eine nach der andern darzubieten, ohne alle ihre Bedeutungen zu entwickeln oder alle ihre Beziehungen nachzuweisen. So lehrte er die Einheit Gottes und des Menschen mit kurzen Worten und überließ die Entfaltung der vollen Bedeutung dieser Tatsache oder Wahrheit dem Tröster oder „dem Geist der Wahrheit”, der, wie er verhieß, seine Lehre vervollständigen würde.
Die Christliche Wissenschaft ist der verheißene Tröster. Sie verherrlicht den Meister, wie keine andere Lehre es getan hat. Sie ist durch eine seiner Nachfolgerinnen, die die geistigen Tatsachen des Seins sowohl empfangen als auch mitteilen konnte, enthüllt worden. Diese Wissenschaft gibt uns wieder des Meisters ursprüngliche Lehre an Stelle von angesammelten Auslegungen und Abänderungen; auch erklärt sie seine Lehren und wendet sie praktisch auf Notlagen an, wie er es beabsichtigt haben mußte.
Von den vier Evangelisten berichtet nur einer, der geliebte Johannes, folgende Erklärungen des Meisters: „Ich und der Vater sind eins” (Joh. 10, 30) und: „Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien gleichwie wir” (Joh. 17, 11). In einem Satze wie dem hier zitierten weisen die Worte „in deinem Namen” auf Gottes Art und darauf hin, daß diese dem Menschen durch Widerspiegelung beständig mitgeteilt wird.
Eine der eindrucksvollsten Erklärungen in allen Schriften unserer Führerin ist (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 465): „Das Prinzip und seine Idee ist eins, und dieses eine ist Gott, das allmächtige, allwissende und allgegenwärtige Wesen, und Seine Widerspiegelung ist der Mensch und das Weltall”. Man beachte gefälligst besonders die Worte: „Das Prinzip und seine Idee ist eins” mit dem Zeitwort —„ist”— in der Einzahl. Diese aus dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch zitierte Erklärung Mary Baker Eddys erschien zuerst in der revidierten Ausgabe vom Jahre 1907. Vorher hatte sie Ausdrücke wie „zusammenbestehend”, „gleich ewig”, „unzertrennlich” und „vereinigt” gebraucht, um die Einheit Gottes und des Menschen zu erklären, hatte sie aber nicht klar als „eins” bezeichnet. Jetzt haben wir die vollständige und ausdrückliche Feststellung.
Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß die bestimmte Wesenseinheit und Eigenart jeder Idee unversehrt und ewig ist. Unsere Führerin hat sorgfältig die klarsten Ausdrücke gewählt, um die Einheit Gottes und des Menschen mit gebührender Rücksicht auf des Menschen Wesenseinheit und Eigenart zu erklären.
Unsere Führerin hat die Anwendung und den Wert dieser geistigen Idee in der mentalen Praxis in „Pulpit and Preß” (S. 4) wie folgt veranschaulicht: „Ihr habt einfach einen wissenschaftlichen, positiven Sinn der Einheit mit eurer göttlichen Quelle zu bewahren und dies täglich zu beweisen”.
Die Einheit des Prinzips und der Idee schließt die Unendlichkeit des Guten für den Menschen — für jedermann — in sich. Diese grundlegende Einheit bedeutet, daß Gott unser Gemüt, unser Leben und unsere Seele ist. Diese Einheit gibt und erhält das wahre Selbst, die wahre Wesenseinheit, Eigenart, Fähigkeit und Macht.
Des Menschen Einheit mit Gott ist eine göttliche Idee, die mit Hilfe verwandter Tatsachen verstanden werden muß. Hervorragend unter ihnen ist die Tatsache, daß Gott des Menschen Gemüt ist. Das göttliche Prinzip ist die ausschließliche und universale Quelle der Intelligenz oder des wirklichen Denkens.
Ebenso bedeutet des Menschen Einheit mit Gott, daß Gott das Leben des Menschen ist; Gott ist unser aller Leben. Unsere Führerin hat gesagt: „Es gibt ein unendliches Leben, und dieses Leben ist ewig, und dieses Leben ist mein Leben” (Historical Sketches by Clifford P. Smith, S. 87).
Daß Gott des Menschen Seele, jedermanns Seele ist, ist von grundlegender Wichtigkeit beim Ergründen und Ausüben der Christlichen Wissenschaft; denn Mrs. Eddy hat geschrieben (Unity of Good, S. 51, 52): „In der wissenschaftlichen Beziehung des Menschen zu Gott wird der Mensch nicht als menschliche Seele, sondern als das göttliche Ideal widergespiegelt, dessen Seele nicht im Körper ist, sondern Gott — das göttliche Prinzip des Menschen — ist”. Webster definiert „Seele” als „den Sitz des wirklichen Lebens, der Lebenskraft oder der Tätigkeit; als den belebenden oder wesentlichen Teil; das alles bewirkende Lebensprinzip”.
Die Tatsache, daß Gott das absolut Gute ist, ist eine der wichtigsten aller Ideen. Diese Idee ist besonders beim Ausüben der Christlichen Wissenschaft wichtig; denn sie bedeutet, daß auch der Mensch und jede Handlung oder Einzelheit durch das ganze absolute Sein hindurch absolut gut ist. Noch eine Idee von größter Wichtigkeit für die Menschheit ist die Tatsache, daß alle Eigenschaften des wirklichen Menschen ausschließlich von Gott stammen.
Wir können weder Gott noch den Menschen zu klar erkennen, noch können wir von den Tatsachen des Seins zu viel oder zu oft Gebrauch machen. Die Einheit Gottes und des Menschen bedeutet mehr, als daß Gott und der Mensch zusammenbestehen; aber diese Einheit bedeutet nicht, daß der Mensch in Gott aufgeht. „Der Mensch ist nicht Gott, und Gott ist nicht der Mensch” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 480). Tatsächlich werden des Menschen Wesenseinheit und Eigenart von? göttlichen Gemüt mitgeteilt und erhalten, was in der geistigen Schöpfung einleuchtend gemacht ist.
