Frische wünschen sich im allgemeinen alle Menschen. Viele suchen sie durch materielle Mittel zu erlangen oder zu bewahren, was ihnen aber mißlingt, weil die Materie die Elemente des Verfalls und der Auflösung in sich birgt. Daher ist das Heilmittel in den dauernden und ewigen Eigenschaften des göttlichen Gemüts zu finden.
Auf Seite 246 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy: „Der Mensch, der vom unsterblichen Gemüt regiert wird, ist immer schön und groß. Jedes kommende Jahr bringt Weisheit, Schönheit und Heiligkeit zur Entfaltung”. Und sie fügt hinzu: „Laßt uns daher unsere Daseinsanschauungen zu Lieblichkeit, Frische und Fortdauer anstatt zu Alter und Verkümmerung gestalten”. Wenn wir Mrs. Eddys Ermahnung beachten, und wenn unser Bewußtsein durch andächtiges Forschen in der Bibel und in ihren Schriften von den geistigen „Daseinsanschauungen” durchdrungen wird, wird es umgewandelt — von seinen materiellen Annahmen befreit — und kommt so stufenweise seiner natürlichen Vollkommenheit näher. In der Wissenschaft ist der Mensch immer an diesem Punkt der Vollkommenheit und der Voll Müdigkeit, wo ihn die zärtliche Fürsorge der Liebe hält.
Unsere menschlichen Erfahrungen widersprechen allzuoft den vorerwähnten Tatsachen betreffs des geistigen Standes des Menschen. Der materielle Sinn des Lebens spricht beständig für Begrenzung, Krankheit, „Alter und Verkümmerung”, die unter dem Namen Notwendigkeit, Gesetz, Unvermeidlichkeit auftreten.
Ja, klammert sich denn das sterbliche Gemüt nicht an seine alten Gewohnheiten und Liebhabereien, die es sogar manchmal mit der Ausflucht entschuldigt: „Ich bin eben so veranlagt” oder: „Es ist immer so gemacht worden”? Das sterbliche Gemüt pflegt uns in eine gewisse Form zu gießen, uns an altersgraue kirchliche, politische und Familienüberlieferungen gebunden zu halten, uns an veraltete Gesundheitstheorieen zu fesseln, die sich hinter einem Leiden verstecken, das längst dem Gesetz der Harmonie hätte weichen sollen. Durch hemmenden Lokalismus und Nationalismus pflegt es dem Blick den weiten Horizont zu verengen, den zur Aufrichtung der Menschenbrüderschaft der Kinder des einen gemeinsamen Vaters nötigen universalen Ausblick zu versperren. Aber wir können uns allen diesen Einwendungen widersetzen und sie als machtlos beweisen, wenn wir sie in unserem Denken durch die entgegenwirkende geistige Idee ersetzen.
Unser himmlischer Vater und Freund heißt uns immer aufblicken und höhergehen, die falschen materiellen Begriffe, wenn auch durch Brauch oder Er ziehung noch so altehrwürdig, aufgeben und nach den von Mrs. Eddy entdeckten und in der Christlichen Wissenschaft dargelegten herrlichen Tatsachen des Seins trachten.
Laßt uns als Anhänger dieser Wissenschaft wie Paulus ehrlich entschlossen sein, zu „vergessen, was dahinten ist, und uns zu strecken zu dem, das da vorne ist”, wenn wir „jagen nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu”.
Wie keine Landschaft an zwei Tagen genau gleich aussieht, so enthüllt jeder Augenblick göttlicher Inspiration neue Erkenntnisse Gottes und des Menschen Selbst in Gott. Das inspirierte Denken sammelt Stärke und nimmt bisher unbekannte Mittel und Wege der Ausführung der täglichen Aufgaben wahr.
Unbeholfenheit und Mittelmäßigkeit werden durch Munterkeit und Vortrefflichkeit, Langweiligkeit und Nutzlosigkeit durch Anteilnahme und Freude ersetzt. Diejenigen, die schablonenmäßige Arbeit verrichten, brauchen den gewohnheitsmäßigen Gang nur als eine geordnete und planmäßige Verfahrungsart zur Ausführung ihrer täglichen Aufgaben, als Gelegenheit zur beständigen Entfaltung der Ideen des Gemüts, anzusehen, und sie wird ihr Diener, nicht ihr Meister. Diese Ideen werden den Weg zur Abwechslung und Selbständigkeit zeigen, wo Wiederholung und Nachahmung unvermeidlich schienen. Sogar eine rein mechanische Arbeit, die bloßes achtsames Warten erfordert, bietet köstliche Stunden zum Nachdenken über die tiefen Dinge Gottes.
Wer einem Büro oder einer Werkstatt vorsteht, tut gut daran, zu wissen, daß das Gemüt jedermann mit der zur Ausführung seiner Arbeit nötigen Intelligenz und Weisheit aus seinem unerschöpflichen Vorrat versieht, und daß es jedem vergönnt ist, aus dieser Quelle zur Verbesserung und zum Gedeihen des Ganzen zu schöpfen. Mögen doch Stolz und Neid nie verhindern, daß einer auf neue Art an seine Arbeit herantritt, wenn es das alte Verfahren umwandeln würde, wie eine durch ein offenes Fenster einströmende laue Frühlingsluft ein Zimmer erfrischt, das den ganzen Winter hindurch geschlossen war!
Diejenigen unter uns, die sich seit vielen Jahren in Mrs. Eddys Werke vertiefen, mögen versucht sein zu sagen: „Ich empfange nicht mehr die Freude und die Inspiration wie früher”. Dann empfiehlt es sich, wieder darüber nachzudenken, wie unsere Führerin ihre Offenbarung auf Seite 195 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” erklärt: „Es wird schließlich gesehen werden, daß die Christliche Wissenschaft keine ärmliche Idealvorspiegelung ist, wodurch wir arme Sterblichen zu leben und zu sterben erwarten, sondern ein tieser Atemzug frisch von Gott, durch den und in dem der Mensch lebt, sich bewegt und unsterbliches Dasein hat”. Da Gott und Seine Offenbarung den Einflüssen der Zeit oder der Veränderung nicht unterworfen sind, bleibt die ewige Frische Seiner Botschaft an unser Zeitalter in ihrer ursprünglichen Macht und Herrlichkeit bewahrt. Dies weist dann auf den einzigen Ort, des Wissenschafters eigenes Denken, hin, wo ein Sinn der Abgenütztheit existieren könnte.
Laßt uns die eindringlichen Fragen unserer Führerin beachten (Miscellaneous Writings, S. 343): „Säubern wir die Gedankengärten, indem wir das verderbliche Unkraut Leidenschaft, Bosheit, Neid und Streit ausjäten? Beseitigen wir die kalten, harten Kiesel der Selbstsucht, decken wir die Sündengeheimnisse auf und polieren wir von neuem die verborgenen Edelsteine der Liebe, daß ihre reine Vollkommenheit zum Vorschein komme? Fühlen wir die Frühlingsfrische und den Sonnenschein erleuchteten Glaubens?”
Andächtige Selbstprüfung wird bald enthüllen, in was für einem mentalen Gleis Irrtumseingebungen uns gehen zu lassen Pflegen. Dann können wir unsern falschen Lauf sofort aufgeben und Demut und selbstlose Liebe betätigen, was uns zu größerem Licht und größerer Freude erhebt, als wir je gekannt haben.
Glücklich ist, wer jeden Tag in dem Bewußtsein seiner Einheit mit Gott beginnt und seine neugefundenen Segnungen mit allen teilt, mit denen er in Berührung kommt. Kein Herz, das seine liebevolle Anteilnahme und seinen Frohsinn nicht fühlt! Ein freundlicher Blick, vielleicht eine ermutigende Bemerkung, ein Wort der Anerkennung oder des Lobs wird den Tag näher bringen helfen, wo wir alle mit dem Psalmisten singen werden: „Mein Horn wird erhöht werden wie das Horn eines Einhorns, und ich werde gesalbt mit frischem Öl”.