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Das Haus mit den farbigen Fenstern

[Von besonderem Interesse für Kinder]

Aus der Juli 1945-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Richard und Dorothea waren vor kurzem auf einen Gutshof gezogen, der auf einer Anhöhe lag, und sie waren entzückt, zuoberst auf der Anhöhe ein Gartenhäuschen zu finden, in dem sie spielen konnten. Von diesem Häuschen konnte man, wie es schien, weit in die unten liegende Welt hinausschauen; in der Nähe waren Kornfelder und ein Stück Weideland, wo ein Schimmel zufrieden weidete.

Das Gartenhaus hatte etwas Eigentümliches: eine Reihe farbiger Fenster, eines aus rotem, eines aus gelbem, eines aus grünem und eines aus blauem Glas. Das fünfte und letzte Fenster war aus gewöhnlichem klarem Fensterglas.

Als die Kinder eines Tages auf der Anhöhe spielten, hörte Richard Dorothea rufen: „Komm und sieh das rote Pferd!” Ungläubig kam Richard in das Häuschen, wo seine Schwester durch das rote Fenster auf den Schimmel hinaussah.

„Ich sehe kein rotes Pferd”, sagte er; dann merkte er den Spaß und sagte: „Aber ich sehe ein großes grünes Pferd!” Wo denkt ihr, daß er gestanden hat? An dem grünen Fenster natürlich!

Sie setzten das Spiel fort. Beide sahen ein gelbes Pferd, als sie durch das gelbe Fenster schauten. Und durch das blaue Fenster sahen sie natürlich ein blaues Pferd. Ja, die ganze Landschaft schien in die Farbe getaucht, die das Fenster, durch das sie schauten, hatte.

„Aber durch dieses klare Fenster gesehen ist alles wieder recht”, erklärte Richard, „da ist es wieder unser Schimmel. Ich hatte schon gedacht, ich müßte seine Farbe abbürsten und ihn weiß anstreichen”. Und er kicherte vor sich hin.

Aber Dorothea horchte nicht auf ihn; denn es war ihr plötzlich in den Sinn gekommen, daß ihr kleines Spiel eine Lehre enthielt, die ihnen in der Christlichen Wissenschaft helfen konnte. Beide Kinder gingen in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule, wo sie über den wirklichen Menschen unterrichtet wurden. Manchmal hatte es ihr geschienen, daß es noch einen andern „Menschen” gebe, der oft unglücklich oder krank oder mürrisch war. Manchmal war es schwer gewesen, den wirklichen Menschen der Schöpfung Gottes zu finden und zu sehen.

„Es ist ja gerade wie mit dem Pferd und den Fenstern”, sagte sie zu Richard und ihrer Mutter beim Mittagessen. „Es war immer nur ein Pferd dort, nämlich ein weißes. Es war nie ein rotes oder ein blaues oder ein andersfarbiges Pferd auf der Weide”.

„Ja”, stimmte ihr Bruder bei, „was uns glauben ließ, wir könnten vier oder fünf verschiedenfarbige Pferde sehen, war der Platz, von dem aus wir hinaussahen. Ich weiß, daß wir nicht umhin können, zu sehen, was wirklich ist, wenn wir auf dem rechten Platz — d.h. für das Prinzip — stehen und mit dem geistigen Sinn sehen”.

Die Mutter lächelte. „Ihr habt den wirklichen Schimmel durch das letzte Fenster gesehen, nicht wahr? Was für Eigenschaften hatte das klare Fenster? Wenn wir diese Eigenschaften — Reinheit und durchsichtige Güte — widerzuspiegeln versuchen, werden wir vielleicht den geistigen Blick widerspiegeln, der die Dinge sieht, wie sie wirklich sind”.

„Das letzte Fenster war jedenfalls durch keine Annahmen des sterblichen Gemüts ‚gefärbt'”, sagte Richard nachdenklich. „Es war ein reines, fleckenloses Fenster, sonst hätten wir noch ein geflecktes Pferd gesehen!”

Dann hieß die Mutter den kleinen Jungen eine Stelle in Wissenschaft und Gesundheit (S. 476, 477) aufschlagen. Als er sie gefunden hatte, las er sie laut vor: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Ebenbild, und diese rechte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”.

„O”, sagte Dorothea, „das ist ähnlich wie der Bibelvers: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht”.

„Noch etwas, Kinder”, sagte die Mutter. „Was mußtet ihr an dem roten Pferd ändern, daß es wieder weiß wurde?”

Beide sahen sie ganz erstaunt an. Dann merkten sie, daß die Mutter ihnen noch eine weitere Lehre finden half.

„Was mußten wir an dem Pferd ändern?”, fragte Richard. „Mutter, es war ja gar kein rotes Pferd dort! O, dann war in Wirklichkeit auch nie eine kranke oder unglückliche Person vorhanden. Und wir brauchen die anscheinend kranke oder unglückliche Person nicht zu ändern; wir brauchen sie nur vom rechten Standpunkt aus zu sehen, nicht wahr, Mutter?”

„Ganz recht. Und den wahren Menschen auf diese Art sehen heißt unsern Bruder sehen, wie Gott uns befähigt, ihn zu sehen. Wir können Gottes Bild und Ebenbild nie mittels unserer materiellen Sinne sehen; denn wie die farbigen Fenster täuschen sie nur. Wir müssen alles und jedermann so sehen, wie Gott sie kennt. Morgen komme ich vielleicht mit euch auf eure Anhöhe hinauf, und dann wollen wir einander durch die verschiedenen Glasscheiben ansehen. Wird das nicht ein Spaß sein?”

Dorothea meinte, sie freue sich darauf, einen grünen Richard oder eine blaue Mutter zu sehen, da sie ja wisse, daß sie nicht wirklich seien.

„Und dann wollen wir lange auf die Welt hinaussehen und eingedenk sein, daß wir sie immer als vollkommen und ewig, als von Gott geschaffen und von Gott beschützt sehen müssen”, fuhr die Mutter fort. „Ja, ich glaube, wir alle werden für die Welt arbeiten, wenn wir unsere durch das Haus mit den farbigen Fenstern gelernte Lehre im Gedächtnis behalten”.

Und als die Kinder sich zu ihr setzten, nahm sie „Miscellaneous Writings” von Mrs. Eddy und las auf Seite 330): „Die Erlen hängen über die Bäche und schütteln ihre Zweige in den Wasserspiegeln; laßt die Sterblichen sich vor dem Schöpfer beugen und, durch die Klarheit der Liebe betrachtet, sehen, wie der Mensch in Gottes Bild und Ebenbild jeden knospenden Gedanken in die Schönheit der Heiligkeit einordnet”.


Passe dich den Dingen an, mit denen dich dein Geschick zusammengeführt hat, und liebe die Menschen, mit denen zu leben dein Los ist, und zwar mit einer aufrichtigen Zuneigung. ... Höre auf, mit deinem gegenwärtigen Los unzufrieden zu sein, oder vor der Zukunft zurückzuschrecken.—

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