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Mut

Aus der Juli 1945-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am Abend vor seinem ersten Flug über den Ozean erlangte der Führer eines Kriegsflugzeugs, als er mit einem andern Christlichen Wissenschafter über Mut sprach, einen klaren Sinn von Gleichmut und Herrschaft. Durch die Unmittelbarkeit des Gemüts kamen bei dieser Unterhaltung viele Wahrheiten zur Sprache, und es wurde aufgedeckt, daß zwischen unbewiesenem menschlichem Mut und geistig bewiesenem Mut ein großer Unterschied besteht. Er sah, daß Unachtsamkeit, Unvorsichtigkeit und Unbesonnenheit keine begehrenswerten Züge beim Flugwesen sind. Ja, unsere Führerin Mary Baker Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 28, 29): „Es gibt zu viel tierischen Mut in der menschlichen Gesellschaft und nicht genug moralischen Mut”.

Jedermann hält sich gern für tapfer und denkt, daß er jede Lage meistern kann, daß er nicht unterliegen wird — ob er sich auf dem Meer oder in der Schlacht befindet oder vor einer unheilbaren Krankheit steht. Die Zustände in der Welt fordern heute von den Menschen, daß sie ihre Fähigkeiten mehr denn je beweisen. Die Christliche Wissenschaft, die Wissenschaft des Lebens, befähigt sie, dieser Forderung nachzukommen. Es ist jedermann möglich, den ganzen Mut, den er jeden Augenblick braucht, angemessen auszudrücken, und nur Mangel an Verständnis der wirklichen Art Gottes und seines ewigen Einsseins mit seinem all-liebenden Vater-Mutter Gott, dem göttlichen Prinzip, kann ihn abhalten, tapfer zu sein.

Es lohnt sich sehr, sich Zeit zu nehmen, zwischen tierischem Mut und dem von Gott stammenden wahren Mut zu unterscheiden, oder den Unterschied zu zergliedern. Tierischer Mut ist im Grunde genommen menschlicher Wille oder Selbstsucht. Ein solcher Mut ist in Wirklichkeit Furcht, daß man etwas — Leben, Ansehen, Gesundheit, Versorgung usw.— verlieren könne. Er schöpft seine scheinbare Stärke aus dem menschlichen Überlegen, dem sterblichen Gemüt, anstatt von dem persönlichen Sinnenzeugnis wegzusehen und die göttlichen Tatsachen des Seins, die Wahrheit, zu sehen, daß Gott das allumfassende Gute ist. Gerade wie ein Tier zuweilen alles zerstört, was ihm in den Weg zu kommen sucht, kann heftige Furcht oder menschlicher Wille einen Menschen dazu treiben, mit tierischer Grausamkeit um das zu kämpfen, was er gern hat, und dies endet oft mit seiner eigenen Zerstörung, weil sein Beweggrund war, das falsche materielle Selbst zu erhalten, zu erhöhen oder zu befriedigen. Jeder Schaustellung tierischen Wesens liegt immer ein Sinn der Zweiheit zugrunde. Eine der auf Seite 597 unseres Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit gegebenen Begriffsbestimmungen für „Wille” ist „tierische Kraft”, und in derselben Begriffsbestimmung ist auch erklärt: „Der Wille als eine Eigenschaft des sogenannten sterblichen Gemüts ist ein Übeltäter; daher sollte dieses Wort nicht mit dem Ausdruck, wie er auf das Gemüt oder auf eine der Eigenschaften Gottes Anwendung findet, verwechselt werden”.

Wirklicher Mut ist das Ergebnis geistigen Verständnisses und drückt die unendliche Liebe und die unverfälschte Wahrheit aus. Er ist immer erfolgreich und selbstlos bereit, jeder Notlage gerecht zu werden. Wer durch göttliche Gewißheit und die Erleuchtung der Warheit geduldig sein Gleichgewicht wahrt und solchen Mut ausdrückt, weiß und erklärt unablässig ohne Rücksicht auf das Sinnenzeugnis: „Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich”. Seine einzige Absicht ist, Gott zu verherrlichen und zu erhöhen, den Himmel auf die Erde zu bringen, den immer befriedigenden Christus alles ihm Ungleiche durchdringen und läutern zu lassen, jede Lage zu heilen. Mit andern Worten, Mut ist wahre Demut. „Ich kann nichts von mir selber tun”, sagte Jesus.

Mut unterstützt das Beste im menschlichen Charakter; er gibt Gleichgewicht, Gelassenheit, Glauben, Furchtlosigkeit. Man muß das Selbst und alles, was mit diesem Selbst zusammenhängt, unbestreitbar verleugnen, um wahre Demut auszudrücken, um tapfer zu sein. Genau so, wie der Sonnenstrahl mit der Sonne eins ist, ist der Mensch ewig eins mit Gott, und die Erkenntnis dieser ewigen Einheit gibt Mut, beseitigt Schüchternheit, Furcht und Schwäche und beweist dadurch die Allerhabenheit des Guten. Mut bedeutet tätiges Überwinden, nicht untätige Unterwerfung! Mut ist daher der unerschütterliche Vorsatz, sich beständig über endliches Denken zu erheben und so dem Netz der Entmutigung, der Furcht und der Unentschlossenheit zu entgehen.

In der göttlichen Wissenschaft, wo der Mensch das Ebenbild des unendlichen Gemüts ist, kennt er nur die Allheit und Immergegenwart der Vollkommenheit, der göttlichen Liebe; er ist sich des Bösen oder einer Gefahr nicht bewußt. Wird uns nicht gesagt, daß Gott die einzige Ursache und die einzige Wirkung ist, daß alles Ihm gehört? Da Gott gut ist, müssen Ursache und Wirkung ebenfalls gut sein. Wenn Dinge gefährlich oder unharmonisch scheinen, sollten wir uns fragen: „Kann diese Lage wahr oder wirklich sein? Ist sie die Wirkung der einen Ursache, Gottes? Lasse ich mich betören?” Wenn wir dann vor einer schwierigen Lage zu stehen scheinen, wenn sogar das Leben gefährdet scheint, können wir das menschliche Bild mit Bestimmtheit — gerade mit solch einfachem, kindlichem Überlegen — auswischen und durch geistige Tatsachen ersetzen. Dann werden Gottes Ideen in unser Bewußtsein einströmen: die Wahrheit wird sich enthüllen und alles, was in ihr Bereich kommt, schnell, bestimmt und unbedingt heilen. Dies ist bewiesene Christliche Wissenschaft. Die beständige Vergegenwärtigung der Allheit und Einheit Gottes trotz entgegengesetzter Beweisgründe zerteilt den Mesmerismus des Bösen früher oder später. Das beharrliche Festhalten an der Wahrheit vernichtet, vertreibt und rottet alles der Wahrheit Unähnliche unwiderstehlich aus. Wenn es ein hartnäckiger, sogar schreckenerregender Anspruch ist, bietet er umso größere Gelegenheit, Mut auszudrücken, bis das, was ewig ist, in einem harmonischen menschlichen Zustand offenbar wird.

Haß hat noch nie jemand wirklich tapfer gemacht. Erregbarkeit ist kein Beweis von Charakter. Der Selbsterhaltungstrieb hat schon oft Augenblickshelden gemacht; doch hat Haß in Wirklichkeit noch nie etwas vollbracht. Rache schließt einen ganz von selber von der von Gott, der einzigen belebenden Kraft, ausströmenden Liebe aus. In „Miscellaneous Writings” (S. 336) ermahnt Mrs. Eddy: „Das Gemüt ist allerhaben: die Liebe ist Herr des Hasses, die Wahrheit die Siegerin über eine Lüge. Hat dir nicht die Wissenschaft diese Lehre verkündet — daß das Böse machtlos ist, daß eine Lüge nie wahr ist? Es ist deine Aufgabe, mit dem Irrtum zu ringen, die Schlange zu handhaben und ihr den Kopf zu zertreten; aber du kannst als Christlicher Wissenschafter deine Zuflucht nicht zu Steinen und Keulen — zur Materie — nehmen, um die Schlange eines materiellen Gemüts zu töten”.

Denken wir doch an die Geschichte, wie David sich auf den Kampf mit dem Riesen Goliath vorbereitete! Saul bot David seine materiellen Waffen zur Verteidigung an. Nach dem Bericht antwortete David: „Ich bin sie nicht gewohnt”. Statt dessen „überwand” er durch Verlaß auf das göttliche Gemüt, das er kannte und in gewissem Maße als allmächtig bewiesen hatte, „den Philister mit der Schleuder und mit dem Stein”.

Nehmen wir an, David hätte innegehalten, um die Lage menschlich zu zergliedern — wie klein er und wie groß der Riese war! Mit der einen Ausnahme, daß er auf der Seite des Prinzips stand, war alles gegen ihn. Dennoch sagte er: „Der Herr, der mich von dem Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister”. Mit einem entschlossenen Wurf vernichtete David tapfer und mutig den feindlichen Goliath. Ungeachtet des drohenden Auftretens des Irrtums bewies er wirksam dessen Machtlosigkeit, und er hatte vor allen Dingen den Mut, sich für die Wahrheit einzusetzen und seinen Standpunkt mit der Wahrheit zu vertreten, und die Wahrheit siegte.

Kann der Mensch, die Verkörperung aller rechten Ideen, weniger als seine göttliche Art, Vollkommenheit, ausdrücken? Was hat es zu sagen, wenn sich die Einflüsterungen der Furcht in Augenblicken großer Bedrängnis hartnäckig geltend machen? Macht ihn dies zu einem Feigling? Die einfache aber beharrliche Behauptung: „Ich fürchte mich nicht”, und das Wissen des Grundes, warum er sich nicht fürchten kann, wird die quälenden Einwände schließlich beseitigen, gerade wie der Sonnenschein die Finsternis beseitigt.

Das Bewußtsein, das Furcht beharrlich und gewissenhaft verneint und die Wahrheit des Seins behauptet, wird unfehlbar gewinnen. Die mächtige und wichtige Erklärung: „Ich fürchte mich nicht”, die auf der Erkenntnis beruht, daß ein furchtloser Gott einen furchtlosen Menschen macht, wird den Mesmerismus unumgänglich zerstören und jetzt Herrschaft, Erleuchtung und Freude zur Verwirklichung bringen. „Ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst”.

Weil Mut begehrenswert und gut und recht ist, muß er unumgänglich zum Leben, nicht zum Tode, führen. Unsere Führerin erklärt ausdrücklich (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 191): „Unsterblicher Mut erfüllt die menschliche Brust und erleuchtet den lebendigen Weg des Lebens”. Daher muß es mehr Mut erfordern, geistig zu leben, als materiell zu sterben. Zu lange hat die Menschheit den Tod verherrlicht. Laßt uns als Christliche Wissenschafter das ewige Leben, den unsterblichen Gott verherrlichen! Da Leben ein sinnverwandter Ausdruck für Gott ist, muß es begehrenswert sein, und man muß es in Ehren halten. Die beständige Bereitwilligkeit, mit dem Leben eins zu sein, und das sofortige Verneinen jeder Trennung davon erhalten und bewahren uns in unserer individuellen Erfahrung und erleuchten „den lebendigen Weg des Lebens”.

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