Es ist ermutigend von den Kampflinien der Verbündeten Nationen zu hören, daß die Verluste in diesem Kriege geringer waren als in irgend einem früheren. Edle Männer und Frauen unter den Ärzten, die nach bestem Wissen und Gewissen handeln, sollen Resultate erzielen, die bisher fast als Wunder angesehen worden wären. Ob sie wohl eine Ahnung davon haben, was ihren neuen Erfolgen zu Grunde liegen mag? Können die medizinischen und wundärztlichen Errungenschaften unserer Zeit nur gewissen materiellen Entdeckungen zugeschrieben werden, den vollkommneren Kenntnissen betreffs der Materie und ihrer sogenannten Gesetze? Fragen wir uns einmal, was wirklich im menschlichen Bewußtsein unserer Tage wirksam ist,-— ist es nicht ein Einfluß, von dem die Welt im ganzen gar wenig weiß?
Im 13. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, Vers 33, finden wir eine bedeutungsvolle Weissagung des großen Meisters. Er sieht voraus, wie eine Frau Sauerteig nehmen wird, um ihn „unter drei Scheffel Mehl zu vermengen, bis daß es ganz durchsäuert” wird. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 118) schreibt jene vergeistigte Frau, Mary Baker Eddy: „Lehrte dieses Gleichnis nicht eine Moral mit einer Prophezeiung, die Christi, der Wahrheit, zweites Erscheinen im Fleisch voraussagt, vor der sichtbaren Welt in heiliger Verborgenheit verhüllt?” Dann folgt diese tröstliche und erleuchtende Erklärung: „Die Zeiten gehen dahin, aber dieser Sauerteig der Wahrheit wirkt immerdar. Er muß die ganze Masse des Irrtums zerstören und also in der geistigen Freiheit des Menschen ewiglich verherrlicht werden”.
Im Jahre 1866, als der Krieg zur Aufhebung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten erfolgreich beendet worden war, machte eine gottesfürchtige Frau eine weittragende Entdeckung, die geknechtete Sterbliche allerorten von den Ketten der Krankheit sowohl wie der Sünde erlösen sollte. Sie entdeckte die große Wahrheit, die den Heilungen des Alten und des Neuen Testamentes zu Grunde lag.
Ihr kam die Offenbarung, daß die mächtigen Werke Christi Jesu, seiner Apostel und der Propheten vor alters nicht etwa Kundgebungen übernatürlicher Eingriffe der Gottheit waren, sondern die Wirksamkeit von bisher unbekannten geistigen Gesetzen,— von Gottesgesetzen, die der menschlichen Familie Auferstehung, Reinigung und Gesundheit bringen.
Diese Entdeckung bedingte eine Sichtung der volkstümlichen menschlichen Begriffe betreffs des höchsten und einzigen Gesetzgebers. Wenn die Befolgung eines Gesetzes Freiheit bringt, so muß das betreffende Gesetz einer Quelle entstammen, die nichts weniger als unbehinderte Wahrheit sein kann, oder das Prinzip selbst. Ein Gesetz, unter dessen wohltätigem Einfluß der Haß Macht und Gegenwart verliert, muß der Ausfluß der unendlichen Liebe sein. Ein Gesetz, auf das man sich zu Zeiten der Verdunklung und Verwirrung verlassen kann, das Licht der Intelligenz und Normalität wiederzubringen, kann nur von dem allwissenden Gemüt ausgehen. Die nächste große Entdeckung war die von des Menschen Beziehung zu seinem großen Ersten Urheber. Der Mensch wurde als ein Ausdruck, eine Widerspiegelung, ja eine Offenbarwerdung von jenem göttlichen Gemüt oder Prinzip,— dem Vater-Mutter des Universums,— erkannt.
In der folgenden inspirierenden Erklärung, die wir auf Seite 470 und 471 unseres Lehrbuches finden, weist Mrs. Eddy auf ein Gesetz hin, das in der Tat die Heilung der Völker bewirken sollte: „Die Beziehungen von Gott und Mensch, von dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar; und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist”.
Wie revolutionär und doch wie herrlich klingt dieser Ausspruch! Im Jahre 1870 wurde Mrs. Eddys Offenbarung des göttlichen Heilungsgesetzes zum ersten Mal in Druck gegeben. In sehr erweiterter Form erschien sie 1875 im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit”. So wurde der Sauerteig der Wahrheit ins menschliche Bewußtsein gebracht. Und durchsäuert er nicht die „drei Scheffel Mehl”, mit anderen Worten, alle Naturwissenschaft, Gotteswissenschaft und Heilkunde? Und bessert er nicht alles ehrliche menschliche Denken und Handeln?
Bedenken wir doch einmal die Weltereignisse, die stattgefunden haben, seit dieser Sauerteig wirksam gewesen ist. Die letzten 70 Jahre sind Zeugen gewesen von den erstaunlichsten Erfindungen in der Geschichte der Menschheit; in immer größerem Umfange konnte man die Ausbeutung der Naturkräfte im Dienste des Menschen beobachten. Auch hat sich ein wachsendes Machtbewußtsein über Raum und Zeit und deren Beschränkungen entfaltet; und langsam aber sicher sind während dieser Zeit des Wechsels und der Umwertung von Werten die Begriffe einer mystischen und unbeugsamen Gotteswissenschaft der christlichen Lehre von der Vaterschaft des Guten und der Bruderschaft der Menschen gewichen.
Ist je ein Heer von mehr Liebe und mehr Gebeten begleitet gewesen, als heutzutage von Millionen Herzen ausgesandt werden? Muß die Wirksamkeit dieser großen Liebe nicht in allen Zweigen rechtmäßiger menschlicher Tätigkeit empfunden werden? Und dennoch ist in dieser kritischen Stunde mehr nötig als das Gebet des blinden Glaubens und das Vertrauen auf die schwankenden, bald erfolgreichen, bald erfolglosen Methoden derer, die in der Materie allein Heilung suchen. Im 30. Kapitel des Buches Jeremia (Verse 12, 13) finden wir eine überraschende Erklärung, die zuerst Gefühle der Traurigkeit und Entmutigung erwecken könnte. Hier lesen wir: „Dein Schade ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Deine Sache behandelt niemand, daß er dich verbände; es kann dich niemand heilen”. Doch etwas weiter im Text kommt diese triumphierende Verheißung: „Aber dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr”.
Hier ist die wahrhaft wissenschaftliche Quelle alles Heilens. Dieser Schriftstelle gemäß kann die wahre Heilung nicht in Zuflucht zu materiellen Systemen gefunden werden, wie staunenerregend ihre Errungenschaften auch sein mögen, sondern in Zuflucht zur geistigen Wahrheit und zum Verständnis von Gott als dem unendlichen Gemüt, und vom Menschen, Seinem Ebenbilde, der ewig in Seinem harmonischen Gesetz erhalten wird. Wahrlich, das ist die Wahrheit, die frei macht.
Sucht das sterbliche Gemüt einem Leser dieser Botschaft zuzuflüstern, daß sein „Schade verzweifelt böse” und seine Wunde „unheilbar” ist? Ist ihm gesagt worden, daß ihn „niemand heilen” kann? Dann sollte er horchen auf die Einladung Christi, die heute wie vor Jahrhunderten ruft: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken”. Wendet euch von ganzem Herzen der Wahrheit zu, wie sie in Wissenschaft und Gesundheit offenbart wird. Fordert des Menschen Recht auf Schutz vor den mentalen und körperlichen Wunden und schrecklichen Narben des Kampfes,— auf den er als geistige Widerspiegelung Gottes Anspruch hat. Haltet fest an der Tatsache, daß das Kind des Unendlichen keinen „Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie” erleben kann. Fahrt fort, an dieser Tatsache festzuhalten, selbst wenn es „den ganzen Sommer in Anspruch nehmen” sollte, oder sogar eine Reihe von Sommern, diese Wahrheit zu beweisen. Es ist der Weg, den Christus uns gewiesen hat, es ist der Weg zum geistigen Siege.
„Sanft spricht des Trösters Wort, des guten Hirten:
Es gibt kein Leid, das Liebe nicht heilt.”