Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsers Gottes geworden und die Macht seines Christus”. Was war es, das Johannes so erleuchtete, daß er diese klare Stimme des göttlichen Gemüts hören konnte, die mit Befugnis die Gegenwart des Heils, des Reiches Gottes und Seines Christus, erklärte. War es nicht, daß er in jenem Gesicht auf der Insel Patmos das Kommen der Christlichen Wissenschaft sah, die mit wissenschaftlicher Genauigkeit die Worte und Werke seines Freundes und Meisters Christus Jesus erklären, vernunftgemäß darstellen und für die ganze Menschheit demonstrierbar machen sollte? Von diesem Meister sagt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy in ihrem Werk „Miscellaneous Writings” (S. 192): „Erleuchtet von dem Licht der göttlichen Wissenschaft, offenbaren seine Worte das große Prinzip einer vollen Erlösung”. Im Licht des offenbarenden Verständnisses sah Johannes diese volle Erlösung als „einen neuen Himmel und eine neue Erde”, in denen es keine Körperlichkeit gab, noch Sünde oder Kummer, Schmerzen oder Tränen, materielles Leben oder Tod.
In dieser Offenbarung wird die Unwirklichkeit, die Nichtexistenz, des Bösen, dargelegt, und es wird klar, daß für den geistigen Menschen kein Erlösungsprozeß notwendig ist. Manche Kritiker, die die Logik der Christlichen Wissenschaft in Frage stellen, machen die Einwendung, daß sie erst die Unwirklichkeit oder das Nichts von Sünde und Krankheit lehrt, und dann lehrt, wie dieses Nichts erlöst werden kann. Diese Einwendung mit Mrs. Eddys Erwiderung darauf ist im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 346) zu finden. Hier sagt sie: „Das Nichts des Nichts ist klar; wir müssen aber verstehen, daß der Irrtum nichts ist, und daß sein Nichts nicht errettet, sondern demonstriert werden muß, um das Etwas — ja, die Allheit — der Wahrheit zu beweisen”. Also findet die Menschheit Erlösung durch ein gehorsames Verstehen der Wahrheit, des göttlichen Prinzips, eine Erlösung, die sich auf die Allheit Gottes gründet, dessen vollkommene Ideen die Wirklichkeit und Allheit der Schöpfung ausmachen.
Diese Erlösung ist eine volle Erlösung, nicht nur von Sünde, sondern auch von Krankheit, nicht nur von Schmerzen und Tränen, sondern auch vom falschen Sinnengenuß, von einem jeglichen falschen Begriff von Leben, das der Materie innewohnt und ihr untertan ist. Sie ist individuell und kollektiv; und kollektive Erlösung hängt von der Klarheit und Treue des Einzelwesens ab, von seinem Gehorsam der „himmlischen Erscheinung” gegenüber.
Wie schnell und wie vollständig wendet sich der individuelle Christliche Wissenschafter von dem Nichts falscher materieller Annahmen zu dem Etwas der göttlichen geistigen Tatsachen? Ist er voller Furcht und Ungeduld in die Betrachtung eines Anspruchs von Krankheit oder Sünde, der scheinbar nicht weichen will, versunken und versucht dagegen anzukämpfen? Oder leugnet er seine Wirklichkeit und wendet sich vollständig von seinem Nichts zu der Allheit der klaren, leuchtenden Reinheit und Harmonie des Geistes und erhebt Anspruch auf dessen Vollkommenheit?
Beherbergt er Gefühle der Bitterkeit und Empfindlichkeit, der Minderwertigkeit oder Überlegenheit, oder bestrebt er sich, ihr Nichts zu sehen, und beansprucht er das Etwas der gegenteiligen Wirklichkeiten als sein Eigen? Hält er fest an dem Nichts der Armut, indem er sich bemüht, es mit materiellem Gewinnst auszugleichen, oder spricht er ihr alle Wirklichkeit ab und macht einen kraftvollen und berechtigten Anspruch auf sein Geburtsrecht der geistigen Fülle? Dasselbe könnte gefragt werden betreffs des Krieges und der Gefahren des Krieges, seiner scheinbaren Zerstörungen und Verluste. Sollte der wachsame Christliche Wissenschafter ihnen nicht jedweden Raum verwehren in dem „neuen Himmel” und der „neuen Erde”, die wirklich Gottes Schöpfung darstellen, welche immer gegenwärtig ist und ewig in der göttlichen Ordnung und Allmacht erhalten bleibt? Dies ist die neue Art und Weise, dem Prinzip gehorsam zu sein, und daher der neue Weg zur Erlösung.
Wir müssen jedoch willig sein, diesen Weg einzuschlagen in all seiner wissenschaftlichen Genauigkeit. So verlangt das Prinzip von uns, daß die falschen Freuden der Sinne erkannt und aufgegeben werden als ein Nichts, das keine Anziehung haben kann. Diese trügerischen Freuden versuchen uns manchmal in der Form von Tabak, Alkohol, übermäßiger Vergnügungssucht und andern Befriedigungen der Sinne, die als harmlose gesellige Freuden entschuldigt werden. Um jedoch logisch zu sein, muß das Nichts des Sinnengenusses als solches erkannt werden, ebensowohl wie das der Schmerzen der Sinne. Scheint diese Forderung zu groß zu sein, und zu viel Selbstaufopferung von uns zu verlangen? Dann laßt uns dessen eingedenk bleiben, daß dies immer nur bedeutet, daß wir ein Nichts für ein Etwas aufgeben müssen.
Manchmal hört man die Entschuldigung: „Oh, ich bin kein Heiliger”. Wir streben nicht darnach, Heilige zu sein, sondern Wissenschafter. Der Name „Heiliger”, obwohl er tief verehrt wird, pflegt oft mit Leiden und Märtyrertum identifiziert zu werden. Wohingegen der Name „Wissenschafter” mit intelligenter Forschung, Genauigkeit, Erfahrung und Fortschritt identifiziert wird. Ein echter Christlicher Wissenschafter strebt nach all diesen Dingen im Reiche des Geistes, und sie führen ihn zur Erlösung. Er erlangt Erlösung nicht durch Märtyrertum oder das Aufgeben von etwas Gutem, sondern durch die Offenbarung, daß sein wahres Sein keiner Erlösung bedarf, das es eben jetzt der vollkommene Ausdruck des vollkommenen Gemüts ist, und daher befriedigt und vollständig.
„Nun ist das Heil” gekommen, nicht nur durch Besserung, sondern durch Offenbarung. Die Erlösung besteht nicht in der schwierigen Aufgabe, die Menschheit mit all ihren Sünden, Schmerzen, Befürchtungen und Leiden in den Himmel zu erheben, sondern vielmehr darin, das durchdringende Licht der Wahrheit auf diese Übel zu richten, um so die Nichtigkeit dieser Übel und die Nähe des Himmelreiches zu offenbaren. In der Bibel ist die Idee der Erlösung meistens mit Singen und Kraft, Schönheit und Freude verbunden. Heißt es da nicht: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen”? Und mit welcher Güte und Liebe richtet Mrs. Eddy die Einladung an uns, die wir auf Seite 166 ihres Werkes „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” finden: „Also, meine Geliebten, laßt uns zusammen das alte und neue Lied der Erlösung singen, und möge das Maß unserer Zeit und Freude geistig sein, nicht materiell”.