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Beten wir um Bereicherung?

Aus der September 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Anfänger in der Christlichen Wissenschaft wird bald im Kirchenhandbuch das schöne Gebet finden, mit dessen Worten alle Christliche Wissenschafter beten: „‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!” (Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy, Art. VIII, Abschn. 4.)

Mrs. Eddy empfiehlt nicht nur, daß ihre Nachfolger diese Worte gebrauchen und in diesem Sinne beten sollen; sie erklärt ausdrücklich, daß es die Pflicht eines jeden Mitglieds Der Mutterkirche ist, täglich so zu beten. Und da die wahre Kirche in dem Bewußtsein und der Liebe ihrer Mitglieder zu finden ist, sollten wir wohl fragen: Ist diese heilende Botschaft wirksam im Bewußtsein des Wissenschafters, der in Lethargie verfallen ist und nicht mehr täglich für sich selbst und die Welt betet?

Welch wunderbares Gebet ist dies doch! Analisiert es, wenn ihr wollt, Wort für Wort, und ihr werdet finden, daß es gar mannigfache menschliche Nöte berührt. Um mit den Worten des Meisters anzufangen: „Dein Reich komme”,— dies ist ein Ausdruck des innersten Sehnens eines jeden ehrlichen Herzens, daß die Harmonie die unglücklichen und unharmonischen Bilder des sterblichen Gemüts überwinden möge. Dann kommt der ausdrückliche Wunsch nach der Aufrichtung des „Reichs der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe” im menschlichen Bewußtsein; und wenn man sich am frühen Morgen eines jeden Tages bestrebt, den rechten Begriff des Tages im eigenen Bewußtsein aufzurichten, nicht etwa als den Verlauf von 24 Stunden, sondern als Entfaltung des zeitlosen, todlosen Seins, welche irrigen Einflüsterungen der Beschränkung und Schreckensgespenste des Verfalls können da zum Schweigen gebracht werden! Wenn die geistige Wahrheit im individuellen Bewußtsein regiert, ist es da nicht eine logische Schlußfolgerung, daß die Sünde daraus entfernt wird? Mit dieser Klärung des Denkens kann man nun in christlicher Beständigkeit für die Bereicherung der Liebe der ganzen Menschheit beten und hoffen, daß sie vom göttlichen Prinzip regiert werden möge.

Wann hat irgend jemand außer Jesus je solch ein Gebet verfaßt wie dieses Gebet der erleuchteten Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, das in so glücklicher Wahl der Worte die weitreichende Notdurft der Menschen in ihren verschiedenartigen Phasen umfaßt! Anstatt unmittelbar für die Überwindung alles Bösen zu beten, spürt sie, daß die Menschheit vor allem eine Bereicherung ihrer Liebe benötigt. Wenn die Menschen eine aufrichtige Liebe für das Gute haben, können sie dann in die Irrgärten der Sünde gelockt werden? Wenn ein Baum armselige Früchte trägt, wird der weise Gärtner sich nicht bemühen, den Boden zu bereichern? Die Wurzeln der Sünde und alles Irrtums liegen in den Neigungen der Menschen, in den Wünschen und Verlangen des menschlichen Herzens.

Wenn das Denken eines Menschen in großem Maße von tierischen Instinkten beherrscht wird, bedürfen seine Neigungen nicht der Bereicherung höherer und reinerer Ziele? Wenn jemand denkt, daß er Freude daran hat, ein sogenannter guter Hasser zu sein, ist es da nicht notwendig, seinen geistigen Boden zu bereichern? Wenn die Eigenliebe ihn beherrscht, und das persönliche Fürwort zu oft gebraucht wird, wenn er an dem leidet, was im Scherz manchmal die „Ich- Beschwerde” genannt wird, wie sehr bedürfen seine Gedanken-Wurzeln dann der Bereicherung der christlichen Demut! Und was den Geschäftsmann oder den Arbeiterführer anbetrifft, deren Vorgehen oft an das sogenannte Gesetz der Wüste und ungehemmten menschlichen Willen erinnern, beweisen sie nicht, daß da das Einflößen selbstloser Liebe sehr vonnöten ist? Robert Browning hat mit Recht gesagt: „Der Mensch sucht seinen eigenen Vorteil auf Kosten der ganzen Welt.” Sollte dieses Bild des Krebsschadens der Selbstsucht, der am Herzen der Menschen und der Völker nagt, nicht die Christenheit mehr denn je zu inständigem Gebet bewegen?

Der Apostel Petrus fand, daß er gar oft um die Bereicherung und Beherrschung seiner Neigungen beten mußte. Er mußte einmal sehr streng vom Meister zurückgewiesen werden (vergl. Matthäus 16:21–23). Bei einer andern Gelegenheit, als Jesus die Füße seiner Jünger wusch, erklärte Petrus energisch, daß der große Lehrer nicht seine Füße waschen sollte. Doch als Jesus ihm sanft erwiderte (Joh. 13:8): „Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Teil mit mir”, da sagte Petrus mit geläutertem Herzen: „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!”

Bei einer andern Gelegenheit war Petrus in einem Schiff mit den übrigen Jüngern, als Jesus sich ihnen nahte, und auf dem Meer wandelte. Die Jünger waren erschreckt und trauten ihren Augen nicht. Als Jesus ihnen freundlich versicherte, daß er es wirklich war, antwortete Petrus mit gewohntem Ungestüm (Matth. 14:28): „Herr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser.” Darauf sagte der Meister: „Komm her!” Und der biblische Bericht erzählt, daß Petrus tatsächlich einige Schritte auf dem Wasser ging. Doch dann lesen wir, wie er erschrak und anfing zu sinken, und daß er Jesus rief, ihm zu helfen. Bat Petrus wirklich nur um Errettung von dem Wasser? Petrus war ein Fischer, der an das Wasser gewöhnt war. Es ist sogar ganz gut möglich, daß er ein guter Schwimmer war. Ist es außerhalb des Bereichs der Wahrscheinlichkeit, daß Petrus, als er tatsächlich Jesu erstaunliche Leistung nachahmte, anfing, recht viel von Petrus zu halten? Ist es nicht möglich, daß er um Hilfe rief—um von Petrus errettet zu werden?

Jedesmal, wenn wir beten, daß das Wort Gottes unsre Neigungen bereichern und beherrschen möge, beten wir daher in Wirklichkeit um Erlösung von dem falschen Begriff des Selbst, von dem Irrtum eines aufgeblasenen Untermenschen, der den Menschen von dem einen Ich, dem göttlichen Gemüt, zu trennen beansprucht. Wir beten um die Vergeistigung des Bewußtseins, die die Menschen dahin leitet, das Böse zu verachten, seine Unwirklichkeit zu erkennen und sich zu reinerem, heiligerem Verlangen zu erheben. Und was die Beherrschung der Neigungen anbetrifft, hört diese ermutigenden Worte unsrer lieben Führerin in ihrem Buch „Miscellaneous Writings” (S. 204): „Durch das Erlangen der Vergeistigung, beherrscht Gott, das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft, tatsächlich die Zwecke, Ziele und Handlungen des Wissenschafters. Die göttliche Herrschaft verleiht Weisheit und Tatkraft; sie verbannt auf immer alle Arten von Neid, Eifersucht, bösen Gedanken, bösem Geschwätz und bösen Taten; und das so geläuterte sterbliche Gemüt erlangt Frieden und Macht von oben.” Welch herrliche Verheißung!

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