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Die Notwendigkeit der Hingebung

Aus der September 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Ein Sünder kann keine Ermutigung aus der Tatsache empfangen, daß die Wissenschaft die Unwirklichkeit des Bösen demonstriert”, schreibt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft; „denn”, fährt sie fort, „der Sünder möchte eine Wirklichkeit aus der Sünde machen—möchte das wirklich machen, was unwirklich ist, und so ‚Zorn auf den Tag des Zorns‘ häufen.”

Mit diesen aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, Seite 339, angeführten Worten warnt Mary Baker Eddy ihre Leser vor der Einwendung des trügerischen materiellen Sinnes, daß die Sterblichen den Irrtum nicht zu handhaben brauchen, daß sie nicht unrecht tun können, weil es nichts Böses gebe, und daß sie ihre Erlösung nicht auszuarbeiten brauchen, weil der Mensch schon das Bild und Gleichnis Gottes sei, folglich keiner Erlösung bedürfe. Unsere Führerin wußte, daß diese die Wahrheit entstellenden, die Sitten verderbenden, den Charakter verkrüppelnden Einflüsterungen, falls sie nicht unnachgiebig gehandhabt werden, die Unachtsamen zu dem Schluß verleiten könnten, daß sie den sogenannten Genüssen des materiellen Sinnes, was auch deren besonderer Reiz sein mag, ungestraft frönen können.

Der hingebende Wissenschafter weiß jedoch, daß die Christliche Wissenschaft den Traum eines von dem Geist getrennten Daseins nicht verlängert, sondern vernichtet. Er weiß, daß die Christliche Wissenschaft den Menschen zeigt, was sie versklavt hatte, und wodurch sie ihre Freiheit finden können. Der Jünger Johannes zeigt die unheilvoll unwirkliche Lage aller Sterblichen und die Notwendigkeit, daß sie daraus errettet werden, wenn er schreibt: „So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.”

Gelten die Worte des Johannes nicht jedermann? Gibt es jemand auf Erden, der nicht mehr oder weniger an die vermeintliche Wirklichkeit der Materie glaubt? Eine bejahende Antwort kann nicht mit Recht als Entschuldigung für Trübsinn vorgeschützt werden; sie ist vielmehr nur das nötige Zugeben, daß alle geistig erwachen müssen zur Erkenntnis der Unwirklichkeit des materiellen Sinnes und zu der Notwendigkeit, ihn ohne Ausflucht oder Hintergedanken zu handhaben.

Außerdem ist im Bösen nichts, wovor man sich zu fürchten braucht, sobald man es einmal als das sieht, was es ist, anstatt als das, was es zu sein scheint. Es tut uns Christlichen Wissenschaftern heute mehr denn je not, uns unserer geliebten Sache dadurch rückhaltlos zu widmen, daß wir in dem unerschütterlichen Bewußtsein des unendlichen Geistes den ganzen Harnisch Gottes anlegen. Der Kampf mit dem materiellen Sinn muß ausgefochten werden, und wir müssen einen Sieg erringen. Der Mangel an Bereitwilligkeit, schädliche Gewohnheiten vollständig und für immer aufzugeben, ist eine allgemeine Ursache unklaren Denkens, der Verworrenheit und des Mißerfolgs.

Wir alle müssen verstehen, daß keine Zeit in der menschlichen Erfahrung kommen wird, wo es sicher sein wird, das Schwert des Geistes wieder in die Scheide zu stecken, nachdem es einmal für die Sache Christi, der Wahrheit, gezogen worden ist. Es muß vielmehr mit gerechter Entschlossenheit und geistiger Kraft gebraucht werden, bis alle Vorstellungen des materiellen Sinnes vollständig aus dem Bewußtsein ausgetilgt sind.

Wenn wir die Idee des unendlich Guten lieben gelernt haben, so deckt sie nach der Erklärung des Johannes die Täuschungen des materiellen Sinnes unbarmherzig auf. Dieses Aufdecken des Irrtums kann nie ein triftiger Grund zu Entmutigung sein. Für den, der von ganzem Herzen für das geistige Wohl der Menschheit arbeitet und nicht bloß für die eigene Befriedigung lebt, ist es ein sicheres Zeichen des Fortschritts, wenn durch sein geistiges Verständnis Irrtum aufgedeckt wird und er ihn aufgibt.

Wer sich unbedacht dieser oder jener sinnlichen Gewohnheit unterworfen hat, sollte froh sein, wenn die Täuschung durch die Wahrheit aufgedeckt wird; denn dies ermöglicht ihm, das Nichts des Irrtums zu beweisen und sich von dessen selbstischem, anmaßendem Einfluß zu befreien. Der Meister sagte: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt” persönlicher Befriedigung „gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele”, seinem Sinn des Geistes?

Die Blindheit der Selbstgerechtigkeit, die betet: „Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute”, und dann mit einem Anschein von Tugend alles Gute aufzählt, das sie vollbracht zu haben beansprucht, macht wenig oder keinen geistigen Fortschritt; denn ein solches sogenanntes Gebet verschließt sich der Erkenntnis des unmittelbaren Irrtums, der ausgerottet werden muß, oder der nötigen persönlichen Anstrengung, um die Anmaßung des Bösen unnachgiebig zu überwinden. Aber das wahre Gebet des Reumütigen: „Gott, sei mir Sünder gnädig”, bedeutet ein Erwachen des menschlichen Bewußtseins zu den heiligen Forderungen der Wahrheit, und die Bereitwilligkeit, ihnen nachzukommen.

Jesus lobte diese ehrliche Einstellung des Denkens liebevoll, als er sagte, daß nicht der Pharisäer, sondern der Zöllner gerechtfertigt nach Hause ging. Auf diese bezeichnende Art lehrte der Meister eine heilsame Lehre—die Lehre, die in den Worten Salomos enthalten ist: „Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen.”

Den materiellen Sinn ärgern die strengen Forderungen der Wahrheit. Ungeduldig betrachtet er den, der unerschütterlich und weise an dem unveränderlichen Grundsatz des Rechten festhält, als engherzig und unduldsam. Er besteht darauf, daß der Betreffende viel besser vorwärts käme und viel mehr vollbringen könnte, wenn er mehr auf die zweifelhaften, spitzfindigen Wege der Welt einginge.

Rechte Duldsamkeit ist unverkennbar immer nötig; aber man sollte verstehen, daß wahre Duldsamkeit nie von einem verlangt, daß man auf den Weltsinn eingeht und dadurch Gottes Gesetz mißachtet. Wer dem materiellen Sinn fortgesetzt Zugeständnisse macht, um kein Spielverderber zu sein, wird eines Tages unvermeidlich aufhören, ein guter Mensch zu sein.

Obgleich die Forderungen der Wahrheit unverrückbar sind, ist doch niemand berechtigt zu entscheiden, ob jemand anders seine Schwierigkeiten dem Prinzip entsprechend ausarbeitet. Gott ist der einzige Richter, und man kann sich darauf verlassen, daß „der Richter aller Welt”, Er, dessen Urteile „wahrhaftig, allesamt gerecht sind”, recht richtet.

Das ewige Geheiß, das jeden Menschen unfehlbar äußerlich für das lohnt, was er geistig ist, birgt keine Ungerechtigkeit in sich. Wir können eine nützliche Lehre daraus ziehen, wie ein Dampfdruckmesser außerhalb des Dampfkessels genau anzeigt, was im Kessel vorgeht.

Weil die Liebe das göttliche Prinzip des Seins ist, verfolgt sie den Zweck, sowohl hier als auch hernach allen Irrtum im menschlichen Bewußtsein aufzudecken und zu zerstören. Dies beseitigt die unwirkliche Ursache der Zwietracht und des Leidens, so daß sich uns ein Sinn der Gesundheit, der Freudigkeit und der Sicherheit entfalten kann.

Der Verfasser erinnert sich eines Falls, wo jemand, der die Christliche Wissenschaft nicht ernst genommen hatte, nach ärztlicher Feststellung an einer Geschwulst am Gehirn litt. Als der Leidende bei einem Ausüber Hilfe suchte, enthüllte er freiwillig, daß er ohne Wissen seiner Angehörigen und Freunde schon seit langem einer besonders erniedrigenden Form der Sinnlichkeit frönte. Dem Ausüber gelang es daraufhin, den Mann dafür zu gewinnen, daß er begeistert mithalf, der verderblichen Neigung zu widerstehen und sie zu überwinden. Bald wich der Sinn sittlicher Schwäche der Kraft geistigen Verständnisses. Dann begannen die Anzeichen der Krankheit zu weichen, und schließlich verschwanden sie ganz.

Das Gesetz Gottes erklärt einerseits, daß man schlechten Gewohnheiten und anderem Unrechttun nicht frönen kann, ohne sich eine Strafe zuzuziehen; aber es erklärt anderseits auch, daß man nicht recht handeln kann, ohne einen Lohn zu ernten. Andernfalls wäre die Verheißung des ewigen Lebens ein Hohn, und die Menschen hätten keine Hoffnung.

Aber das göttliche Gesetz kann nicht umgestoßen werden. Es ist so unwandelbar wie sein unwandelbares Prinzip. Es besiegelt zwar den Untergang des Sünders; aber es macht auch klar, daß der Sünder jederzeit gerettet werden kann, wenn er den Glauben aufgibt, daß Unrechttun ihm je Genuß bieten, Macht geben oder Nutzen bringen könne.

Das ehrliche Anerkennen, daß jeder seinem Säen gemäß ernten muß, ist einer der Edelsteine in der Krone christlichen Charakters. Demütigen Sinnes betet der Reumütige: „Dein Wille geschehe.” Wenn das Feuer geistiger Läuterung die Schlacken des materiellen Sinnes ausscheidet, kann der treue Christliche Wissenschafter im Glauben an die unfehlbare Gerechtigkeit und Barmherzigkeit der göttlichen Liebe mit Hiob sagen: „Obgleich er mich [meinen ganzen Glauben an den materiellen Sinn und seine persönlichen Genüsse] töte, will ich doch auf ihn [den Geist] vertrauen” (engl. Bibel).

Der folgerichtig denkende Christliche Wissenschafter duldet kein Eingehen auf den Irrtum oder den materiellen Sinn, sondern macht sich zur Pflicht, dem göttlichen Ideal, dem unendlichen Gemüt, einschließlich seiner vollkommenen, unkörperlichen Idee, dem Menschen, täglich näher zu kommen. Mrs. Eddy schreibt mit Bezug auf einen solchen Christlichen Wissenschafter (Wissenschaft und Gesundheit, S. 21): „Er wendet sich beständig vom materiellen Sinn ab und schaut auf die unvergänglichen Dinge des Geistes hin. Wenn er ehrlich ist, wird er es von Anfang an ernst nehmen und jeden Tag ein wenig in der rechten Richtung gewinnen, bis er schließlich seinen Lauf mit Freuden vollendet.”

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