Mit strengen Worten verdammt die Heilige Schrift den Haß und betont, daß er nichts mit Gott oder dem Menschen Gottes zu tun hat.
Zu hassen bedeutet, „heftiges Gefühl von Abneigung und Groll gegen jemand hegen”. Groll ist „aktive feindliche Gesinnung”. „Der Haß,” sagt Mary Baker Eddy, „ist wie ein moralischer Blödsinn, der zur eigenen Zerstörung losgelassen ist” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 249). Johannes nahm kein Blatt vor den Mund, als er sagte: „Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger” (1. Johannes 3:15). Der Haß plant Vernichtung.
Viele Menschen fühlen heftige Abneigung oder aktive feindliche Gesinnung gegen andere und sind der Meinung, daß sie dazu berechtigt sind, weil diese anderen ihnen ihrer Ansicht nach ein Unrecht zugefügt haben oder auch Eigenschaften ausdrücken, die sie nicht gerne haben. Dann wiederum erscheinen Abneigung und feindliche Gesinnung im menschlichen Denken, wenn jemandes Weltanschauung oder Handlungsweise von einem anderen getadelt wird. Oft kann auch die Nebenbuhlerschaft, die durch das Streben nach Stellung, Macht und Ehre hervorgerufen wird, Haß und feindliche Gesinnung erzeugen.
Aber wie nichtig ist doch der Haß und alles, was damit verbunden ist! Er hat niemals etwas vollbracht, das würdig oder gut ist. Die Momente, Stunden oder Jahre, die mit dem Hegen von Haß, Groll, Abneigung und feindlicher Gesinnung gegen irgend jemand irgendwo verbracht wurden, sind wirklich völlig vergeudet worden. Analisiert diese Gedankenzustände, zergliedert sie, legt sie unter das Mikroskop der Intelligenz, und was findet ihr? Unwissenheit, Dunkelheit, geistige Verwirrung, alles, was eitel ist.
Wir werden weiser sein, wenn wir oft eine Inventaraufnahme unserer Gedanken, Anschauungen und Einstellungen anderen gegenüber machen. Gibt es jemand in unserm Heim, unter unsern Verwandten (Blutsverwandten und Anverwandten), in unserer Kirche, unserm Geschäft, unserm geselligen Kreis oder irgendwo anders, gegen den wir gelegentlich oder chronisch eine Abneigung oder feindliche Gesinnung fühlen? Empfinden wir besondere Abneigung gegen gewisse Individuen, Gruppen, Rassen oder Nationen? Gibt es jemand, gegen den wir in vergangenen Jahren feindselige Gefühle gehegt haben, und an den wir immer noch mit Antipathie denken? Wenn die Antwort auf irgend welche dieser Fragen bejahend ist, so haben wir eine sehr wichtige, noch nicht vollendete Aufgabe vor uns. Der Haß erschwert es uns, die Gegenwart und Macht Gottes zu verstehn. Gar manche hartnäckige Krankheiten sind geheilt worden, wenn verborgener Haß aufgedeckt und zerstört worden war.
Es gibt wahrscheinlich viele Menschen, die ihr Bewußtsein gerne von Haß und ähnlichen Gefühlen frei machen möchten; doch wissen sie nicht, wie sie es bewerkstelligen können. Mehr als bloßes Wünschen ist dafür notwendig. Die Christian Science zeigt den Menschen, wie sie Gefühle des Hasses, des Grolls und der Abneigung überwinden können—wie sie ihr Denken von all solch mentalem Gift reinigen können, das sonst nur ihr Verstehen und ihre Demonstration der Tatsachen des wahren Seins hindert.
Diese Wissenschaft lehrt uns, unsere Schlüsse von der Basis der einen Ursache, Gottes, der absoluten Vernunft, des göttlichen Gemütes, aus zu ziehen. Sie offenbart, daß die Schöpfung ein Universum von Ideen und Wesenheiten darstellt, die existieren, um diese Vernunft oder dieses Gemüt auszudrücken und zu veranschaulichen. Die Bedeutung der reinen Vernunft, erklärt sie, ist die göttliche Liebe. Der Mensch, die Idee des göttlichen Gemüts, ist geistig und dem Gemüt ähnlich, der individualisierte Ausdruck der Liebe. Das ist die wahre Selbstheit von euch und mir und unserm Bruder.
Der Haß, der Groll, die Abneigung können ihren Ursprung nicht in Gott, der göttlichen Liebe, haben und sind dem Menschen, dem Ausdruck der Liebe, ebenso fremd und unbekannt wie Gott. Was scheinbar diese negativen Gedanken verursacht und Mittel für ihre Weiterleitung verschafft, ist der Teufel, der eine Böse—das sterbliche Gemüt. Dieser negative Begriff von Gemüt ermangelt der Vernunft und der Liebe. Seinem falschen Begriff des Menschen, den wir einen Sterblichen heißen, flößt er unwürdige Gedanken ein, darunter Feindseligkeit und Groll. Und er treibt die Sterblichen an, derartige Gedanken gegeneinander zu hegen.
Doch all dieses Hassen und Grollen besteht ja nur in dem angeblichen Reich des sterblichen Gemüts. Nicht ein einziger Tüttel davon existiert jemals in Gott, dem unendlichen Gemüt, und seinem Weltall von Ideen—der Summe aller Wirklichkeit. Dem ewigen Gemüt und all seinen Ideen und Wesenheiten ist der Haß unbekannt und wird niemals gedacht und niemals gefühlt.
Ein Sterblicher haßt, grollt, hat Gefühle der Abneigung und Böswilligkeit, weil er unwissenderweise daran glaubt, daß es ein gottloses materielles Gemüt gibt, das eine materielle Schöpfung hervorbringt, sie mit materiell gesinnten Sterblichen bevölkert, und dann diese gegeneinander aufhetzt, indem es ihnen Gedanken des Grolls, der Abneigung und des Hasses suggeriert und sie der Einwirkung dieser vergifteten Hefe überläßt. Doch all dies hat keinen Raum in der Unendlichkeit Gottes, von der der Mensch umgeben ist.
Glücklicherweise kann jedes Einzelwesen durch seine ihm von Gott verliehene Fähigkeit, die wahre Idee Gottes und der Schöpfung—das allerhabene Gemüt und sein Weltall rechtdenkender Wesenheiten—zu begreifen, den negativen Begriff von Ursache, Schöpfung und dem Menschen, mit seinen falschdenkenden Sterblichen und deren vom Bösen eingeflüsterten Gefühlen des Hasses, des Grolls, der Abneigung und der Böswilligkeit zurückweisen. Im Licht der wahren Idee von Gott und dem Menschen ist diese negative Szene in Wirklichkeit nichts und hat keine Macht.
Die Versuchung, die fast jeder Sterbliche zu einer oder der andern Zeit zu bekämpfen hat, sich der Abneigung und dem Groll gegen einen andern Sterblichen hinzugeben, ist also eine Versuchung, an einen falschen Begriff von Schöpfer und Schöpfung zu glauben, worin einige Sterbliche Unrecht tun und andere meinen, daß ihnen Unrecht zugefügt wird—mit dem sich daraus ergebenden Haß und Groll. Das Gegenmittel hierfür ist die Christuswahrheit, die offenbart, daß die einzige Schöpfung die Offenbarwerdung Gottes, des Gemüts oder der Liebe, ist—das Reich der von Gott belebten und beherrschten Wesenheiten, die sich alle ewiglich lieben und verstehen, denn sie sind alle von der Liebe erschaffen und in ihr vereint.
Wenn wir den falschen Begriff der Individualität, der sich sterblicher Mensch nennt—den Anspruch des sterblichen Gemüts, sich Wesenheit anzumaßen—ablegen und unsre wahre Individualität als die des Kindes Gottes erkennen, die mit unserm Vater-Mutter und Seinen Kindern in Seinem Reiche vereinigt ist, so sind wir erhaben über die Versuchung zu glauben, daß unsre wahre Individualität oder die unsres Bruders hassen oder gehaßt werden kann. Wir finden, daß die göttliche Tatsache ist, daß es nur einen Schöpfer und eine Schöpfung gibt, das Reich der Liebe, das von der großen und ungetrennten Familie der Ideen der Liebe bevölkert ist, der Söhne und Töchter Gottes.
