In jeder Nummer der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften — Journal, Sentinel und Herold — findet man Zeugnisse, die von geistiger Heilung künden. Bei den Mittwoch-Versammlungen der christlich-wissenschaftlichen Kirchen und Vereinigungen wird ein entsprechender Zeitabschnitt dem mündlichen Ausdruck der Dankbarkeit für durch die Christliche Wissenschaft bewirkte Heilung und Wiedergeburt gewidmet. In den schriftlichen sowohl als auch den mündlichen Zeugnissen werden die Leser und Hörer beobachten, wie oft diejenigen, die durch diese erlösende Wahrheit gesegnet worden sind, von dem Überwinden von Erkältungen, Husten und ähnlichen Beschwerden zeugen.
Häufig wird Dankbarkeit ausgedrückt für das schnelle Heilen von Erkältungen und Influenzasymptomen oder gar das tatsächliche Überwinden der Veranlagung „zu Erkältungen geneigt zu sein“, wie es genannt wird. Man könnte wohl schwerlich einen Anhänger der Christlichen Wissenschaft finden, der nicht zu irgendeiner Zeit in seiner Erfahrung mit diesem Widersacher hat ringen müssen und durch das Verständnis der geistigen Macht über ihn gesiegt hat. Wenn daher ein Wissenschafter von einem Freund oder Nachbar gebeten wird, ihm etwas zu sagen, das „gut für Erkältungen“ ist, so wird seine Empfehlung der Christlichen Wissenschaft durch praktische Beweise von ihrer Heilkraft in seiner eigenen Erfahrung gedeckt.
Im November 1947 erschien in The Reader's Digest ein Auszug aus einem Aufsatz, der ursprünglich in dem Journal of the American Medical Association herausgekommen war, und welcher unsere Aufmerksamkeit verdient. Es ist das offene Zugeständnis eines ehrlichen Mediziners. Unter der Überschrift „Wir können keine Erkältungen heilen“ erklärt er mit einnehmender Offenheit: „Die Medizin kennt keine besondere Behandlung, die Anfälle von Schnupfen, Grippe, Katarrh und Influenza abkürzen kann. Außer in Fällen von wirklicher Influenza gibt es tatsächlich nichts, das derartige Anfälle verhindern kann.“ Als Protest gegen die mannigfachen Heilmittel für Erkältungen, die heutzutage marktscheierisch angepriesen werden, schreibt er: „Je mehr wir die traditionellen Behandlungen untersuchen, desto klarer wird es, daß keine derselben irgendwelche Wirkungen hervorbringen.“ Dann fügt dieser so aufrichtige Arzt hinzu: „Eines Tages mögen wir eine besondere Behandlung für Erkältungen haben. Bis der Tag jedoch erscheint, diktiert uns der gesunde Menschenverstand, daß wir aufhören, uns selbst zu betrügen. Wenn wir also die Erkältungen weder verhindern noch heilen können, so können wir wenigstens der Natur erlauben, unbehindert ihren Lauf zu nehmen.“
Die Heilige Schrift erwähnt nicht besonders, daß Christus Jesus und seine Jünger Erkältungen heilten, doch berichtet sie, daß durch des Meisters geistiges Verständnis „allerlei Seuche und Krankheit im Volk“ überwunden wurde (Matth. 4:23); und in der Apostelgeschichte (5:16) lesen wir, daß die Leute kamen und „brachten die Kranken und die von unsauberen Geistern gepeinigt waren; und wurden alle gesund.“ Wir haben daher wohl ein Recht anzunehmen, daß die so allgemeinen und unangenehmen Beschwerden, die unter dem Sammelnamen Erkältungen bekannt sind, zu den Krankheiten gehörten, die von dem Nazarener und seinen Nachfolgern geheilt wurden.
Wenn jedoch ein heutzeitliches Heilungszeugnis erforderlich ist, um von der Wirksamkeit der Heilkraft Gottes mit Bezug auf derartige Irrtümer zu zeugen, so kann man wohl jeden ernsten Anhänger der Christlichen Wissenschaft bitten, einige seiner eigenen Heilungserfahrungen in der Beziehung zu erzählen. Es gibt sicherlich viele Leser und Solisten in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen, die von wunderbarem Überwinden schlimmer Erkältungssymptome, wie Verlust der Stimme, Hustenreiz und ähnlichem, durch die Anwendung dieser geistigen Heilmethode berichten können. Und so auch die Wissenschafter, deren Tätigkeit sie auf die Bühne, das Vortragspodium oder in den Konzertsaal führt, sind in der Lage, von gar manchen Gelegenheiten zu berichten, bei denen sie imstande waren, ihre Aufgabe zu erfüllen fast ohne irgendwelche der Erkältungssymptome an sich zu tragen, während sie ohne die göttliche Hilfe wahrscheinlich an ihr Bett gefesselt gewesen wären.
In ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zeigte Mary Baker Eddy, wie die Christlichen Wissenschafter mit aller Krankheit, Sünde und Disharmonie umgehen sollten. Sie schreibt (S. 414): „Das Argument des Christlichen Wissenschafters beruht auf der christlich-wissenschaftlichen Basis des Seins. Die Heilige Schrift erklärt, ,daß der Herr allein Gott [gut] ist und keiner mehr.‘ Ebenso ist Harmonie weltumfassend und Disharmonie unwirklich.“ Weiter lesen wir auf Seite 391: „Widersprich mental jeder Klage von seiten des Körpers und erhebe dich zu dem wahren Bewußtsein des Lebens als der Liebe — als alles dessen, was rein ist und die Früchte des Geistes trägt. Furcht ist die Quelle der Krankheit, und du meisterst Furcht und Sünde durch das göttliche Gemüt; folglich ist es das göttliche Gemüt, durch welches du Krankheit überwindest.“ Dann, etwas weiter unter in demselben Abschnitt, schreibt sie: „Die Furcht, die ein Element jeder Krankheit ist, muß ausgetrieben werden, um das Gleichgewicht für Gott wiederherzustellen.“
Doch wie wirkt sich dies in der Praxis aus? Hier ist ein Beispiel: Ein Wissenschafter, der an einem gewissen Abend vor einer großen Zuhörerschaft sprechen sollte, merkte während des Tages, wie die Symptome einer schlimmen Erkältung immer mehr die Oberhand zu gewinnen drohten. Alle Atmungsorgane schienen in Mitleidenschaft gezogen zu sein, und er war in jeder Hinsicht eine traurige Erscheinung. Für jemanden in solchem Zustande öffentlich zu erscheinen, schien nicht nur unweise sondern geradezu unvernünftig zu sein.
Er wußte jedoch, daß er die Verpflichtung hatte, bei der Gelegenheit zu erscheinen, und er erinnerte sich an Mrs. Eddys Erklärung (ebd, S. 385): „Beständige schwere Arbeit, Entbehrungen, Fährlichkeiten und alle widrigen Bedingungen können, falls ohne Sünde, ohne Leiden ertragen werden. Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun ohne dir zu schaden.“ Dementsprechend machte er seine Vorbereitungen für die Aufgabe des Abends und hoffte mit kindlichem Vertrauen, daß die göttliche Liebe ihn an der Hand halten würde. Wenn, wie unser Lehrbuch versichert, „Harmonie weltumfassend und Disharmonie unwirklich“ ist, so ist alle Folgerichtigkeit und alles Gesetz mit Bezug auf das „Sicherkälten“ aus dem Reich der Harmonie ausgeschaltet, kann im Reiche Gottes nicht existieren, und ist daher nicht wirklich.
Der Wissenschafter weigerte sich, zuzugeben, daß der Mensch, der Ausdruck der Liebe, von einer Erkältung in Banden gehalten werden konnte; und er wußte, daß seine Aufgabe darin bestand, die Furcht und nicht etwa Krankheitskeime zu überwinden. Ehe er den Saal betrat, in dem er sprechen sollte, waren schon viele der furchterregenden Krankheitssymptome beinahe verschwunden; und als er auf das Podium trat und anfing zu sprechen, war auch nicht die geringste Spur von Entzündung, Reizung, Husten oder Fieber mehr zu bemerken. Die Wahrheit über Gott und den Menschen, die göttliche Liebe und die Schöpfung der Liebe, die er erklärte, hatte ihn tatsächlich frei gemacht.
Zweifellos ist die Furcht der Unheilstifter bei den Erkältungen ebensowohl wie bei allen körperlichen Beschwerden. Ist es zu verwundern, daß materielle Pillen oder Tränke wenig oder gar nichts helfen, wo es sich um jene unangenehmen Beschwerden handelt. Wenn die menschliche Familie sich doch einem gewissen geistigen Heilmittel zuwenden wollte! Es ist in Wirklichkeit nicht neu. Christus Jesus und seine Jünger gebrauchten es zweifellos bei ihrem Heilungswerk; und Johannes beschreibt es in einfacher Weise in seiner ersten Epistel (4:18). Es ist dies: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ Mit Bezug auf Furcht vor Erkältungen oder irgend welchen anderen Krankheiten versucht doch, euch der Liebe, die Gott ist, zuzuwenden und dem Verständnis des Menschen als der Widerspiegelung der Liebe. Bemüht euch, mehr zu lieben! Erkältung ist nicht in der Liebe!
