Zwei Männer saßen eines Abends hinter mir im Omnibus. Wir alle kehrten gerade von unsrer Tagesarbeit heim. Die Männer sprachen von ihrer Beschäftigung und ihrem Verdienst. Der eine arbeitete in einer Fabrik, der andere war ein Bleiarbeiter. Der erstere erzählte mit gewisser Genugtuung, daß unlängst seine Arbeitszeit gekürzt und sein Gehalt erhöht worden wäre. Daraufhin sagte der letztere, daß er sogar noch kürzere Arbeitsstunden hätte und noch mehr verdiente als sein Freund.
Eine ganz andere Einstellung wird in einem Brief ausgedrückt, den ich kürzlich erhielt, und der zum Teil wie folgt lautet: „Ich arbeite gern. Manchmal habe ich verschiedene Ämter gleichzeitig, und doch fühle ich mich nicht überarbeitet. Es macht mir wirklich Freude zu arbeiten. Jeden Tag sage ich zu Gott:, Laß mich nur arbeiten. Das ist die Freude meines Lebens.‘ “
Es mag Fälle geben, in denen weniger Arbeit und mehr Verdienst völlig berechtigt sind; doch nur zu oft scheint sich im menschlichen Denken eine Tendenz bemerkbar zu machen, nach immer weniger Arbeit und immer mehr Verdienst zu verlangen. Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß man dadurch gesegnet werden kann, daß man viel fordert und wenig gibt. Es steht im Gegensatz zur Ehrlichkeit und Gerechtigkeit und ist ein Verstoß gegen das Gesetz Gottes, des Prinzips.
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