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Arbeit ist etwas Natürliches

Aus der Juli 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zwei Männer saßen eines Abends hinter mir im Omnibus. Wir alle kehrten gerade von unsrer Tagesarbeit heim. Die Männer sprachen von ihrer Beschäftigung und ihrem Verdienst. Der eine arbeitete in einer Fabrik, der andere war ein Bleiarbeiter. Der erstere erzählte mit gewisser Genugtuung, daß unlängst seine Arbeitszeit gekürzt und sein Gehalt erhöht worden wäre. Daraufhin sagte der letztere, daß er sogar noch kürzere Arbeitsstunden hätte und noch mehr verdiente als sein Freund.

Eine ganz andere Einstellung wird in einem Brief ausgedrückt, den ich kürzlich erhielt, und der zum Teil wie folgt lautet: „Ich arbeite gern. Manchmal habe ich verschiedene Ämter gleichzeitig, und doch fühle ich mich nicht überarbeitet. Es macht mir wirklich Freude zu arbeiten. Jeden Tag sage ich zu Gott:, Laß mich nur arbeiten. Das ist die Freude meines Lebens.‘ “

Es mag Fälle geben, in denen weniger Arbeit und mehr Verdienst völlig berechtigt sind; doch nur zu oft scheint sich im menschlichen Denken eine Tendenz bemerkbar zu machen, nach immer weniger Arbeit und immer mehr Verdienst zu verlangen. Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß man dadurch gesegnet werden kann, daß man viel fordert und wenig gibt. Es steht im Gegensatz zur Ehrlichkeit und Gerechtigkeit und ist ein Verstoß gegen das Gesetz Gottes, des Prinzips.

Mein Wörterbuch hat viel zu sagen über das Zeitwort „arbeiten“. Die allgemeinste Bedeutung ist: seiner Beschäftigung nachgehen. Christus Jesus dachte an die wirkliche Selbstheit des Menschen und sah sie immer im Dienste Gottes beschäftigt. Er sagte (Luk. 2:49): „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?“ Er schloß jedwede Möglichkeit einer anderen Einstellung aus. Weiter verstand er, daß wahres Wirken und Schaffen sowohl für Gott wie für den Menschen natürlich ist. „Mein Vater wirket bisher,“ sagte er, „und ich wirke auch“ (Joh. 5:17). Ein Übersetzer hat die Erklärung des Meisters folgendermaßen übertragen: „Mein Vater wirkt unablässig und ich gleichermaßen.“ Wahre Arbeit ist also das ewige, nie-aufhörende Wirken des Gemüts, das im Menschen seinen Ausdruck findet.

Unermüdliches Wirken charakterisiert den Alles-in-allem und muß sich notwendigerweise offenbaren, wo Gott offenbar wird, nämlich im Menschen, seinem Sohn. Paulus sagt (Phil. 2:13): „Gott ist's, der in euch wirkt“, und des Meisters Worte sind (Joh. 5:19): „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er siehet den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ Das Schaffen und Wirken des Menschen hat seinen Ursprung in Gott.

Ihr mögt die Geschichte von dem Sterblichen gehört haben, der tagaus, tagein damit beschäftigt war, an einem Graben zu arbeiten. Als er sich fragte, warum er das tat, kam er zu dem Schluß, daß er an dem Graben arbeitete, um Geld zu verdienen, so daß er Lebensmittel kaufen könnte, um sich zu ernähren, und um so weitergraben zu können. Viele Sterbliche haben wahrscheinlich eine ähnliche Einstellung betreffs ihrer täglichen Arbeit. Doch das Gefühl der Eintönigkeit in bezug auf Arbeit oder auch eine menschliche Abneigung dagegen und der Wunsch, so wenig wie möglich oder nichts zu tun, sind falsche Zustände des materiellen Denkens, mesmerische, träge Eigenschaften des Fleischlich-Gesinnetseins, die die stets freudige Tätigkeit des Lebens, Gottes, verneinen.

Die Vorstellungen des sterblichen Gemüts in bezug auf Arbeit oder Beschäftigung sind oft ermüdend und unbefriedigend. Sie berauben uns des wahren Begriffs des Seins. Doch der geistige Sinn erhebt das Denken zu einem höheren Begriff vom Menschen und dessen Wirken und Schaffen, und so hebt er die materielle und unharmonische Auffassung des Seins auf, indem er die Allgegenwart der geistigen und harmonischen Ordnung des Lebens und Handelns offenbart.

Das Wirken Gottes, des Gemüts, ist von großer Tragweite. Es fährt nicht nur immerdar fort, sondern es erfüllt die Unendlichkeit. Es ist unermeßlich und schießt alles in sich. Jede Idee des Gemüts, jede Kundwerdung des Lebens, drückt ohne die geringste Unterbrechung die Wirkung ihrer Ursache aus. Die Wirkung hat keine andere Wahl. Im Himmel gibt es keinen Müßiggang, keine Befriedigung in der Untätigkeit.

Druck, Ermüdung und Bürde sind niemals die Begleiterscheinungen dieses wahren Begriffs mühelosen Wirkens, denn es ist die Selbsttätigkeit des all-intelligenten Lebens und der Liebe. In dem Ausmaß, wie wir — ihr und ich — unsern Begriff des Seins mit Gott und Seinem Wirken in Verbindung bringen, wird auch unser menschliches Wirken und Schaffen, unsre menschliche Arbeit, nicht mehr mühselig und eintönig, sondern harmonisch und befriedigend sein; und Gott wird uns den Weg bahnen, so daß wir das Werk für Ihn und die Seinen tun können, für das wir am besten geeignet sind.

Mary Baker Eddy verstand das unaufhörliche Wirken und Schaffen wahren Menschentums und schrieb: „Das Lied der Christlichen Wissenschaft ist:, Arbeitet — arbeitet — arbeitet — wachet und betet‘ “ (Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900, S. 2). Wenn wir uns davor hüten, die Suggestionen des sterblichen Gemüts anzunehmen, daß wir überarbeitete Sterbliche sind oder je sein können, und darum beten, klarer verstehen zu lernen, daß der Mensch geistig ist und nicht materiell, daß er von dem unendlichen, all-wirkenden Gemüt erschaffen und in ihm enthalten ist und sein freudiges, intelligentes, müheloses Wirken ausdrückt, so werden wir mit froherem, freierem Gemüt an unsre Tagesarbeit gehen und schnellere Fortschritte in der Richtung machen, einen nützlicheren und harmonischeren Begriff der Existenz zu erlangen.

Christus Jesus strebte erst darnach, ein guter Zimmermann zu werden, ehe er die Werke Gottes wirken konnte, die ein neues Zeitalter für die Menschheit eröffneten. Die Initiative, Energie, Intelligenz und Liebe, die den Ansporn zu seinem Lebenswerk bildeten, stammten von dem göttlichen Gemüt, seinem Vater und unserm Vater. Er war „ein rechtschaffener und unsträflicher Arbeiter“ (2. Tim. 2:15). Der Stumpfsinn der Gleichgültigkeit und Untätigkeit — der so vorwiegend ist unter den Sterblichen — berührte niemals sein Bewußtsein. Er wußte, daß das Wirken und Schaffen des Menschen nie unabhängig von Gott bestehen kann. Er drückte täglich und stündlich das Wirken aus, das von Gott ausgeht und in Gott besteht. Durch seine von Gott inspirierten Werke überwand er die Kräfte, die seine Vernichtung bewirkt haben würden. Er demonstrierte, daß Gott das Leben des Menschen ist, und daß die wirkliche Arbeit des Menschen darin besteht, das Wirken Gottes auszudrücken.

Wir sollten uns vergewissern, ob wir auch willige Arbeiter sind, freudige Arbeiter, die immer klarer einsehen, wie richtig und natürlich es für den Menschen ist zu arbeiten, und wie unrecht die Trägheit und Untätigkeit ist. Täglich sollten wir von neuem die göttliche Energie des Geistes, des Gemüts, Gottes, verspüren, die unserm Leben, Denken, Wollen und Handeln Ansporn, Beweggründe und Bestimmung verleiht. Unsre Arbeit besteht darin, „immer zuzunehmen in dem Werk des Herrn“ (1. Kor. 15:58). Laßt uns mit dem Verständnis von der geistigen Individualität des Menschen, die der Christus einem jeden von uns offenbart, sagen: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch.“

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