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Das Unbedingte und das Erklärende

Aus der Oktober 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ In dieser fesselnden Botschaft des Johannes im zweiten der drei Verse in seinem ersten Brief, die in unseren Sonntagsgottesdiensten als eine „der wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch (S. 468) entsprechende Stelle gelesen werden, haben wir eine zusammengefaßte Erklärung der Christlichen Wissenschaft, wie Mary Baker Eddy sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ darbietet.

„Wir sind nun Gottes Kinder“! In diesem Satz ist die Wahrheit unseres Seins, unsere Vollkommenheit, festgestellt. Hier ist uns gesagt, was der Mensch ist: das vollkommene Kind des vollkommenen Gottes; das geistige Kind Gottes, des Geistes; das intelligente Kind Gottes, des unendlichen göttlichen Gemüts; das harmonische Kind Gottes, der die göttliche Liebe, geradezu das Wesen der Harmonie, ist.

Da wir in unserem wirklichen Sein jetzt Gottes Kinder sind, sind wir sicher nicht etwas, was später einmal das Kind Gottes sein wird. Auf Grund unseres jetzigen wahren Seins kann kein gegenwärtiger oder künftiger Daseinszustand unsere Vollkommenheit leugnen durch die Geltendmachung, daß wir Sterbliche seien; oder leugnen, daß wir die Kinder des Vaters sind und behaupten, daß wir die Kinder der Menschen seien.

„Wir sind nun Gottes Kinder“, ist eine Erklärung der unbedingten Wahrheit, der unbedingten Wissenschaft. Der Augenschein der materiellen Sinne scheint dieser großen Erklärung der Tatsache zu widersprechen. Ihnen „ist es noch nicht erschienen, was wir sein werden“.

Dem sterblichen, begrenzten materiellen Sinn erscheint der Mensch nicht als die Idee Gottes. Aber Johannes läßt uns nicht dort stehen; er erklärt uns, daß „wenn es erscheinen wird, wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Die Wissenschaft erklärt uns auch diese große Tatsache, indem sie uns enthüllt, daß wir, wenn wir Gott sehen, wie Er ist — wenn wir sehen, daß Gott das Leben, die Wahrheit, das Gemüt, die Seele, die Liebe, das Prinzip ist — in diesem Verständnis unser wahres Selbst, das wahre Menschentum finden. Wissen, was Gott ist, heißt wissen, was der Mensch ist; es heißt den Menschen kennen. Das unendliche Gemüt kann nur in der Tätigkeit des Gemüts, das heißt im Wissen, widergespiegelt werden. Nur in der Wiedergeburt, nur wenn geistiges Verständnis in Erscheinung tritt, tritt der Mensch in Erscheinung.

Wenn wir es für eine Tatsache halten, daß „es noch nicht erschienen ist, was wir sein werden“, glauben wir, daß wir Sterbliche seien. Wir machen aus einem Traum eine Wirklichkeit. Wir geben zu, daß wir jetzt Sterbliche seien, aber eines Tages vielleicht unsterblich werden. Eine solche Einstellung des Denkens ist ein mildes Leugnen der Wahrheit, der Grundlehre der Christlichen Wissenschaft.

Unsere Führerin hat den Menschen ihre Offenbarung der Christlichen Wissenschaft dem Beispiel des Johannes entsprechend dargeboten. Sie hat die großen Tatsachen der Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen und des Weltalls als die großen Grundwahrheiten ihrer Offenbarung herrlich dargelegt. Dann erklärt sie mit unvergleichlicher Klarheit die scheinbaren Widersprüche, die das Sinnenzeugnis darbietet.

Der Christliche Wissenschafter lernt bald verstehen, wie wertvoll es ist, die geistige Tatsache seines Seins zur Grundlage seines Denkens zu machen und unerschütterlich anzuerkennen, daß er tatsächlich jetzt Gottes Kind ist. Er findet, daß keine Erklärung im Lehrbuch oder in den andern Schriften seiner Führerin mit irgendeiner andern Erklärung darin im Widerspruch steht, wenn er von den unbedingten Wahrheiten aus folgert, die sie darlegt. Sollte es scheinen, als liege ein Widerspruch vor, so kommt es nur daher, daß er eine erklärende Darlegung wie die von Johannes gebrauchte: „es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden“, so ansieht, als stünde sie im Gegensatz zum Unbedingten. Aber wie schon angedeutet wurde, soll diese Darlegung das erklären, was den materiellen Sinnen wahr zu sein scheint, was aber im geistigen Licht der unbedingten Wahrheit kein Dasein hat.

Ein Christlicher Wissenschafter fürchtet nie, in seinem Denken zu unbedingt zu sein, das heißt, entsprechend dem, was göttlich wahr ist, zu denken. Aber zu gleiche Zeit macht er dem unvorbereiteten Denken gegenüber weisen Gebrauch von erklärenden Darlegungen, bis dieses Denken bereit ist, die großen Wahrheiten, die die Wissenschaft der Welt darbietet, anzunehmen und zu erfassen. Der Christliche Wissenschafter schreckt also nicht davor zurück, die unbedingte Wahrheit, wenn nötig, durch eine geeignete weitere Ausführung zu erklären. Das wahrhaft verlangende, suchende Denken ist schon oft zum klaren Erfassen einer Wahrheit geführt worden, die man beim ersten Hören falsch verstanden hatte.

Wenn wir jemand sagen hören, Mrs. Eddy würde, wenn sie heute hier wäre, Wörter, die sie zur Feststellung gewisser Tatsachen gebrauchte, nicht mehr gebrauchen, können wir sicher sein, daß der Betreffende die von Gott eingegebene Art ihrer Offenbarung nicht würdigt.

Die zwei Jünger, die nach Emmaus gingen, bedurften der Heilung. Christus Jesus gesellte sich zu ihnen und erfuhr von ihrer bitteren Enttäuschung und ihrem Leid. Zu ihrem Erwecken genügte es nicht, daß er sie sofort scharf zurechtwies (Luk. 24, 25. 26): „O ihr Toren und trägen Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?“ Jesus erkannte, was ihnen not tat; er sah, dies war eine Zeit, wo er geduldig erklären mußte, und zwar von ihrem menschlichen Gesichtspunkt aus. „Und fing an von Mose und allen Propheten“, lesen wir, „und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren. Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hingingen; und er stellte sich, als wollte er fürder gehen. Aber sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns. ... Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“

Mit welch unaussprechlicher Liebe er ihnen geduldig die Wahrheiten auslegte, die er ihnen zweifellos schon oft zuvor mitgeteilt hatte! Er sah, daß diese Zeit des Leids, der Furcht, der Reue und sogar des Zweifels an seiner Botschaft nicht geeignet war, große Tatsachen der Wahrheit zu äußern, die vielleicht ungehört und unverstanden geblieben wären. Er erweckte sie vielmehr Schritt für Schritt dazu, sich des Christus, der Wahrheit bewußt zu werden, so daß sie bereit wurden, auf die unbedingte Wahrheit einzugehen und sie in dem Maße, wie sie die Entfaltung des Gemüts mehr erkannten, weitgehender zu beweisen.

Es ist weise, wenn der Christliche Wissenschafter sich der Worte seiner Führerin auf Seite 117 im Lehrbuch bewußt bleibt: „Die reine Sprache des Geistes hat kein Ohr je gehört, und keine Lippe je gesprochen. Unser Meister lehrte Geistigkeit durch Bilder und Gleichnisse. Als ein göttlicher Schüler entfaltete er Gott vor dem Menschen, indem er Leben und Wahrheit an sich selbst, sowie durch seine Macht über die Kranken und Sündigen veranschaulichte und demonstrierte.“

Anderseits kann sich der Christliche Wissenschafter nicht zu oft ins Gedächtnis rufen, daß das, was er erklärt oder lehrt, was er durch „Bilder und Gleichnisse“ veranschaulicht, die unbedingte Wahrheit der Christlichen Wissenschaft ist. Er weiß, daß eine der letzten veröffentlichten Anweisungen seiner Führerin, die sich in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 242) befindet, lautet: „Die Christliche Wissenschaft ist unbedingt; sie ist weder noch nicht auf dem Punkt der Vollkommenheit angelangt, noch geht sie ihm entgegen; sie steht auf diesem Punkt und muß von ihm aus ausgeübt werden.“ In diesem Aufsatz sagt Mrs. Eddy auch: „Wenn Sie nicht vollständig erkennen, daß Sie das Kind Gottes, also vollkommen sind, haben Sie kein Prinzip, das bewiesen werden muß, und keine Regel für dessen Beweis.“

Darüber, wie Mrs. Eddy ihre Klassen unterrichtete, schreibt Julia Michael Johnston in ihrem neuerdings veröffentlichten Buch: „Mary Baker Eddy: Her Mission and Triumph“ (ihre Bestimmung und ihr Sieg), S. 62: „Sie schaute von himmlischen Höhen aus; sie blickte nicht zu ihnen hinauf. Es war schwer, ihre Schüler zu überzeugen, daß sie von demselben Standpunkt ausschauen konnten.“

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