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Freundschaft

Aus der Oktober 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Freundschaft ist wertvoll und sollte gepflegt werden; denn einen Freund haben heißt in der Tat reich sein. Wahre Freundschaft überdauert alle menschlichen Schwächen und Mißverständnisse. Sie besteht ewig und kann nicht gebrochen werden, weil sie von Gott kommt, und in der Ewigkeit der unendlichen Liebe sind Eigennutz und das Verlangen zu besitzen unbekannt.

Unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy, schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 204): „Nur wenn der Blick himmelwärts gerichtet ist, können gegenseitige Freundschaften wie die unseren beginnen und nie enden. Über Länder und Meere hinweg vereint die Christliche Wissenschaft ihre wahren Nachfolger in dem einen Prinzip, der göttlichen Liebe, jenem heiligen Gruß und Wesen der Seele, die sie eins in Christus macht.“

Bietet die Freundschaft zwischen Jesus und dem geliebten Jünger Johannes nicht ein Beispiel eines solchen Einsseins? Nur von Johannes ist berichtet, daß er an der Brust Jesu lag, zweifellos nicht nur deshalb, weil Jesus Johannes innig liebte, sondern weil Johannes unter allen Jüngern die Christusidee, die Jesus bewies, am besten verstand und am meisten liebte.

Johannes konnte die Bedeutung der Verklärung Jesu geistig begreifen und fassen, und er war unter den Jüngern anscheinend auch der einzige, der ungeachtet der Folgen furchtlos mit seinem Freund in des Hohenpriesters Palast hineinging. Ist es da verwunderlich, daß ihm von jenem größten Freund, dem Vater aller, in der Abgeschiedenheit auf der Insel Patmos nicht nur persönliche Ermutigung zuteil wurde, sondern auch Offenbarung für die ganze Menschheit?

Im Neuen Testament ist berichtet, daß Jesus bei der Verklärung auf dem Berge mit Mose und Elia sprach. Jahrhunderte vorher hatte Mose sich viele Jahre lang in der Einsamkeit durch Gebet für seine Bestimmung als geistiger Führer vorbereitet. Er wurde ein solch vertrauter Freund Gottes, daß Gott von Angesicht zu Angesicht mit ihm redete. Mose konnte durch sein geistiges Erschauen das Kommen des Messias voraussagen (5. Mose 18, 18). Als er Hilfe brauchte, gab ihm Gott Aaron, der ihm beistehen sollte, wenn er beim Reden stockte, und Aaron und Hur, um ihm bei Überbürdung die Hände zu stützen. Elia machte gleichfalls eine Zeit der Läuterung in der Wüste menschlicher Annahme durch, und daraufhin fand er in Elisa einen menschlichen Freund, der an seinen geistig höher führenden Erlebnissen teilnehmen konnte, und dem schließlich der Mantel seiner Macht zufiel.

In der Bibel sind viele andere innige Freundschaften berichtet. Sowohl während als auch nach ihres Meisters Wirken zogen Jesu Jünger zusammen umher, um Gutes zu tun. Markus berichtet, daß Jesus die Zwölf einmal „je zwei und zwei“ aussandte (6, 7). Obwohl manche dieser Freundschaften schweren Anfechtungen ausgesetzt waren, blieben sie doch bis zum Ende bestehen, weil sie auf etwas Höheres als menschliche Anziehung gegründet waren. Sie waren aus geistigen Überzeugungen, die die Betreffenden liebten und teilten, hervorgegangen.

Christliche Wissenschafter werden beweisen, daß Freundschaft ewig ist, wenn sie völliger verstehen, daß der Mensch in Wahrheit das Kind des Geistes und eins mit der Seele ist. Eins sein mit der Seele heißt das Gemüt Christi widerspiegeln und mit der Idee der Seele wesenseins sein. Der Christus, diese wahre Idee, versagt nie, und wer sich an den Christus hält, ist nie unglücklich, unliebenswürdig oder seiner eigenen reinen Auffassung von sich selber und andern entfremdet. Des Menschen wahre Art ist nur durch den begrenzten materiellen Sinn verborgen. Eine schwere Anfechtung oder Furcht vor dem Bösen ist nichts weiter als ein Glaube an das Materielle.

Wenn wir den Blick unverrückt auf den Christus gerichtet halten, können wir jedes zerrissene Band, so schlimm der Riß auch sein mag, heilen. Es steht uns frei, zu vergeben und zu vergessen, unsern Bruder in unser liebevolles Denken einzuschließen und verstehen zu lernen, daß wir, um uns mit Menschen auszusöhnen, mit Gott und mit der Christusidee versöhnt sein müssen. Drücken wir selber diese Idee aus, so sehen wir sie in andern bekundet. Dies ist die einzige Grundlage, auf der eine sichere und dauernde Freundschaft aufgebaut und die Wahrheit bewiesen werden kann, daß des Menschen wirkliche Beziehung zu seinem Bruder so ewig ist wie sein Kindesverhältnis zu Gott.

Jesus verlor das Kindesverhältnis nicht aus den Augen. Er bewirkte ewige Freundschaften. In der Stunde seiner Himmelfahrt, als er alles aufgab, was ihn ans Menschliche knüpfte, hob er die Hände auf und segnete seine Nachfolger. Sein ganzes Leben war ein Segen gewesen und bleibt eine Wohltat für die Menschheit. In tiefstem Erbarmen und Verstehen nannte er Judas unmittelbar vor dem Verrat Freund. In des Hohenpriesters Haus wandte er sich um und sah den unglücklichen Petrus an, der des Meisters Voraussage, daß er ihn verleugnen werde, erfüllt hatte. Später war sein Segen und Vergeben unverkennbar, als er Petrus gebot: „Weide meine Schafe!“ Damit forderte er von dem ungestümen Jünger einen Beweis, daß er dem Christusideal treu war, und zeigte ihm klar den Weg der Erlösung.

Haben wir die Christusidee in unserer menschlichen Erfahrung schon einmal verraten oder verlassen? Haben wir geglaubt, daß irgendeine Sünde oder Krankheit unsern Bruder in der Gewalt habe? Sind wir der Versuchung erlegen, selbstgerecht über ihn zu urteilen, oder ihn zu beneiden, oder mit ihm zu wetteifern? Sind wir weise genug gewesen, bei unserem Bemühen, ihm zu helfen, jeden unnötigen Stachel zu vermeiden? War unsere Liebe so rein, daß wir erkannten, wann einem Menschen eher Trost als Zurechtweisung not tat? Und haben wir eine Zurechtweisung, die unvermeidlich schien, so liebreich angebracht, wie wir nur konnten? In Sanftmut und Erbarmen hatte Jesus für ehrliche und demütige Sucher, so sehr sie auch gefehlt haben mochten, gütig berichtigende und heilende Worte. Nur das heuchlerische Denken wies er scharf zurecht.

Eine der Ermahnungen in seiner Bergpredigt lautet (Matth. 7, 1. 2): „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden.“ Man höre auch, was Paulus sagt (Röm. 2, 1): „Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet. Denn worin du einen andern richtest, verdammst du dich selbst; sintemal du ebendasselbe tust, was du richtest.“

Mrs. Eddy sagt, daß nichts als Sünde in den Wissenschaftern sie von ihr trennen könne, und sie rät dann (Rückblick und Einblick, S. 81): „Darum müssen wir auf unser Denken und Tun achtgeben und es mit Christus im Einklang halten; dann wird unsere Freundschaft sicherlich Bestand haben.“ In klarer Erkenntnis sieht sie im Handbuch Der Mutterkirche zu unserer Hilfe und Förderung auf dem Weg bestätigte christlich-wissenschaftliche Ausüber, Lehrer und Redner für Vorträge vor. Diese Arbeiter sind sich völlig bewußt, daß sie, um das größte Gute zu bewirken, einig zusammenstehen und einander lieben, stützen und segnen müssen.

Mrs. Eddy hatte nicht nur unter ihren Schülern und Nachfolgern, sondern auch unter Leuten, die in keinem Zusammenhang mit der Christlichen Wissenschaft standen, viele Freunde, und wer sich mit ihrem Leben eingehend befaßt hat, weiß, wie sehr sie diese wahren Freunde schätzte. So sollten alle Christlichen Wissenschafter einander schätzen. Da wir verstehen, wie sehr die Menschheit jener Liebe bedarf, die heilt, müssen wir darauf achten, daß wir wie der Meister und unsere Führerin immer mit sanfter Hand berühren. Wenn wir erkennen, daß des Menschen wahres Selbst geistig und vollkommen ist, werden wir ihn trotz der lauten Geltendmachung des fleischlichen Sinnes als unsern Freund und Bruder betrachten. Dann können wir ihn zuversichtlich der Fürsorge des göttlich gütigen Verwandten, dem Freunde aller, anvertrauen und überlassen.

Eine Wissenschafterin erinnert sich noch gut an einen wunderbaren Nachmittag, wo eine Ausüberin ihr immer wieder die Worte aus einem beliebten Lied wiederholte: „Es gibt kein Leid, das Liebe nicht heilt.“ Ihr Leid war nicht augenblicklich gelindert, aber in den nächsten paar Tagen dachte die Wissenschafterin oft an diese Worte, und die Heilung kam bald zustande. Und es war wahrhaft tröstlich, bei einer andern Gelegenheit versichert zu werden, daß sie an den, der weitergegangen war, nur im Zusammenhang mit dem Guten, das er getan hatte, denken konnte; denn Gott, das Gute, ist das einzige Leben des Menschen.

Im Brief an die Epheser (2, 4. 6) lesen wir: „Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, — durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat, ... hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu.“ Das Zusammenhalten aller Nachfolger des Meisters, das der Apostel Paulus betont, ist für den Fortschritt des einzelnen und den geistigen Fortschritt der Menschheit heute so nötig wie damals. In einem Lied heißt es (Christlich-wissenschaftliches Gesangbuch, Nr. 237):

O Mensch, ans Herz nimm freudig deinen Bruder;
Denn Frieden erntet nur, wer Liebe sät.
Wir ehren Gott, wenn wir den Nächsten lieben,
Und jede gute Tat ist ein Gebet.

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