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Stunden des Wartens

Aus der Oktober 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn wir der Wahrheit in unserm Denken Aufnahme gewähren und ihr gestatten, unser Bewußtsein zu beherrschen, so findet ein völliger Wandel in unsern Denkvorgängen statt. Christus Jesus verglich diese Umwandlung mit der Veränderung, die durch den Einfluß der Hefe im Brotteig bewirkt wird, und wodurch das Brot leicht und schmackhaft wird.

Der Anhänger der Christlichen Wissenschaft merkt bald, daß sich eine neue Gedankeneinstellung in seinem Bewußtsein geltend macht, wenn er sich ernstlich dem Studium der Bibel und des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches widmet. Mary Baker Eddy schreibt: „Die Wirkung dieser Wissenschaft besteht darin, daß sie das menschliche Gemüt so aufrührt, daß es seine Grundlage verändert, von welcher aus es nun der Harmonie des göttlichen Gemüts Raum geben kann“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 162). In dem Maße, wie der Christliche Wissenschafter Fortschritte macht in seinem Studium und in der Anwendung des Gelernten, macht sich die materielle Aneignungssucht immer weniger in seinen Zwecken und Zielen bemerkbar. Das Nehmen macht dem Geben Raum. Die Selbstsucht weicht der Dienstfertigkeit. Der Wunsch, der Menschheit zu helfen macht sich immer mehr geltend, und die Stimme des persönlichen Ehrgeizes wird zum Schweigen gebracht. In ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (Miscellaneous Writings, S. 204) sagt Mrs. Eddy: „Durch zunehmende Vergeistigung regiert Gott, das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft, das Zielstreben und die Handlungen des Christlichen Wissenschafters.“

Es mag Zeiten geben, wenn der innere Wandel, der durch die Wirkung der Christlichen Wissenschaft hervorgebracht worden ist, nicht gleich in die Erscheinung tritt. Wenn ein Wissenschafter jedoch ehrlich und aufrichtig seine Reise himmelwärts, dem Geistigen zu, begonnen hat, so kann nichts außer Unrechttun seinen Fortschritt hindern oder ihn davon abhalten, die Früchte der geistigen Widergeburt, die in ihm stattfindet, zu ernten. Es ist nicht weise, einen Fall nach den äußeren Symptomen zu beurteilen. Wichtiger als die äußere Erscheinung ist die innere Gemütsverfassung und das Verstehen dessen, das Gott durch den umwandelnden Einfluß der Christlichen Wissenschaft bewirkt — des Sauerteigs, „den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward“ (Matth. 13:33). Wenn die Allmacht der Wahrheit verstanden wird, so wird sich die äußere Wirkung in Heilung offenbaren.

Für den ernsten Forscher in dieser Wissenschaft gibt es keinen Stillstand; für ihn sind ruhige Zeiten gleichbedeutend mit Zeiten des Wachstums, ja, mit friedlichen Zeiten wie im Schutz eines stillen Hafens in Vorbereitung einer großen Seefahrt nach fernen, noch unerforschten Gestaden. Gottes Wege sind nie verschwenderisch. Seine Wirksamkeit wird niemals verzögert. Wenn es in irgend einer Hinsicht Untätigkeit zu geben scheint, laßt uns stillstehen und uns das Allwirken der göttlichen Liebe vergegenwärtigen, und auf Gott harren, uns Seine Absicht zu offenbaren. Paulus schrieb (1. Kor. 3:9): „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau.“

Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft lernte einmal eine Lektion von der Natur bezüglich der höheren Weisheit, die darin besteht, auf Gott zu harren, anstatt auf den Besuch von Patienten zu warten. Seine Praxis hatte zur Zeit scheinbar sehr nachgelassen. Manche Tage in seinem Sprechzimmer schienen leer zu sein und der Inspiration zu ermangeln. Etwas fehlte offenbar, um ein volles Maß von Glück und Erfolg zu demonstrieren. Die Einflüsterungen der Unzufriedenheit und des Zweifels betreffs der Weisheit, sich der öffentlichen Praxis der Christlichen Wissenschaft zu widmen, drohten sich einzuschleichen. Woher kam diese Stockung? fragte er sich. Würden nicht vielleicht seine Leistungen in anderer Richtung nutzbringender sein? Wie kam es, daß er nicht die ganze Zeit beschäftigt war, wenn doch so viele Menschen um ihn herum der Heilung bedurften?

Wie er so über alles dies nachsann, sprach plötzlich die innere Stimme der Wahrheit zu ihm. In einer Ecke seines Sprechzimmers befand sich ein Blumentisch, auf dem eine Reihe von Farnkräutern standen und auch eine Palme, die vier oder fünf Fuß hoch gewachsen war und ihre Wedel in würdevoller Grazie ausbreitete. Zu gewissen Jahreszeiten sproß ein neuer Zweig, der jedoch zuerst steif und gerade emporschoß und in einer Spitze endete. Wochenlang schien der Zweig in diesem Zustand zu verharren, als ob er nicht willig oder noch nicht bereit wäre, die Schönheit seines Wedels vor der Welt zu entfalten. Doch eines Tages kam ein Wandel über ihn: die Entfaltung begann. Zoll um Zoll offenbarte er seine neugeborenen Schönheiten, bis schließlich der lange, dünne Speer vollkommen verschwunden war, und an seiner Stelle ein neuer anmutig geschwungener Palmwedel stand.

Warum hatte wohl dieser Palmwedel so lange gebraucht, um in die Erscheinung zu treten? fragte sich der Ausüber. Warum solch lange Wochen, ohne irgend einen sichtbaren Wandel in dem steifen, langen Speer? Gewiß mußte etwas unter der Oberfläche vorgegangen sein. Der Fortschritt der Pflanze konnte doch zu keiner Zeit gehemmt werden. Wahrscheinlich mußte sie auf genügende Kraft warten, um sich natürlich und unbehindert zu entfalten. Keine Stunde war versäumt, keine Minute war vergeudet worden.

Als der Ausüber die Lehre der Palme auf sein Problem anwandte, wurde ihm die Antwort klar. Wenn eine Wartezeit wohl benutzt wird, so wird sie zu einer Zeit des Wachstums. Sie ist ebenso unter Gottes Schirm und Schutz, ebenso wichtig für einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft wie der Augenblick der geistigen Erfüllung, wenn Ausüber und Patient miteinander zum Vater gehen und eine Heilung ernten. Der Wissenschafter erkannte, daß die Wirkung der Wahrheit ununterbrochen und fortlaufend ist, und daß seine Arbeit darin bestand, sich diese Wahrheit in jeder Stunde des Wartens klarzumachen. Dies Verständnis ist wichtig für den Fortschritt, eine Aufgabe, die nicht beiseite geschoben werden darf.

Christus Jesus verbrachte lange Nächte in der Stille, allein mit Gott — gewißlich froh, dem Lärm der Zungen und der Verwirrung der Menge auf eine Weile zu entgehen. Nach solch einer Nachtwache im Sternenschein auf den galiläischen Bergen, wo er auf neue Inspiration von seinem Vater gewartet und sie empfangen hatte, ging er wieder hinab zu den Menschen und heilte sie.

Nie wieder nannte dieser Christliche Wissenschafter eine Wartezeit eine Zeit des Stillstandes, denn er war von nun an eifrig beschäftigt mit der immerwährenden Anerkennung von dem Allwirken der Wahrheit und Liebe. Eine lebhafte Praxis war die baldige Wirkung, voll interessanter Arbeit, die Gesundheit spendete und Freude, Dankbarkeit, Befriedigung und Erfolg erntete.

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