Ein Gegenstand beständiger Erörterung ist heutzutage die Atombombe. Die Christliche Wissenschaft wirft auf diesen wie auf jeden andern Gegenstand ihr durchdringendes Licht. In ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 368): „Das größte Unrecht ist nur ein angebliches Gegenteil des höchsten Rechts.“ Laßt uns also sehen, was als Gegenteil der Atombombe das Rechte ist!
Man kann sagen, daß die Christliche Wissenschaft in den Traum von Leben, Intelligenz und Substanz in der Materie kommt, um ihm ein Ende zu machen und die Menschen zur Erkenntnis der todlosen Wirklichkeit zu erwecken. Ihm ein Ende zu machen — aber wie und auf welche Weise? Durch Umwandlung; denn Christus, die Wahrheit, ist der Erlöser. Das bedeutet jetzt Erlösung, da die rettende Wahrheit, die Christliche Wissenschaft, unserer Zeit und unserem Planeten zuteil geworden ist.
Das vermeintliche Gegenteil dieser rettenden Wahrheit ist die Geltendmachung der Materie, daß sie zerstören könne. Jemand hat einmal gesagt, daß der Irrtum immer zu spät komme, weil die Wahrheit immer zuerst am Platze ist, ja zuerst dort sein muß, da der Irrtum immer nur das mutmaßliche Gegenteil der Wahrheit ist, immer verneint, nie erzeugt. Was hat die Christliche Wissenschaft nun über die Allerhabenheit der Wahrheit zu sagen? Sie lehrt, daß die Wahrheit Herr über den Irrtum ist, und sie besteht durch einfache Folgerichtigkeit darauf, daß, wenn Gott, der Geist, unendlich und allgegenwärtig ist, die Materie keine Macht oder Gegenwart hat.
Das einzige, was in diesem sterblichen Traum wirklich ist, ist die Wahrheit, die jetzt im menschlichen Bewußtsein gegenwärtig ist. Daher muß die Wahrheit, die gesehen und anerkannt wird, im menschlichen Bewußtsein herrschen, weil das Wirkliche unumgänglich Herr über das Unwirkliche ist. Und wären auch nur einige Körnchen Wahrheit, die immer wirklich sind, vorhanden, so wären sie wesenhafter und mächtiger als eine ganze Welt sterblicher Annahme, die unwirklich ist.
Im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose lesen wir, daß das Licht die Nacht regiert. Aber man muß das Licht, die Wahrheit, annehmen und verstehen, damit sie regieren kann. Aus diesem Grunde ist es ungemein wichtig, daß wir über diese Dinge nachdenken und die bestimmten Behauptungen der Macht der Wahrheit aufstellen, die den sich dem Denken aufdrängenden Einflüsterungen der Zerstörung entgegenwirken und sie ausrotten. Man darf nicht vergessen, daß die Christliche Wissenschaft immer durch Umwandlung wirkt, indem sie das göttliche Verfahren der Bekämpfung gebraucht und es ablehnt, dem Irrtum mit Irrtum entgegenzutreten. Dies ist ein wichtiger Punkt für den Ausüber der Christlichen Wissenschaft. In sein Denken sollte keine Spur von Verdammung kommen. Der falsche theologische Begriff eines strafenden Gottes, der Bußen auferlegt, muß ausgerottet werden. Die Sünde straft sich natürlich selber, und unser Lehrbuch zeigt klar, daß die Sünde und der Sünder eine Einheit sind; aber man darf den Menschen nicht als den Sünder betrachten.
In dem in Wissenschaft und Gesundheit (S. 430–442) dargelegten Verhör eines Falles ist der Sterbliche Mensch als unschuldig dargestellt; er soll befreit und gerettet werden, und nur der Persönliche Sinn ist der Schuldige. Wir müssen beim Behandeln immer nur die geistige Idee sehen, und die geistige Idee ist vor dem Gerichtshof der Wahrheit immer unschuldig. Die Christliche Wissenschaft führt nicht zu Verdammung und Zerstörung, sondern zu Befreiung und Umwandlung.
Mrs. Eddys Erklärung auf Seite 190 in Miscellaneous Writings“: „Atomische Tätigkeit ist Gemüt, nicht Materie“, kann zuerst überraschend scheinen. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß das sterbliche Gemüt kein Schöpfer ist, und daß jeder materielle Anschein nur die Nachahmung oder die Umkehrung einer geistigen Tatsache sein kann. Eine Begriffsbestimmung für atomische Tätigkeit ist „unaufhörliche Bewegung“. Dies zeigt, daß sie geltend macht, die ewige Bewegung des Gemüts nachzuahmen. Beachtenswert ist die Bemerkung in Websters Wörterbuch, daß „viele Denker sich bemüht haben, die Atomlehre von einem psychischen Gesichtspunkt auszulegen und das Atom entweder als Gemütssache oder als aus Sinnesbestandteilen bestehend zu betrachten“. Dies weist darauf hin, daß das, was wirklich vor sich geht, die beständige Tätigkeit und Wechselwirkung des Gemüts und das Mitteilen von Gedanken und Ideen des Gemüts ist. Mit andern Worten, wo atomische Tätigkeit zu sein scheinen mag, ist die Alltätigkeit des Gemüts. Was die materiellen Sinne sehen, ist nie das Wirkliche.
Wir müssen die geistige Tatsache wahrnehmen. Wir müssen eine größere Vorstellung von der allem innewohnenden unüberwindlichen Macht des Gemüts erlangen. Wie wenig wir uns doch die unermeßliche Macht des Gemüts vergegenwärtigen! Seine Macht wälzte den großen Stein von des Grabes Tür hinweg. Sie kann zu einem Berge sagen (Matth. 17, 20): „Hebe dich von hinnen dorthin! so wird“, wie uns der Meister sagte, „er sich heben“. Sie stillte das Toben des Meeres in einem Augenblick. Und doch ist diese ungeheure Macht so sanft, daß sie nie das kleinste Geschöpf verletzt. Ihre Berührung heilt und stellt wieder her. Sie trug Elia durch unwiderstehliche geistige Schwerkraft von der Erde in den Himmel. Durch dieselbe Kraft wurde das Kind, das der Drache zu töten suchte, zu Gott und Seinem Stuhl entrückt, und der Name dieser großen geistigen Kraft ist Liebe — der Allerhöchste — der Mächtigste und Liebreichste, der Unerbittlichste und der Erbarmungsvollste, der Gewaltigste und der Sanfteste. Hier haben wir Michael und Gabriel vereint, die Einheit des Männlichen und Weiblichen, die Vollständigkeit und die Unteilbarkeit des Seins; und doch ist der Allerhöchste immer und ewig die Liebe.
Im Lehrbuch lesen wir (S. 428): „Wir müssen uns die Fähigkeit der mentalen Macht, die menschliche, falsche Begriffe ausgleicht, vergegenwärtigen und sie durch das Leben ersetzen, welches geistig ist und nicht materiell.“ Der Irrtum oder die Materie ist, wie er auch heißen mag, wie schreckenerregend der Name auch sein mag, in der göttlichen Wissenschaft doch nur eine falsche Vorstellung, eine mesmerische Trugvorstellung, die durch „mentale Macht“ ausgeglichen werden muß. „Das Erdreich muß vergehen, wenn er sich hören läßt“ (Ps. 46, 7).
