Auf Seite 259 ihres Buches „Vermischte Schriften“ (Miscellaneous Writings) schreibt Mary Baker Eddy: „Als der göttliche Gesetzgeber das einzige Gesetz der Schöpfung war, herrschte Freiheit, und war Freiheit das Erbteil des Menschen; aber diese Freiheit war die sittliche Kraft des Guten, nicht des Bösen: sie war die göttliche Wissenschaft, in der Gott allerhaben und da einzige Gesetz des Seins ist.“
Jede Erklärung der Wahrheit ist eine Erklärung des göttlichen Gesetzes. Sie existiert als Gesetz, sie wirkt wie ein Gesetz, sie offenbart sich als Gesetz; und als Gesetz ist sie unwiderstehlich und unverletzbar. Die Theorie, daß der Mensch materiell ist, setzt eine falsche Entstehungsgeschichte voraus und stellt den, der ihr anhängt, der Annahme nach unter Regeln und Vorschriften, die sich die Autorität eines Gesetzes anmaßen, die jedoch in Wirklichkeit keine gesetzmäßige Autorität haben. Es gibt keine materiellen Gesetze, die den Menschen regieren können, aus dem einfachen Grunde, daß das Gesetz nicht materiell sondern geistig ist. Selbst wenn es ein Gesetzbuch materieller Gesetze gäbe, so könnte es in der Erfahrung des Menschen nicht wirksam sein; und da das Geistige das Wirkliche und Ewige ist, so müssen die sogenannten materiellen Gesetze leer und unberechtigt sein.
Die von diesen Vernunftschlüssen abzuleitende Schlußfolgerung ist, daß wir in dem Maße unsres Verständnisses von des Menschen Ursprung und Wesen die Gesetze Gottes, des Geistes, mehr befolgen, die ausschließlich segensreich sind. Wenn jemand einem auf Irrtum beruhenden Zustand entgegentritt, so könnten die folgenden Fragen aufgeworfen werden: Ist dieser Zustand gesetzmäßig? Stimmt er mit dem göttlichen Gesetz überein? Ist er wohltätig, aufbauend und gesund? Falls er etwa Krankheit oder Sünde ausdrückt, so sollte die Antwort fraglos mit einem „Nein!“ beantwortet werden. Wenn er nicht mit dem Gesetz Gottes übereinstimmt, so ist er ungesetzmäßig.
Die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft ist eine Entdeckung der göttlichen Gesetze. Aus Seite 107 ihres Werkes „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt Mrs. Eddy: „Im Jahre 1866 entdeckte ich die Christus-Wissenschaft oder die göttlichen Gesetze des Lebens, der Wahrheit und der Liebe und nannte meine Entdeckung ‚Christian Science‘.“
Ein Studium des Neuen Testamentes offenbart die Tatsache, daß das Heilungswerk, das von Christus Jesus vollbracht wurde, in den meisten Fällen sofortige Wirkung brachte. Es ist augenscheinlich, daß er geistiges Gesetz benutzte, um materielle Annahmen zu verscheuchen. Bei einer Gelegenheit bemerkte er eine Frau, die seit 18 Jahren krumm war und „nicht wohl aufsehen“ konnte (Lukas 13:11), und er heilte sie augenblicklich. Beim Lesen dieses Berichtes kommt der nachdenkliche Leser zu dem Schluß, daß Jesus das geistige Gesetz der Befreiung verstand, das gegenwärtig war, um einen einschränkenden materiellen Begriff zu zerstören. Bei einer anderen Gelegenheit wandte sich ein Blinder, der am Wege saß und bettelte, an Christus Jesus und bat ihn um Heilung, und er ward alsobald sehend.
Es ist klar, daß Gesetzmäßigkeit diese Heilungswerke kennzeichnete. Ja diejenigen, die ihn voller Verwunderung beobachteten, bemerkten, daß er gewaltig predigte, und nicht wie die Schriftgelehrten! Christus Jesus war ein Mann des Gesetzes. Er verstand das geistige Gesetz und gebrauchte es. Wo hatte Christus Jesus seine Kenntnisse von Recht und Gesetz erworben? Hatte er juristische Schriften studiert? Hatte er etwa in offiziellen Anstalten die Rechte studiert? Er wandte sich an den Urquell des geistigen Gesetzes, an Gott, und aus seinem Verständnis von Gott schöpfte er seine Kenntnisse von dem Wesen der geistigen Gesetze und ihrer Anwendbarkeit. Seine Heilungswerke waren ebensowenig das Vorrecht eines einzelnen Menschen, wie das Landesgesetz das besondere Eigentum eines Einzelwesens ist. Das geistige Gesetz ist für alle in gleichem Maße wirksam. Es ist daher nicht unberechtigt anzunehmen, daß alle es anwenden können. Christus Jesus machte dies klar, als er sagte (Joh. 14:12): „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“
Die Fragen, welche die Welt heutzutage am meisten bewegen, sind diese: „Was ist geistiges Gesetz, und was ist materielle Annahme? Kann eine Klare Scheidelinie zwischen ihnen gezogen werden? Können wir die Materie des Anscheins der Gesetzmäßigkeit entblößen und Gott, dem Geist, allein die Autorität zusprechen? Ganz gewiß, und zwar ist dies nicht nur möglich, sondern es ist das unvermeidliche Ergebnis der Anwendung der Christlichen Wissenschaft. Der erste Schritt hierfür ist, Gott als die einzige Autorität anzuerkennen, und Seine göttlichen Gesetze als wohltätig und völlig unwiderruflich.
Es ist in Städten und Ortschaften gebräuchlich, am Rathaus oder der Polizeistation Mitteilungen, Vorschriften und Befehle bekanntzumachen, die mit der Rechtsverwaltung oder der Wohlfahrt der Einwohner zu tun haben. Solche Bekanntmachungen und Vorschriften tragen unfehlbar die Unterschrift einer entsprechenden Behörde. Ehe der Bürger, der sie liest, diesen Anweisungen gemäß handelt, wird er natürlich ausfindig machen, von welcher Behörde sie ausgehen. Ein unartiges Kind mag kommen, einen lächerlichen Befehl geben, seine Unterschrift darunterkritzeln, und ihn dann aufhängen. Wie töricht wäre der Bürger, der solche Vorschriften befolgte, denn es wäre nicht verwunderlich, wenn derartiges Handeln ihn in lächerliche Lagen brächte.
Die Sterblichen gehorchen beständig Gesetzen, die nicht von zuständigen Behörden erlassen werden. Manchmal macht ein Sterblicher sich selber falsche Gesetze und unterzeichnet sie gewissermaßen mit seiner eigenen Unterschrift. Der Verfasser kannte einen solchen Fall; es war ein Mann, ein Nichtwissenschafter, der vierzehn Jahre lang nicht sein Haus verließ in der Annahme, daß er sich erkälten würde, wenn er ins Freie ginge. Dieses Gesetz des Leiden existierte nur in seiner Annahme, doch wie überzeugt unterzeichnete er diese Annahme, und wie eigensinnig hielt er daran fest! Wenn man ihn ermutigte auszugehen, so fing er an zu klagen und zu behaupten, daß es töricht sei, das zu tun, von dem er bestimmt wußte, daß es ihm Leiden bringen würde. Wäre er bereit gewesen, die Christliche Wissenschaft zu verstehen, so hätte er Herrschaft über die Atmosphäre erlangen können. Er hätte frei und glücklich umherwandern können in der Erkenntnis, daß der Mensch, die geistige Idee Gottes, in der Atmosphäre der Seele weilt, wo Gesetz geistig und wohltätig ist.
Es gibt viele Opfer selbstgeschaffener Gesetze und noch mehr Märtyrer der von den Volksmassen getroffenen Entscheidungen. Für alle diese kommt die Christliche Wissenschaft wie ein Gesetz der Befreiung. Sie erkennt Gott als den einzigen Gesetzgeber an. Sie nimmt das göttliche Gesetz als in jeder Beziehung wohltätig an. Sie erklärt, daß der Mensch unter der Regierung der Gesetze Gottes steht, und daß diese Regierung unantastbar ist. Unter der Herrschaft des göttlichen Gesetzes können wir froh leben, weise handeln, und in rechter Weise lieben. So kommt es, daß wir, wenn wir uns an das göttliche Gesetz halten, in unsrer menschlichen Existenz gewissermaßen die göttliche vorbildlich darstellen, und dieser Schimmer von dem Erbteil des Menschen als des Kindes Gottes öffnet die Tore zur Herrschaft.
