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Kommt täglich zum Festmahl

Aus der Februar 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer christlich-wissenschaftlichen Kirche erklärte kürzlich eine junge Frau in der Mittwoch-Zeugnisversammlung, daß sie eine Zeitlang nicht die Erleuchtung durch die Christliche Wissenschaft fand, die sie vordem gefunden hatte. Als sie ihr Denken prüfte, um herauszufinden, woran dies lag, erkannte sie, daß sie zwar die Zeitschriften gewissenhaft gelesen und die Kirche regelmäßig besucht hatte, daß sie aber die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft nur ein- oder zweimal in der Woche gelesen hatte. Sie sagte, daß sie bis zu jener Selbstprüfung geglaubt habe, es sei nicht nötig, die Lektion jeden Tag zu lesen.

Dann fühlte sie sich veranlaßt, die biblische Geschichte von Naeman, dem jungen Feldhauptmann, zu lesen, dem der Prophet Elisa gebot: „Gehe hin und wasche dich siebenmal im Jordan.“ Sie sah sofort, daß Naeman, als er gehorchen lernte und tat, was der Prophet ihn tun hieß, anstatt einzuwenden, daß die Flüsse in Damaskus so gut wie der Jordan seien, vom Aussatz geheilt wurde. Sie erkannte, daß auch sie ungehorsam gewesen war. Hatte sie nicht vernachlässigt, die Erleuchtung durch die Christliche Wissenschaft „siebenmal“ zu bekommen? Sie hatte die Reinigung, die ihr täglich not tat, nur ein- oder zweimal in der Woche vorgenommen. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß sie befriedigende Erleuchtung fand, als sie begann, sich still jeden Tag ernstlich in die Lektionspredigt zu vertiefen.

Der Verfasserin war das Zeugnis dieser jungen Frau besonders deshalb beachtenswert, weil auch sie hatte lernen müssen, daß wir nur dann, wenn wir Tage ohne sorgfältiges, hingebungsvolles Forschen in der Lektionspredigt vergehen lassen, finden, daß unser Denken träge wird, der Begeisterung entbehrt und nicht der Wahrheit entspricht. Wir müssen täglich forschen, um Gott wohlgefällig leben zu können, und die Wahrheit jeden Tag ein wenig besser verstehen lernen. Kommen dann Menschen, die das Licht suchen, zu uns, so leuchten unsere eigenen Lampen hell und können Notleidenden ein Führer sein.

Als die Verfasserin sich eines Tages gründlich in die Lektionspredigt vertiefte, machten besonders die Bibelstellen aus dem 20. Kapitel der Apostelgeschichte (9–12) Eindruck auf sie. Dort lesen wir, wie ein Jüngling, Eutychus, weil Paulus so lang redete, vom Schlaf überwältigt wurde, vom dritten Söller hinunterfiel und tot aufgehoben wurde. „Paulus aber ging hinab und legte sich auf ihn, umfing ihn und sprach: Machet kein Getümmel; denn seine Seele ist in ihm. Da ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und also zog er aus. Sie brachten aber den Knaben lebendig und wurden nicht wenig getröstet.“ Die Wissenschafterin sah, daß Paulus, um eine solche Heilung zu vollbringen, erkannt haben muß, daß der wirkliche Mensch nie gefallen war, seine Vollkommenheit und Unsterblichkeit nie verloren hatte.

Im Verlaufe jenes Tages läutete sie einer befreundeten Christlichen Wissenschafterin an. Sie war nicht zu Hause, aber ihre 15jährige Tochter antwortete am Fernsprecher. Auf eine überraschte Bemerkung, sie an einem Schultag um diese Zeit zu Hause zu finden, erklärte das Mädchen, daß sie einige Tage zuvor gestürzt sei und sich den Fuß verstaucht habe und nicht ohne beträchtliche Schmerzen gehen könne. Sie fragte sie, ob sie die Lektionspredigt an dem Tage schon gelesen habe. Als sie es verneinte, erzählte ihr die Wissenschafterin, was sich ihr entfaltet hatte durch das Lesen der Heilung des Eutychus, die überzeugend beweist, daß der Mensch von seinem hohen Standort geistiger Vollkommenheit nicht fällt, weil Gott ihn vollkommen und unversehrt darin erhält. Sie erklärte ihr, daß wir heute dieselbe Wahrheit beweisen können, da dieselben Gesetze des Lebens, durch die Jesus und Paulus heilten, heute noch in Kraft und durch die Christliche Wissenschaft geoffenbart sind. Das junge Mädchen erklärte sich gern bereit, die ganze Lektionspredigt für jene Woche zu lesen, und besonders über die darin berichtete Heilung und deren Anwendung auf ihr eigenes Bedürfnis nachzudenken.

Die Verfasserin war für die Offenheit, die Bereitwilligkeit und Empfänglichkeit des Mädchens dankbar; denn sie erhob keine Einwendungen und äußerte keinen Widerstand, sondern hörte bereitwillig zu und wollte auch gehorchen. Die Verfasserin war außerdem bemüht, sich klar zu machen, daß der Mensch, der Gottes Bild und Gleichnis ist, nie sündig, krank oder in einem Unfall war, weil diese Zustände keine Wirklichkeiten des Seins sind. Sie wußte, daß sie den Menschen als Gottes Bild und Gleichnis sehen und wissen mußte, daß er jetzt vollkommen ist, daß er unverletzt und nicht gefallen ist, daß er immerdar von der ewigen Fürsorge der göttlichen Liebe umgeben und umschlossen ist.

Ein großer Friede erfüllte sie, als sie in der übrigen Zeit an jenem Tage ihren Pflichten im Haushalt nachging. Am Abend läutete ihr die Mutter des Mädchens an, um ihr mitzuteilen, daß sie erstaunt gewesen sei, bei ihrer Rückkehr nach Hause ihre Tochter nicht anzutreffen; daß sie aber nach einer Weile die Treppe heraufgesprungen sei und ganz glücklich ausgerufen habe: „Mutter, mein Fuß ist geheilt!“ Dann habe sie ihr erzählt, daß sie sich mit der Lektion und der Heilung des Eutychus befaßt habe. Die Mutter war sehr dankbar, und auch sie erkannte die Notwendigkeit eines gewissenhafteren täglichen Ergründens der Lektionspredigt.

Sooft die Verfasserin in Versuchung kam, die Lektion auf eine gelegenere Zeit aufzuschieben, war ihr diese Erfahrung eine große Zurechtweisung, wenn sie an die Heilung dachte, die als unmittelbares Ergebnis eines hingebenden Ergründens der ganzen Lektion erfolgt war. Das tägliche Ergründen der Lektion trägt zu unserem Wachstum in der Gnade, in geistigem Verständnis und Gelassenheit bei; denn wir lernen dadurch Gott besser verstehen, lernen verstehen, wie wir Ihn besser widerspiegeln können. Man wächst nicht durch das Forschen eines andern, sondern nur durch sein eigenes ehrliches Bemühen, die in unseren Lehrbüchern, in der Bibel und in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy enthaltenen Wahrheiten zu verstehen und zu beweisen. Wenn wir unser Verständnis jeden Tag erweitern, brauchen wir nicht zu fürchten, daß wir ärmer werden könnten, wenn wir die Wahrheit andern mitteilen; wir finden im Gegenteil, daß selbstloses Geben uns sehr bereichert.

Lyman P. Powell erklärt (Mary Baker Eddy, ein lebenswahres Bild, S. 254): „Man kann ein Christlicher Wissenschafter sein und wenig Interesse für Zeitschriften und Tageszeitungen haben; aber man kann kein Christlicher Wissenschafter sein, wenn man das tägliche Studium der Lektionspredigten vernachlässigt.“ Eine solche Erklärung sollte die Christlichen Wissenschafter zu der Erkenntnis erwecken, wie ungemein wichtig es ist, sich jeden Tag gründlich in die Lektionspredigt zu vertiefen.

Zuweilen suchen, wenn uns die Wahrheit am meisten not tut, wenn wir jede Anstrengung machen, uns in die Lektion zu vertiefen, anmaßende Einflüsterungen wie Schläfrigkeit, Mangel an Zeit, ein Abschweifen der Gedanken oder Mattigkeit in unser Denken einzudringen. Dann ist es weise, mit dem Lesen aufzuhören und unser Denken demütig mit dem göttlichen Gemüt in Einklang zu bringen. Wir können wissen, daß es kein Übel gibt, das das klare Denken des Menschen trüben, das ihn ablenken, verwirren oder ihm sein kostbares Erbe des Guten rauben könnte. Behauptet und vergegenwärtigt man sich diese Wahrheiten, ehe man die Lektion liest, so vertreiben sie sicher alle Traumschatten des sterblichen Gemüts; denn die Wahrheit kann nicht umgekehrt werden, und sie ist unwiderstehlich.

Wenn wir danach trachten, ein besseres Verständnis von Gott zu erlangen, verstehen zu lernen, wie wir liebevoller, geduldiger, duldsamer und freundlicher sein können, dann vergessen wir das Selbst; und wenn wir das Selbst vergessen, finden wir, daß unsere Gedanken mit Gott, dem Guten, verbunden sind, und dieses Gute bringt seinen Lohn mit sich. Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 209): „Der immanente Sinn der Gemütskraft erhöht die Herrlichkeit des Gemüts. Nähe, nicht Ferne verleiht diesem Anblick Zauber.“ Und was für einen bezaubernden, lieblichen Anblick der wirkliche Mensch darbietet, wenn wir ihn täglich so sehen lernen, wie Gott ihn erschafft, sehen, daß er ehrlich, rechtschaffen, barmherzig, erbarmungsvoll, frei und ungefallen ist!

Möchten wir doch entschlossen sein, täglich zu diesem reichen Festmahl zu kommen, das so liebevoll für uns bereitet ist, „nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit“ (1. Kor. 5, 8). In Gegenwart dieser beiden gottähnlichen Eigenschaften, der Lauterkeit und der Wahrheit, kann kein Irrtum irgend welcher Art fortbestehen.

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