„Das Eilen zur Harmonie hin“ erfolgt in der Christlichen Wissenschaft durch ein entschlossenes Verlangen, falsche Annahmen und Unstimmigkeit durch die von Gott verliehene Intelligenz und Harmonie zu ersetzen.
Wer dadurch, daß ein Beweis in der Christlichen Wissenschaft lang auf sich warten läßt, zu verzagen scheint, kann bestimmt Ermutigung finden in der Auslegung, die Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, S. 586, für den Namen „Gad“ (Jakobs Sohn) gibt. Sie lautet: „Die Wissenschaft; das geistige Sein verstanden; das Eilen zur Harmonie hin.“ Für dieses göttliche Eilen im Denken gibt es keine materielle Zeitbestimmung, folglich keine langwierige Krankheit, keine Sünde, der man lang gefrönt hat, kein unauslöschliches Leid, keinen andern quälenden Zustand.
Um dies in seinem eigenen Leben zu beweisen, macht der Christliche Wissenschafter die Annahme Zeit weder zu einem Götzen noch zu einem Schreckgespenst; denn er weiß, daß nicht Zeit, sondern der Christus, die Wahrheit, den Irrtum im menschlichen Bewußtsein zerstört.
Wer sich bisher als hilfloses Opfer körperlichen Leidens, sittlicher Schwäche oder des Gekränktseins, mit andern Worten, der Vereitelung, betrachtet hat, wird es sehr nützlich finden, den Rat zu befolgen, den Paulus im 6. Kapitel des Briefs an die Epheser, Vers 13, gibt — eine Botschaft, die jedem von uns heute gilt: „Um deswillen ergreifet den Harnisch Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.“ In den folgenden Versen finden wir, was zu diesem Harnisch gehört: „der Panzer der Gerechtigkeit“, den nichts Materielles durchdringt; „das Evangelium des Friedens“, ungestörter geistiger Friede; „der Schild des Glaubens“, in den kein Zweifel eindringt; „der Helm des Heils“, geistiges Verständnis, und „das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“, die ewige Wahrheit. Nichts Wirkliches steht zwischen uns und der schützenden Rüstung der unwandelbaren Wahrheit und der unbegrenzbaren Liebe, und jeder muß diesen Harnisch selber tragen; denn in der Christlichen Wissenschaft erbringt man selber, nicht ein Stellvertreter für uns, den Beweis.
Gewohnheitsgemäßes „Eilen zur Harmonie hin“ entfaltet verständnisvollen Gehorsam gegen das göttliche Prinzip, und rüstet uns mit der Kraft, Einflüsterungen sittlicher Schwäche, der Verkehrtheit oder Unentschlossenheit zu widerlegen. Auf diese Weise können wir der Ermahnung unserer Führerin in „Miscellaneous Writings“ (S. 117) mit Erfolg nachkommen: „Sei gewiß, daß Gott dir den Weg weist; dann beeile dich, unter allen Umständen zu folgen.“ Wir dürfen nicht zögern, sondern müssen uns „beeilen“. Durch Gehorsam werden wir also schneller bereit, spiegeln wir scheneller die Fähigkeit wider, erwartungsvoll anstatt gleichgültig zu sein, was zu reichem Erfolg führt.
Jesus wies den Irrtum aufgeschobener Erwartung weise zurecht, als er zu seinen Jüngern sagte (Joh. 4, 35): „Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, so kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld; denn es ist schon weiß zur Ernte.“ Hier und jetzt kann der folgerichtig denkende Christliche Wissenschafter die „schon“ reife Ernte geistigen Verständnisses sehen, nicht als ein von Ehrfurcht ergriffener Zuschauer, sondern er kann zuversichtlich beweisen, daß ein individuelles Ausdrücken des einen göttlichen Gemüts des Menschen Erbe ist.
Nicht aufgegebene Furcht verzögert jedoch einen Beweis der Harmonie in der Christlichen Wissenschaft, denn Furcht ist immer mit etwas Materiellem verbunden; sie hat noch nie etwas Wirkliches beeinträchtigt. Das himmlische Mittel gegen diesen unwirklichen Feind — Furcht — ist uns im 1. Brief des Johannes (4, 18) gegeben: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.“ In der Liebe gibt es keine Furcht, weil es in der Liebe, in Gott, keine Materie gibt. Die Liebe spiegelt sich nie in Furcht, sondern in Liebe, nie in Qual, sondern in Harmonie wider. Wie könnte die göttliche Liebe, da sie doch nur das mitteilt, was sie in sich schließt, ihrer eigenen Widerspiegelung Furcht einflößen?
Die Christlichen Wissenschafter werden im Verhältnis zu ihrer zunehmenden Vergeistigung von dem versklavenden Glauben an die Materie und von der Furcht vor dem Materiellen frei. Man findet oder verliert Gesundheit nie im materiellen Körper. Das vergebliche Suchen nach Gesundheit im Körper führt uns in einen Sumpf der Furcht und des Aberglaubens, aus dem unser persönliches Widerspiegeln der göttlichen Liebe uns sicher herausheben kann. Sollte ein Christlicher Wissenschafter jedoch bei seinem Bestreben, Gesundheit, Glück und Wohlstand zurückzuerlangen, diese Gaben Gottes, des Geistes, weiterhin in der Materie suchen, so würde er nicht der Harmonie entgegen, sondern von ihr weg eilen.
Wer sich lang und einsam im Tal körperlichen Leidens oder des Kummers oder vereitelnder Befürchtungen aufgehalten hat, kann den Weg zur Freiheit finden und einschlagen, wenn er sich beeilt, den Geist und das geistige Gesetz besser verstehen zu lernen. Dadurch erkennt er an, daß die Gaben Gottes, des Geistes, unparteiisch, unveränderlich, erkennbar und beweisbar sind.
Unmittelbare Empfänglichkeit für Gottes „schon“ gegenwärtiges Geben tritt uns anschaulich in Mrs. Eddys Haltung in einer Aufnahme entgegen, die gemacht wurde, als sie vom Balkon ihres Heims in Pleasant View eine Ansprache an ihre Nachfolger hielt. Sie sagte ihnen, daß sie ihnen ein Geschenk darbiete — ein Geschenk, das ihnen schon gehöre, nämlich eine Bibelstelle. Ein in der Nähe stehender Beobachter sah, wie unsere Führerin, als sie sagte, das Geschenk gehöre ihnen schon, zu den Zuhörern auf dem Rasen unwillkürlich beide Hände ausstreckte, gleichsam um hervorzuheben, daß man auf die Segnungen, die das göttliche Gemüt allen seinen Ideen immerdar mitteilt, nicht zu warten braucht. Man kann diese Bibelstelle auf Seite 170 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ finden. Sie enthält ausdrückliche Belehrung und die liebevolle Zusicherung sich entfaltender Erleuchtung und Harmonie.
Das Zugeben der Tatsache, daß „dieses Geschenk uns schon gehört“, enthüllt das offene Geheimnis des „Eilens zur Harmonie hin“. Jeder einzelne muß beweisen, daß er bereit ist, die Gesundheit, Reinheit, Freiheit und Freude, die ewig von dem einen unendlichen göttlichen Prinzip, der Liebe, ausgehen, und die von der Widerspiegelung der Liebe ewig bekundet werden, zu erwarten, sie wahrzunehmen und sie zu empfangen.
Die immer zugängliche Wohltat persönlich bewiesener Gottähnlichkeit wird durch bereitwilliges Lernen und durch beständige wahre Erwartung erlangt. Auf diese Weise befreit die Christlichen Wissenschaft ihre Anhänger sowohl von gleichgültigem, nichtigem Denken, als auch von den anmaßenderen Erscheinungsformen des sogenannten sterblichen Gemüts.
Wer in seinem innersten Denken nur Gottes Willen anerkennt, befreit sich allmählich aus den Fesseln des ungestümen menschlichen Willens und von einem persönlichen Sinn des Besitzens, die beide dem Fortschritt hinderlich sind. Aber da das Böse unwirklich ist, finden wir, daß falscher Besitzstolz vor der Schönheit geistiger Widerspiegelung vergeht. Ein Getrenntsein von der allumfassenden göttlichen Liebe ist geistig unmöglich; denn die Liebe, Gott, sieht ihre eigene Schönheit im Menschen und in der Welt des Geistes ewig widergespiegelt. Die Liebe hat keine schwarzen Schafe.
Dem, der von Grund aus und folgerichtig wahr denkt, bringt jeder Tag Erlösung von Furchtannahmen, von sterblichen Voraussagen, Krankheitsfeststellungen oder Wankelmut. Jeder Tag bietet Anlaß, „zur Harmonie“ und ihrer wohltuenden sichtbaren Bekundung „hin zu eilen“.
Die Christlichen Wissenschafter erkennen heute schon und werden mit jedem weiteren Geschlecht immer mehr den unsagbaren Wert der geistigen Kraft erkennen, die die volle und endgültige Offenbarung der Christlichen Wissenschaft der Menschheit gebracht hat. In Mrs. Eddys Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 finden wir eine Erklärung, deren Glaubwürdigkeit immer erfolgreicher auf der ganzen Welt bewiesen wird. Sie lautet (S. 2): „Die Wissenschaft des Menschen und des Weltalls bricht sich im Gegensatz zu allem Irrtum Bahn, und die Wahrheit eilt ihr entgegen, sie zu bewillkommnen. Sie läutert alle Völker, Religionen, Sittenlehren und alles Lernen, und macht die Kinder zu unsern Lehrern.“
