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Die wahre Sehkraft ist unzerstörbar und ewig

Aus der September 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 488 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy: „Gemüt allein besitzt alle Fähigkeiten, alles Wahrnehmungs-und Begriffsvermögen. Daher sind die mentalen Gaben nicht dem organischen Bau, noch dem Verfall preisgegeben, denn sonst könnten sogar die Würmer den Menschen entkörpern. Wenn es möglich wäre, daß die wirklichen Sinne des Menschen verletzt werden könnten, dann könnte Seele sie doch in all ihrer Vollkommenheit wieder erzeugen. Aber sie können nicht gestört, noch zerstört werden, denn sie haben ihr Dasein im unsterblichen Gemüt und nicht in der Materie.“

Der von Gott zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffene geistige Mensch spiegelt die Sehkraft und die anderen Fähigkeiten des allsehenden Schöpfer-Gemüts wider. Die dem Gemüt innewohnenden Sinne des Menschen sind ewig; sie können daher nicht verlorengehen oder abnehmen. Ihre Unsterblichkeit und ihr Fortbestand werden durch geistiges Verständnis offenbar. Im Licht der allmächtigen Wahrheit und Liebe erweist sich der unsterbliche Mensch als die vollkommene Idee des göttlichen Prinzips, des einen unendlichen Lebens Gottes. Da der individuelle Mensch die göttlichen Kräfte des Lebens widerspiegelt, ist er unversehrt. Er ist sicher geborgen in der allumfassenden, unendlichen Liebe und kann mit nichts wesenseins sein, was seinem Schöpfer unähnlich ist. Das allweise Gemüt hat ihm durch Widerspiegelung Gottes uneingeschränkte Art verliehen.

Alles, was der geistige Mensch hat, kommt vom Gemüt. Nichts außer dem Geist kann ihn beeinflussen; denn er besteht aus nichts Organischem oder Materiellem. Da er aus den Elementen des Geistes besteht und die göttliche Liebe ihn erhält, können die im Denken der Sterblichen bestehenden falschen Annahmen veränderlicher und schwächer werdender Sehkraft nicht in ihn eindringen. Der geistige Mensch und sein Schöpfer wissen nichts von Materie, die nur ein den persönlichen Anschauungen entsprechender Zustand des sterblichen Gemüts ist. Und dieses sogenannte Gemüt kann den Geist und seine Offenbarwerdungen nicht erkennen. Der Geist und die Materie sind Gegensätze; der Geist ist wirklich, die Materie ist unwirklich; folglich können sie sich nicht vermischen.

Die Menschen glauben, daß die Sehkraft in der Materie entstehe und bestehe, und daß die Materie und das Gemüt zusammenbestehen. Sie verlassen sich betreffs des Sehens auf die materiellen Augen, und glauben, daß deren Zustand dafür bestimmend sei, wie gut und wie viel sie sehen können. Zuweilen glauben sie, daß die Augen durch vielen Gebrauch überanstrengt werden, so daß sie Dinge verschwommen sehen, und daß zunehmendes Alter Schwächung oder Verlust des Augenlichts zur Folge habe. Diese und andere zerstörende Annahmen sind Trugvorstellungen, die man verneinen und durch die Wahrheit umkehren muß.

Schlechtes Sehen ist eine im menschlichen Denken weit verbreitete Annahme. Diejenigen, die die tückischen Lügeneinflüsterungen des sterblichen Gemüts vernehmen, ohne sie zu widerlegen und sie umzukehren, kommen unbewußt unter die Herrschaft unwahrer optischer Gesetze und werden oft die Sklaven von zwei Stückchen Glas. Geschliffenes Glas hat an und für sich keine Intelligenz oder Kraft, die Wahrnehmung zu vergrößern oder zu verringern. Seine Scheinmacht steht im Einklang mit der darüber gehegten Annahme des sterblichen Gemüts. Aber das materielle Gemüt ist eine verständnislose und gottlose Nachahmung, die Wesenheit zu besitzen geltend macht, die aber jeder Wirklichkeit entbehrt, weil ihr die Intelligenz, die unbedingt notwendige Eigenschaft der Wahrheit, Gottes, fehlt.

Das wirkliche Sehvermögen ist rein geistig und vom materiellen Körperbau unabhängig. Weil es seinen Ursprung in dem einen allsehenden Gemüt hat und von diesem Gemüt erhalten wird, wirkt es sich unbeeinträchtigt aus. Gottes Mensch braucht keine Brille, um deutlicher sehen zu können. Seine Sehkraft ist von der Materie unabhängig. Sie ist ein vollkommener und unvergänglicher Ausdruck des Gemüts, der durch Gebrauch nicht angestrengt oder erschöpft wird; denn der Mensch ist unablässig der Ausdruck des immer tätigen, allsehenden Gemüts.

Der Mensch, die Idee Gottes, bleibt im Licht und in der Liebe, ihm mangelt oder fehlt nie etwas Gutes; er kann auch nichts von dem verlieren, was die große und einzige Ursache, Gott, ihm verliehen hat. Die falschen Geltendmachungen des Alters und der Hinfälligkeit beeinträchtigen ihn nicht. Er bleibt weder stehen, noch geht es mit ihm rückwärts, sondern er entfaltet sich gehorsam gemäß dem Gebot des unendlichen Gemüts. Er schwankt nie zwischen dem Geist und der Materie, dem Leben und dem Tod; sondern beharrt auf dem Punkt der Vollkommenheit, von dem er nicht abweichen kann.

Wenn es von zwei Übeln das geringere zu sein scheint, daß ein Christlicher Wissenschafter eine Brille gebraucht, bedeutet es nicht, daß er anzunehmen hat, er werde sie dauernd brauchen. Je bälder er den Anspruch handhabt und beharrlich zurückweist, desto schneller wird er ihn meistern. Aufschub und Unschlüssigkeit sind Irrtümer, die man aufdecken, bloßstellen und zerstören muß. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 167): „Es ist nicht weise, eine lahme und halbe Stellung einzunehmen oder zu erwarten, daß man gleichmäßig mit Geist und Materie, Wahrheit und Irrtum arbeiten könne. Es gibt nur einen Weg, der zum geistigen Sein führt, das ist Gott und Seine Idee. Die wissenschaftliche Beherrschung des Körpers muß durch das göttliche Gemüt erlangt werden.“ Und sie fügt hinzu: „Nur wenn man sich absolut auf Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden.“

Eine Christliche Wissenschafterin, die für feine Arbeit viele Jahre lang eine Brille gebraucht hatte, wurde geheilt, als sie sich unbedingt auf die Wahrheit verließ. Sie sehnte sich schon lange, die wahre Sehkraft geistig zu verstehen, so daß sie die Brille ablegen könnte. Sie bemühte sich, Klarheit in ihr Denken zu bringen, mehr Dankbarkeit und Erbarmen auszudrücken und weniger abfällig zu urteilen. Sie suchte irrige Einflüsterungen bei jeder Gelegenheit zu erkennen und deren scheinbare Gegenwart durch Erklärungen der Wahrheit standhaft zu widerlegen.

Zuerst besserte sich der Zustand nicht, sondern er schien sich eher zu verschlimmern. Sie fühlte, daß dies von dem Widerstand des Irrtums gegen die Wahrheit herrührte. Es wurde ihr ganz klar, daß sie sich unbedingt auf den Geist verlassen mußte, wenn sie geheilt werden wollte; sie konnte „erwarten, daß man gleichmäßig mit Geist und Materie ... arbeiten könne.“ Da sie aus früheren Erfahrungen wußte, daß selbst der geringste Verlaß auf etwas Materielles die Schwingen wissenschaftlichen Heilens beschneidet, legte sie ihre Brille weg und verließ sich darauf, daß das unendliche, alles-sehende Gemüt sie führen und stützen werde. Als sie einen unerschütterlichen Standpunkt vertrat, erfolgte sofort eine Besserung. Eine Zeitlang fiel es ihr schwer, die im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft gegebene Lektionspredigt zu lesen; aber sie las sie doch jeden Tag. Zuweilen kam sie in Versuchung, in ihrem Festhalten an der Wahrheit nachzulassen und zu der alten Krücke zurückzugreifen; aber sie gab nicht nach. Sie wußte, daß jede mit Verständnis behauptete Erklärung der Wahrheit dem Irrtum einen Todesstoß versetzte.

Bei ihrem Ringen, an der schon erlangten geistigen Erkenntnis festzuhalten, fiel ihr oft die biblische Geschichte von Jakobs Kampf mit dem Irrtum ein. Jakob ließ den Engel nicht eher gehen, als bis dieser ihn gesegnet hatte. Auch sie wollte ausharren, ihr Verständnis erweitern und in der Gnade wachsen, „bis die Morgenröte anbrach“. Sie fand auch große Ermutigung durch zwei Verse aus dem Propheten Jesaja (Jes. 60, 1. 19): „Mache dich auf, werde licht! denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. ... Der Herr wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein.“

Sie hatte die Brille erst einige Wochen abgelegt, als sie gebeten wurde, stellvertretend für den Ersten Leser im Sonntagsgottesdienst in ihrer Zweigkirche zu lesen. Damals war die Heilung noch nicht vollständig. Es stellte sich Furcht ein in der Verkleidung, das Rechte tun zu wollen, und flüsterte ihr zu, daß es weise wäre, wenigstens bei diesem Anlaß die Brille wieder hervorzuholen, um dem Irrtum keine Gelegenheit zu geben, sich in den Gottesdienst einzuschleichen. Sie erkannte, daß es eine Versuchung war, zu glauben, Irrtum könne Irrtum verhüten. Sollte sie den Geist oder das Materielle wählen? Sie betete um Führung und leistete dem Folge, was ihr klar wurde. Sie warf das ganze Gewicht in die Waagschale des Geistes. Sie wußte, daß sie nur dafür verantwortlich war, gehorsam die in dem Einssein des Menschen mit Gott inbegriffene, von Gott gegebene Fähigkeit des Sehens zu beanspruchen. Damit räumte sie den menschlichen Sinn des Selbst aus dem Wege und spiegelte die Wahrheit so klar wider, daß das Wort Gottes ungehindert verkündet werden konnte.

Als sie bei dem Gottesdienst freudig und ohne Schwierigkeit las, kam ein Gefühl der Ruhe und geistiger Erleuchtung über sie. Sie wußte, daß sie geheilt war. Diese Folge des heilenden Christus im menschlichen Bewußtsein bewies ihr überzeugend, daß die göttliche Wahrheit und Liebe die einzige Macht auf Erden wie im Himmel ist. Es war eine dauernde Heilung.

Geistige Heilung folgt immer auf Wiedergeburt. Wir beweisen die Unwirklichkeit und Machtlosigkeit der Materie, indem wir uns von ihr abwenden und uns unerschütterlich dem Geist zuwenden, uns also nur darauf verlassen, daß Gott uns stützt und führt. Die wundersame Macht der unendlichen Liebe im menschlichen Bewußtsein weckt dieses Bewußtsein aus dem Adamtraum von Gemüt in der Materie auf zur Erkenntnis der großen Wirklichkeit, daß das Gemüt, Gott, das All ist, und daß der einzig wirkliche Mensch, der an und für sich geistige Mensch, in Gottes Allumfassenheit unversehrt und vollständig ist. Er drückt freudig die Unbegrenztheit und die vollkommenen Fähigkeiten seines allsehenden und allwissenden Schöpfer-Gemüts aus.

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