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Der Weg ohne Wüste

Aus der Dezember 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wohl mit Recht ist gesagt worden, daß die Führung der Weisheit unter allen Umständen gesucht und gefunden werden kann. Was die menschlichen Umstände auch sein mögen, in denen er sich befindet, ist kein Christlicher Wissenschafter berechtigt anzunehmen, daß sie seinem Besten entgegenstehen. Solch eine Annahme wäre eine Art Defätismus und sollte niemals auch nur einen Augenblick lang zugegeben werden. Außerdem beruht sie nicht auf Wahrheit; das geht klar hervor aus den Worten des Apostels Paulus (Röm. 8:28): „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“

Was sich auch ereignet, mag es nun gut oder böse erscheinen, kann sich, wenn es im rechten Lichte gesehen wird, als nutzbringend erweisen; doch ist der geistige Gesichtspunkt dafür notwendig. Eine Veranschaulichung dieser Tatsache ist im Leben Josephs, des Sohnes Jakobs, zu finden. Die materiellen Umstände schienen Joseph oft feindlich entgegenzustehen: — er wurde von seinen Brüdern beneidet und gehaßt, in eine Grube geworfen, den Ismaeliten verkauft, ungerecht beschuldigt und zwei Jahre lang in einem ägyptischen Kerker gefangen gehalten.

Das schienen nicht gerade nutzbringende Geschehnisse zu sein, und doch erwiesen sie sich später als solche. Joseph war geistig gesinnt, und so war es ihm möglich, jede Widerwärtigkeit in einen Segen zu verwandeln. Ein Studium seines Charakters und seiner Laufbahn zeigt, daß er keine Bitterkeit hegte. Er seufzte niemals über sein Mißgeschick und grollte denen nicht, die ihn angeschuldigt hatten; aber ebensowenig machten ihn seine späteren Erfolge überheblich. Sein vollkommenes Gleichgewicht unter schwierigen Umständen ist besonders bemerkenswert. Der Grundton seiner erfolgreichen Denkweise klingt uns aus den Worten entgegen, die er äußerte, als er sich seinen Brüdern zu erkennen gab (1. Mose 45:5): „Um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch her gesandt.“

In seiner Einstellung der Verfolgung gegenüber hinterläßt Joseph demjenigen, der mit Schwierigkeiten — sei es in seinem Gesundheitszustand, in Haushalt, Kirche oder Geschäft — zu kämpfen hat, ein wertvolles Beispiel. Wenn die Umstände sich nicht so entfalten, wie er es wünscht, so sollte er aufschauen zur Führung der Weisheit; und dann wird ebenso gewißlich, wie der Nacht der Tag folgt, diese Führung sich ihm offenbaren. Das soll nicht etwa heißen, daß ein Christlicher Wissenschafter sich still hinsetzen sollte, ohne sich gegen die über ihn hinbrausenden Stürme des sterblichen Gemüts zu wehren.

Wenn ein Wissenschafter mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen hat, so macht er guten Gebrauch von seinem geistigen Verständnis. Er nimmt Zuflucht zu seiner Bibel und dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy, und er wendet die dort gefundenen Wahrheiten auf seine Probleme an. Er strebt danach, mehr von Gott und von dem zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen verstehen zu lernen. Er verweilt in Gedanken auf der Harmonie der Gottesschöpfung und identifiziert sich mit allem, das gut und wahr ist. Doch wird er auch nicht verzagt, wenn der Irrtum hart und unbeweglich zu sein scheint, sondern fährt fort, in stillem Vertrauen an der Wahrheit festzuhalten, in der ruhigen Gewißheit, daß sich doch schließlich alles in der einzig rechten Weise auswirken muß, — nämlich der gottgewollten. Denn außer dem gottgewollten Wege gibt es keinen Weg, sondern nur eine Wüste.

Der Anhänger der Christlichen Wissenschaft sollte es sich niemals erlauben, in der Wüste der menschlichen Annahmen und Spekulationen umherzuirren. Wenn er Gott treu bleibt, so kann er nie seinen Halt an der Christuswahrheit verlieren. Vergeblich suchen wir uns auszudenken, wie eine Angelegenheit sich auswirken, oder ob ein Mensch sich in einer gewissen Art benehmen wird. Es ist nutzlos, sich Spekulationen darüber zu machen, ob eine Anhäufung materieller Annahmen über ein noch schwaches geistiges Verständnis siegen wird. Ja, solchen Spekulationen Raum zu geben, kommt der Ungläubigkeit gleich. Sie sind nur in der Wüste der sterblichen Annahmen zu finden, nicht aber auf der Hochstraße der Wahrheit und Liebe. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 268): „Der Christliche Wissenschafter hält sich auf dem geraden Wege.“

Was macht es, wenn die materiellen Symptome so entmutigend sind, daß sie gegen eine schnelle Heilung hin zu deuten scheinen, und vielmehr die Unvermeidlichkeit einer langen Konvaleszenz voraussagen? Was sind dagegen die Symptome der Wahrheit? Werden sie nicht klar beschrieben von unsrer Führerin, wenn sie sagt (ebd., S. 100): „Wer erinnert sich daran, daß Geduld, Vergebung, treuer Glaube und Liebe die Symptome sind, durch die unser Vater die verschiedenen Phasen der menschlichen Genesung von der Sünde und des Menschen Eingang in die Wissenschaft kennzeichnet?“

Welch neue Auffassung von Symptomen zeigt uns hier unsre Führerin! Keine Leiden sind mit solchen Symptomen verbunden. Der persönliche Sinn und der materielle Augenschein mögen erschreckende Anzeichen darbieten; doch zeugen solche Anzeichen nur von einem falschen Daseinsbegriff, der sich verflüchtigt, wenn er von der Herrlichkeit des geistigen Einsseins des Menschen mit seinem göttlichen Vater berührt wird.

Wir haben in der Wissenschaft guten Grund freudig zu sein, weil die Genesung gewiß ist. Diese Gewißheit beruht nicht auf leerem Optimismus, der sagt: „, Friede! Friede!', und ist doch nicht Friede“ (Jer. 6:14). Sie kommt vielmehr von der inneren geistigen Überzeugung, daß die materielle Existenz nicht die Wahrheit von dem Sein des Menschen ist. Die gegenwärtige, ebenso wie die endgültige, Wirklichkeit unseres Seins existiert in Gott, dem vollkommenen Gemüt. Wir erlangen diese Erkenntnis, nicht etwa durch das Essen der verbotenen Frucht des Guten und Bösen, sondern durch klare, ruhige Gewißheit und geistige Stärke; durch getreues Festhalten, wenn unser Schifflein in das Wellental hinabgleitet, und die Sonne sich zu verfinstern scheint.

Unsre Sicherheit besteht in der Erkenntnis, daß Gott regiert, daß die göttliche Liebe das Steuer führt, und daß die Wissenschaft des Gemüts, wenn sie von einem ernsten und geistig gesinnten Anhänger angewandt wird, allen Anforderungen gewachsen ist. Keine äußeren Umstände, — ob Windstille oder Sturm — können uns in ein Meer der Apathie und Grübelei versetzen, auf dem wir ohne Karte und Kompaß planlos umherirren. Können wir die Fähigkeit des göttlichen Gemüts bezweifeln, uns sicher über den Ozean der Ereignisse zu steuern und uns zu dem ersehnten Hafen des Geistes zu lenken?

Jede Lage, in die wir kommen, kann zur Ehre Gottes ausgearbeitet werden. Der christliche Krieger sammelt neue Kraft in jedem Kampf; er besiegt alle Gegnerschaft, indem er den Irrtum mit der Wahrheit überwindet. Er schreitet vorwärts von einer Stellung zur nächsten, indem er jedesmal seinen Halt über den schon gewonnenen Boden befestigt. Seine Sicherheit besteht nicht in selbstgeschaffener Fähigkeit, sondern in demütiger Anerkennung der göttlichen Fähigkeit und in vollkommener Gewißheit von des Vaters liebevoller Freundlichkeit und in all der großen und herrlichen Wahrheit, die ihm durch die Christliche Wissenschaft offenbart worden ist.

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