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Die geistige Wirklichkeit und der menschliche Fortschritt

Aus der Dezember 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Verlangen nach Fortschritt ist jedem menschlichen Wesen eigen. Diesem Verlangen liegt eine göttliche Wirklichkeit zugrunde, die geistige Wahrheit, daß der Mensch in seinem einzigen wahren Sein niemals von einem Zustand der Vollkommenheit herabgesunken ist, sondern daß er als die unendliche Idee Gottes immerdar alle Eigenschaften und Attribute des göttlichen Gemüts, der einen in sich selbst existierenden Ursache, widerspiegelt. Was als menschlicher Fortschritt erscheint, hat seine Grundlage in der Tatsache, daß Gott, der Geist, die einzige Ursache ist, und daher alle Wirkung, die von dieser Ursache ausgeht, ebenso vollkommen wie ihr Ursprung. Mit Bezug hierauf schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 170): „Die einzige Frage, die in Betracht kommt, ist die geistige Ursächlichkeit, denn die geistige Ursächlichkeit ist mehr als alles andre mit menschlichem Fortschritt verknüpft. Anscheinend ist die Jetztzeit bereit, diesem Gegenstand näher zu treten, die Allerhabenheit des Geistes in etwas zu erwägen und wenigstens den Saum des Gewandes der Wahrheit zu berühren.“

In dem Maße, wie die Lehren der Christlichen Wissenschaft einem Menschen das Verständnis seiner geistigen Sohnschaft und seiner untrennbaren Vereinigung mit Gott bringen, erwacht in ihm das Verlangen, dies voller zu demonstrieren; und dieser Antrieb drückt sich naturgemäß als Fortschritt aus. Der Wissenschafter beginnt, einen Schimmer von der wahren Größe des Menschen zu bekommen, sowie von dem, was durch wissenschaftliches Denken in Demonstration dieser Tatsache vollbracht werden kann.

Wahrer Fortschritt ist also geistig und wird erlangt durch das Verständnis der gegenwärtigen und ewigen Vollkommenheit sowohl Gottes wie des Menschen. Das Bewußtsein der Vollkommenheit ist Himmel. Es ist die Erkenntnis, daß die Seele sich immerwährend in mannigfachen und vollkommenen Ideen der Harmonie und Intelligenz offenbart. Diese beständige Enthüllung der Vollkommenheit im individuellen Bewußtsein macht den einzig wirklichen Fortschritt aus. Wie jedoch die Christliche Wissenschaft lehrt, entfaltet sich der Mensch stetig als Idee der Seele. Er läßt nie ab, immer mehr von Gott, von der Seele, und daher von seinem eigenen wahren Sein zu demonstrieren.

Spontaneität, Freiheit und unendliche Individualität sind Kennzeichen der Seele und daher des Menschen. Der Mensch ist immerdar die Offenbarwerdung spontaner Originalität. Da Fortschritt das Gesetz seines Wesens und Seins ist, sind alle Dinge (Ideen) neu geworden. Er wird stets originelle, inspirierende und individuelle Ideen kennen, offenbaren oder ausdrücken. Er ist eine bestimmte, originelle und besondere individuelle Widerspiegelung der unendlichen Individualität Gottes.

In dem Verhältnis, wie jemand die Unwirklichkeit eines materiellen Daseinsbegriffes erkennt, und sich selber nicht mehr damit identifiziert, wird die Wirklichkeit seiner geistigen Selbstheit und die herrliche Tatsache, daß der Fortschritt unendlich ist, anfangen, in die Erscheinung zu treten. Mit Bezug hierauf sagt Mrs. Eddy in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 82): „Der Mensch ist der Sprößling und die Idee des Höchsten Wesens, dessen Gesetz vollkommen und unendlich ist. In Befolgung dieses Gesetzes entfaltet der Mensch immerdar die unendliche Glückseligkeit des Seins; denn er ist das Ebenbild und Gleichnis des unendlichen Lebens, der unendlichen Wahrheit und der unendlichen Liebe.“ Sie fährt fort: „Unendlicher Fortschritt ist konkretes Sein, das die endlichen Sterblichen jedoch nur als abstrakte Herrlichkeit wahrnehmen und verstehen.“

Also ist unendlicher Fortschritt die konkrete, spezifische Wirklichkeit des bewußten, vollkommenen Seins des Menschen. Die Christliche Wissenschaft kann allein das, was eigentlich schon unser ist, demonstrieren und ans Licht bringen. Daher würde ein Wünschen und Verlangen nach etwas Menschlichem nur der Verwirklichung im Wege stehen, durch die alles Gute allmählich in die Erscheinung tritt. Unsre menschlichen Bedürfnisse mögen Gesundheit, Versorgung, Beschäftigung oder Glück zu sein scheinen. Da Gott jedoch alles wohlgetan hat, sind diese Dinge in ihrer geistigen Bedeutung schon reichlich, ja in unendlicher Fülle, vorhanden. Sie sind schon jetzt unser eigen. Doch treten sie erst menschlich in die Erscheinung im Verhältnis zu unsrer geistigen Erkenntnis und unserm Fortschritt. Wenn jemand etwas erwünscht oder danach verlangt, so mag das gerade der Grund sein, weshalb er es nicht erlangt hat. Wenn er in einem Gemütszustand ist, der sich nach Glück sehnt, so schiebt er die Erreichung desselben auf. In dem Augenblick, wo er erkennt, daß Glück und alles Gute göttlich und ewiglich sein eigen ist, hat er das Glück erlangt.

Demgemäß ist der Mensch in der Christlichen Wissenschaft in einem bewußten Zustand unermeßlichen geistigen Besitzes, der durch Entfaltung allmählich in die Erscheinung tritt. Seine Fähigkeit, über das materielle Sinnenzeugnis hinaus zu schauen, und die Wirklichkeit zu erkennen, beweist, daß er für den Fortschritt bereit ist. Ein weiteres Anzeichen geistigen Wachstums ist die Bereitwilligkeit, das Verständnis der Christlichen Wissenschaft für sich selbst und andere zur Heilung von Krankheit und Sünde zu gebrauchen. Heilerfolge bilden den untrüglichen Beweis dafür, daß ein Mensch ein demonstrierbares Verständnis der Wahrheit erlangt hat. Ja, sie sind ein Beweis dafür, daß er, wie Paulus es in seinem Brief an die Epheser ausdrückt (4:13), im Wachsen begriffen ist hin zu der „Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann [wird], der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi.”

Aufgeschlossenheit für neue und klarere geistige Ideen und Bereitwilligkeit, falsche theologische Begriffe aufzugeben, ebnet die Bahn zu geistigen Errungenschaften. Kindlichkeit verleiht uns geistige Aufnahmefähigkeit. Wie Mrs. Eddy in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 323) sagt: „Die Willigkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte um des Neuen willen aufzugeben, macht den Gedanken für die vorgeschrittene Idee empfänglich. Die Freudigkeit, die falschen Marksteine zu verlassen, und die Freude, sie verschwinden zu sehen, — eine solche Gesinnung beschleunigt die endgültige Harmonie. Die Läuterung von Sinn und Selbst ist ein Beweis des Fortschritts.“

Es ist noch nicht bewiesen worden, daß die Annahme der materiellen Existenz in einem Augenblick überwunden werden kann. Die falschen Ansprüche des sterblichen Gemüts werden allmählich ausgemerzt. Schritt für Schritt demonstrieren wir die Allheit und Vollkommenheit des Seins. Daher braucht niemand entmutigt zu sein, wenn er nicht alles sogleich erfaßt. Paulus drückte die gleiche Demut und schickliche Bescheidenheit aus in bezug auf sein Verständnis und seinen Fortschritt, die auch der heutige Christliche Wissenschafter empfindet, als er an die Philipper schrieb (3:12–14): „Nicht, daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht, daß ich's ergriffen habe. Eines aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist, und jage — nach dem vorgesteckten Ziel — nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu.“

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