Versammlung der Vortragsausschüsse
Der Zweck des christlich-wissenschaftlichen Vortrags
In einer aufrüttelnden Ansprache in Chicago im Jahr 1888 führte unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy, aus, zu welchem Zweck sie damals versammelt waren. Ein Zweck war: „einander gegenseitig behilflich zu sein, Mittel und Wege zu finden, der ganzen Menschenfamilie zu helfen“ (Miscellaneous Writings, S. 98). Wir können uns mit Nutzen ins Gedächtnis rufen, daß sie nicht lange danach den Christlich-Wissenschaftlichen Vortragsausschuß einsetzte. Nach zehn kurzen Jahren war es möglich, daß Redner ausgesandt werden und die Arbeit tun konnten, die unsere Führerin ihnen zuwies.
Sie setzte genau fest, was sie von Rednern verlangte. Ihre Darlegungen im Handbuch Der Mutterkirche, ihre aufrüttelnde Aufforderung an Redner in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 248, 249), lassen uns nicht im Zweifel über ihren Zweck. Sie hat auch den Zweck des Vortrags genau angegeben. In ihren ersten Anweisungen für Redner und in nachfolgenden Mitteilungen hat sie klargemacht, daß ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag hauptsächlich den Zweck hat, Sucher oder diejenigen, die diese Lehre noch nicht kennen, mit der Wissenschaft bekannt zu machen. Zu einem Wissenschafter, der im Anfang berufen wurde, Vorträge zu halten, sagte sie dem Wesen nach, daß der Vortrag nicht den Zweck habe, zu unterhalten, sondern zu belehren. Doch ist nicht beabsichtigt, daß der öffentliche Vortrag an Stelle des Klassenunterrichts treten soll. Jede Einrichtung unserer Bewegung hat ihren eigenen, besonderen Zweck.
Durch den Christus, die wahre Idee Gottes, wie sie in der Christlichen Wissenschaft enthüllt ist und wirkt, wird heute das menschliche Bewußtsein unwiderstehlich vergeistigt, christlicher, vom Evangelium durchdrungen, und verspricht der Menschheit dadurch Freiheit und vollständige Erlösung sowohl von Krankheit als auch von Sünde.
Die Wahrheit verteidigt sich selber und ist an und für sich eine wirksame Zurechtweisung des Irrtums; aber inmitten sich laut geltend machender täuschender, irreführender Stimmen muß die Wahrheit klar, unerschrocken und beharrlich verkündet werden. Die lebengebende Macht der göttlichen Wahrheit und Liebe macht die zerstörenden Pläne des Irrtums unwirksam.
Erfahrung durch früher veranstaltete Vorträge ist nützlich; aber die Vorbereitungsarbeit sollte nichts staar Feststehendes werden. Eine Zweigkriche kann beim Veranstalten ihrer Vorträge wirksam vorgegangen sein; aber es genügt nicht, nur an diesem einen Verfahren festzuhalten. Wenn man auch nur einen Schimmer der dem göttlichen Gemüt innewohnenden unbegrenzten Möglichkeiten erfaßt, läßt es uns neue, frische und bessere Arten erkennen, um die vorbereitende und die dem Vortrag folgende Arbeit auszuführen. Darin liegt fortwährender Fortschritt und unbegrenzte Erweiterung.
Mrs. Eddy stellt hinsichtlich des durch die Christliche Wissenschaft ermöglichten Beweisens der göttlichen Liebe mit all den Segnungen, die damit verbunden sind, in „Pulpit and Press“ (S. 21) die herausfordernde Frage: „Wer will sich mir anschließen in diesem reinen Vorhaben, und gewissenhaft kämpfen, bis es durchgeführt ist?“ Sie und ich, wir alle haben Gelegenheit, die liebevolle Einladung unserer Führerin anzunehmen und ihr entsprechend zu handeln.
Die Öffentlichkeit für unsere Vorträge gewinnen
aus Damariscotta, Maine
Ich möchte dieser Versammlung das bringen, was Liebe uns gelehrt hat. Als wir noch eine Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung waren, übernahmen wir die Verantwortlichkeit, jedes Jahr einen Vortrag zu geben, obwohl dies von Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigungen nicht verlangt ist. Wir gaben diese Vorträge während der Sommermonate, weil um diese Zeit mehr Christliche Wissenschafter hier sind und die Vorträge hören können. Zwei Dinge waren sicher, wenn wir den Vortrag im Sommer gaben: wir hatten mehr Besucher und reichlich Mittel.
Als wir uns eines Tages gründlicher mit diesem Punkt befaßten, begannen wir, uns einige angebrachte Fragen zu stellen, wie zum Beispiel: wieviel Leute, die am Platze wohnen, besuchen unsern Vortrag? Es kam damals noch eine andere Schwierigkeit hinzu, und der Sommer verging, ohne daß wir unsern Vortrag gaben. Als Ersatz dafür planten wir zwei Vorträge für das folgende Jahr.
Nun fingen wir an, mit Bezug auf das Geben eines christlich-wissenschaftlichen Vortrags wahrhaft geistig und heilend zu arbeiten; das Ergebnis war, daß wir unsern zweiten Vortrag im November und an einem Freitagabend, anstatt wie sonst immer am Sonntag gaben. Dieser Vortrag war ein hervorragender Erfolg in jeder Hinsicht. Die Zuhörerschaft bestand aus den am Platze Wohnenden, denen diese Wohltat zukommen zu lassen wir so aufrichtig gewünscht hatten, und außerdem waren auswärtige Sucher viele Meilen weit gekommen. Ich kann hinzufügen, alle Rechnungen wurden pünktlich bezahlt. Es wurde bewiesen, daß Gottes Reichtum des Menschen Reichtum ist.
Obwohl wir die metaphysische Arbeit für das wichtigste hielten, vernachlässigten wir doch auch die andern Seiten der Vortragsarbeit nicht. Man kann das Beten und die dem Vortrag lange vorausgehende Vorbereitungsarbeit mit der Vorbereitung des Bodens für den Samen vergleichen. Nachdem der Vortrag gehalten — der Same gesät — ist, muß man die geistige Arbeit für die Beschützung des gesäten Samens fortsetzen, daß die Wahrheit und die Liebe ihn reichlich bewässern und unser Vater im Himmel ihn segnen möge. Wenn wir einen schönen Garten haben wollen, streuen wir den Samen nicht achtlos aus und überlassen ihn dann dem Zufall, sondern wir säen unsern Samen sorgfältig zur rechten Zeit und pflegen unsern Garten dann liebevoll, damit in Gottes Zeit alles blühen und zu voller Reife gelangen kann.
Erfolgreiche Bekanntgabe und Anzeigen
Es dürfte lehrreich sein, etwas über die Erfahrung Erster Kirche, Littleton in Kolorado, einem Ort von 3000 Einwohnern, zu hören. Vor zwei Jahren war dort noch eine Vereinigung, die in 13 Jahren keinen christlich-wissenschaftlichen Vortrag gegeben hatte. Die Einwendungen waren: Es macht zuviel Arbeit. Wir können die Kosten nicht tragen. Wir haben keine Männer als Ordner. In einer Geschäftssitzung wurde jedoch mit einer kleinen Stimmenmehrheit beschlossen, einen Vortrag zu geben. Die Ordner der Kirche in Englewood waren gern bereit, auszuhelfen, und Leute von Denver gingen in den Vortrag, was die Besucherzahl erhöhte.
Nicht lange nach diesem Vortrag traten zwei Männer, die ersten männlichen Mitglieder, der Vereinigung bei. Die Mitglieder erkannten auch, daß sie berechtigt waren, eine Zweigkirche zu werden. Der aus drei Personen bestehende Vortragsausschuß arbeitete für Einigkeit unter Brüdern. Ehe sie ihren zweiten Vortrag gaben, wurde zur Vorbereitung eine Versammlung gehalten, an der jedes Mitglied der Kirche teilnahm. Diesmal hatten sie in ihrer eigenen Kirche genügend Ordner und genügend Mittel, um den Vortrag im voraus zu bezahlen.
Ein Mitglied einer altgläubigen Kirche sagte, sie habe sich fast gescheut, in einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag zu gehen, bis sie einmal kam und sah, daß so viele Mitglieder ihrer eigenen Kirche dort waren. Der Besuch der Gottesdienste und der Sonntagsschule hat merklich zugenommen.
Wir vom Feld in Denver grüßen in dieser Versammlung und würdigen freudig die hingebenden Christlichen Wissenschafter allerorts, die so selbstlos der Sache dienen, da wir verstehen, was unsere geliebte Führerin sagt: „Das unsterbliche Gemüt ist Gott, und dieses Gemüt bekundet sich in allen Gedanken und Wünschen, die die Menschen zu Reinheit, Gesundheit, Heiligkeit und den geistigen Tatsachen des Seins hinziehen“ (Miscellaneous Writings, S. 37).
Ankündigungsverfahren
Warum kündigen wir einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag an? Als Christliche Wissenschafter haben wir verstehen gelernt, daß der von Christus Jesus verheißene Tröster gekommen ist. Wir selber sind wiedergeboren und geheilt worden, weil unsere geliebte Führerin entdeckte, daß ein richtiges Verständnis Gottes und Seiner vollkommenen geistigen Schöpfung menschliche Übelstände aller Art heilt. Wir wollen diese frohe Botschaft allen mitteilen, die bereit sind, sie zu hören. Das ist also der Hauptzweck der Ankündigung eines christlich-wissenschaftlichen Vortrags; das heißt, wir wollen auch andere an den mannigfaltigen Segnungen der Christlichen Wissenschaft teilnehmen lassen.
Wie bei unserer ganzen Kirchenarbeit suchen wir, wenn wir einen Vortrag anzukündigen planen, bei dem göttlichen Gemüt Führung und Erleuchtung. Dann können wir sicher sein, daß wir die Arten der Ankündigung für unsere Gemeinde wählen, die in unserem Feld am wirksamsten sind. Es wäre am leichtesten, jedes Jahr einfach dieselbe Art der Ankündigung zu benützen; aber bei dieser wie bei jeder andern Kirchenarbeit ist Frische und Unmittelbarkeit nötig.
Mrs. Eddy schreibt mit Bezug auf den Vortragsausschuß in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 339): „Seine Mitglieder sollen dem Wohl der Menschheit dienen und das Band christlicher Brüderlichkeit, deren jedes Glied in der Kette des Seins aufwärts führt, fest verknüpfen.“ In Anbetracht des großzügigen Zwecks, den unsere Führerin dem Vortragsausschuß gegeben hat, sollte niemand zögern, Leute anderer Bekenntnisse einzuladen.
Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert, und unsere Führerin hat uns die Aufgabe gestellt, daß wir so leben sollen, daß jede christliche Kirche in unserem Land und manche in andern Ländern die Christliche Wissenschaft genügend verstehen, um die Kranken so zu heilen, wie die Christliche Wissenschaft es lehrt. Unter diesen Umständen dürfen wir unser Licht nicht unter einem Scheffel verbergen.
Bei unseren Plänen für die Ankündigung eines Vortrags sollten wir nicht vergessen, daß unser Wegweiser, Christus Jesus, klargemacht hat, daß jedermann Gelegenheit gegeben werden sollte, die frohe Kunde zu hören, daß der heilende Christus immer gegenwärtig ist, menschliche Schwierigkeiten zu überwinden. Jesus gab seinen Nachfolgern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt folgende letzte Anweisung (Mark. 16, 15): „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“
Metaphysische Vorbereitung für einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag
Bei der Erwägung irgendeiner Seite eines christlich-wissenschaftlichen Vortrags sollten wir nie die Tatsache aus den Augen verlieren, daß der Christlich-Wissenschaftliche Vortragsausschuß von unserer Führerin, Mary Baker Eddy, eingesetzt wurde. Er ist daher ein unzertrennlicher Teil ihres Beweises und untersteht noch immer ihrer Führung, wie wir sie im Handbuch Der Mutterkirche und in ihren anderen Schriften finden.
Fragen wir uns also: „Wann, wo und wie trifft man die metaphysische Vorbereitung für einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag?“ Im Licht der uns von unserer Führerin gegebenen Offenbarung der Wirklichkeit finden wir darauf folgende Antworten: Wann? In dem immergegenwärtigen Jetzt des zeitlosen Tages. Dies bedeutet einfach das beständige Bemühen, das göttliche Gemüt ununterbrochen widerzuspiegeln. Wo? Im Bewußtsein jedes Mitglieds jeder christlich-wissenschaftlichen Gemeinde, die einen Vortrag gibt. Wie? Durch Gehorsam gegen die Erklärung des Meisters der Metaphysik, Christus Jesus (Joh. 12, 32): „Ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.“
Den Christus im Bewußtsein und als Bewußtsein erhöhen ist die freudige Aufgabe jedes wahren Christlichen Wissenschafters, und es ist eine machtvolle Vorbereitung für einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag. Sooft ein Christlicher Wissenschafter in seinem täglichen Leben einer materiellen Lüge mit einer gegenteiligen geistigen Tatsache entgegentritt und sie meistert; sooft man den böswilligen oder reizvollen, tückischen oder offenkundigen Einflüsterungen des tierischen Magnetismus mit der Reinheit, der Macht und der befriedigenden Gegenwart des Christus entgegentritt und sie meistert; sooft die Liebe Furcht im Bewußtsein des Wissenschafters verdrängt; sooft Krankheit oder ein Gebrechen durch christlich-wissenschaftliche Behandlung geheilt wird, wird der Christus erhöht — hat eine herrliche Vorbereitung für einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag stattgefunden.
Scheint dies ein zu hohes Ziel — zu rein geistig, um zweckdienlich zu sein? Dann laßt uns daran denken, daß reine Geistigkeit mächtige Zweckdienlichkeit ist, weil sie allein das Denken und Handeln mit der Intelligenz vereint, von der unsere Führerin auf Seite 469 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt: „Intelligenz ist Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht.“
In dem Verhältnis, wie diese metaphysische Vorbereitung im Alltagsleben hingebungsvoll erfolgt, unternimmt man die nötigen menschlichen Schritte weise, geordnet, würdig und in freudiger Wachsamkeit. Bei einer solchen Vorbereitung finden wir, daß ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag die unwiderstehliche Tätigkeit der Wahrheit ist, die verlangt, daß in der Wüste des Materiellen ein Weg gebahnt werde für unsern Gott, ein Weg der Gesundheit, der Freiheit und der Eintracht.
Da ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag ein Ausdruck des Gemüts ist, und in Wahrheit vom Gemüt und im Gemüt gegeben wird, ist er auf keinen materiellen Raum beschränkt und wird von keinem materiellen Raum beeinträchtigt. Ein Verständnis dieser geistigen Tatsache befreit den Vortrag von den beschränkenden Annahmen eines materiellen Gebäudes, dessen Klangwirkung, Beleuchtung, Lüftung und so weiter.
Da ein Vortrag über die Christliche Wissenschaft in Wirklichkeit ein Ausdruck des Gemüts ist, erklärt er die Ideen des Gemüts. Diese Ideen sind mächtig, frisch, lebendig und immer neu. Sie erzwingen Aufmerksamkeit. Sie können durch Wiederholung nicht veralten oder nutzlos werden. Die Anziehungskraft dieser Ideen in einem christlich-wissenschaftlichen Vortrag kann durch keine sogenannte gegenteilige Anziehung beeinträchtigt werden. Keine vermeintliche Feindschaft wider Gott und Seine geoffenbarte Wahrheit kann sie hemmen oder umkehren. Wachsame metaphysische Vorbereitung für einen christlich-wissenschaftlichen Vortrag tritt sowohl der Feindseligkeit sogenannter Gegner als auch der Gleichgültigkeit sogenannter Freunde entgegen und meistert sie.
Wie verhält es sich mit der Zuhörerschaft? Auch dafür ist sorgfältige metaphysische Vorbereitung nötig. Wir finden, daß auch sie in der Allheit des Gemüts inbegriffen ist. Wir wissen, daß die Zuhörer in Wirklichkeit ein Ausdruck individualisierter Ideen des Gemüts, nicht Personen in verschiedenen Zuständen und auf verschiedenen Stufen der Erkenntnis sind. Eine verständnisvolle Vergegenwärtigung dieser geistigen Tatsache, dieses Erhöhen des Christus, macht unsere Vorträge anziehend für ein Denken, das für die Botschaft empfänglich ist. Dadurch kommen diejenigen, die willens sind, ihr Träumen aufzugeben für ein freudiges Erwachen; die willens sind, geheilt, getröstet und aufgeklärt zu werden; diejenigen, die vielleicht kamen, um zu spotten, und bleiben, um zu beten. So können viele zu der Zahl tätiger Christlicher Wissenschafter hinzugefügt werden.
Ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag wird zur Ehre Gottes gegeben. Er erfüllt die Verheißung Gottes, wie David sie äußerte (Ps. 107, 20): „Er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie, daß sie nicht starben.“ Ein christlich-wissenschaftlicher Vortrag ist das Wort der Wahrheit, und die Macht der Wahrheit ist seine treibende Kraft. Er ist die Äußerung des Geistes und hat die ganze Anziehungskraft des Geistes. Er ist der Ausdruck der Liebe und hat die ganze Überzeugungskraft der Liebe. Er ist tatsächlich die Botschaft des Lebens, die die unsterbliche Lebenskraft des Lebens hat. Durch ihn können wir verstehen lernen, was Mrs. Eddy auf Seite 195 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ sagt: „Schließlich wird man verstehen lernen, daß die Christliche Wissenschaft kein nichtswürdiges ideales Gaukelspiel ist, demgemäß wir arme Sterbliche zu leben und zu sterben hoffen, sondern ein tiefer Atemzug frisch von Gott, durch den und in dem der Mensch lebt, sich bewegt und ein todloses Dasein hat.“
Versammlung im Interesse der Sonntagsschule
Die grundlegende Natur der Ersten Lektionen in unsrer Sonntagsschule
Bei der Gründung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung ließ unsre Führerin Mary Baker Eddy nichts ungeschehen. So war auch eine besondere Vorsorge für die Kinder in ihrem von Gott inspirierten Plan miteingeschlossen.
Das Handbuch Der Mutterkirche sieht keinen chronologischen Kurs in biblischer Geschichte vor. Doch verlangt es, daß gewisse Lektionen gelehrt werden, und es enthält besondere Verordnungen für das Studium der Heiligen Schrift. Auch stellt es die folgende Bedingung: „Der Unterricht, den die Lehrer den Kindern erteilen, darf nicht von der in ihrem Lehrbuch enthaltenen absoluten Christlichen Wissenschaft abweichen“ (Art. XX, Abschn. 3).
Wie wir wissen, bestehen die ersten Lektionen aus den Zehn Geboten, dem Gebet des Herrn mit seiner geistigen Auslegung, wie sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy zu finden ist, und den Seligpreisungen. Die Wahrheiten dieser ersten Lektionen sind grundlegend: — Sie liegen allen Lehren der Christlichen Wissenschaft zugrunde. Daher ist alles, was der Schüler in den folgenden Lektionen lernt, nur eine weitere Entfaltung der ersten Lektionen.
Diese ersten Lektionen bereichern das Denken des Schülers mit einem größeren und volleren Erfassen der Segnungen, die uns aus einem Befolgen des göttlichen Gesetzes erwachsen. Das kindliche Denken sollte auf den Zehen Geboten und den Seligpreisungen aufgebaut und tief darin eingewurzelt sein, um den Sturmfluten des tierischen Magnetismus widerstehen zu können.
In der ganzen Heiligen Schrift sind viele Anschauungslektionen für das Lehren der Gebote und der Seligpreisungen zu finden. So zum Beispiel die tragische Episode von Absaloms Aufstand gegen seinen Vater, die in einer der letzten Lektionspredigten Erwähnung fand. Würden manche der älteren Schüler nicht vielleicht das Zehnte Gebot besser verstehen, wenn der Lehrer ihnen etwa eine solche Frage stellte: Was war wohl falsch in Absaloms Denken, das hauptsächlich für seinen Fall verantwortlich war? Zweifellos würde er eine prompte Antwort bekommen; und diese Antwort würde gewiß „Falsches Begehren“ lauten: — Absalom begehrte den Thron seines Vaters und wollte ihn stehlen. Welch ein Gegensatz zwischen der ruhmlosen Niederlage des Absalom und der Erfahrung des Josua, von dem wir in der vorhergehenden Lektion hörten, und dessen moralischer Mut und strenger Gehorsam den Geboten Gottes gegenüber ihm so hervorragenden Erfolg brachten. Warum sollten wir also das Interesse der Schüler nicht wach halten mit weiteren Fragen, bis die zu lernende Lektion einen tiefen Eindruck gemacht hat? Zum Beispiel: Würde wohl die Erfahrung Absaloms anders gewesen sein, wenn er im Laufe der Jahre gelernt hätte, sich mehr vor dem falschen Begehren zu hüten, — jener verwüstenden sterblichen Neigung? Sicherlich hat das Kind schon in dem früheren Unterricht etwas von der Bedeutung des Zehnten Gebotes gelernt. In einer der ersten Stunden wurde ihm gezeigt, daß das Begehren des Braunbärchens seines kleinen Nächsten nur zu Disharmonie führt. Später lernte er verstehen, wie töricht es war, die Stellung des Klassenersten in der Vorschule zu begehren. Jetzt mag er lernen, wie wichtig es ist, seine Gedanken zu bewachen, wenn die Hauptrolle des von seiner Klasse zu gebenden Schauspiels einem anderen zuerteilt wird, den er für weniger begabt hält als sich selbst, oder wenn der Ehrentitel eines Klassenpräsidenten unerwarteterweise einem anderen zufällt. Hier wiederum kann er Zuflucht im Ersten Gebot finden. Indem er nur einen Schöpfer und die eine wahre Schöpfung anerkennt, befestigt er seine Stellungnahme durch die Vergegenwärtigung, daß der Mensch, der Ausdruck der Seele, kein falsches Begehren fühlen kann, sondern sich nur des unermeßlichen Guten bewußt ist, das Gott all Seinen Kindern zuteil werden läßt. So lernt er, an dem Erfolg seines Nächsten Freude zu haben.
Es ist wichtig, die Kinder zu lehren, das Messiasamt Christi Jesu zu verstehen, des irdischen Repräsentanten des Christus bei seinem ersten Erscheinen. Es ist ebenso wichtig, sie verstehen zu lehren, daß die Christliche Wissenschaft der Tröster der messianischen Verheißung ist — das heißt, die Christuswahrheit, bei ihrem zweiten Erscheinen — und daß Mrs. Eddy von Gott berufen war, sie zu verkünden. Eine richtige Auffassung von Christus Jesus und Mary Baker Eddy enthüllt das Siegel der Gottheit, das die Wissenschaft trägt, und gründet den Schüler fest auf der Grundlage, von der Christus Jesus sagte (Matth. 16:18): „Auf diesen Felsen will ich gründen meine Gemeinde.“
Die Arbeit unsrer Sonntagsschule
In der Offenbarung (3:8) lesen wir: „Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.“ Die Sonntagsschule könnte eine offene Tür genannt werden, denn sie bringt der Menschheit die absolute Heilkraft der Christlichen Wissenschaft, die in der alltäglichen Anwendung der in der Sonntagsschule gelehrten Wahrheit veranschaulicht wird, und diese Vergeistigung des Denkens wird in jedem Ort gespürt, an dem es eine solche Sonntagsschule gibt.
Da die Kirche und die Sonntagsschule untrennbar miteinander verbunden sind und dem gleichen Zwecke dienen, haben manche Kirchenmitglieder den Wunsch, in beiden tätig zu sein. Unsere Mitglieder wurden mittels eines Briefes von dem schnellen Wachstum der Sonntagsschule und deren Anforderungen unterrichtet. Die Wichtigkeit täglicher metaphysischer Arbeit wurde betont. Es wurde empfohlen, daß die Eltern ihre Kinder ermutigen sollten, ihre Aufgaben für die Sonntagsschule zu studieren, und daß sie ihnen beim Auswendiglernen behilflich sein sollten. Auch wurden sie darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihre Kinder ermutigen sollten, Besucher zur Sonntagsschule zu bringen, sowie auch die Eltern von Kindern, die nicht regelmäßige Besucher der Gottesdienste sind, zu unsern Gottesdiensten und Vorträgen einzuladen. So kann die ganze Kirche an der Ernte dieser Arbeit teilnehmen.
Wunderbares Fruchttragen der Arbeit ist schon bei den Schülern beobachtet worden. Ein Knabe erzählte, wie er die Wissenschaft angewandt und die Allgegenwart Gottes erklärt hätte, als er in einem kleinen Schiff in großer Gefahr stand. Er sowohl wie die anderen Jungen wurden alle gerettet. — Ein kleiner Junge hatte ein entzündetes Auge, als er in der Sonntagsschule ankam. Der Lehrer bat die Klasse, die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“, wie sie von Mary Baker Eddy auf Seite 468 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gegeben wird, mit ihm zu wiederholen, und noch ehe sie damit geendet hatten, war die Entzündung verschwunden.
Eine Definition von Disziplin in einem Wörterbuch lautet: „Erziehung, ... die berichtigt, ausbildet, kräftigt und vervollkommnet.“ Das Problem der Disziplin ist nicht zu schwierig gewesen. In dem Maße, wie jeder Lehrer sich bestrebte, den wahren Begriff von Kindern ins Bewußtsein zu bringen, der so schön in der Definition unsrer Führerin auf Seite 582 des Lehrbuches dargelegt wird, und den falschen Begriff zu verneinen, der ebenfalls dort angezeigt wird, verschwanden die falschen Suggestionen, — gleichwohl ob sie sich Ungehorsam, Apathie, Sophisterei oder Selbstüberhebung nannten. Manche Lehrer haben gefunden, daß die sich selbst auferlegte eigene Disziplin genügte, und daß es nicht nötig war, die Schüler zu strafen. Unsre Lehrer beobachteten, daß gute metaphysische Arbeit und eigene Vorbereitung sie befähigten, ihren Schülern die ruhige und doch wachsame Sicherheit zu übermitteln, die sie brauchten.
Beamte, Lehrer, Eltern und unsre Sonntagsschule
Unter all den freudebringenden Unternehmungen einer christlich-wissenschaftlichen Kirche gibt es wohl keine, die mehr Gelegenheit für geistiges Wachstum bietet, als die Sonntagsschule.
In Artikel XX, Abschnitt 2, lesen wir unter anderem: „Der Unterricht muß dem Verständnis [der Kinder in der Sonntagsschule] angepaßt sein, sowie ihrer Fähigkeit, die einfachere Bedeutung des göttlichen Prinzips, das sie gelehrt werden, zu erfassen.“ In all ihren Werken zeigt Mrs. Eddy, daß sie göttlich geleitet war in der Wahl ihrer Worte. In diesem Abschnitt gebraucht sie den Ausdruck „einfachere Bedeutung“. Kleinen Kindern tiefe metaphysische Erklärungen zu wiederholen, wäre nicht, die Kinder die „einfachere Bedeutung“ der Worte lehren. Niemand kann dem anderen sagen, wie er lehren soll. Das kommt durch Entfaltung. Ich erinnere mich noch daran, wie ich in den ersten Jahren meiner Lehrtätigkeit einen Abschnitt in den Bibelstellen der Lektionspredigt fand, den ich nicht begreifen konnte. Ich betete während der Woche um Entfaltung, doch schien diese nicht gleich zu kommen. Mein Lehrer lehrte auch in der Sonntagsschule; also nahm ich mir vor, ihn darüber zu fragen. Als ich jedoch den Sonntag ankam, hörte ich, daß er gerade den Tag nicht dort sein würde. Eine andere gute Freundin war auch Lehrerin, und ich plante, sie zu fragen; doch auch das ließ sich nicht einrichten. So wendete ich mich schließlich mit dem Problem an Gott. Nach einigen Augenblicken kam die Antwort. Wenn jemand zu mir gekommen wäre, und sie mir ins Ohr geflüstert hätte, so hätte es nicht klarer sein können.
Aus der Erfahrung lernte ich, daß Gott der Lehrer ist, daß wir in Seinen Augen nicht Sonntagsschullehrer und -schüler sind, sondern Ideen Gottes; und „alle deine Kinder [sollen] gelehrt [werden] vom Herrn“ (Jes. 54:13).
Zu den ersten Lektionen, die wir in der Schule lernen, gehören einfache Additionen, Subtraktionen und Multiplikationen. Doch entwachsen wir jemals diesen einfachen, grundlegenden Regeln? Selbst wenn wir die Höhen der Mathematik erreichten, müßten wir unser Wissen aufbauen auf der Tatsache, daß eins und eins zwei ist. — Das Lehren der „ersten Lektionen“ in der Sonntagsschule aufzugeben, würde bedeuten, daß wir nicht dem Kirchenhandbuch gemäß lehren. Das Erste Gebot ist die Grundlage der Christlichen Wissenschaft, und die Schüler in unserer Sonntagsschule sollten es gut verstehen lernen und gelehrt werden, es anzuwenden, bis es ein Teil ihres Denkens wird, ebenso wie das Einmaleins oder irgendeine andere Lektion, die sie zuerst in der Schule gelernt haben. Und das Gleiche kann von den anderen Geboten, den Seligpreisungen und dem Gebet des Herrn gesagt werden.
Auf Seite 62 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt Mrs. Eddy: „Die ganze Erziehung der Kinder sollte derart sein, daß sie den Gehorsam gegen das moralische und geistige Gesetz zur Gewohnheit macht, wodurch das Kind der Annahme von sogenannten physischen Gesetzen, einer Annahme, die Krankheit großzieht, entgegentreten und sie meistern kann.“ Und weiter unten fährt sie fort: „Kinder sollten an Wissen Kinder bleiben dürfen, und nur durch das Wachstum in dem Verständnis der höheren Natur des Menschen sollten sie zu Männern und Frauen werden.“
Das Zusammenwirken in der Kirche
Wollt ihr eurer Kirche helfen zu wachsen? Dann pflegt eine fruchtbare Quelle neuer Mitglieder — eure Sonntagsschule. Wenn sie liebevoll gehegt und gepflegt wird, so wird sie eurer Mitgliederschaft einen neuen Nachwuchs wohlunterrichteter, begeisterter junger Leute einbringen, die eure zukünftigen Kirchenbeamten, Ausüber, Vortragenden und Lehrer sein werden.
Als Mitglieder können wir dazu beitragen, einen Bestand guter Lehrer auszubilden, indem wir uns selbst auf das Lehramt vorbereiten. Pflegt eure Fähigkeit zu lehren. Erwerbt eine gute Kenntnis der Bibel und ihrer großen Gestalten, sowie unsres Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy. Auch ist es sehr wichtig, die Lebensgeschichte unsrer Führerin gut zu kennen, um die Bedeutung ihrer von Gott inspirierten Sendung richtig erklären zu können.
Der Sonntagsschüler lernt, sich selber und andere zu heilen. Erlaubt ihr ihm als weise Eltern, sein geistiges Verständnis selbst anzuwenden, wenn er ein Problem auszuarbeiten hat, oder sucht ihr, die Arbeit für ihn zu tun? Welches Kind könnte Fortschritt bei seinen Studien machen, wenn die Eltern immer seine Schulaufgaben für es machen würden? Ein Kind, das selbst demonstriert hat, daß Gottes Gesetz heilt, wird selten von der Christlichen Wissenschaft wieder abfallen. Daher ist die Mitarbeit der Kinder von größtem Wert beim Unterricht; und viele selbständige kleine Wissenschafter sind durch solch elterliche Weisheit entwickelt worden.
Oft laden wir Freunde und Nachbarn ein, unsre Gottesdienste und Vorträge zu besuchen. Wie oft denken wir wohl daran, ihre Kinder einzuladen, unsre Sonntagsschule zu besuchen, sei es als Gäste oder als Schüler? Wir sollten dem Irrtum nicht erlauben, uns einzuflüstern, daß dies unpassend oder unwichtig sei. Wenn wir uns klarmachen, was wir diesen Kindern geben können, so werden wir nicht länger zögern.
Außer diesen so angemessenen menschlichen Schritten gibt es noch eine andere, eine grundlegende Verantwortlichkeit, an der alle gleichermaßen teilhaben — Mitglieder, Eltern, Lehrer und Beamte — und das ist, Christliche Wissenschafter zu sein, lebende Beispiele der heilenden, erneuernden Macht der Liebe, die in der Schönheit der Seele Ausdruck findet.
Dienst in unsrer Sonntagsschule
In ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes) schreibt Mary Baker Eddy (S. 261): „Zu viel kann niemals getan werden, um den keimenden und sich hinneigenden Gedanken der Kinder zu hüten und leiten.“ Dieser höchst wichtigen Aufgabe widmet sich die christlichwissenschaftliche Sonntagsschule.
Lehrer in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule wissen, daß ihr Erfolg nicht allein davon abhängig ist, daß sie den Buchstaben der Wahrheit mit Klarheit, Logik und Überzeugung erklären. Obwohl dies von großem Wert ist, so ist doch die Hauptsache, daß auch die Wärme und die Inspiration übermittelt werden, die den Buchstaben erleuchten, wenn er geistig verstanden wird, sowie die Freude und Schönheit, die unendliche Macht und Gegenwart der göttlichen Liebe, die sich entfalten, wenn das Wesen des Christus sich in der menschlichen Erfahrung auswirkt. In den Schülern das individuelle Bewußtsein der göttlichen Macht zu erwekken, sowie die Erkenntnis des schützenden und erhaltenden Gesetzes Gottes, und sie dadurch zu befähigen, die unendlichen Segnungen zu erlangen, die das Erbteil des Menschen sind, das ist in der Tat das Wesen jenes Behütens und Leitens, das unsre Führerin erwähnt.
„Die Erläuterung der Christlichen Wissenschaft liegt in dem geistigen Sinn dieser Wissenschaft, und ihre Schüler müssen diesen Sinn erwerben, um ihre Bedeutung erfassen zu können,“ schreibt unsre Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 349). Wie wichtig ist es, die Tatsache zu erkennen, daß, wenn auch jede menschliche Notdurft verstanden und in einer Weise gestillt werden muß, die Trost und Zuversicht verleiht, doch das Prinzip mit seiner Idee die einzige Wirklichkeit ist, und daß jedes Problem im Licht der Einheit und Allheit des Gemüts gelöst werden kann.
Eine erfahrene Ausüberin wurde aufgefordert, in der Sonntagsschule zu unterrichten. Sie hatte dies bisher vermieden, weil sie sehr wenig Bescheid wußte mit Bezug auf kleine Kinder. Doch hatte sie jetzt das Gefühl, daß sie diesem Rufe Folge leisten sollte. Sie bereitete sich auf ihren ersten Unterricht vor, indem sie beständig im Sinn hatte, daß sie ihn so einfach wie möglich halten müßte, da das, was einem Erwachsenen ganz klar erscheinen würde, möglicherweise von einem kleinen Kinde nicht erfaßt werden könnte. Zu ihrem Leidwesen waren die Kinder unaufmerksam. Es wurde ihr bewußt, daß sie sie nicht erreicht hatte. Sie mußte augenscheinlich ihren Unterricht noch mehr vereinfachen. Doch der zweite Sonntag war ebenso erfolglos. Sie wendete sich nun an Gott und betete um Erleuchtung, und fast augenblicklich wurde es ihr klar, daß sie es nicht dem göttlichen Gemüt überlassen hatte, sie zu erleuchten und leiten. Bei ihrer Vorbereitung auf den Unterricht hatte sie versucht, ihr Verständnis der Wahrheit zu begrenzen, um es dem sterblichen Begriff eines Kindes anzupassen.
Sie schlug das Glossarium von „Wissenschaft und Gesundheit“ auf und dachte über Mrs. Eddys Definition von Kindern nach (S. 582): „Die geistigen Gedanken und Vertreter von Wahrheit, Leben und Liebe.“ Sie dachte daran, daß sie sich doch bei ihrer Praxis nicht an den sterblichen Begriff von irgend jemand halten würde, gleichwohl ob der Patient ein Erwachsener oder ein Kind wäre; sie würde die Idee Gottes in ihm sehen, die unendliche Intelligenz ausdrückt. Bei ihrer Sonntagsschularbeit durfte sie nicht weniger tun.
Am folgenden Sonntag sah die Lehrerin ihrer Stunde mit ruhiger Zuversicht entgegen. Sie hatte den Unterricht in demütiger Gemeinschaft mit Gott vorbereitet, doch ohne eine bestimmte Methode zu planen. Sie gewann sofort die volle Aufmerksamkeit der Kinder, und diese ließ keinen Augenblick nach. Die Lehrerin war tief beeindruckt von der Raschheit, mit der die Kinder metaphysische Punkte erfaßten, von denen sie erwartet hätte, daß sie ihr Begriffsvermögen überstiegen.
Unter den älteren Schülern mögen viele Fragen zur Erörterung aufgeworfen worden, die politischer, rassengeschichtlicher, nationaler oder internationaler Natur sein können. Es bietet sich Gelegenheit, den Kindern zu zeigen, wieviel Die Mutterkirche dazu beiträgt, die Menschheit in das Verständnis wahren Weltbürgertums zu leiten. Auch sollten die Schüler beständig darauf aufmerksam gemacht werden, wie sehr treues Studieren und Anwenden der Lektionspredigten ihnen helfen kann, sich über die Tyrannei, Beschränkung und Sklaverei zu erheben, welche die Annahme der vielen Gemüter mit sich bringt.
Ein vierjähriges kleines Mädchen, das gelehrt worden war, irrige Annahmen zu überwinden, wenn sie in die Erscheinung treten wollten, kam eines Morgens zum Frühstückstisch mit einer starken Erkältung. Ein Familienglied, das kein Christlicher Wissenschafter war, fragte das Kind nach seinem Befinden. Diese antwortete ohne Zögern: „Deiner Ansicht nach bin ich sehr erkältet; aber meiner Ansicht nach geht es mir sehr gut. Danke!“ Die Erkältung wurde augenblicklich geheilt.
Die folgenden Zeilen, die Mrs. Eddy an einen Ersten Leser richtete, könnten ebensowohl auf einen Sonntagsschullehrer bezogen werden. Sie können eine beständige Licht-und Kraftquelle für alle ihre Nachfolger werden bei ihrem Wirken für unsre geliebte Sache: „Kommst Du zu deiner kleinen Herde so erfüllt von göttlicher Speise, daß Du Dein Brot auf die Wasser wirfst? Dann kannst Du gewiß sein, daß es nach vielen oder wenigen Tagen zu Dir zurückkehren wird. Was Wenige, das ich vollbracht habe, ist alles durch Liebe geschehen, — durch selbstvergessende, geduldige, nie wankende Hingabe“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 247).
[Ein Auszug dieser Ansprachen erschien im Christian Science Sentinel vom 29. Juli 1950.]