Viele sehnen sich nach Familienleben. Ihnen bedeutet es Sicherheit, die Gewißheit unwandelbarer Liebe, die Freude gegenseitigen Gedankenaustausches, gemeinsamer Vergnügungen, und sicheren Willkommens. Der Psalmist gedachte der menschlichen Bedürfnisse und der Barmherzigkeit Gottes, als er jene trostreichen Worte sang (Ps. 68:6, 7): „Er ist ein Gott in seiner heiligen Wohnung, ein Gott, der den Einsamen das Haus voll Kinder gibt.“
Gutes Familienleben ist ein starkes Bollwerk für die menschliche Gesellschaft. Es bietet viele Vorteile, von denen vielleicht einer der wichtigsten die Gelegenheit ist, die Jugend auf den rechten Weg der Sittlichkeit zu lenken und der moralischen Kraft, die den Versuchungen der Sünde widerstehen kann. Die Christliche Wissenschaft hebt die menschliche Einrichtung des Familienlebens und läutert sie, denn sie zerstört die Übel der Zwietracht und Trennung, die sie bedrohen. Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 102): „Die Christliche Wissenschaft plündert das Reich des Bösen und fördert in höchstem Maße die Zuneigung und die Tugend in den Familien und deshalb in der Allgemeinheit.“
Ja, die Christliche Wissenschaft tut sogar noch mehr als das. Sie offenbart den göttlichen Begriff des Seins, in dem Gott als der einzige Erzeuger des Menschen verstanden wird und Seine harmonischen und geistigen Ideen als die einzig wirkliche Familie. Von dieser Familie ist niemand ausgeschlossen, denn es ist die allumfassende Brüderschaft der Kinder Gottes. Ein jeder von uns gehört in seinem wahren Sein dieser großen Familie an und hat seinen rechtmäßigen Platz in ihren Unternehmungen. Um jedoch ein Familienglied in dieser großen Familie des Vaters zu werden und die uns daraus erwachsenden Vorteile zu genießen, müssen wir Gott als Alles-in-allem anerkennen und seine allumfassende Liebe widerspiegeln. Wir müssen uns klarmachen, daß die Sterblichen, die an materielle Körper und menschliche Beziehungen gebunden sind, nur einen sagenhaften Begriff des Menschen darstellen, der die eine universelle, von Gott gelenkte Familie, die der Wirklichkeit und Ewigkeit angehört, verbergen möchte.
Die Forderung der Wissenschaft ist, daß die Vaterschaft Gottes und die Brüderschaft der Menschen verstanden und in ihrer universellen Bedeutung verstanden und ausgearbeitet werden. Das bedeutet, nicht nur Familienstolz und -vorzug aufzugeben, sondern auch nationale und Rassenparteilichkeit. Es bedeutet, ein Gefühl der Liebe beherbergen, das alle Menschen umfaßt, und eine geistige Erkenntnis, die das Gute anerkennt, wo immer es auch in die Erscheinung treten mag. Es bedeutet, das Beste für alle Menschen zu erstreben, anstatt sich nur einem kleinen Kreise von Günstlingen zu widmen. Mrs. Eddy schreibt (ebd. S. 470): „Mit einem Vater, d. h. Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden; und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, welche die göttliche Wissenschaft ausmachen.“
Diese Einheit des Gemüts ist es gerade, was die Einigkeit der Ideen besiegelt und die Demonstration der Brüderschaft unter den Menschen möglich macht. Das göttliche Gemüt vervollständigt seine eigenen Ideen und erhält sie in zahllosen harmonischen Verbindungen und Assoziationen. Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft der Brüderschaft. Sie offenbart, daß die wahre Einigkeit ihren Ursprung in Gott hat und nicht in den vereinten Bemühungen von Einzelwesen. Sie bringt die wahre Familie ans Licht, die ewig existiert, und deren Harmonien niemals von menschlichen Disharmonien gestört werden können. In dieser Familie gibt es keine willkürlichen Belastungen, keine Entfremdungen, keine Ungerechtigkeiten, keine traurigen Trennungen; und alle können geschätzte Mitglieder dieser Familie werden, indem sie die sterblichen Annahmen überwinden, welche die Wirklichkeit umkehren möchten.
Kleinliche persönliche Beleidigungen und selbst hartherziger Mißbrauch menschlicher Machtstellungen verlieren die Kraft, diejenigen zu beunruhigen, die durch die Wissenschaft die ewig harmonischen Beziehungen von Mensch zu Mensch erkannt haben. Niemand braucht in dem falschen Bewußtsein zu verharren, wo Haß und Ungerechtigkeit scheinbar ihre Spuren hinterlassen haben, denn die Wissenschaft offenbart neue Szenen unberührter Unschuld und sündloser, harmonischer Tätigkeit. Selbst die gedanklichen Nachwirkungen des Krieges mit ihrem manchmal gänzlich abgestumpften Gewissen und ihren stark nationalistischen Einstellungen werden ausgelöscht aus dem Bewußtsein durch die Offenbarung der Herrschaft Gottes jener einen und allumfassenden Familie. In ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 234) sagt Mrs. Eddy: „Gottes Vaterschaft als Leben, Wahrheit und Liebe macht Seine Oberherrschaft herrlich.“
Die Demonstration der Oberherrschaft Gottes erweckt in uns die Fähigkeit, die Eindrücke der Sinne auszulöschen und die Schranken des Vorurteils niederzureißen, welche die falschen Annahmen in solch sinnloser Weise zwischen den Menschen aufgerichtet haben. Wieviel weiter fortgeschritten könnten die Menschen heute sein, wenn sie der an die Athener gerichteten Erklärung, daß Gott „gemacht hat, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen,“ Beachtung geschenkt und mit ihm zugegeben hätten, daß wir in Gott „leben, weben und sind“ (Apg. 17:26, 28).
Der Mensch, der den wahren Begriff von Familie hat, erkennt sich selbst als ein Kind Gottes und als ein Mitglied Seiner unendlichen Familie von Ideen. Doch befreit ihn diese Erkenntnis keineswegs von den menschlichen Verpflichtungen, die in den Zehn Geboten festgelegt werden, es hilft ihm vielmehr, ihnen nachzukommen. Es dient dazu, den gegenwärtigen Begriff von Familie und die gegenwärtige Organisation nationaler Regierungen zu beschützen. Einzelwesen sowohl wie Nationen werden dazu beitragen, die eine große Familie ans Licht zu bringen in dem Maße, wie sie lernen, für das Beste aller zu arbeiten, und durch die Christliche Wissenschaft zu der Erkenntnis kommen, daß nichts wirklich ist außer Gott und Seiner geistigen Schöpfung.
Es kann keine Einsamkeit, kein Gefühl der Vereinsamung, geben für den Menschen, der seinen Platz in der unpersönlichen Familie des Gemüts sucht. Christus Jesus erhob sich über die Grenzen seines menschlichen Familienlebens, daß ihm gute Dienste geleistet hatte, solange er es brauchte. Er behauptete seinen individuellen Platz im Weltall Gottes als Sein geliebter Sohn. Seine Wirksamkeit entfaltete sich aus einfachen Erläuterungen der Heiligen Schrift zur Heilung von Sünde, Krankheit und Tod, zu Tadeln des Bösen, die dessen tiefste Grundlagen erschütterten, zu erhabenem Sieg über das Grab und den sterblichen Daseinsbegriff. Die Größe seines Erlösungswerkes wird immer voller erkannt, je mehr Zeit verstreicht. Es bereitete die Bahn für die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft, die Jesu Mission erklärte und die Gesetze, die er in solch weitem Ausmaß angewendet hatte, allen verständlich machte. Des Meisters höherer Begriff von Familie verlieh seinem Beitrag zum Wohlergehen der Menschheit unbegrenzte Ausdehnung.
Unsre Führerin in tiefster Selbstaufopferung gab bereitwillig die verhältnismäßige Sicherheit eines Zusammenlebens mit Verwandten auf, um sich völlig der Gründung der Christlichen Wissenschaft zu widmen. Sie kannte die Tiefe der Liebe Gottes und die Verheißungen, die sich in sich schloß für alle, die ihre Mitgliedschaft mit Seiner großen Familie von Ideen demonstrieren würden. Den Trost, den sie bereit hält, kann niemand ergründen; doch ein jeder kann die gleiche Versicherung von Gottes Liebe fühlen und die Sicherheit, die sie uns bietet, wenn er sich selbst und andere von der Grundlage der Christlichen Wissenschaft aus heilt, nämlich auf Grund der Offenbarung, daß Gott Alles-in-allem ist, und daß alle Menschen in ihrer wahren Selbstheit Seine geliebten Kinder sind.
