Wie oft uns doch in anscheinend mißlichen und schwierigen Umständen Gottes Engelsbotschaften stärken und trösten! Sie gehen nie versagend aus der immergegenwärtigen Liebe hervor, heben die Menschen heraus aus den scheinbaren Schatten, so düster und dunkel sie auch sein mögen, und enthüllen ihnen die rettende und erlösende Tatsache der Immergegenwart Gottes. Wenn uns das herrliche Licht der Allgegenwart Gottes aufdämmert und wir verstehen lernen, daß in dem immergegenwärtigen Guten etwas, was dem Guten unähnlich ist, weder Platz noch Macht hat, wird Furcht und Besorgnis vertrieben, und das Böse verliert immer mehr seine vermeintliche Macht, uns zu schrecken und zu knechten.
Wenn wir uns an Gott wenden und unser Denken anstatt auf die Launen des sterblichen Gemüts auf das göttliche Prinzip gründen, scheinen Einflüsterungen des Bösen weniger wirklich, der Schleier des sterblichen Denkens zerreißt, und Gottes Nähe und Allheit wird für uns viel greifbarer als die sogenannte Gegenwart und Macht des Bösen. Tatsächlich gibt es keine andere Gegenwart als die Allgegenwart, und der Mensch weilt immer in dieser Gegenwart. Er ist geborgen, geleitet, gesund, versorgt, vollständig, mutig und freudig; denn der Mensch drückt alles aus, was von Gott, dem Guten, kommt. Aus dieser Substanz des Guten besteht unser wahres Selbst, unser wirkliches Sein.
Das Leben, das Gott ist, drückt sich in des Menschen wirklichem und einzigem Sein aus; der Mensch würde zu sein aufhören, wenn des Menschen Einssein mit dem Leben, das Gott ist, aufgelöst würde. Aber dieses Einssein kann nicht vernichtet werden. Als göttliche Idee kann der Mensch nicht getrennt von Gott, seinem göttlichen Prinzip, bestehen; noch kann Gott, das göttliche Prinzip, ohne Ideen, ohne die unendliche Offenbarwerdung Seiner selbst bestehen.
Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther: „Gott ist treu.“ Das Prinzip ist immer treu; das Prinzip verläßt seine Ideen nie. Der ganzen Art seines Seins — seiner unwandelbaren Liebe — entsprechend könnte es sie gar nicht verlassen. Dies ist eine ermutigende Tatsache. Tatsachen sind immer ermutigend und befreiend. Die Tatsache der Treue des Prinzips ist die größte und wertvollste Ermutigung; denn sie ist die Grundlage aller anderen Tatsachen. Weil Gott, das Prinzip, immer treu ist und nie versagt, nehmen Tatsachen, die auf diesem treuen Prinzip beruhen, an der Art des treuen Gottes teil: sie sind überall gegenwärtig und versagen nie.
Je vollständiger wir dies erkennen, desto mehr sind wir uns, wo immer wir sind, der Gegenwart und Nähe Gottes bewußt. Trotz aller Einflüsterungen und Behauptungen des sterblichen Gemüts stehen wir immer an einem heiligen Ort. Gottes Gegenwart ist immer näher als jede anscheinende Gegenwart des Bösen. „Deine Wahrheit reicht, soweit die Wolken gehen“, sang der Psalmist, und Gottes Gegenwart reicht auch, soweit die Wolken gehen und noch über sie hinaus. Diese Wahrheit war vielen in den letzten Kriegsjahren ein Trost und ein Schutz, als das Verständnis der Gegenwart Gottes und der Treue dieser Gegenwart ein mächtiger Einfluß in ihrem Denken wurde. Gottes Gegenwart ist eine wirkende Gegenwart; sie beherrscht das ganze Sein und Handeln des Menschen. Wir erlangen eine klare Vorstellung der Nähe Gottes, wenn wir zu erkennen beginnen, daß unser ganzes Sein, unser ganzes Denken und Handeln, der Ausdruck dieses immer gegenwärtigen und immer treuen Prinzips sein kann und sein muß.
Wenn wir uns vom Guten, von Gott, weit entfernt zu haben scheinen, bleibt das göttliche Prinzip dem Menschen treu und erhält des Menschen Einheit mit dem Prinzip ununterbrochen aufrecht; denn wenn der Mensch von diesem göttlichen Prinzip wirklich getrennt würde, würde er zu bestehen aufhören. Der sterbliche Mensch würde sogar aufhören, zu bestehen zu scheinen; denn wenn eine Tatsache zerstört wäre, könnte es keine Lüge oder falsche Annahme über diese Tatsache geben. Der verkommenste Mensch ist eine falsche Annahme oder Fälschung des Menschen. Niemand kann so tief sinken, daß er in seinem wirklichen Sein aufhört, eine Idee des göttlichen Prinzips zu sein; die Tatsache seines wahren Einsseins mit dem Prinzip muß und wird ihn schließlich aus dem Adamtraum der Materialität und der Sünde aufwecken und ihn nach dem wahren Muster des Seins heranbilden.
Dieser treue Gott, das Prinzip, hat unumgänglich treue Söhne und Töchter, die Sein eigenes treues Sein ausdrücken. Des Menschen Sein ist Gott nie untreu; es kann seinem Prinzip gar nicht untreu sein. Weil dies eine geistige Tatsache, eine ewig feststehende Wahrheit ist, können wir sehen, daß der Mensch sich nicht durch schwierige, harte und mühsame Arbeit zur Vollkommenheit hinaufzuringen braucht, wobei ein Mißlingen oder eine Niederlage möglich und noch öfter wahrscheinlich ist. Wir haben nur das zu beweisen, was der von Gott geschaffene Mensch schon ist. Dies mag wunderlich scheinen; aber es stellt klar und kurz eine Tatsache fest. Beim sogenannten Wachstum handelt es sich nicht um eine Zunahme oder darum, daß unserem Sein etwas hinzugefügt wird. Wachstum ist Entfaltung, ein geistiges Höhersteigen, wobei des Menschen göttliche Art in uns zum Vorschein kommt.
Menschlich betrachtet ist Wachstum ein Fortschreiten heraus aus Finsternis, aus materiellem Denken, und dieses Fortschreiten ist die Folge davon, daß Gottes Licht ins menschliche Bewußtsein scheint. „Unendliches Fortschreiten ist gegenständliches Sein, das die endlichen Sterblichen nur als begriffliche Herrlichkeit sehen und erfassen“, sagt uns unsere Führerin, Mary Baker Eddy, in „Miscellaneous Writings“ (S. 82). Der Christliche Wissenschafter, dessen Bewußtsein vergeistigt ist, ist dankbar, einigermaßen zu verstehen, daß gegenständliches Sein nicht begriffliche, sondern gegenständliche Herrlichkeit bedeutet. Er lernt täglich und stündlich beten: „Die Herrlichkeit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Laßt uns allezeit der Ausdruck von Gottes Wesen sein; laßt uns das sein, was zu sein unser treuer Gott Sein Ebenbild befähigt.“ Wir wachsen durch ein solches Sein, und jeder weitere Schritt, jede Erfahrung in unserem Leben kann zur Entfaltung dessen dienen, was ewig wahr ist, kann mehr von Gott und Seiner unendlichen Offenbarwerdung entfalten. Unser Höhersteigen auf der Stufenleiter des Seins ist ein fortwährendes Entfalten der göttlichen Art, ein beständiges Erkennen des göttlichen Prinzins und seiner unendlichen Ideen.
Mrs. Eddy sagt ferner (Miscellaneous Writings, S. 82, 83): „Das unsterbliche Gemüt ist Gott, das unsterbliche Gute, in dem, wie die Bibel sagt, ,wir leben, weben und sind‘. Dieses Gemüt untersteht also keinem Wachstum, keiner Veränderung oder Verminderung, sondern es ist die göttliche Intelligenz oder das Prinzip alles wirklichen Seins, das den Menschen als einen lebendigen Zeugen und eine fortdauernde Idee des unerschöpflichen Guten ewig in dem ebenmäßigen Kreislauf einer sich entfaltenden Seligkeit erhält.“ Das Verständnis, das die Christliche Wissenschaft von dem treuen Gott gibt, der dem Menschen Seinen Segen nie vorenthält, bringt alle unsere Erfahrungen in den „ebenmäßigen Kreislauf einer sich entfaltenden Seligkeit.“ Durch die heiligen Lehren der Christlichen Wissenschaft nähern sich alle, die willens sind, zu hören, einer Befreiung aus der Knechtschaft materieller Annahmen und Gewohnheiten, einer Befreiung von allem, was uns hindern würde, die sich entfaltende Seligkeit wahrzunehmen und anzunehmen. Laßt uns also aufschauen und das Haupt erheben, und laßt uns eingedenk sein, daß unser treuer Gott den Menschen, Seine Idee, befähigt, als „ein lebendiger Zeuge und eine fortdauernde Idee des unerschöpflichen Guten“ zu leben. Der treue Gott macht Seine Idee, den Menschen, zu einem treuen Zeugen der Allheit des Vaters.
Hier ist gezeigt, wie man alle Weltfragen, selbst die schreckenerregenden, handhaben kann; denn die göttliche Gegenwart enthält das Heilmittel für alle. Wenn wir uns bewußt sind, daß wir in der Gegenwart des Allmächtigen weilen, vergehen Furcht, Gefahren aller Art, Leid, Verlust, Krankheit, Mangel, Hungersnot, Unglücklichsein, Zwietracht, Haß und Verdammung. Laßt uns auf der Hut sein vor der Einflüsterung des tierischen Magnetismus, daß die Menschheit so weit von dem göttlichen Ideal entfernt sei, daß sie so tief in Böses und Materialität versunken sei, daß eine Lösung der schwierigen Fragen der Welt kaum zu erwarten sei. Ein solches Denken trägt nichts zu einer rechten Lösung bei, sondern hindert sie nur. Laßt uns jede Einflüsterung handhaben, die im Gegensatz steht zu der göttlichen Gegenwart, und laßt uns treue Zeugen des Prinzips sein, das seine Ideen nie verläßt! „Ich bin bei dir, daß ich ... dich errette, spricht der Herr.“ Gottes Gegenwart errettet immer. Wer oder was kann Gottes Ebenbild berühren? Wer oder was kann das berühren, was der treue Gott zum treuen Ausdruck Seiner eigenen Harmonie und Unsterblichkeit gemacht hat?
Jesus, unser Wegweiser, war sich immer der rettenden Gegenwart Gottes bewußt, und inbegriffen in diesem Bewußtsein war die Tatsache, daß der Mensch jetzt und immerdar der Ausdruck Gottes ist. Auch wir müssen mit Bezug auf uns selber und auf andere diese richtige Anschauung vom Menschen haben. Unser treuer Gott gibt uns und erhält in uns diese richtige Anschauung vom Menschen, und Er erhält unser Bewußtsein rein und frei, so daß es sich nur dessen bewußt ist, was Gott weiß. Was für eine Ehrfurcht unser Denken erfüllt, wenn wir erkennen, daß tatsächlich Gottes Gegenwart in jedem einzelnen das Bewußtsein mit geistigem Licht und Frieden erfüllt! Unser Vater, unser göttliches Prinzip, gibt tatsächlich jedem von uns ebenso die rechte Anschauung, wie Er sie Jesus gab. Gottes Gegenwart im Menschen, die vom Menschen widergespiegelte Herrlichkeit Gottes macht das christlich-wissenschaftliche Heilen möglich. Nicht durch unsere tüchtige Arbeit kommt die Heilung zustande, sondern dadurch, daß Gottes Herrlichkeit sich dem Ausüber und dem Hilfesucher bekundet. Und Gottes Herrlichkeit und Gegenwart machen sich immer geltend; denn sie waren gestern und sind heute und ewig Tatsachen. Laßt uns aufhören, einem fernen Himmel zuzustreben, und laßt uns gelassen und freudig sein — Gottes Herrlichkeit sei unser Sein! Können wir mehr brauchen?
Mögen wir uns dessen würdig erweisen, was unsere geliebte Führerin uns durch ihre Offenbarung des Seins gegeben hat, indem wir wachsam sind und unser Bewußtsein schützen vor den mannigfaltigen Einflüsterungen des tierischen Magnetismus über uns selber, unsere persönlichen Angelegenheiten, über nationale und internationale Zustände, und vor allen Dingen dadurch, daß wir uns wachsam vor allem hüten, was unser Verständnis der Christlichen Wissenschaft, der wissenschaftlichen und daher zweckdienlichen Religion der Liebe Gottes zum Menschen, trüben würde. Laßt uns den vielerlei Einflüsterungen des Bösen, die das sterbliche Gemüt aussendet in dem Versuch, sich selber zu verherrlichen, dadurch entgegentreten, daß jeder sein Leben ein frohes Anerkennen des Guten sein läßt, anstatt eine klägliche Reihe von Befürchtungen und Fehlschlägen!
Laßt uns, wie der Psalmist sagt, „den Herrn preisen“, und laßt uns den Menschen als Gottes Ebenbild dadurch preisen, daß wir ihn nicht als eine endliche Person, sondern als eine göttliche Idee, als den treuen Ausdruck des göttlichen Seins lieben! Laßt uns in unserem ganzen Verhalten gegen unsere Mitmenschen als der Ausdruck des göttlichen Seins denken und handeln und nur Gutes von unserem Bruder erwarten, weil wir wissen, daß er der treue Ausdruck des treuen Gottes ist! Dadurch legen wir eine ausgezeichnete Grundlage für unsere Arbeit an Weltfragen. Nur die Liebe, die keine Gefühlserregung, sondern das wissenschaftliche Lieben oder Sein der göttlichen Liebe ist, kann diese schwierigen Aufgaben lösen.
Zur Erlösung der Welt ist jedermann notwendig; jeder muß lernen, ein leuchtendes Licht zu sein und des Menschen göttliches Prinzip, die Liebe, zu preisen. Dies kann in unserer Welt, die eine Welt des Denkens ist, nur dadurch geschehen, daß wir immer klar, tätig, liebevoll und dem göttlichen Prinzip treu denken. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß wir ein solch bestimmtes Denken erlangen und uns bewahren können, wenn wir die hohe Bestimmung des Menschen verstehen und sehen, daß er in der Tat das treue Ebenbild unseres treuen Vater-Mutter-Gottes ist.
