In der ganzen Bibel wird betont, daß Gerechtigkeit eine absolute Notwendigkeit ist. Wer Erlösung von Sünde, Furcht, Krankheit und Tod finden möchte, der muß sich abwenden vom Bösen und die Gerechtigkeit — das rechte Denken und Handeln — erstreben, lieben und in seinem täglichen Leben ausdrükken. Das ist die Lehre der Bibel. In der Heiligen Schrift finden wir zahlreiche Beweise von der Sicherheit der Gerechten und den furchtbaren Wirkungen der Sünde und ihrer unvermeidlichen und vollkommenen Zerstörung. Wir brauchen uns nur an die Geschichte von Noah erinnern, der von der Sintflut errettet wurde, von Lot und seiner Familie, die der Zerstörung von Sodom und Gomorra entgingen, von Moses, der durch Gebet dem Aufstand von Korah ein Ende machte.
Der Aufruf, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen, ist nicht altfränkisch und außer Mode. Es ist ein göttliches Abenteuer, anregend, inspirierend und neu. Nie war es notwendiger, die Gerechtigkeit zu pflegen als heutzutage; ja, es ist absolut wesentlich, wenn das Menschengeschlecht weiterbestehen soll. Die Christliche Wissenschaft läßt die Posaune erschallen auf den Schlachtfeldern des Gedankens und mahnt die Sterblichen eindringlich, die großen Wahrheiten, die in der Bibel gelehrt und in der Christlichen Wissenschaft erläutert werden, zu erkennen und getreulich in Anwendung zu bringen. Sie mahnt uns dringend, uns mit größerer Hingabe den Dingen des Geistes zu widmen und Früchte zu tragen „durch mitfolgende Zeichen“.
Die Liebe zu Gott und den Menschen ist der Antrieb zur Arbeit. Mary Baker Eddy schreibt auf Seite 292 ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes): „Was kann Liebe und Gerechtigkeit wohl nicht für das Menschengeschlecht tun! Ja, alles, was vollbracht werden kann, und mehr als die Geschichte bisher hat berichten können.“
Christus Jesus machte es ganz klar, daß alle Gerechtigkeit ihren Ursprung in Gott hat. Seine Worte (Matth. 19:17): „Niemand ist gut denn der einige Gott“, sind eine strenge Warnung vor der Selbstgerechtigkeit; denn Gott allein ist gerecht und die Quelle der Gerechtigkeit. Wir wissen, daß unsere geistige Wesenheit sicher in Gott ruht, und daß wir nichts Gutes besitzen können, das Ihm nicht entstammt. Die Höhen der geistigen Vollkommenheit mögen manchmal fern und in Nebel gehüllt erscheinen, doch wir können wenigstens einen Anfang damit machen, den Weg von den Sinnen zur Erlösung zu gehen, unsere Lebensführung immer mehr in Einklang mit dem Geheiß des Meisters zu bringen und in Harmonie mit dem geistigen Verständnis des christlichen Charakters, wie Mrs. Eddy ihn in der Wissenschaft offenbart hat.
Wir haben den biblischen Bericht von der Zerstörung Sodoms und Gomorras erwähnt, und wie Lot und seine Familie den verzehrenden Flammen entrinnen konnten, die diese Städte vernichteten. Die Verderbtheit von Sodom und Gomorra ist sprichwörtlich geworden. Die dortigen Einwohner waren auf die tiefste Stufe moralischer Degradation herabgesunken. Sie waren wie hypnotisiert von der Apathie, welche das Ergebnis der Sünde ist, und meinten sie wären in Sicherheit; und sie machten daher nicht die geringste Anstrengung, der drohenden Katastrophe zu entgehen. Sie scheinen sich nicht einmal des ganzen Geschehens bewußt geworden zu sein.
Der Patriarch Abraham sah dank seines geistigen Schauens die Selbstzerstörung der Sünde und die unvermeidliche Vernichtung aller derer, die ihr frönten, voraus. Sein Neffe Lot wohnte mit seiner Familie in Sodom; doch Lot war ein gerechter Mann. Die Bibel berichtet, daß er zwei Engel an der Pforte Sodoms traf und sie in sein Haus führte. Abraham seinerseits betete ernstlich um die Bewahrung der Gerechten vor der Katastrophe, die er voraussah. Sein Gebet war unpersönlich. Er betete nicht nur für seinen Neffen und dessen Angehörigen, die ihm augenscheinlich sehr nahe standen, sondern für alle Gerechten, die sich möglicherweise in Sodom befanden. Gott gab Abraham die Versicherung, daß, wenn auch nur zehn Gerechte in der Stadt wären, diese nicht zerstört werden sollte.
Der biblische Bericht scheint anzudeuten, daß Sicherheit vor der Zerstörung von dem Maß der moralischen Güte abhängt, die in dem Einzelmenschen oder der Gemeinschaft zu finden ist.
Die Zeit ist gekommen, wo ein jeder von uns erkennen muß, daß es genügend moralischen Wert in der Welt gibt, um die Menschheit vor der Torheit der Selbstzerstörung zu bewahren. Mrs. Eddy beschreibt unsere Zeit sehr treffend, wenn sie sagt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 96): „Schon heute wird diese materielle Welt zum Kampfplatz widerstreitender Gewalten. Auf der einen Seite wird Disharmonie und Schrecken sein, auf der andern Wissenschaft und Friede.“
Wir alle stehen heutzutage auf der einen Seite oder auf der andern. Entweder nehmen wir den materiellen Augenschein einer Welt voller Disharmonie und Schrecken an, — einer Welt, die von Zwietracht zerrissen ist, und in der die Einzelwesen und die Völker in beständiger Furcht vor der Vernichtung der Zivilisation leben, oder wir stehen auf der Seite von Wissenschaft und Frieden. Das geistige Verständnis macht es uns klar, daß das göttliche Gemüt Herr einer jeden Situation ist, und so können wir in dem Vertrauen und der wohlbegründeten Sicherheit leben, daß die geistige Vollkommenheit des Menschen und des Weltalls immer gegenwärtig und die einzige Wirklichkeit ist.
Wenn wir dieses Verständnis erlangen, so erschrecken wir uns nicht mehr vor den hypnotischen Einflüssen, die Millionen dazu veranlassen, diejenigen zu hassen, von denen sie geachtet werden, und denjenigen Leid zuzufügen, die ihnen Gutes zu tun suchen. Wenn wir unsern Gedanken gestatten, auch nur zeitweise auf Disharmonie und Schrecken zu verweilen, so verlassen wir in dem Verhältnis das Bewußtsein der Wissenschaft und des Friedens. Geistig gesinnte Männer und Frauen zweifeln nicht daran, daß der Sieg auf der Seite des Geistes sein wird. Die heutigen Denker sind den in der Christlichen Wissenschaft offenbarten Wahrheiten immer näher gekommen.
Wenn wir wie Lot, symbolisch gesprochen, an der Pforte Sodoms sitzen, wenn wir uns über die scheinbare Wirklichkeit jener hypnotischen Einflüsse entsetzen, welche die Wahrheit vor der Welt zu verbergen scheinen, so laßt uns auch wie Lot zwei Engel beherbergen — geistige Kraft und geistige Liebe — sie in unser Heim bringen, nämlich in unser Bewußtsein, und laßt uns ihren Weisungen folgen. Sie versichern uns, daß unsre Geborgenheit in der Gerechtigkeit Gottes gefunden werden kann, die unser wird in dem Maße, wie wir sie widerspiegeln. Der Mensch, das Kind Gottes, ist keinen bösen Einflüssen unterworfen; er wird von der Wahrheit erhalten, er ruht in der Sicherheit der Seele und lebt in der Glückseligkeit der Liebe.
Wenn wir der Gerechtigkeit Gottes bewußt werden, so weilen wir nicht mehr in der Stadt Sodom, und sitzen sogar nicht einmal mehr an ihrem Tor. Wir haben unsere Reise nach Zoar begonnen, der Stadt der Zuflucht auf den Bergen. Wir nehmen alles mit uns, das in unserem Bewußtsein ist. Alles, was Gott gibt, gehört immerdar dem Menschen an, durch Widerspiegelung. Wir können keine Seiner Gaben verlieren, denn alles Gute ist ewig, und in Gottes Gerechtigkeit sind wir geborgen.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.— Matthäus 5:4, 5.
