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Das wahre Selbst finden

Aus der März 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Bibel sagt uns, daß Gott unendlich, das All ist, daß Er also eine Einheit ist. Die Menschen glauben im allgemeinen an die Unendlichkeit Gottes, aber sie wenden das Wort das all nicht in seiner vollen Bedeutung an. Nur Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zog aus dieser Voraussetzung folgerichtig den einzig möglichen Schluß, daß nämlich, wenn Gott unendlich ist, nichts Ihm Ungleiches bestehen kann und tatsächlich nicht besteht. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt sie auf Seite 267: „Die Allheit der Gottheit ist ihre Einheit“; und auf Seite 469 schreibt sie: „Wir begraben den Begriff der Unendlichkeit, wenn wir zugeben, daß, obwohl Gott unendlich ist, das Böse in dieser Unendlichkeit eine Stätte hat, denn das Böse kann keine Stätte haben, wo doch aller Raum von Gott erfüllt ist.“

Die Bibel nennt Gott Geist, Gemüt, und die Lehre und Ausübung der Christlichen Wissenschaft sind auf die Tatsache gegründet, daß das Gemüt Gott ist, und daß es daher nur das eine Gemüt, Gott, das Gute, gibt. In der Unendlichkeit des Geistes hat nichts außer Gott Raum. Das Gemüt, der Geist oder die Intelligenz ist immer tätig und bekundet sich im Menschen, der der Ausdruck der Art Gottes ist. Gott braucht den Menschen, daß er von Ihm zeuge. Der Mensch ist die zusammengesetzte Idee, durch die das Gemüt sich bekundet. Das Leben des Menschen ist Gott; die Intelligenz des Menschen ist Gott; die Substanz des Menschen ist Gott. Der Mensch ist von seiner ewigen Quelle, dem unendlichen Gemüt, nie getrennt; Gott vergißt ihn nie; er kann weder sein Leben noch seine Wesenheit verlieren, weil er ewig aus dem Gemüt hervorgeht und im Gemüt besteht. Er hat kein eigenes Leben, keine eigene Intelligenz, keinen eigenen Willen, sondern entfaltet Gottes Herrlichkeit und Herrschaft.

Wenn man den geistigen Menschen wahrnimmt, sieht man den Vater widergespiegelt. Jesus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh. 14, 9). Aber diese für den geistigen Sinn so augenscheinlichen Tatsachen werden vom materiellen Anschein nicht gestützt. Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Es scheint, als gebe es nicht einen Gott, sondern viele Götter; nicht ein Gemüt, sondern viele Gemüter; nicht eine Macht, sondern viele Mächte; nicht einen harmonischen göttlichen Plan, sondern viele menschliche Pläne und Willen, die sich einander widersetzen. Die Sterblichen glauben, daß sie von Gott getrennt seien. Der Sterbliche denkt, er habe ein eigenes Leben und eine eigene Intelligenz, und er bewege sich in einer von Gott und seinen Mitmenschen getrennten eigenen Bahn.

Was steht nun hinter diesem ganzen Anschein des sterblichen Gemüts? Mrs. Eddy nennt es eine Trugvorstellung, einen Traum. Die Christlichen Wissenschafter betrachten das materielle Dasein als einen Traum, und sie sind bestrebt, aus der Annahme eine sterblichen Lebens zu erwachen zu der geistigen Wirklichkeit des Seins. Es dürfte in diesem Zusammenhang eine Hilfe sein, über den Traum im Schlaf nachzudenken, und das, was er lehrt, auf den Traum des wachen Zustandes anzuwenden. Eine Randüberschrift auf Seite 71 in Wissenschaft und Gesundheit lautet „Lektionen aus Träumen.“ Laßt uns also sehen, was wir aus Träumen lernen können! In seinem Traum lebt der Träumer scheinbar in einer materiellen Welt, in der er inbegriffen ist. Er hält sich für wesenseins mit einem Traumschatten und nennt ihn „ich“. Er glaubt in seinem Traum, er sei in einem Körper, von dem er betreffs Leben und Gesundheit abhänge. Er scheint mit anderen Menschen zusammenzukommen, die freundlich oder unfreundlich sein können, ihn gut oder schlecht behandeln mögen, und er kann sich in Lagen befinden, über die er scheinbar keine Herrschaft hat.

Wenn er aufwacht und den Traum zergliedert, wundert er sich vielleicht, wer alle die Menschen waren, denen er im Traum begegnete; was sie zu reden und zu handeln veranlaßte; woher sie kamen. Sie bestanden nur in dem Traum-Gemüt. Der Träumer wußte nicht, daß er weder in der Traumwelt inbegriffen, noch auf ein träumendes Ich beschränkt war. Diese Unkenntnis stattete ein vermeintliches Ich und vermeintliche Menschen mit der vermeintlichen Fähigkeit aus, zu denken und zu handeln, zu leiden und sich zu freuen. Die ganze Erfahrung war nichts, eine Trugvorstellung, die Annahme von Leben, Substanz und Intelligenz, wo sie nicht sind. Und ereignet sich nicht etwas Ähnliches in dem wachen Traum des sterblichen Gemüts, dem sogenannten materiellen Dasein?

Der Traum des sterblichen Gemüts entsteht aus der irrigen Annahme, daß Leben und Intelligenz von Gott, dem einen unendlichen Gemüt, getrennt sein können; daß Gemüt böse und gut sein könne, und daß Gott die Materie erschaffe. Diese falschen Annahmen bringen scheinbar eine Scheinwelt hervor, die nur von ihrem eigenen Glauben an deren Wirklichkeit gestützt wird. Das sterbliche Gemüt glaubt, es habe in der Materie Substanz vor sich; aber es gibt keine Materie. Dies ist in dem Traum, den wir im Schlaf haben, veranschaulicht, wo die Materie zu sein scheint, aber nicht ist. Da das sterbliche Gemüt nichts von sich selber weiß, glaubt es an eine von ihm selber getrennte materielle Welt außerhalb seiner selbst, sieht aber nur seine eigenen Gedanken verkörpert. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 403 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Du bist Herr der Situation, wenn du verstehst, daß das sterbliche Dasein ein Zustand der Selbsttäuschung und nicht die Wahrheit des Seins ist.“

Um aus dem Traum eines materiellen Daseins zu erwachen, müssen wir uns täglich vergegenwärtigen, daß das geistige Sein die einzige Tatsache ist, und dieses Verständnis in die Tat umsetzen. Wir müssen die Annahme verwerfen, daß der Mensch von Gott getrennt sei, daß Leben, Substanz und Intelligenz in der Materie seien, und daß das Böse wirklich sei, und nur das als wahr gelten lassen, was die Art des einen vollkommenen Gemüts ausdrückt.

In dem Verhältnis, wie wir verstehen, daß Gott, das Gute, das All ist, hören wir auf, einen Traumschatten „ich“ zu nennen, und wir lernen uns als Gottes geistige und unendliche Idee betrachten. Selbstsucht, die sich in Furcht, ehrgeizigem Streben, Stolz, Selbstgerechtigkeit, Selbstbedauern äußert, verschwindet aus unserem Bewußtsein, wenn wir erkennen, daß das materielle, falsche Ich kein Teil des Menschen und folglich von keiner Bedeutung ist. Es hört auf; uns zu täuschen, wenn wir verstehen lernen, daß der Mensch weder auf die Materie beschränkt noch von ihr abhängig ist. Dann finden müßiges Reden, Verleumdung, materielle Täuschungen keinen Widerhall in uns, und wir fangen an, einigermaßen den Frieden zu empfinden, den uns materielle Umstände weder geben noch nehmen können. In dem Verhältnis, wie wir verstehen, daß der Mensch vollständig vom göttlichen Gemüt regiert wird, verlieren Sünde, Krankheit und Tod ihre ganze Geltendmachung auf Wirklichkeit in unserem Bewußtsein und erweisen sich somit als nichts.

Im zweiten Weltkrieg war eine Christliche Wissenschafterin zu unrecht verdächtigt worden, gegen das Land, in dem sie wohnte, tätig zu sein. Für den menschlichen Sinn schien die Lage gefährlich. Bei ihrem Bemühen, die Furcht, zu überwinden und die Wahrheit über die Lage zu wissen, kamen ihr Jesu Worte in den Sinn (Matth. 16, 25): „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.“ Dies bedeutete im Licht der Christlichen Wissenschaft, daß sie einen falschen Ichbegriff aufgeben mußte, um das wahre Selbst zu finden. Sie konnte sehen, daß sie, da das Gemüt das All ist, tatsächlich im Gemüt war und das Gemüt ausdrückte, und das Ich, das geltend machte, in Gefahr zu sein, war nur ein Traumschatten. Sie vergegenwärtigte sich, daß alles, was dem Traumschatten zustoßen konnte, nur eine traumhafte Trugvorstellung sein würde, die sie nicht berühren konnte. Sie war als der unsterbliche Ausdruck des vollkommenen Gemüts in der allumfassenden Liebe geborgen. In diesem Licht wurde ihr auch klar, daß der Mensch, da er von Gott regiert ist, göttlich intelligent und liebevoll ist, und weder die Ursache noch das Opfer von Mißverständnis, Ungerechtigkeit oder Haß sein konnte. Sie sah, daß keine der furchterregenden Seiten des sterblichen Gemüts Leben, Intelligenz oder Wesenheit hatten. Sie waren nichts, da sie kein Dasein in Gottes Allheit hatten. Die ganze Schwierigkeit klärte sich schnell auf, und sie hörte nichts mehr davon.

Wenn wir zu der geistigen Wirklichkeit des Seins erwachen, lernen wir gerecht urteilen, da wir verstehen, daß das materielle Dasein und seine Erscheinungsformen trügerisch, und der Geist und seine Ideen die tatsächliche Wirklichkeit des Seins sind.

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