„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir“ (Ps. 23,4). Was für eine Ermutigung diese Worte enthalten! Und durch die Christliche Wissenschaft finden wir, daß diese Ermutigung ihren Grund in der Tatsache hat, daß der Psalmist eine geistige Wahrheit darlegte, durch deren Erfassen wir Furcht ausscheiden und beweisen können, daß wir Herr jedes widrigen Umstandes sind, wie er auch heißen oder was er sein mag. Gott ist bei uns gegenwärtig, und Gott ist das unendliche, allmächtige, ewige Gute. Das Tal des Todesschattens ist nur der Glaube, daß das Gute in der endlichen, zerstörbaren, vergänglichen Materie gegenwärtig sei, und daß das Gute mit dem Zerfall des materiellen Gebildes verschwinde, so daß nur die vermeintliche Abwesenheit des Guten, das sogenannte Böse, verbleibe. Obgleich in unserem menschlichen Leben viele Erscheinungsformen dieser falschen Annahme an uns herantreten mögen, gibt es doch nichts zu fürchten; denn Gott, die Quelle alles Guten, ist immer gegenwärtig, und die Kenntnis Seiner Gegenwart vertreibt den Schatten.
Jesaja war überzeugt, daß das Licht kommen werde, und sagte voraus (9, 1): „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Christus Jesus kam und verkündigte, daß er „das Licht der Welt“ sei (Joh. 8,12); er gab den Menschen das höchste Vorbild des Lebens, das die Wahrheit offenbar macht und die täuschende Annahme, daß Gutes in der Materie sei, zerstört. Er sagte seinen Jüngern, daß sie „das Licht der Welt“ seien (Matth. 5, 14), und er lehrte sie, ihr Licht leuchten zu lassen, damit die Menschen dessen wohltätigen Einfluß empfinden und das eine Gute, das Gott ist, preisen würden. Später schrieb der Apostel Paulus den gläubigen Christen zu Ephesus (Eph. 5,8.9): waret weiland Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. Wandelt wie die Kinder des Lichts.“
Die Christliche Wissenschaft wiederholt den heutigen Gläubigen dieses Gebot. Sie enthüllt, daß des Menschen wahre Art die Widerspiegelung Gottes ist, und sie fordert von ihren Anhängern, den Glauben aufzugeben, daß Gutes in der Materie sei, und so in der Wahrheit zu leben, daß sie das Licht der Immergegenwart Gottes wie Jesus widerspiegeln und dartun.
Die Wahrheit ist, daß alles Gute — alle Macht, Intelligenz und Substanz —Gott gehört, der Leben, die Seele, die Wahrheit, das Gemüt, die Liebe, der Geist, das Prinzip ist. Auf Seite 14 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy: „Gänzlich getrennt von der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens ist das göttliche Leben, welches geistiges Verständnis und das Bewußtsein von des Menschen Herrschaft über die ganze Erde offenbart. Dieses Verständnis treibt Irrtum aus und heilt die Kranken, und mit ihm kannst du sprechen, wie einer, der Vollmacht hat.'“ Um Wahrheit, die die Erde mit Verständnis erleuchten wird, zu leben, müssen wir dem göttlichen Leben entsprechend leben. Dieses Leben, und nur dieses Leben offenbart „geistiges Verständnis und das Bewußtsein von des Menschen Herrschaft über die ganze Erde.“ Gott offenbart sich immerdar als das All-in-allem, und wenn wir Gott als das einzige Gute anerkennen, nichts Gutes anderweitig suchen, nichts anderes für gut halten, finden wir den Menschen im Ebenbild Gottes, des Guten, enthüllt. Die falsche Annahme, daß Gutes in der Materie sei, daß Leben in der Materie sei, hört auf. Wer findet, daß er bewußt inne wird, daß sein Dasein der Ausdruck oder die Widerspiegelung der Allmacht und Herrlichkeit dieses einen Lebens ist, ist nicht mehr Finsternis, sondern ein „Licht in dem Herrn“, und dieses Licht vertreibt die Schatten des Todestals.
In der Beschreibung ihres Lebens „Rückblick und Einblick“ schreibt Mrs. Eddy (S. 57): „Der Mensch leuchtet durch entlehntes Licht. Er spiegelt Gott als sein Gemüt wider, und diese Widerspiegelung ist Wesenheit,— die Wesenheit des Guten. Die Materie ist Wesenheit im Irrtum, der Geist ist Wesenheit in der Wahrheit.“ Es ist klar, daß nicht zwei Substanzen denselben Platz zu gleicher Zeit einnehmen können. Wer daher versteht, daß er Gottes Ausdruck ist, vernichtet in seiner Erfahrung die Finsternis der „Wesenheit im Irrtum“ durch das entlehnte Licht der „Wesenheit in der Wahrheit.“ Die Gegenwart des Menschen offenbart die Gegenwart der Seele, deren unvergängliche. Freude die Nachahmung, die auf Materiellem beruhende Freude, die in Leid endet, verdrängt. Seine Gegenwart macht die Gegenwart der Wahrheit augenscheinlich, deren unzerstörbare Sicherheit den falschen Sinn von materieller Sicherheit mit seiner Ungewißheit und Furcht verdrängt. Die Gegenwart dieses Kindes des Lichts offenbart die Gegenwart des Gemüts, dessen unwandelbare Unversehrtheit die Nachahmung oder körperliche Gesundheit, die der Krankheit ausgesetzt ist, verdrängt. Seine Gegenwart zeugt von der Gegenwart der Liebe, deren unaufhörliche Gütigkeit die sogenannte Liebe, die durch die Untreue und den Haß selbstsüchtigen Gefühls beeinflußt wird, verdrängt.
Die Gegenwart des Menschen ist ein Zeichen der Gegenwart des Geistes. Die Gegenwart dieses von Gott erschaffenen Menschen beweist die Gegenwart des Prinzips, dessen allweise Regierung des Weltalls den Schatten der auf hinfälligen materiellen Verfahren beruhenden sogenannten Freiheit verdrängt. Wer im Bewußtsein der Gegenwart Gottes lebt, spiegelt immer das Licht der vollkommenen Eigenschaften Gottes wider, die die Schatten des täuschenden Irrtums durch das herrliche Licht der Wahrheit verdrängen.
Um als Kinder des Lichts wandeln und die Wahrheit ausdrücken zu können, die die Menschen frei macht, müssen wir darauf achten, daß das Licht des Geistes unser Denken erleuchtet. Da der Geist unendliche Macht hat, durchdringt sein Licht mühelos und unwiderstehlich alle Finsternis. Das Gemüt, die Quelle wahrer Gedanken, hat tatsächlich unbegrenzte Macht, und wenn wir diese Tatsache verstehen, treten wir den Schatten furchtlos, aber mit großer Erwartung entgegen. Dann können wir durch das Licht geistigen Verständnisses über die Trugvorstellungen, daß Gutes in der Materie sei, hinausschauen und die Erhabenheit des Guten, das der Mensch widerspiegelt, wahrnehmen. Licht vertreibt Schatten immer, und wir brauchen nicht zu fürchten, daß unser Licht oder Verständnis für die vor uns stehende Aufgabe nicht genüge, da es entlehntes Licht, Gottes Licht — das Licht der Allmacht — ist!
Ist es nicht äußerst anspornend, wenn jemand in uns gerade die Eigenschaften anerkennt, die wir pflegen, weil sie zum idealen Menschen gehören? Ach, daß wir doch die Reinheit des Denkens hätten, um unsere Bekannten zu veranlassen, sich der Eigenschaften Gottes bewußt zu werden und zu sehen, daß sie zum Menschen gehören! Durch solche Reinheit und ein solches Erschauen sind wir ein Licht im Tal. Dann sehen wir, wie die Substanz des Guten die falsche, sogenannte Substanz des Bösen verdrängt. Dann sehen wir, wie Krankheit verschwindet, Haß vergeht, Leid geheilt, Zweifel verbannt wird und Mißerfolg aufhört.
Wir brauchen nicht zu warten. Gott ist jetzt gegenwärtig, und Seine Widerspiegelung, der Mensch, ist jetzt gegenwärtig. Wir haben die Fähigkeit, uns das Gemüt zu eigen zu machen, das den vollkommenen Menschen wahrnimmt; den Geist, der die Eigenschaften des unendlichen Guten erkennt; das Leben, das das Verständnis und die Herrschaft offenbart, die für die vor uns stehende Aufgabe nötig sind. Laßt uns Gebrauch machen von dieser von Gott verliehenen Fähigkeit! Laßt uns der Mensch sein, der zu Gottes Ebenbild geschaffen ist, der das Licht der Wahrheit widerspiegelt, und jetzt die Erfüllung von Mrs. Eddys Verheißung erleben (Wissenschaft und Gesundheit, S. 596): „Obgleich der Weg im sterblichen Sinn dunkel ist, so erleuchten ihn doch das göttliche Leben und die göttliche Liebe; sie zerstören die Unrast des sterblichen Gedankens, die Furcht vor dem Tode und die vermeintliche Wirklichkeit des Irrtums. Die Christliche Wissenschaft, die dem Sinn widerspricht, läßt das Tal knospen und blühen, gleich der Rose.“
