In der Zeitung Boston Post erschien im November 1908 die folgende Mitteilung unter der Überschrift „Politik“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 276):
„Mrs. Mary Baker Eddy ist immer der Ansicht gewesen, daß diejenigen, die ein Recht haben zu wählen, davon Gebrauch machen sollten, und sie ist ebenfalls der Ansicht, daß in solchen Angelegenheiten niemand die Handlungen eines andern vorschreiben sollte.
In Erwiderung auf eine Anzahl von Bitten um einen Ausdruck ihrer politischen Anschauungen gab sie die folgende Erklärung: —
Ich bin gefragt worden: ‚Was sind Ihre politischen Anschauungen?‘ Ich habe in Wirklichkeit keine, außer dem Bestreben, eine gerechte Regierung zu unterstützen, Gott über alles zu lieben und meinen Nächsten wie mich selbst.“
Zu Zeiten politischer Auseinandersetzungen tut der Christliche Wissenschafter wohl daran, sein Denken hinsichtlich der Politik und der Regierung zu prüfen, damit er in verständnisvoller Weise dazu beitragen kann, die menschliche Regierung der Regierung Gottes, des göttlichen Prinzips, die in Wirklichkeit die einzig wahre Regierung ist‚ näherzubringen. In dem Maße wie die Regierung Gottes als die einzig wahre Regierung anerkannt wird, werden die Einzelwesen sowohl wie die Nationen finden, daß ihre Angelegenheiten immer mehr im Einklang mit dem göttlichen Gesetz regiert werden. Die menschlichen Gesetze werden den göttlichen immer näher kommen, und Ehrlichkeit, Redlichkeit; Gerechtigkeit und Barmherzigkeit werden die Führung der menschlichen Regierung in allen ihren Zweigen — dem gesetzgebenden, dem gerichtlichen und dem verwaltenden — kennzeichnen.
Gots, das göttliche Prinzip, regiert sich selbst, und indem Er sich selbst regiert, regiert Er seine vollkommene Schöpfung, den Menschen und das Universum, in vollkommener Harmonie. Der Mensch, der diese grundlegende Wahrheit der Selbstregierung erkannt hat, wird finden, daß sein Denken und seine Angelegenheiten immer mehr diese Regierung des göttlichen Prinzips widerspiegeln. Eigenwille und persönlicher Sinn weichen dem Willen Gottes und dem geistigen Sinn in der Handhabung und Führung der menschlichen Angelegenheiten. Wie klar veranschaulichte Christus Jesus, unser Wegweiser, diese verbundenheit Gottes und Seines Gesetzes mit dem Menschen und dessen Widerspiegelung der göttlichen Regierung! Seine Erkenntnis von der Allheit und der allumfassenden Herrschaft des göttlichen Gesetzes befähigte ihn, die sogenannten Gesetze der menschlichen Annahme zunichte zu machen, indem er die Kranken heilte, die Sünder reinigte, die Toten erweckte, auf den Wogen wandelte und die Volksmengen speiste. In seiner Auferstehung und geistigen Himmelfahrt bewies Jesus, daß der von Gott regierte Mensch über die Ungerechtigkeit und Tyrannei der sogenannten menschlichen Regierung — gleichwohl ob kirchlich oder bürgerlich — triumphieren kann.
In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche vom Jahre 1900 schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (S. 10): „Gewisse Elemente der menschlichen Natur möchten die bürgerlichen, sozialen und religiösen Rechte und Gesetze der Nationen und Völker untergraben und gegen Freiheit, Menschenrechte und Selbstregierung ankämpfen — und zwar sogar im Namen Gottes, der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit!“ Diese falschen Züge der menschlichen Natur suchen sich heutzutage anmaßenderweise in den Angelegenheiten der Menschen Geltung zu verschaffen. Wir müssen auf der Hut sein und diese untergrabenden Einflüsse erkennen, die die menschlichen Gedanken und Handlungen zu beherrschen suchen, um ihnen furchtlos und zuversichtlich entgegenzutreten und ihre falschen Ansprüche zunichte zu machen durch das geistige Verständnis von der allgegenwärtigen Oberherrschaft des göttlichen Gesetzes und der klaren Erkenntnis, daß „der allmächtige Gott das Reich eingenommen“ hat (Offenb. 19:6).
Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy (S. 106): „Gott hat dem Menschen unveräußerliche Rechte verliehen, unter andern: Selbstregierung, Vernunft und Gewissen. Der Mensch regiert sich eigentlich nur dann selbst, wenn er sich von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren läßt.“ Mit welcher Beharrlichkeit erkannte und demonstrierte der Meister diese wahre Idee der Selbstregierung in seiner ganzen Laufbahn. Auch wir müssen die Regierung Gottes als die einzige Regierung erkennen und anerkennen. Im Verhältnis wie wir dies tun, tragen wir dazu bei, in unseren eigenen Angelegenheiten und in den Angelegenheiten der Menschheit einen höheren Ausdruck der Regierung zu demonstrieren, einen Ausdruck, der in vollerem Maße ein Abbild der göttlichen Regierung darstellt.
Wir müssen der Versuchung widerstehen, den Mißbräuchen der menschlichen Regierungen Wirklichkeit beizumessen, und Bestechlichkeit, Untüchtigkeit, Ungerchtigkeit und persönliche Bevorzugung von einzelnen oder Gruppen sowie andere Phasen des Irrtums als einen Teil wirklicher Regierung anzusehen. Wir sollten vielmehr als Christliche Wissenschafter unser geistiges Verständnis von der wahren Regierung dazu benutzen, diese menschlichen falschen Auffassungen von Regierung zu überwinden und zu vernichten. So werden wir durch das geistig mentale Verfahren der Verneinung dieser Unwahrheiten hinsichtlich der Regierung und der Anerkennung der Wahrheit in Beziehung auf Gottes gerechte Regierung unser Teil zum Überwinden des Irrtums und zur Demonstration eines höheren Ausdrucks von Regierung beitragen. Ein wichtiger Schritt in der Demonstration eines richtigeren Ausdrucks von wahrer Regierung für all besteht darin, daß jeder einzelne Mensch seine eigenen Angelegenheiten in Einklang bringt mit dem Gesetz Gottes, der Regierung des göttlichen Prinzips.
Der Anhänger der Christlichen Wissenschaft sollte seinen Begriff von Politik und politischen Beweggründen mit der oben erwähnten Auffassung unserer Führerin vergleichen. Er muß sich vielleicht fragen: „Unterstütze ich geistig und mental einen rechten Begriff von Regierung, oder stimme ich der Annahme zu, daß ich unter einer Regierung lebe, deren Verwaltung bestechlich ist und die mich meiner gottgegebenen Rechte berauben kann?“ Der Mensch steht in seiner wahren Wesenheit immer unter der Herrschaft der göttlichen Regierung, die stets unbestechlich bleibt und die jedem und allen nur Gutes verleiht. Diese Tatsache muß in Erscheinung treten, wenn Ungerechtigkeit und Bestechlichkeit aus den menschlichen Regierungen und ihrer Verwaltung entfernt werden sollen. Der erste Schritt in der Richtung, einen wirklich zutreffenden Begriff von Regierung in den menschlichen Angelegenheiten einzuführen, besteht in der Erkenntnis der Gotteskindschaft des wahren Menschen, der vom göttlichen Prinzip seines Seins regiert wird.
In einem Wörterbuch wird Politik zum Teil definiert als „Wissenschaft und Kunst der Regierung; politische Wissenschaft“ Die Christliche Wissenschaft ist die wahrhaft politische Wissenschaft; denn sie allein offenbart das Wesen des wahren Gesetzes und der wahren Regierung. Das Gesetz Gottes und seine Anwendung auf die Angelegenheiten der Menschen zu verstehen, bedeutet, die wahre Wissenschaft und Kunst der Regierung zu verstehen und anzuwenden. Gleichwohl ob beim Heilen der Kranken oder Sündigen, beim Erwecken der Toten, bei der Demonstration wahrer Substanz und Versorgung, bei der Führung geschäftlicher Angelegenheiten, bei Kirchentätigkeiten oder anderen menschlichen Betätigungen — der Christliche Wissenschafter lernt bei all diesem, das wahre Gesetz und die wahre Regierung, sowie die Kunst sie anzuwenden, täglich besser verstehen.
Diese Wahrheit zu erkennen, bedeutet, unseren Begriff von Politik auf eine höhere Stufe zu heben und den Anspruch der Bestechlichkeit in der zivilen und in andern Formen menschlicher Regierung ausmerzen zu helfen. Alles wahre Gesetz und alle wahre Regierung entstammen Gott, dem göttlichen Prinzip. In dem Maße, wie die Menschen dies erkennen, wird die menschliche Regierung der göttlichen ähnlicher werden und der wahrhaft von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, regierte Mensch in Erscheinung treten.
Wie klar sah der Psalmist einen Lichtblick dieses wahren Ideals von Regierung, als er sang (Ps. 22:28, 29): „Es werden gedenken und sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden. Denn des Herrn ist das Reich, und er herrscht unter den Heiden.“
Der wachsame Christliche Wissenschafter wird diese rechte Auffassung von Regierung erlangen und sie nicht nur in seinen eigenen Angelegenheiten anwenden, sondern er wird sein Teil dazu beitragen, daß in lokalen, staatlichen und nationalen Wahlen jene Kandidaten für öffentliche Ämter unterstützt werden, die am meisten die geistigen Eigenschaften widerspiegeln, deren Anwendung eine gerechte Regierungsverwaltung menschlicher Angelegenheiten verbürgt. Die Menschen, die sich vom Prinzip leiten lassen statt vom persönlichen Sinn und von rein menschlichen Erwägungen, geben die besten Verwaltungsbeamten.
Der Christliche Wissenschafter wird ausfindig machen, was die Qualifikationen der Kandidaten sind. Er wird auch feststellen, in wie weit eine politische Partei willens ist, die rechten Bestrebungen ihrer Kandidaten zu unterstützen, und wird seine Stimme den Kandidaten geben, deren politische Gesinnung und deren Parteiprogramm am meisten mit seinem Ideal von Regierung als einer Regierung des göttlichen Prinzips übereinstimmen. Wie Christus Jesus, so wird auch er getreulich fortfahren, Gott als den einzigen Gesetzgeber, Herrscher und Richter anzuerkennen, und durch diese Anerkennung wird er beitragen zur Vernichtung der Ansprüche des Bösen, es habe Macht, die Menschen zu beherrschen und selbst den menschlichen Ausdruck von Regierung zu verfälschen und in irriger Weise zu beeinflussen. Da es in Wahrheit nur eine Regierung gibt, nämlich die Regierung Gottes, ist in Wirklichkeit die Existenz irgend einer anderen ausgeschlossen.
