Viele Beobachter der menschlichen Natur geben zu, daß größere geistige Erleuchtung vonnöten ist. Manche sind der Überzeugung, daß unsere Zivilisation nicht bestehen kann, wenn wir nicht eine Rückkehr zur Betätigung der geistigen Werte erleben, die in den Zehn Geboten und der Bergpredigt zu finden sind. Die Christliche Wissenschaft betont die Notwendigkeit geistiger Ausbildung und verschafft Möglichkeiten für ihre Entfaltung. Sie offenbart die Erkenntnis Gottes und die praktische Anwendbarkeit des göttlichen Gesetzes in menschlichen Angelegenheiten.
Geistige Dinge werden nicht mit den Augen wahrgenommen, sondern durch geistige Intuition erfaßt. Viele sind sich dessen bewußt, daß während der letzten 70 Jahre ein großer Wandel im Denken der Welt stattgefunden hat, und daß die lange verschlossenen Pforten, die zur geistigen Erkenntnis führen, sich nun weit aufgetan haben, dank der Macht der Wahrheit, die im Denken des fortschreitenden Zeitalters wirksam ist. Wir leben in der Tat im Aufdämmern einer großen geistigen Reformation. Die Zeichen der Zeit deuten darauf hin. Die Wunder, die durch Entdeckung und Erfindung zutage gefördert werden, weisen hin auf die Wunder der geistigen Existenz, die in unserer Zeit durch die Christliche Wissenschaft offenbart werden. Auf Seite 268 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy: „In der materiellen Welt hat der Gedanke mit großer Geschwindigkeit viele nutzbringende Wunder zutage gefördert. Mit gleicher Emsigkeit haben sich des Gedankens schnelle Schwingen zum Reich des Wirklichen erhoben, zu der geistigen Ursache jener niederen Dinge, die zur Forschung anspornen.“
Von Kindheit an hatte Mrs. Eddy ein Verlangen nach Wissen. Ihr höchstes Ziel war, Gott zu finden, doch setzte sie alles daran, auch allgemeine Kenntnisse der rechten Art zu erwerben. Früh schon waren Naturphilosophie und Moralwissenschaft ihre Lieblingsstudien, und ihr Bruder Albert lehrte sie die alten Sprachen, Hebräisch, Griechisch und Lateinisch. Nach ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft kamen diese Kenntnisse in zweiter Linie, und geistige Erkenntnis wurde ihr Hauptinteresse. Sie begann, die Wahrheit über Gott und Seinen Christus zu verstehen und zu beweisen, und sie hatte den Wunsch, auch andern dies Verständnis zu übermitteln, so daß sie dadurch gesegnet würden, wie sie selber gesegnet worden war. In ihrem Streben nach geistiger Unterweisung stand Mrs. Eddy in Übereinstimmung mit dem Meister Christus Jesus, der seine Jünger beständig in den geistigen Wahrheiten über Gott und den Menschen unterrichtete. Er ermahnte sie auch, die Heilige Schrift zu studieren. Er sagte (Joh. 5:39): „Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeuget.“
Da die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddys Heilungswerke bekannt wurde, wünschten manche, in dieser Wissenschaft unterwiesen zu werden, und zwar von Mrs. Eddy selbst. Die Nachfrage wuchs, und unsere Führerin sah sich genötigt, eine Einrichtung zu schaffen, wodurch dieser Nachfrage in geeigneter Weise Sorge getragen werden konnte, und so wurde sie dazu geführt, Schüler zu einem Unterrichtskursus in der Christlichen Wissenschaft anzunehmen. Im Januar 1881 wurde ihr vom Staate Massachusetts ein Privilegium erteilt, das sie befähigte, eine Hochschule zum Zweck geistiger Unterweisung zu eröffnen, mit dem Recht, denen, die den Kursus mit Erfolg beendigten, Diplome zu verleihen.
So wurde das Lehren der Christlichen Wissenschaft zu einer anerkannten Einrichtung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, und Mrs. Eddy die erste Lehrerin des Unterrichtskurses. Die Hochschule fuhr fort in ihrem erfolgreichen Wirken, und viele mehr bewarben sich um Aufnahme als angenommen werden konnten. Im Jahre 1889 schloß jedoch Mrs. Eddy unter Gottes Führung die Hochschule, als diese auf der Höhe ihrer Blüte stand, und harrte auf das göttliche Gemüt, sie weiter zu leiten. Sie behielt sich das Privilegium vor, das der Staat ihr verliehen hatte, und bat Gott ernstlich darum, ihr den nächsten Schritt zu zeigen.
Dieser Schritt wurde ihr gewiesen, während sie das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch neu bearbeitete. In ihrem Buch „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 246) schreibt sie: „Während ich ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ bearbeitete, wurde mir das Licht und die Kraft der göttlichen Übereinstimmung von Geist und Wort offenbar, und das Ergebnis ist ein Hilfsinstitut zur Hochschule mit dem Namen ‚Unterrichtsrat Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts‘.“ Der Unterrichtsrat kommt einmal in drei Jahren zusammen, und 30 geeignete Schüler werden aus allen Teilen der Bewegung erwählt, um je nach Bedarf autorisierte Lehrer der Christlichen Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Der von diesem Unterrichtsrat abgehaltene Lehrgang wird gewöhnlich „Lehrerbildungsklasse“ genannt. Nach Beendigung des Kurses wird jedem Teilnehmer, der ihn erfolgreich vollendet, der Titel C.S.B. verliehen und er kehrt dann als autorisierter Lehrer der Christlichen Wissenschaft zu seinem eigenen Wirkungskreise zurück. Gemäß den Vorschriften des Handbuchs Der Mutterkirche unterrichtet dann dieser Lehrer jedes Jahr eine Gruppe von nicht mehr als 30 Schülern in einer sogenannten Elementar klasse.
Sowohl in der Lehrerbildungs- wie in der Elementarklasse werden die Grundwahrheiten der Christlichen Wissenschaft eingehend gelehrt, erörtert und verarbeitet. Mrs. Eddy maß der Angelegenheit des Klassenunterrichts große Wichtigkeit bei, und zwar in solchem Maße, daß sie, da einige Anhänger von derartiger Unterweisung abgeraten hatten, eine Erklärung im Kirchenhandbuch (Art. XXVII, Abschn. 5) veröffentlichte, die zum Teil folgendermaßen lautet: „Kein Mitglied dieser Kirche darf vom Klassen-Unterricht abraten.“
Manchmal wird die Frage aufgeworfen: „Was ist der Wert des Klassenunterrichts? Kann ich nicht alle Kenntnis der Christlichen Wissenschaft, die ich brauche, aus dem Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys schöpfen?“ Es ist zwar wahr, daß der Studierende irgendeines Faches sich die notwendigen Kenntnisse aneignen kann, ohne eine Schule oder Hochschule zu besuchen; aber helfen diese Anstalten ihm nicht, aus der Erfahrung derer zu lernen, die ein Fach studiert und ihre Kenntnisse eine Reihe von Jahren praktisch angewendet haben? Wer guten Unterricht sucht, freut sich über das, was Schule und Hochschule ihm zu bieten haben, und zieht Vorteil daraus.
Ebenso freut sich der Christliche Wissenschafter, der schneller im Studium und der Anwendung der Christlichen Wissenschaft vorwärtszukomen wünscht, über die weitere Entfaltung, die der Klassenunterricht ihm bietet. Er erkennt, daß Mrs. Eddy mit ihrer Einrichtung der Elementar- und Lehrerbildungsklasse ein Unterrichtssystem in Der Mutterkirche schuf. In dem Wunsch, wirkungsvoller zu sein in der Ausübung der Christlichen Wissenschaft, wird der Wissenschafter freudig dem Tage entgegensehen, wenn Gott ihn dazu führt, sich um Teilnahme am Unterricht einer Elementarklasse von einem autorisierten Lehrer der Christlichen Wissenschaft zu bewerben und so in vollerem Maße teilzuhaben an der Einrichtung für geistige Ausbildung, womit unsere geliebte Führerin uns versorgt hat.
