Eines Morgens, als ein Christlicher Wissenschafter still um geistige Erleuchtung betete, empfing er die folgende Engelsbotschaft: „Suche ein klareres Verständnis von Gott. Wenn du Gott recht verstehst, wirst du auch den Menschen in der rechten Weise erkennen, Und wenn du den Menschen recht erkennst, wirst du im täglichen Leben und in deiner Beziehung zu andern Fortschritt erleben.“ Daraufhin wandte er sich den verschiedenen Synonymen von Gott in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy zu und vertiefte sich darein mit dem gebeterfüllten Wunsch, Gott und das Wesen Gottes wahrhaft zu verstehen. „Wie elementar,“ mag man sagen. Ja, aber grundlegend und erleuchtend, wenn es in Aufrichtigkeit und mit ehrlicher Absicht durchgeführt wird. Und so blieb das Eindringen ins Licht nicht aus!
Kurz danach befand sich der Wissenschafter im Gespräch mit einer Bekannten, die ihn bei der Lösung eines Geschäfts- und Heimproblems um Hilfe bat. Er sagte ihr, sie solle ein klareres Verständnis von Gott suchen durch das Studium der Definitionen von Gott, die unsere Führerin uns gegeben hat. Einige Wochen später gestand sie ihm, sie habe erwartet, er werde wunderbare Worte der Wahrheit zu ihr sprechen, die das Problem augenblicklich lösen würden. Sie war enttäuscht, daß er sie stattdessen nur anregte, die Definitionen von Gott zu studieren, die sie doch schon vor Jahren auswendig gelernt hatte.
Dann jedoch erinnerte sie sich, daß dem gewaltigen Krieger Naeman der einfache Rat gegeben wurde, sich gegen seinen Aussatz siebenmal im Jordan zu waschen, und wie er, so gehorchte auch sie schließlich. Als sie sich in ein andachtsvolles Studium der sieben Synonyme von Gott vertiefte, wurde sie mit der so nötigen und willkommenen Erleuchtung und mit Fortschritt gesegnet.
Im Buch Hiob lesen wir (22:21): „So vertrage dich nun mit ihm [Gott] und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen.“ Und Jesus sagte (Joh. 17:3): „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ In diesen Erklärungen müssen zwei wichtige Punkte beachtet werden, wenn wir Erlösung von den Übeln der Materialität finden und uns in das Licht des Geistes erheben möchten. Erstens, wir müssen Gott recht erkennen als Geist, als reines Bewußtsein, und dann den Menschen als geistig, als Gottes reinen Ausdruck. Hierbei ist zu beachten: Wir müssen Gott recht erkennen. Die Erklärung sagt nicht, wir müssen etwas über Gott wissen und über den Christus, wie er sich in Jesu Laufbahn bekundete. Sie sagt, wir müssen sie erkennen. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Unity of Good“ (S. 17): „Ein rechtes Verstehen der wunderbaren Äußerungen von ihm, der ‚redete, wie nie ein Mensch geredet hatte‘, würde den Irrtum seines geborgten Schmuckes entkleiden und das Universum in eine Heimat wunderbaren Lichtes verwandeln — ‚eine Vollendung, aufs Innigste zu wünschen‘.“
Als wir noch Kinder waren, unterwiesen uns unsere Lehrer in den ersten Jahren unserer Schulzeit geduldig in den Grundlagen des Rechnens und lehrten uns dann, sie auf besondere Rechenaufgaben anwenden. Auf diese Weise lernten wir, den praktischen Wert abstrakter Wahrheiten erkennen. Aber war es damit genug? Nein, wir wurden weiter geführt zum Studium der Algebra, der Geometrie und der höheren Mathematik und mußten nun deren Wahrheiten zur Lösung komplizierterer Aufgaben anwenden.
So hat der Christliche Wissenschafter im täglichen Leben das gesamte Gebiet der Christlichen Wissenschaft vor sich, die ihm jede notwendige Regel an die Hand gibt, um das menschliche Bewußtsein aus seinen sterblichen Annahmen herauszuheben und es zur Erkenntnis und zum Beweis der gegenwärtigen Gotteskindschaft des Menschen zu führen — aus dem mentalen Dunkel ins geistige Licht.
Da der Mensch als Gottes Ebenbild geistig ist, spiegelt er alle Eigenschaften Gottes wider. Und diese Eigenschaften werden ohne Aufhören ausgedrückt. Nur durch das Erkennen und die Demonstration dieser reinen Eigenschaften des Geistes können wir mit Gott vertraut werden.
Diese geistigen Eigenschaften kann man in allen Einzelheiten des täglichen Lebens anwenden. Hier ein Beispiel. Ein Christlicher Wissenschafter, der Schneewetter nie recht leiden mochte, fand es eines Winters notwendig, auf den Wegen und der Einfahrt zu seinem Haus den Schnee zu fegen. Widerwillig und mit einem leisen Gefühl des Verdrusses tat er die Arbeit. Nach dem zweiten Schneefall lag der Schnee noch höher als zuvor. Und wieder nahm er die Arbeit mit Widerstreben auf. Nachdem es zum dritten Mal geschneit hatte, lag der Schnee höher denn je.
Dann erwachte der Wissenschafter zu der Tatsache, daß er mehr als nur körperliche Arbeit zu tun hatte. Er wandte sich an Gott, um Erleuchtung, um Engelsgedanken, die die Lösung der menschlichen Probleme bringen. Dann kam ihm der Gedanke, von den ewigverfügbaren Eigenschaften Gottes Gebrauch zu machen. Und so stieß er die Schaufel in den Schnee, schöpfte eine schwere Schneelast, und während er sie abwarf, sagte er im Erkennen seines wahren Selbst: „Ich bin vollkommen“. Bei der nächsten Schaufel erklärte er: „Ich bin unerschöpflich“ und so fort, Schaufel um Schaufel, und jedes Mal mit der Erklärung: „Ich bin freudig, frei, geistig, unsterblich.“ Seine innere Haltung hatte sich vollständig gewandelt. Die Arbeit war keine unangenehme Aufgabe mehr, sondern ein fröhliches Tun zur Verkündigung der unzerstörbaren Verbindung des Menschen mit Geist und seinen Ideen. Und daraus ging ein glücklicher, ruhevoller und dankbarer Mensch hervor, der aus dem Dunkel des Selbstbedauerns in das Licht geistigen Vollbringens emporgedrungen war.
In jeder Erfahrung, ob groß oder klein, ist es immer unsere Aufgabe, den geistigen Begriff zu suchen und zu finden. Und der geistige Begriff wird stets in den Eigenschaften Gottes gefunden, welche die Wahrheit vom Menschen, von der Familie, von Heim, Geschäft, Kirche, Gemeinde, Volk und Welt offenbaren — ja, sogar die Wahrheit vom Schneeschaufeln. Zum Beispiel kann der geistige Begriff von Herz zum Teil in den Eigenschaften der unerschöpflichen Kraft, Harmonie, Fortdauer und der unfehlbaren Tätigkeit gefunden werden. Und der richtige Begriff von Geschäft in geistigem Zusammenwirken, Rücksichtnahme, harmonischer Entfaltung und unbegrenztem Fortschritt.
Die geistige Idee Gottes ist der Christus, der Erlöser der Welt. Er hebt die Menschen empor in das ewige Licht eines Himmels der Seele.
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (S. 185): „Sich loslösen von allem, was den sogenannten materiellen Menschen ausmacht und seine geistige Wesenheit als Kind Gottes anerkennen und erlangen, ist die Wissenschaft, die geradezu Schleusen des Himmels öffnet, aus denen das Gute in jeden Zugang des Seins einströmt, die Sterblichen von aller Unreinheit befreit, alles Leiden aufhebt und das wahre Bild und Gleichnis dartut. Es gibt keinen anderen Weg unter dem Himmel, auf dem wir erlöst werden können und auf dem der Mensch mit Macht, Größe und Unsterblichkeit ausgestattet wird.“