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Wahre Sparsamkeit

Aus der Januar 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sparsamkeit wird oft in dem begrenzten Sinn von Kargheit und Knauserei aufgefaßt, obgleich nichts in ihrer wahren wissenschaftlichen Bedeutung auf Mangel hindeutet. Sie drückt vielmehr weises Haushalten aus. Sie ist gleichbedeutend mit Ordnung, Sorgfalt und pfleglicher Besitzerhaltung. Sie vereint Weisheit mit brüderlicher Liebe. Unsere Führerin Mary Baker Eddy sagt uns, daß die rechte Sparsamkeit all unsere Handlungen kennzeichnen müsse.

Wahre Sparsamkeit ist das Gesetz der Weisheit und Liebe in Wirkung. Es ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage in vollkommener Ausgeglichenheit. Da sich dieses Gesetz nur mit wahrer Substanz oder Geist befaßt, kennt es keine Extreme. Es schließt weder Verschwendung noch Entbehrung in sich. Wenn es im Sinne der Christlichen Wissenschaft demonstriert wird, ist es das ewig waltende Gesetz der göttlichen Liebe, das in geeigneter Form und weise der menschlichen Not abhilft. Unter diesem Gesetz gibt es nie zu viel oder zu wenig von etwas; daher gibt es weder Verschwendung noch Mangel. Da dies ein göttliches Gesetz ist, muß es, wie jedes andere Gesetz Gottes, befolgt und im menschlichen Dasein in Kraft gesetzt werden.

Da der wirkliche und einzige Mensch das geistige Kind Gottes ist, ist er der Erbe alles dessen, was der Vater besitzt. Als Widerspiegelung Gottes hat er Gesundheit, Wohlhabenheit und Freudigkeit in Fülle. Sein Einkommen ist unbegrenzt, denn es hat seine Quelle im Geist. Es ist undenkbar, daß die Idee der unendlichen Liebe in irgendeiner Weise begrenzt sein könnte. Unendlichkeit schließt Begrenzung aus, und in der Liebe gibt es keinen Mangel. Doch wenn wir uns unserer Verwalterschaft von Gottes Gaben würdig erweisen wollen, müssen wir darauf bedacht sein, in allen Einzelheiten des täglichen Lebens Sparsamkeit walten zu lassen. Wahrhaft ökonomisch sein, heißt, reichlich aber ohne Verschwendung wirtschaften. Es bedeutet, jede aufkommende Lage in zweckbewußter und praktischer Weise zu regeln. In dem Verhältnis, wie wir uns von der Materie und von Personen abwenden und auf Gott blicken als die Quelle unseres Einkommens, und Weisheit in unseren Beziehungen zu andern üben, werden wir uns des Erbteils unseres himmlischen Vaters bewußt und erleben die Sicherheit und den Frieden von Gottes Gesetz der Sparsamkeit.

Wenn wir im Verständnis dieses Gesetzes wachsen, finden wir beständig Gelegenheit, uns bei der Lösung unserer täglichen Probleme darauf zu berufen. Liegt zum Beispiel menschlich die Notwendigkeit vor, ein Grundstück zu veräußern oder Arbeit zu finden, so können wir zu unserer Hilfe das Gesetz der Sparsamkeit anrufen. Wir wissen, daß es unter diesem erlösenden Gesetz keine nutzlosen und keine unerwünschten Ideen gibt. Weder vergeudetes Bemühen noch unzeitiges Handeln gibt es. Jede Idee erfüllt jetzt ihren Zweck, und kein Schatten der Unentschlossenheit oder des Mangels an wahrem Anerkennen kann diese Tatsache vor uns und anderen verbergen. Unter diesem göttlichen Gesetz ist jede Idee voll beschäftigt und eine wertvolle, aktive Kundwerdung des Prinzips. Der Mensch, der Ausdruck des Gemüts, bekundet stets die Weisheit und Intuition, die ihn zur rechten Gelegenheit des Dienens führen. Im göttlichen Haushalt hat jede der Kundwerdungen Gottes ihren wahren Wert, und da gibt es keinen Mesmerismus der Furcht, der Gleichgültigkeit, Unwissenheit oder Blindheit, um das Erkennen wirklichen Wertes zu hindern. Unter diesem Gesetz kann keine Kraft vergeudet werden und keine Idee kann untätig sein.

Sollten wir dringend der Mittel bedürfen, um berechtigten finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, so ist das Gesetz göttlicher Ökonomie stets zur Hand, um diesen Bedarf zu decken. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage ist ein und dasselbe Gesetz, denn es ist das Gesetz der Liebe im Wirken. Dieses Gesetz kann nie ins Schwanken geraten; es kann nie verzerrt, beschleunigt oder verzögert werden. Da Liebe unparteiisch und immer gegenwärtig ist, kann es dem Menschen, der Widerspiegelung der Liebe, nie an etwas fehlen. Wir brauchen deshalb mit dem Guten nicht karg zu sein und es zu beschränken. Stattdessen müssen wir unser Denken vertrauensvoller dem geistigen Gesetz der unbegrenzten Substanz zuwenden, um zu erkennen, daß wir in Wirklichkeit unter diesem Gesetz stehen; und wir müssen erwartungsvoll auf die Weisheit lauschen, daß sie uns die praktische Lösung des Problems zeige. Wir alle haben Talente, die ungenützt, tief im Boden der Furcht und Selbstunterschätzung verborgen liegen. Das Gesetz der Wirtschaftlichkeit fordert, daß wir diese Talente nützen. Wenn wir es tun, wird sich als wahr erweisen, was unsere Führerin uns in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 232) zusichert: „Der rechte Weg erwirbt das Wegrecht, ja, den Weg der Wahrheit und Liebe, wodurch alle unsere Schulden getilgt werden und die Menschheit gesegnet und Gott verherrlicht wird.“

Das wahre ökonomische Gesetz kennt keine Schulden und keine Schuldner. Unsere einzige Verpflichtung ist, christusähnlich zu sein und des Menschen Widerspiegelung der Eigenschaften Gottes uneingeschränkt zu beweisen, und nichts kann uns an der Erfüllung dieser Forderung hindern. Wie wir aus dem Gebet des Herrn ersehen, war die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Schuld gleichbedeutend mit Sünde. Da der Mensch als Ausdruck der Seele sündlos ist, kann er keinem Menschen etwas anderes schulden, als Liebe und Dankbarkeit. Diese Gnaden des Geistes, auf praktische Weise ausgedrückt, befähigen uns, all unsere Schulden zu bezahlen und in zunehmendem Maße der Fülle von Gottes Liebe gewahr zu sein.

Wie bereits viele von uns erkannt haben, ist der falsche Begriff von Sparsamkeit eine Annahme, die uns beraubt. Sie ist das Ergebnis mangelnden Vertrauens auf Gottes unbegrenzte Liebe. Wenn eine Hausfrau ein minderwertiges Erzeugnis kauft, nur um später zu finden, daß es unzulänglich ist oder wenn der Erbauer eines Hauses billiges, fehlerhaftes Material verwendet, nur um später festzustellen, daß dies den Wert seines Besitztums herabgesetzt hat, so ist das nicht Sparsamkeit, sondern Vergeudung. Ebenso ist das Zurückhalten von etwas, das einem andern rechtmäßig zukommt, ob es sich nun um einen Gläubiger, die eigene Kirche oder einen Angehörigen handelt, nicht Sparsamkeit, sondern Unehrlichkeit. Und da solche irrigen Begriffe von Sparsamkeit dem göttlichen Gesetz entgegengesetzt sind, machen sie arm, anstatt zu bereichern. Unbedachtsamkeit, Unordnung und schlechte Verwaltung bedeuten immer Vergeudung.

Sparsamkeit verlangt von uns, daß wir unter allen Umständen Weisheit und Rücksicht gegen unsere Mitmenschen zum Ausdruck bringen. Sie fordert, daß wir pünktlich und genau sind und nicht unsere Bemühungen verschwenden, noch unsere eigene und anderer Zeit vergeuden. Sie verlangt, daß wir unsere Dankbarkeit in greifbarer Weise ausdrücken, denn nur so können wir für uns und andere die Schleusen der Liebe öffnen. Sie zwingt uns, ehrlich und gerecht zu sein, damit wir die Unparteilichkeit und Allgegenwart der überfließenden Güte Gottes beweisen und Gott in keiner Weise begrenzen.

Irrtum jeglicher Art steht im Gegensatz zu Gottes Gesetz der Liebe und ist daher nicht im Einklang mit menschlicher oder göttlicher Sparsamkeit. Zufall, Unordnung, Unfälle, Fehler sind alle Verschwendung und kommen uns teuer zu stehen. Auch Hinfälligkeit und Entartungen sind kostspielig. Krankheit und Leiden zerstören. Derlei Irrtümer sind unökonomisch und werden nicht vom göttlichen Gesetz unterstützt. Um unsere Herrschaft über sie zu beweisen, müssen wir es ablehnen, sie als berechtigt oder gesetzmäßig anzuerkennen.

Der Daseinszweck des Menschen ist, Gott, dem Guten, vollen und freudigen Ausdruck zu verleihen. Somit braucht der Mensch nicht mit seiner Stärke zu sparen, seine Energie zu bewahren oder seine Lebenskraft aufzuspeichern. Die Materie kann nicht seine Fähigkeiten und sein Können bestimmen. Seine Funktionen hängen nicht von körperlichen Zuständen oder dem Bau des Körpers ab, sondern von Gott. Diese Wahrheit verleiht Herrschaft über den materiellen Körper und befähigt ihn auf diese Weise, Nützlichkeit und Fülle des Lebens auszudrücken.

Es ist in der Ordnung, unser Geburtsrecht auf die Fülle des Guten geltend zu machen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn erläutert Jesus die beiden Extreme des sterblichen Denkens, gegen die wir auf der Hut sein müssen, wenn wir nicht, infolge unserer mangelnden Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz der Sparsamkeit, beraubt werden möchten. Es werden uns hier zwei Brüder gezeigt, von denen sich jeder, inmitten der Fülle, für arm hält. Der Jüngere von beiden, der die Möglichkeiten, die sich ihm in seines Vaters Haus bieten, unterschätzt, verläßt die Heimat und bringt sein Gut mit Prassen durch. Die Folge davon ist, daß er Mangel leidet bis er aus seinen Fehlern lernt, heimkehrt und wieder sein Erbteil beansprucht. Der ältere Sohn, der auf dem Hof des Vaters zurückbleibt, bestellt des Vaters Felder in aller Pflichttreue, macht sich aber nicht die Früchte seiner Arbeit zunutze. Jeder von beiden erwies sich als unzulänglicher Verwalter: der eine war unbesonnen und liederlich, indem er seinen Besitz im fernen Lande verschwendete; der andere — unweise und geizig, indem er versäumte, da, wo er war, sich mit seinen Freunden seines Reichtums zu erfreuen. Wie beruhigend ist es doch, daß der Vater weder den verschwenderischen Sohn noch seinen Bruder verurteilte, sondern sie weise und liebevoll an ihr Geburtsrecht erinnerte. Dem einen gab der Vater ein Kleid und die Abzeichen des Erben; zu dem andern sprach er die unsterblichen Worte (Luk. 15:31): „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“

Diese Worte fassen das göttliche Gesetz wahrer Sparsamkeit zusammen, und sie sind heute noch für uns so bedeutungsvoll, wie sie es für den Bruder des verlorenen Sohnes waren. Da wir nichts in und von uns selbst besitzen, sondern nur als Widerspiegelung oder als Gabe Gottes, gehört uns das Gute nicht, um es festzuhalten, sondern nur, um es widerzuspiegeln oder weiterzugeben. Widerspiegelung ist weder ein Vergeuden noch ein Zurückhalten. Anhäufen ist genau so verkehrt wie verschwenden. Genau so, wie wir unsere Mittel haushälterisch verwalten und überwachen müssen, damit uns das säuische Element des sterblichen Gemüts nicht unsrer Schätze beraubt, so müssen wir darauf bedacht sein, andere an unseren Schätzen teilnehmen zu lassen.

Unser Denken muß großzügig sein, wenn wir die Fülle erleben möchten. In dem hier behandelten Gleichnis kam es nicht darauf an, wo die beiden Brüder waren, denn das göttliche Gesetz der Sparsamkeit wirkt überall. Es war auch nicht wichtig, wieviel jeder besaß. Nur was jeder von ihnen dachte und tat war ausschlaggebend für ihr Wohlergehen. Genau so ist es mit uns. Um es zu erleben, daß Gottes Gesetz der Sparsamkeit unsere menschlichen Bedürfnisse stillt, müssen wir weise und liebevoll denken und handeln. Unsere Führerin schreibt (Miscellany, S. 203): „Unsere Gedanken bewirken unser Handeln; es macht uns zu dem, was wir sind.“ Und in demselben Brief heißt es weiter: „Nur, was wir tun, ist des Erwägens wert, und das Beste von allem ist nicht zu gut, sondern bedeutet Sparsamkeit und Reichtum.“

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