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„Täter des Wortes“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Oktober 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Wer ist ein Täter des Wortes?“ Wie klar uns doch Jakobus im ersten Kapitel seines Briefes diese Frage beantwortet! Wie eindringlich ermahnt er uns: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, wodurch ihr Euch selbst betrüget. Denn so jemand ist ein Hörer des Worts und nicht ein Täter, der ist gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschaut. Denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er gestaltet war. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“

Die göttliche Wissenschaft kann mit dem Spiegel verglichen werden, darin wir unser wahres Selbst, die unkörperliche Widerspiegelung Gottes, erkennen können. Durch das genaue Studium der Bibel und der Schriften Mary Baker Eddys erlangen wir geistige Erkenntnis und Erleuchtung. Denn die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß der Mensch Gottes Bild und Gleichnis ist, nicht ein körperlicher Organismus. Sie lehrt uns, daß der Mensch als Idee Gottes nichts in sich schließt, das nicht von Gott ist, nichts das Krankheit, Kummer, Furcht oder Begrenzung erzeugt; daher kann der Mensch weder Krankheit, Furcht noch Begrenzung bekunden. In der Christlichen Wissenschaft erkennen wir, daß der Mensch alles widerspiegelt, was Gott, seinem Schöpfer, gehört.

Mary Baker Eddy läßt uns in herrlicher Weise im Spiegel der göttlichen Wissenschaft den wirklichen Menschen erblicken. Ihre Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ beginnt mit den Worten des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur heiligen Schrift“ (S. 475): „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und andern materiellen Elementen. Die Heilige Schrift belehrt uns, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist. Die Materie ist nicht dieses Gleichnis.“ Und dann sagt sie weiter unten: „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein körperlicher Organismus.“ Die Randüberschrift dieses Abschnittes lautet: „Fleischliche Faktoren unwirklich.“ Hier haben wir die Grundlage der geistigen Freiheit, die Basis des metaphysischen Heilens, „das vollkommene Gesetz der Freiheit“. Hier sehen wir des Menschen Einssein mit Gott, seine Vollkommenheit, seine Unkörperlichkeit.

Bei der Ausarbeitung eines physischen Problems beginnen wir damit, uns in die Wahrheit über Gottes Allheit und Güte zu vertiefen. Wir bestreben uns, den Menschen so zu sehen, wie er wirklich ist — geistig und vollkommen. Wir prüfen nicht die körperlichen Zustände, die Gesichtsfarbe, die Temperatur oder gewisse organische Funktionen; denn das bedeutete, die gemütlose Materie befragen und unser wahres, geistiges Selbst verkennen. Würden wir uns nicht selbst betrügen? Wären wir nicht „Hörer des Worts und nicht Täter ..., gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschaut“ und „nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er gestaltet war“?

Laßt uns durch ernstes Beten mit Bestimmtheit diesem tierischen Magnetismus widerstehen, der uns Leben und Empfindung in der Materie vortäuschen möchte, und die mentale Trägheit überwinden — jene Trägheit, die uns daran zu verhindern sucht, unermüdlich die Wahrheit zu behaupten und den Irrtum zu verneinen. Mit göttlicher Autorität können wir dieser Apathie widerstehen. Zu keiner Stunde sollten wir uns erlauben, uns von der bewußten, ununterbrochenen Betrachtung und Vergegenwärtigung der geistigen Vollkommenheit abzuwenden. Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy sagt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 (Seite 2): „Der Gesang der Christlichen Wissenschaft ist:, Arbeitet — arbeitet — arbeitet — wachet und betet.‘ “

Das Vergegenwärtigen und das Anwenden der Wahrheiten über Gott und den Menschen, wie die Christliche Wissenschaft sie uns offenbart, ist eine freudige, befreiende, geistige Tätigkeit. Sie entfaltet unendliches Leben. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft ist sich selber und seinen Mitmenschen in dem Maße ein Segen, wie er sich der geistigen Tatsache von der Vollkommenheit des geistigen Seins bewußt bleibt. Er weiß, daß die gemütlose Materie seinem ehrlichen Bemühen, die Unwahrheit des materiellen Sinnes zu beweisen, mit ihrem falschen Zeugnis von Sünde, Krankheit und Tod keinen Widerstand leisten kann. Mit ruhigem Vertrauen hält er treu und unentwegt an dem wahren, geistigen Begriff des Menschen fest, den uns der Spiegel der göttlichen Wissenschaft enthüllt. Diese Treue befähigt ihn, den falschen Sinn des Selbst mit seinen Mängeln abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen, „der nach Gott geschaffen ist, in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph. 4:24). So ist er „ein Täter des Worts“, ein Beweisführer der Wahrheit und Liebe. Friede und Freude begleiten seine fortschreitenden Beweise, und gemäß der Verheißung des Jakobus wird er „selig sein in seiner Tat“.

Ein junges Mädchen, dem einmal die Besorgung der Wäsche übertragen wurde, die nicht zu den von ihm übernommenen Pflichten gehörte, zog sich durch den Dampf eine Brandwunde im Gesicht zu. Sie bat sofort ihre Schwester telephonisch um Hilfe im Sinne der Christlichen Wissenschaft. Die Wunde heilte; aber wo sie am tiefsten gewesen war, hinterließ sie einen dunklen Flecken, der das Gesicht entstellte. Als einige Zeit vergangen war, ohne daß die Entstellung wich, reiste sie eines Sonntags nach der Stadt zu ihrer Schwester. Da die beiden Mädchen alles getan hatten, was sie von der Anwendung der Christlichen Wissenschaft verstanden, gedachten sie den Fall in der folgenden Woche einem Vertreter der Christlichen Wissenschaft zu übergeben. Am Abend hatten sie noch Gelegenheit, einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst zu besuchen. Folgende Bibelstelle in der Einleitung fesselte ihre Aufmerksamkeit: „Wenn du dein Herz richtetest und deine Hände zu ihm ausbreitetest; wenn du die Untugend, die in deiner Hand ist, fern von dir tätest, daß in deiner Hütte kein Unrecht bliebe: so möchtest du dein Antlitz aufheben ohne Flecken und würdest fest sein und dich nicht fürchten (Hiob 11:13–15, nach der engl. Bibelübersetzung).

Sie dachten darüber nach: „Das Herz richten, ... die Hände zu ihm ausbreiten, ... das Unrecht ferne tun“! Es wurde ihnen klar, daß sie immer noch empört waren über die Person, die damals unrechtmäßigerweise die Besorgung der Wäsche befohlen hatte. War das Herz rein? Nein, es war voll Bitterkeit und Groll. Die Hände, die allein zu Gott ausgebreitet sein sollten, zeigten anklagend auf eine Person: „Sie ist schuld.“ War das Unrecht ferne? Nein, es lag sehr nahe. Man sah einen herrischen, geizigen Sterblichen an Stelle des Bildes der Liebe. Die Mädchen erkannten, daß die erwähnte Bibelstelle sie zu weiterer, genauerer, ernsterer und gebetvollerer Tätigkeit ermahnte. Dies wurde befolgt, und in kurzer Zeit war die häßliche Narbe verschwunden, ja sogar die Haare in den verbrannten Augenbrauen waren nachgewachsen. Zudem war das ganze Verhältnis harmonischer geworden. Als das Mädchen diesen Mitmenschen von Herzen lieben konnte, weil sie ihn nun als göttliche Idee sah, erntete sie liebevolle Worte, Anerkennung und Dank, während man sie vorher übersehen hatte.

Können wir unsern Nächsten wie uns selber lieben, ohne uns zu bemühen, die geistige Individualität zu sehen, welche die wahre Selbstheit des Menschen ist? Unser großer Wegweiser Christus Jesus wußte, wie man seine Freunde sowohl wie seine Feinde lieben kann. Er sah ununterbrochen den zu Gottes Ebenbild geschaffenen reinen Menschen. Als seine Jünger einmal Feuer auf die Samariter regnen lassen wollten, weil diese Jesu auf seinem Wege nach Jerusalem keine Herberge boten, erinnerte er sie an ihre wahre Individualität. Er ermahnte sie, daran zu denken, welches Geistes Kinder sie seien, und daß er nicht gekommen sei, der Menschen Leben zu verderben, sondern zu erhalten. Den Knecht des Hohenpriesters, dem Petrus in Entrüstung über das Unrecht, das seinem geliebten Meister angetan wurde, ein Ohr abhieb, rührte Jesus liebevoll an und heilte ihn. Für die, welche ihn mit den Übeltätern gekreuzigt hatten, betete er zum Vater, daß er ihnen vergebe; ja, er sagte: „Sie wissen nicht, was sie tun.“

Gibt es, in Anbetracht dessen, was unser Wegweiser vergab, ein Unrecht, das wir nicht vergeben könnten? Fühlen wir uns gekränkt, weil ein hartes Wort gefallen, oder wir sogar für unsere aufrichtigen Bemühungen Tadel statt Lob geerntet haben? Wie gut ist es, daran zu denken, daß das eine Böse ein Traum ist. Wie einfach ist es zu vergeben, wenn wir dies erkennen. Oft mögen wir vielleicht selber versäumt haben, unserem Nächsten das ermutigende „Wohlgetan“ zuzurufen, oder haben unachtsam lieblose Bemerkungen gemacht, haben Fehler gesehen statt der vollkommenen Widerspiegelung Gottes, des Guten, die in Wirklichkeit keine Fehler hat. Laßt uns rege und wachsam sein, damit unser mentaler Blick nicht getrübt werde durch kleinliche Reibereien des Alltags, durch Eile, Ungeduld, Lieblosigkeit, Tadelsucht oder Eigenliebe. Dies sind die Nebel des materiellen Sinnes, die dunklen Wolken der Sünde, die unsern geistigen Ausblick verhüllen, die aber durch den Gehorsam gegen das göttliche Prinzip vertrieben werden. Eine ernste Frage Mrs. Eddys auf Seite 125 ihres Werkes „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ lautet: „Habt ihr gelernt, Sünde, falsche Neigungen, Beweggründe und Ziele zu überwinden — nicht nur Sprecher, sondern Täter des Gesetzes zu sein?“

Wer hat nicht schon süßen Frieden und himmlische Freude empfunden — Gottes Gegenwart — wenn er gelernt hat, treu die Liebe zu betätigen, gerade dann, wenn persönlicher Geltungsdrang, menschlicher Wille, Neid und kleine Eifersüchteleien zu versuchen drohten? Nie dürfen wir versäumen, in uns selber sowie in unserem Nächsten in Wirklichkeit das Bild der Liebe zu sehen, sei es zu Hause, in unserer Kirche, im Geschäft oder auf der Straße. Durch das bewußte, dauernde Festhalten an den Worten Jakobs (1. Mose 28:17): „Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels“, ist schon manches Kirchenmitglied und manche Kirchenorganisation reich gesegnet worden.

Laßt uns nicht müde werden im Gutestun — im rechten Denken und Handeln. Das Betätigen der geistigen Eigenschaften — Intelligenz, Mut, Tatkraft, Liebe, Vergebung, Sanftmut, Freundlichkeit, Demut, Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit und Hingebung — verleiht uns geistige Stärke und gibt uns die Kraft der Demonstration.

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