Marysville, Kalifornien
Unser Lesezimmer befand sich einige Jahre lang in unserem Kirchengebäude. Es erwies sich jedoch als notwendig, es mehr in das Stadtinnere zu verlegen; aber die Mitglieder hatten die sich hieraus ergebenden Vorteile noch nicht klar genug erkannt, um diese Veränderung vornehmen zu können. Wir waren uns der Tatsache bewußt, daß wir das Interesse der Öffentlichkeit wohl kaum erwecken konnten, wenn wir nicht die Bibel und die Schriften unserer Führerin in einem Schaufenster auslegten. Unsere metaphysische Arbeit beruht auf Jesajas Rat (54:2): „Mache den Raum deiner Hütte weit.“
Der erste Schritt in dieser Entwicklung wurde vor etwa zwei Jahren getan, als wir die Erlaubnis erhielten, einen Schaukasten in der Halle unseres besten Hotels aufzustellen. Dies zog die Aufmerksamkeit vieler Leute auf sich, von denen manche dann unsere Gottesdienste besuchten.
In den ersten Wochen des Jahres 1953, als wir uns auf unseren christlich-wissenschaftlichen Frühjahrsvortrag vorbereiteten, wählten wir als unser Thema zum Studium: „Tut die Tore auf“. Jedes Mitglied wurde gebeten, den Aufsatz: „Eine Allegorie“ aus „Miscellaneous Writings“ von Mary Baker Eddy und das Kirchenlied Nr. 398 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft zu studieren und darüber nachzudenken.
Wir beschlossen, daß die Kirchentür während der Lesezimmerstunden, von 13 bis 17 Uhr, offen bleiben sollte, gleichgültig wie das Wetter war. Zwei Frauen, die beide keine Christlichen Wissenschafter waren, kamen herein, weil die Tür offen war. Die eine sagte, sie sei seit 10 Jahren nicht mehr in unserer Kirche gewesen, habe sich aber, als sie die offene Tür sah, aufgefordert gefühlt, einzutreten, um ein Christlich-Wissenschaftliches Vierteljahrsheft zu kaufen und das Studium der Lektionspredigten wieder aufzunehmen. Die andere sagte, sie habe noch nie unsere Kirche besucht, habe aber vor Jahren einmal in einer anderen Stadt die Christliche Wissenschaft studiert. Nachdem der Bibliothekar mit ihr gesprochen hatte, kaufte sie Literatur, unter anderem auch das neue Viertelsjahrsheft, so daß auch sie die Lektionspredigten wieder lesen konnte. Die Erfahrung mit diesen beiden Besucherinnen, von denen die eine nun regelmäßig zu unseren Gottesdiensten kommt, beweist, wie wertvoll es war, den Raum unserer Hütte weit zu machen und unsere Tore aufzutun.
Am 1. Februar wurde ein Gebäude frei, das im Hinblick auf Lage, Räumlichkeiten, und Größe des Schaufensters, das Richtige für uns zu sein schien. Jedes Mitglied unserer Kirche hatte nun eine doppelte Pflicht zu erfüllen. Die Vorbereitung zum Vortrag und die Eröffnung unseres neuen Lesezimmers bedurften seiner gebetserfüllten Unterstützung und emsigen geistigen Arbeit. Jeder Schritt, der von dem für das Lesezimmer gewählten Komitee getan wurde, war ein Ergebnis der Entfaltung und Demonstration, von dem Mietvertrag an bis zum letzten Handanlegen an das nun vollendete Lesezimmer. Innerhalb eines Monats wurde es eröffnet und zwar am Nachmittag des gleichen Tages, an dem am Abend der Vortrag stattfand. Es war ein großer Tag für all unsere Mitglieder, ein Tag der Freude und des Danksagens an Gott. Viele kamen sowohl aus anderen Gemeinden, wie auch aus unserer eigenen, um das neue Lesezimmer zu besuchen, bevor sie zum Vortrag gingen.
Wir halten nun das Lesezimmer länger geöffnet. Fremde werden von unseren Schaufensterauslagen angezogen. Der Besuch des Studierraumes ist viel reger, als es in dem früheren Lesezimmer im Kirchengebäude der Fall war. Auch der Verkauf der Schriften unserer Führerin und anderer autorisierter Veröffentlichungen hat zugenommen. Die Beamten des Lesezimmers lernen immer besser, jeden Tag von dem göttlichen Gemüt entfalten zu lassen. Unser Licht leuchtet und grüßt die müden Wanderer. Wir wissen, was wir erkannt haben, um den Raum unserer Hütte weit zu machen, wird von Gott beschützt, und die Tore, die geöffnet wurden, können nicht geschlossen werden.
Los Angeles, Kalifornien
Bevor ich am 4. Juli in das Lesezimmer ging, um an diesem Feiertag die Vertretung des Bibliothekars zu übernehmen, fielen mir die folgenden Worte unserer geliebten Führerin ein: „Ich wünschte, alle Kirchen auf Erden könnten sich als Brüder in dem einen Gebet vereinen: Vater, lehre uns das Leben der Liebe“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 301). Es wurde mir klar, daß dies ein heiliger Tag war und nicht das, wozu das sterbliche Gemüt mit seinen schalen Vergnügungen einen Feiertag macht. Ich verneinte die Behauptung, daß an solchem Tage nur wenige Besucher in das Lesezimmer kommen und daher nur wenig verkauft werden würde. Ich erkannte, daß es so etwas wie eine ungenutzte Idee nicht gibt, und daß ein christlich-wissenschaftliches Lesezimmer Liebe im Wirken ausdrückt.
Als ich den Schlüssel ins Schloß steckte, machte ich mir klar, was der wirkliche Schlüssel ist. Ich fragte mich: „Was ist hier tatsächlich vorhanden?“ Sofort kam die Antwort in einem Satz aus der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ auf Seite 468 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Ich sah, daß die unendliche Offenbarwerdung des Gemüts alle Ideen in sich einschließt. Daher gibt es nur Einssein, unwandelbare Vollständigkeit, unzerstörbare Einheit. Welch kostbare Gefährten haben wir — die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“! Welch vollkommene Unterhaltung bieten sie — die Wahrheit, die im Bewußtsein aufgenommen wird. Schnell füllte sich das Lesezimmer. Noch nie habe ich so viele Besucher im Studierraum gesehen, wie damals.
Ein Mann, der an den Verkaufstisch herantrat, um ein Vierteljahrsheft zu kaufen, sagte, er sei sechs Wochen im Krankenhaus gewesen. Eines Tages habe er das Radio neben seinem Bett angestellt und den christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst in Long Beach angehört, und während des Zuhörens sei er geheilt worden. Dann habe er bei der Kirche in Long Beach angerufen, weil er mehr über die Christliche Wissenschaft wissen wollte. Ein Mitglied dieser Kirche habe ihn daraufhin besucht, um ihn in das Studium der Christlichen Wissenschaft einzuführen.
Andere kauften Vierteljahrshefte, Bücher und Broschüren. Es war, als ob das Lesezimmer widerhallte von den Worten unseres Meisters (Joh. 21:12): „Kommt and haltet das Mahl“; sowie von denen unserer lieben Führerin (Gedichte, S. 7):
„Durch Deine Liebe leben wir,
Da Liebe Leben ist.“
Ich will selbst meine Schafe weiden, und ich will sie lagern, spricht der Herr Herr. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten.— Hesekiel 34:15, 16.
