Wie oft sehnt man sich danach, die absolute Überzeugung zu gewinnen, daß alles Böse unwirklich ist, daß es nicht existiert. Das Erlangen und das in zunehmendem Maße Beweisen einer solchen Überzeugung ist hier und jetzt möglich, und es wird in der Christlichen Wissenschaft einwandfrei erklärt. Durch die Erkenntnis der geistigen Wahrheiten über Gott und den Menschen, wie wir sie in dieser Wissenschaft finden, lernt man, wie die Allheit Gottes, des Guten, und die entsprechende Unwirklichkeit des Bösen bewiesen werden.
Dennoch lehrt die Christliche Wissenschaft nicht, daß das Böse, weil es unwirklich ist, übersehen werden darf. Der Anhänger dieser Wissenschaft muß auf der Hut sein vor den mannigfachen Formen der aggressiven und schlauen Ansprüche des Bösen; er muß auf Grund seines Verständnisses des waren Seins erkennen, wie die Ansprüche des Irrtums zu handhaben sind und muß sie auf ihr Nichts zurückführen.
„Wenn das Böse unwirklich ist“, mag jemand fragen, „warum müssen wir es dann zerstören?“ In dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 472): „Alle Wirklichkeit ruht in Gott und Seiner Schöpfung und ist harmonisch und ewig. Was Er schafft, ist gut, und Er macht alles, was gemacht ist. Daher ist die einzige Wirklichkeit von Sünde, Krankheit und Tod die schreckliche Tatsache, daß der menschlichen, irrenden Annahme Unwirklichkeiten wirklich scheinen, bis Gott ihnen ihre Maske abnimmt.“ Weil das Böse dem sterblichen, irrenden Sinn wirklich scheint, ist es nötig, mit jeder Phase des Irrtums zu ringen, bis aller Irrtum aus unserer Erfahrung entfernt ist.
Durch die Christliche Wissenschaft werden unsere Kämpfe gegen das Böse auf einer christlich-wissenschaftlichen Basis verständig geführt. Die einzige Art, einen Feind zu überwinden, ist, sich ihm entgegenzustellen. Furcht oder Gleichgültigkeit würden Breschen in unsere Verteidigungslinie schlagen oder die Kraft unseres Angriffs schwächen. Doch Gelassenheit, Wachsamkeit und stetes Vertrauen auf Gottes Allmacht statten uns mit der starken Schutzwehr aus, mit der wir den Feind stellen und überwinden können. Wir lernen, es mit dem Irrtum in der absoluten Überzeugung aufzunehmen, daß uns seine Zerstörung sicher ist, „denn die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen“ (2. Kor. 10:4). Der Christliche Wissenschafter beweist, daß Liebe und Wahrheit allmächtig und allgegenwärtig sind, und daß der Irrtum daher machtlos und nicht gegenwärtig ist.
Wo wird die Schlacht gegen den Irrtum geschlagen? Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Irrtum nur dem menschlichen, irrenden Sinn wirklich scheint, und daß daher die falsche Annahme im individuellen Denken aufgedeckt und zerstört werden muß. Wir stehen in einem mentalen Kampf, obwohl die materiellen Sinne etwas anderes bezeugen. Diese falschen Sinne behaupten, daß jeder irrige, materielle Zustand außerhalb der Reichweite des betenden Denkens liegt, und daß man das hilflose Opfer ist. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß diese Behauptung vollständig falsch ist. Sie lehrt, daß es nur ein Gemüt, Gott, gibt, das unendliche Gute, und daß das unwirkliche, sterbliche Gemüt, das sich nur seiner eigenen sterblichen, begrenzten Natur bewußt ist, nicht über seine eigene verkörperte Annahme, seinen subjektiven Zustand — materieller Körper und Universum genannt — hinausschauen kann. Was daher scheinbar in diesem materiellen Körper und Universum erlebt wird, ist lediglich eine falsche Vorstellung des sogenannten sterblichen Gemüts. Durch Mrs. Eddys offenbarende Worte, lernen wir, daß das Böse weder Ursprung noch Wahrheit besitzt. Sie sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 487): „Der Annehmende und die Annahme sind eins und sind sterblich.“
Die göttliche Wissenschaft lehrt uns, wie wir uns in wirksamer Weise gegen den Irrtum verteidigen können, indem wir nämlich den falschen mentalen Begriff gegen eine geistige Wahrheit eintauschen. Sie offenbart Gott als unendliche Wahrheit, ohne Gegensatz oder Ungleichnis. Im absoluten Verständnis des Seins ist die Wahrheit daher nie in die Überwindung des Irrtums verwickelt, denn für die unendliche Wahrheit gibt es keinen Irrtum, der zerstört werden müßte. Doch menschlich gesprochen, tut sich Gott unserer Wahrnehmung durch den Christus kund, der im menschlichen Bewußtsein wirkt und die irrige Annahme vertreibt. Das Böse kann niemals das Gute zerstören. Daher kann das Böse seine zerstörende Kraft nur auf sich selbst ausüben. Und das Böse hat sich zerstört, wenn seine Nichtsheit durch den Christus, die Wahrheit, aufgedeckt wird.
Um zu unserem eigenen Nutzen dieses christusgleiche Wirken in uns zuzulassen, müssen wir selbst christusähnlich sein. Unser Verständnis der Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft befähigt uns, über den Irrtum zu siegen, indem wir die christusgleichen Eigenschaften der göttlichen Liebe, der unendlichen Wahrheit, verkörpern und sie zum Ausdruck bringen. Christus Jesus war infolge seines unwandelbaren Gehorsams gegen das göttliche Prinzip, Liebe, imstande, jene göttliche Kraft Gottes widerzuspiegeln, die alles Böse so restlos aus seinem Bewußtsein ausmerzte. In dem Verhältnis, wie wir täglich in unserem christusähnlichen Leben treu den Spuren unseres großen Meisters folgen, können auch wir die Unwirklichkeit des Bösen und die Wirklichkeit und Allheit Gottes, des Guten, beweisen.
Wir müssen uns weigern, uns selbst mit einem materiellen, sterblichen Sinn zu identifizieren. Der Christus bringt die wahre Selbstheit des Menschen als Ausdruck vom Sein Gottes, und daher als vollkommenen Ausdruck, ans Licht.
Daß die Christliche Wissenschaft in unserer Zeit die Menschheit befähigt, die Unwirklichkeit des Bösen zu erkennen und zu beweisen, wird durch die folgende Erfahrung veranschaulicht. Ein Anhänger dieser Wissenschaft wurde von einem Freund um christlich-wissenschaftliche Behandlung gebeten. Dieser Freund war von starken Schmerzen geplagt, die bereits anfingen, Hände und Arme zu lähmen. Trotzdem viel gebetvolle Arbeit getan wurde, schien sich der Zustand nach einigen Tagen zu verschlimmern. Schließlich stellte sich der Christliche Wissenschafter selbst die folgende Frage: „Ist dieser Zustand wirklich oder unwirklich?“ Er erkannte dann, daß sowohl das Problem als auch der Sterbliche, mit dem es sich zu identifizieren suchte, lediglich ein Teil eines hypnotischen Traumes war, also ganz und gar falsch und unwirklich. Kurze Zeit danach wurde ihm zu seiner Freude mitgeteilt, daß eine vollständige Heilung stattgefunden hatte, und sein Freund erklärte ihm: „Plötzlich erkannte ich, daß das ganze Problem garnicht wirklich existierte.“
Die Offenbarung der unendlichen Wirklichkeit Gottes, des Guten, und der dementsprechenden Unwirklichkeit des Bösen durch die Christliche Wissenschaft, ist für uns ein Grund zu grenzenloser Dankbarkeit. In dem Verhältnis, wie wir geduldig und vertrauensvoll auf Gott harren, auf die göttliche Liebe, und unentwegt die göttliche Natur widerspiegeln, wird der Christus unser Bewußtsein behutsam über den Kampfplatz erheben, über die Wolken des Sinnes, und wir werden emporsteigen in das Sonnenlicht der Wahrheit und Liebe, in das Reich des einen Gemüts. Dann werden wir anfangen, das Himmelreich wahrzunehmen, die unendliche Harmonie, geistig und vollkommen, in der es keinen Kampf gibt; und wir werden immer klarer verstehen, daß das Böse nicht existiert, daß es unwirklich ist.
