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Das vorgerückte Alter

Aus der September 1956-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie oft hört man, daß auf das vorgerückte Alter eines Menschen hingewiesen wird! Ein Studium des Wortes „vorrücken“ zeigt, daß das Verb „sich vorwärtsbewegen oder vorwärtsgehen“ bedeutet, sowie „vorankommen“. Und das Hauptwort bedeutet „Vervollkommnung“ und „Fortschritt“. An Jahren vorrücken könnte daher sehr wohl als die Tätigkeit des Sichvorwärtsbewegens oder Vorwärtsgehens, als Fortschritte machen und sich vervollkommnen, ausgelegt werden. Solange wir Fortschritte machen, können wir nicht rückwärts oder abwärts gehen oder Verfall zeigen, sondern wir können nur Vervollkommnung demonstrieren.

In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß die Vergeistigung des Bewußtseins wahren Fortschritt ausmacht. Durch das Studium der Bibel und der Schriften von Mary Baker Eddy erwerben wir die Kenntnisse, die das Bewußtsein vergeistigen. Und soweit wir in dieser Hinsicht Fortschritte machen, vervollkommnen sich unsere menschlichen Erfahrungen in großem Maße. Wenn wir unser Denken von einer materiellen auf eine geistige Basis bringen, werden wir das Leben nicht mehr als eine Aufeinanderfolge von materiellen Geschehnissen ansehen, manchmal guten, manchmal schlechten, mit abwechselnden Zeiten der Gesundheit und der Krankheit, bis Alter und Tod uns übermannen, sondern als eine Zeit des Fortschreitens. Dieses Fortschreiten wird als eine Entfaltung erkannt, in der das Gute das Böse überwindet, Wahrheit den Irrtum verscheucht, Gesundheit die Krankheit zerstört und Leben über den Tod siegt. Die Entfaltung dieses Verständnisses geistigen Lebens sollte schmerzlos sein, ein frohes, natürliches Wachstum, ein gradweises Aufgeben des Alten um des Neuen willen, ein Verlieren des materiellen Bewußtseinzustandes — bis wir „das Maß des vollkommenen Alters Christi“ erreichen (Eph. 4:13). Unsere Führerin Mrs. Eddy erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 485): „Erhebe dich allmählich aus der Materie in den Geist. Bilde dir nicht ein, daß du das geistige Endziel aller Dinge vereiteln kannst, sondern komme in natürlicher Weise in den Geist hinein, durch bessere Gesundheit und Moral und als Folge geistigen Wachstums.“

Das Schulkind beginnt mit den einfachsten Problemen, und wenn es eine Aufgabe zufriedenstellend gelöst hat, dann rückt es zu einer anderen vor, und jede Aufgabe wird ein bißchen schwieriger, entsprechend seiner Fähigkeit, sie zu lösen. Dann kommen die Prüfungen, und das Kind steht vor der Aufgabe, sein Wissen und seine Leistungsfähigkeit zu beweisen. Wenn es seine Aufgaben gut gelernt und verständig angewandt hat, dann ist es zum Fortschreiten — oder Vorrücken — geeignet. Es wird entsprechend seinem Gehorsam und dem Grad seiner Vervollkommnung belohnt. Höhere Ausbildung, verbunden mit ernsten Bemühungen und beharrlicher Anwendung des Gelernten, erweitert sein Wissen und befähigt es, die vielartigen Probleme, die es zu lösen hat, besser zu meistern.

Die Christlichen Wissenschafter betrachten sich als Schüler. Dem ernsten Schüler ist es klar, daß er nicht weit in seinem Verständnis dieser Gemüts-Wissenschaft fortschreiten kann durch bloß unregelmäßiges oder flüchtiges Lesen der wöchentlichen Bibellektionen aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, der Bibel, der Schriften Mrs. Eddys oder anderer autorisierter christlich-wissenschaftlicher Literatur. Er weiß, daß systematisches, beharrliches, gebetvolles tägliches Studieren erforderlich ist, verbunden mit dem ernsten Verlangen und beständigen Bemühen, sich die Lehren der Christlichen Wissenschaft zu eigen zu machen und ihre Regeln praktisch anzuwenden.

In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 10) gibt Mrs. Eddy folgende Erklärung: „Wenn das menschliche Gemüt über sich selbst hinaus auf das Göttliche hin vorrückt, bezwingt es den Körper, unterwirft es die Materie, und schreitet außerhalb seiner selbst und aufwärts.“ Uns bleibt keine Wahl, wir müssen den Weg, der aus uns hinaus und aufwärts führt, gehen; die Liebe weist ihn uns im Ausarbeiten unseres Problems des Seins. Die Liebe verlangt von uns, daß wir unser Verständnis Schritt für Schritt durch fortschreitende Demonstrationen beweisen. Mit zunehmendem Verständnis finden wir, wie das Kind in der Schule, daß unsere Aufgaben größer werden, und daß höhere Beweise von uns verlangt werden. Auch kommen Prüfungszeiten, die noch größeren Gehorsam und beharrlichere Anwendung der bereits gelernten Wahrheit von uns fordern mögen.

Jede Versuchung, der wir entgegentreten und die wir mit der Wahrheit überwinden, bringt uns größeres Wachstum in der Gnade. Einerlei, wie viel oder wie wenig wir von der Wahrheit erfaßt haben, wir müssen das, was wir erfaßt haben, anwenden, wollen wir mehr von ihrem herrlichen Segen an uns erfahren. Wir können uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, auf früheren Errungenschaften, guten Taten oder guten Werken. Im Gegenteil, wir werden gezwungen, vorwärtszugehen zu größeren Höhen. Auch unsere Belohnung erhalten wir in dem Maße, wie wir unsere Aufgaben gut gelernt und sorgfältig angewandt haben. Der Grad der erreichten Vervollkommnung bestimmt, bis zu welchem Ausmaße auch wir an den Früchten des Geistes Anteil haben.

Wenn das Bewußtsein vergeistigter ist, wird das Leben als ewig erkannt werden. Alsdann wird der menschliche Daseinsbegriff weniger den Widerwärtigkeiten der Sterblichkeit unterworfen sein, Langlebigkeit wird zunehmen und das menschliche Leben wird bereichert durch höhere Freuden, bessere Gesundheit und größere Harmonie. „Männer und Frauen reiferer Jahre und größerer Aufgaben sollten zu Gesundheit und Unsterblichkeit heranreifen, anstatt in Dunkelheit und Trübsinn zu verfallen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 248).

Die Erkenntnis, daß ein alternder Sterblicher weit davon entfernt ist, Gottes Ebenbild und Gleichnis zu sein, ist wichtig für das Vorrücken, den Fortschritt, der Menschheit. Auch muß der Mensch seine Einigkeit mit Gott beanspruchen, um die menschliche falsche Auffassung richtgzustellen. Der große Lehrer stellte fest (Joh. 10:30): „Ich und der Vater sind eins.“ Jesus wollte damit nicht sagen, daß sein sterbliches Selbst eins mit Gott sei. Er wies auf die Beziehung eines vollkommenen Gottes zu einem vollkommenen Menschen hin, derzufolge sein wahres Selbst niemals von Leben, Gott, getrennt werden konnte. Dieses wahre Selbst war ungefallen, alterlos, unberührt vom sterblichen Gemüt, und es tat alle göttlichen Eigenschaften seines himmlischen Vaters kund. Diese Eigenschaften werden durch uns dargetan im Verhältnis zu unserer Fähigkeit, Gottes geistige Natur zu begreifen und zu demonstrieren.

Die Entartungen, die als natürliche Begleiterscheinungen des Alterns betrachtet werden — wie Wechseljahre, verringerte Arbeitsfähigkeit, Altersschwäche, nachlassende Gesundheit, Mangel an Initiative und Verlust der Fähigkeiten — werden das Dasein nicht mehr heimsuchen, wenn wir Gott recht erkennen. Der Mensch untersteht dem vom unwandelbaren Prinzip eingesetzten Gesetz und ist daher fortschrittlich tätig, unermüdlich, und verläßt sich auf Gott allein. Der Mensch bringt ständig die Wachsamkeit, Fähigkeit und Scharfsichtigkeit des nie irrenden Gemütes zum Ausdruck. Sein Leben wird nicht nach Kalenderjahren bemessen; er hat sein Dasein in der Seele, wo Fülle, Schönheit, Freude und vollkommene Befriedigung im Überfluß vorhanden sind. Er wird vom allmächtigen Geist mit Macht, Stärke und Gesundheit gesegnet. In Jesaja finden wir die Verheißung (40:31): „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“ Die Wahrheit befreit uns von den Fesseln des Fleisches und stattet uns aus mit Festigkeit und Zuversicht. Jedes Jahr entfaltet neue Inspiration, die als Reife, Stetigkeit, Unzerstörbarkeit und Unsterblichkeit des ewigen Lebens in Erscheinung tritt.

Die Willigkeit, das Menschliche um des Göttlichen willen aufzugeben, beschleunigt das Aufhören des Sinnenzeugnisses, das sich in Selbstsucht, Eigenwillen, Furcht und Einsamkeit ausdrückt. Wenn wir unser Denken vom Selbst hinweg- und der unendlichen Liebe zuwenden, so finden wir Harmonie, Furchtlosigkeit, innige Freundschaft, Erfüllung. In dieser liebevollen Gegenwart gibt es kein ungeliebtes oder unerwünschtes Kind. Für den heiligen Vorsatz der Liebe ist jede Idee unentbehrlich. Laßt uns beten, daß die vorgerückten Jahre herrlich sein mögen, so daß Gottes heiliger Vorsatz sich voll und ganz in ihnen offenbart. Laßt uns darnach streben, den Lehren unseres Meisters zu folgen, und uns weigern, Alter oder Verfall gedanklich mit uns oder unserem Nachbar zu verbinden. Laßt uns glücklichen, schmerzlosen Fortschritt erwarten in der Überzeugung, daß Gott mit uns wirkt.

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