Eine der größten Lehren der Bibel besagt, daß unser Schutz vor dem Übel von einem unschuldigen Herzen abhängt. David sang: „Mein Schild ist bei Gott, der den frommen Herzen hilft“ (Ps. 7:11). Daniels Erfahrung in der Löwengrube veranschaulicht die Unverwundbarkeit, die durch Unschuld erlangt wird. Daniel sagte zum König Darius (Dan. 6:23): „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, daß sie mir kein Leid getan haben; denn vor ihm bin ich unschuldig erfunden.“
Die Christliche Wissenschaft legt die Lehren der Bibel wissenschaftlich aus und zeigt, daß der Irrtum etwas in seinem Opfer finden muß, das er angreifen kann, und daß Unschuld und Reinheit eine sichere Verteidigung gegen das Böse bilden. Mary Baker Eddy entdeckte nicht nur die Wirklichkeit des Guten, die Gottes Allheit und die Vollkommenheit des Menschen als Sein Bild einschließt, sondern sie stellte auch das Verfahren des Bösen bloß, das für sich in Anspruch nimmt, Gottes Plan des Guten Lügen zu strafen und untergrabend zu wirken. Mrs. Eddy gab dem Bösen die spezielle Bezeichnung „tierischer Magnetismus“, da sie erkannte, daß das Böse tierisch in seiner Natur und magnetisch in seiner Wirkung ist; aber gleichzeitig bestand sie unbedingt auf der Tatsache, daß das Böse eine Lüge ist, eine Verneinung, eine bloße Vermutung.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mrs. Eddy „Dan (Jacobs Sohn)“, ein biblisches Symbol für das Böse, mit folgenden Worten (S. 583): „Tierischer Magnetismus; sogenanntes sterbliches Gemüt, das sterbliches Gemüt beherrscht; Irrtum, der die Pläne des Irrtums ausarbeitet; eine Annahme, die über die andere herfällt.“ Diese Definition umfaßt sowohl eine Erklärung der Machenschaften des Bösen als auch einen Hinweis darauf, daß unsere wahre Verteidigung darin besteht, dem Bösen keinen Angriffspunkt darzubieten.
Dunkelheit kann das Licht nicht angreifen; eine Verneinung kann die Wahrheit nicht entstellen; Unwirklichkeit kann die Wirklichkeit nicht zerstören. Wenn unser Denken durch das Verständnis geläutert worden ist, daß Leben und Intelligenz im Geist sind und nicht in der Materie, und daß das Böse unwirklich ist, dann sind wir gegen den Plan des Bösen wohl gefeit. Der Malpraktiker, der in seiner mentalen Arbeit darauf ausgeht, jemand anderem zu schaden, wird feststellen, daß er keine Macht hat, das unschuldige Denken zu verletzen, welches solch einen Schutzwall aufgebaut hat. Wenn wir allen Glauben an das Böse und an die Materie aufgeben, werden wir ständig beschützt sein. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 156): „Materialismus ist es, womit der Ausüber auf Beute ausgeht, und dem er dann selbst zur Beute wird. Geistigkeit ist die Grundlage allen wahren Denkens und Wollens.“
Wenn sich jemand als ein Opfer böser Gedanken anderer betrachtet, so sollte er sich vergegenwärtigen, daß da etwas in ihm selbst ist, was überwunden werden muß. Vielleicht ist dieses Etwas Furcht; vielleicht ist es Groll. Irgendeine tierische Eigenschaft behauptet sich da noch, bewußt oder unbewußt, die den Schutzwall einreißt, uns nicht ganz „frommen Herzens“ sein und uns somit den Absichten des Bösen zum Opfer fallen läßt.
Als Christus Jesus in der Wüste versucht wurde, zerstörte er in seinem eigenen Bewußtsein die drei grundlegenden instinktmäßigen Annahmen, die das Erbe allen Fleisches sind — die Annahmen, daß Leben, Substanz und Intelligenz in der Materie sind. Dadurch vergeistigte er sein Denken und zerstörte die ererbten menschlichen Irrtümer so gründlich, daß er in seinem späteren Konflikt mit dem sterblichen Gemüt vollkommen und ständig geschützt war. Es war keine Unreinheit in ihm, die der tierische Magnetismus hätte angreifen können. Die Erfahrung des Meisters in der Wüste war in hohem Grade wissenschaftlich. Er bewies die Wahrheit der Botschaft, die er kurz zuvor durch eine Stimme vom Himmel erhalten hatte (Matth. 3:17): „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Die Christliche Wissenschaft ist die Stimme der Wahrheit, die dem empfänglichen Herzen in diesem Zeitalter sagt, daß der Mensch der geliebte Sohn Gottes ist, die Widerspiegelung des Geistes, untrennbar von seinem Ursprung und ewiglich beschützt in einem Zustand der Unschuld und des Friedens. Es ist die Aufgabe des Christlichen Wissenschafters, seine geistige Selbstheit zu behaupten und ein Leben der Liebe und Wahrhaftigkeit zu leben, um auf diese Weise das vollständige Bild seiner göttlichen Erbschaft auszuarbeiten. Er weiß, daß der tierische Magnetismus unpersönlicher Irrtum ist, gleichviel, ob er individuell und mit der ausgesprochenen Absicht, Schaden anzurichten, wirkt, oder kollektiv und unwissend als allgemeine Annahme. In keinem Fall hat der Irrtum Identität, sondern er stellt lediglich eine mutmaßliche blinde Kraft dar, die sich niemandem aufzwingen kann, wenn das Gute als von Gott stammend und als allmächtig verstanden wird.
Der Irrtum ist seiner Natur nach raubgierig; doch wenn er nichts findet, wovon er sich nähren kann, dann zieht er seinen Anspruch, zerstörend zu wirken, wieder zurück. Jene, die Zielscheibe böser und sinnlicher Angriffe gewesen zu sein schienen, haben feststellen können, daß sie sofort frei waren, wenn sie dafür Sorge trugen, nichts Böses oder Sinnliches in ihrem eigenen Denken zu hegen, was das Böse anziehen könnte. Jene, die unter dem Haß der Sterblichen zu leiden schienen, haben sich ihren Seelenfrieden erhalten und böse Wirkungen zunichte gemacht, wenn sie sich vergewisserten, daß sie selbst keinen Groll, der Haß herausfordern könnte, zum Ausdruck brachten. Anstatt andere zu verurteilen, sollten wir auf unsere innere Schutzwehr bedacht sein, die in unserer eigenen moralischen und geistigen Haltung zu finden ist. Jene, die den Einfluß der Furcht gefühlt haben, die wahrhaft verheerend in einer Welt herrscht, welche sich so stetig und unverblümt über Krankheiten verbreitet, sind vor mentaler Ansteckung bewahrt worden, wenn sie sich vergegenwärtigt haben, daß der Mensch, die Widerspiegelung der Liebe, keine Furcht kennt und nichts in sich trägt, was ihn furchtsam machen könnte; denn er lebt in der Liebe, und die Liebe ist Alles.
Der Wegweiser bewies erschöpfend, daß man in Sicherheit ist, wenn man dem Irrtum keinen Angriffspunkt bietet. Er, der da lehrte, daß das Reich Gottes inwendig im Menschen ist, wußte, daß seine Unverwundbarkeit in der Sündlosigkeit lag, und er bewies die Wahrheiten, die er lehrte, bis hinauf zu der vollen Offenbarung von Gottes Macht, Seine eigene Schöpfung zu unterstützen und zu beschützen. Mrs. Eddy sagt anschließend an die Wiedergabe der Erklärung des Meisters, daß das Reich Gottes inwendig ist (Pulpit and Press, S. 3): „Erkennet daher, daß ihr unumschränkte Macht besitzt, recht zu denken und zu handeln, und daß nichts euch dieses Erbes berauben und sich gegen die Liebe versündigen kann. Wenn ihr an diesem Standpunkt festhaltet, wer oder was kann Sünde oder Leiden verursachen?“
In der Christlichen Wissenschaft ist Schutz nicht dem Zufall überlassen; er ist eine wissenschaftliche Tatsache, der immerwährende Zustand des wahren Menschen, und kann von all denen bewiesen werden, die bereit sind, den Preis der Unschuld zu zahlen. Wenn wir die Unwandelbarkeit der Kinder Gottes kundtun wollen, dann laßt uns die Wahrheit von des Menschen unantastbarer Reinheit leben.
