Für die freie Welt, die die rechte Art der Verteidigung gegen mentale und physische Angriffe sucht, ist die Erwägung angebracht, ob nicht geistige Verteidigung, die sich auf die Allmacht Gottes, der göttlichen Liebe gründet, die wahre Lösung dieses Weltproblems bedeutet.
Die Bibel berichtet, daß Esau und Jakob, die durch Jakobs Betrug einst Feinde geworden waren, sich aussöhnten, als Jakobs materielle Einstellung, seine Habsucht und seine Furcht einem geistigen Verständnis der Dinge gewichen waren, und er den Menschen als Gottes Widerspiegelung erkannte. Bei ihrer Begegnung sagte Jakob (1. Mose 33: 10): „Ich sah dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht; und laß dir's wohl gefallen von mir.“ Wenn wir das Ebenbild oder die Widerspiegelung Gottes anstelle von Feinden sehen, werden auch wir alle Feindseligkeit und alle Mißverständnisse vernichtet finden, und in dem Bewußtsein des geistigen Friedens leben, in dem ein Krieg göttlich unmöglich ist.
Wahrer Sieg wird nur durch Liebe errungen — Liebe, die gerecht und allumfassend ist, die nicht nur die Freunde für Wohltaten herausgreift, sondern alle in gleicher Weise behandelt und sie durch ihre selbstlosen Handlungen unparteiisch und göttlich segnet. Wir befreien uns dadurch von Feinden, daß wir sie lieben, doch das bedeutet nicht, daß wir einen schlechten Sterblichen lieben sollen. Es bedeutet, daß wir einen klaren Begriff von Gott als der göttlichen Liebe und vom Menschen als Widerspiegelung der Liebe haben sollten und auf diese Weise erkennen, daß jede andere Vorstellung vom Menschen nur eine böse Einflüsterung ist, die nicht mehr Macht besitzt, als wir ihr geben.
Johannes, der geliebte Jünger, definierte Gott als Liebe. Folglich sind die Kinder Gottes die Ideen der Liebe. Sie sind zufrieden, da sie alles Gute in sich schließen und zum Ausdruck bringen. Deshalb können die Söhne und Töchter Gottes nicht von Habsucht, Gier oder Furcht angetrieben, noch zum Stehlen, Töten oder Kriegführen veranlaßt werden. Solch ein sterbliches Bild mit dem Augenschein seiner Fleischlichkeit ist eine falsche Vorstellung vom Menschen, die durch die Wahrheit zerstört werden kann und wird.
Die geistigen Wahrheiten der Seele machen Himmel und Ewigkeit aus. Wenn sie verstanden werden, zerstören sie jede Spur von Furcht und Gefahr. Jesu Verheißung (Luk. 10:19): „Nichts wird euch beschädigen“, ist reif zur Erfüllung.
Die Erfahrung eines Mannes, der eine gute Stellung an einer Schulbehörde in einer großen Stadt innehatte, beweist, daß die Zerstörung des Bösen durch die geistige Liebe möglich ist. Er erzählte einem christlich-wissenschaftlichen Ausüber, er habe viele Feinde — die Angestellten seines Büros — die falsche Gerüchte über ihn verbreiteten. Er fügte hinzu, er würde wohl zurücktreten und sich eine andere Stellung suchen müssen. Der Ausüber sagte, sein Denken über Feinde müsse geheilt werden, sonst würde er seine falsche Vorstellung vom Menschen in seine neue Stellung mitnehmen.
Der Mann berichtigte daraufhin sein Denken und begann, alle in seiner Umgebung als Ideen der göttlichen Liebe zu sehen, was sie auch in Wirklichkeit waren. Nach kurzer Zeit fand er. daß in seinem Büro Harmonie und Wohlwollen ausgedrückt wurden. Bald hatte er nicht mehr den Wunsch, die Stellung zu wechseln, doch es wurde ihm eine andere so gute Stellung angeboten, daß er glaubte, es tun zu müssen. Diejenigen, die er früher für seine Feinde gehalten hatte, wünschten nun, er bliebe, und sie empfanden sein Weggehen als einen Verlust. Er fand jedoch einen Nachfolger für seinen Posten, den er anlernte. Er bewies, daß die Macht des göttlichen Gesetzes den Sinn von Feindschaft zerstören kann, der hier in Form von unliebenswürdigen Arbeitskollegen in Erscheinung getreten war. Die ganze Erfahrung war ein Segen für alle.
Das Gesetz der Liebe kann nutzbar gemacht werden, um die Lösung von Feindseligkeiten zwischen Menschen und Völkern herbeizuführen — Feindseligkeiten, die eine Kriegsgefahr bedeuten können. Mary Baker Eddy, unsere Führerin, sagt uns in „Vermischte Schriften“ in ihrem Artikel „Liebet eure Feinde“, auf welche Weise das getan werden kann. Sie spricht von Feinden und sagt (S. 10): „Selbst der Annahme nach hast du nur einen Feind (das heißt nicht in Wirklichkeit) und dieser eine Feind bist du selbst — es ist deine irrige Annahme, daß du Feinde habest, daß das Böse wirklich sei und daß es in der Wissenschaft etwas außer dem Guten geben könne.“
Mit dieser Feststellung im Bewußtsein wollen wir erwägen, wie wir im Hinblick auf das Problem der Kriegsverhütung geistig und aufbauend denken können. Beginnen wir mit unserem eigenen Denken, denn dort müssen wir unsere Gedanken über den Menschen und das Weltall berichtigen und vergeistigen.
Nehmen wir an, wir läsen in den Zeitungen von gegnerischen Staatsmännern, deren widerstreitende Ziele, wie man fürchtet, zu einem Krieg führen könnten. Wenn wir die Suggestion annehmen, der Mensch sei haßerfüllt anstatt liebevoll, reden wir dann nicht falsches Zeugnis gegen unsern Nächsten? Wären wir imstande, einen kranken Freund dadurch zu heilen, daß wir das sterbliche Bild von ihm in uns aufnehmen? Wenn nicht, dann können wir auch eine kranke Welt nicht dadurch heilen, daß wir für wahr halten, was der sterbliche Irrtum über Menschen und Völker aussagt. Laßt uns jene Staatsmänner in einer christusähnlicheren Weise betrachten. Jesus wandte sich an Gott, nicht an das sterbliche Gemüt, um Auskunft über den Menschen zu erhalten. Er sagte (Joh. 5:26): „Wie der Vater das Leben hat in ihm selber, also hat er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selber.“
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Jesus seine heilende Tätigkeit dadurch vollbrachte, daß er die geistige Wahrheit vom Menschen als Gottes Ebenbild im Gedanken festhielt, ihn aber nicht als einen Sterblichen betrachtete. Was ist nun die Wahrheit über gegnerische Staatsmänner? Sie ist nicht das, was der materielle Sinn über sie aussagt, sondern was uns das göttliche Gesetz vom Menschen offenbart. In dieser Heilarbeit ist es natürlich wichtig, den Irrtum zu entlarven und seine Nichtsheit bloßzustellen. Wir müssen einsehen, daß der Irrtum in Wirklichkeit nichts ist und daß er deshalb kein Bestandteil des Daseins des Menschen sein kann.
Wie sollen wir beten, um uns selbst zu beschützen? Jesus lehrte seine Jünger ein Gebet, das das Gebet des Herrn genannt wird. Er forderte sie auf, dieses Gebet mit Gott — „unser Vater“ — (Matth. 6:9) zu beginnen. Und Mrs. Eddy heißt uns, die Behandlung damit zu beginnen, daß wir die Furcht des Patienten zerstören. Diese Weisungen sind in ihrer Bedeutung gleich. Denn der Grundgedanke, daß ein liebender Vater-Mutter Gott alle Seine Kinder in liebevoller Fürsorge umfangen hält, zerstreut die Gedanken an irgendeine andere Macht und treibt auf diese Weise alle Furcht aus. Die Engel Seiner Gegenwart sind unser Schutz. Es ist also unsere Aufgabe, unser Denken ruhig und gelassen zu halten durch die Erkenntnis, daß Gott Alles und neben Ihm keiner ist. Es gibt keine zerstörenden Kräfte, denn Geist ist Alles, und es gibt keine Materie.
Heute wie zu Jesu Zeiten steht die Christuskraft den Aufrichtigen zur Verfügung, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie die göttliche Art des Dienstes an der Menschheit erkennen, und sich und andere unter der Leitung der göttlichen Liebe segnen können.
Wenn wir lernen, den Menschen als gottähnlich zu betrachten, wenn wir uns selber von der falschen Auffassung vom Menschen heilen, und wenn wir lernen, zu allen liebevoll zu sein, dann werden wir wahren Fortschritt erleben. Wir werden sicherlich den Beweis unserer Treue in größerem Frieden unter den Völkern, in Harmonie im Berufsleben, in Ehrlichkeit in den Staatsangelegenheiten, in Eintracht in den Familien und in Wohlergehen im menschlichen Leben finden. Das Reich Gottes ist wahrlich inwendig in uns, in unserem eigenen Bewußtsein. Wenn wir über unser falsches Denken von der Welt gesiegt haben, wird uns der wahre Sieg gegeben werden — ein Sieg, der nur durch Liebe errungen werden kann.